Benutzer:Manuel Heinemann/Burgus Schlingen
Der Burgus Schlingen ist ein Römischer Wachturm (Burgus) bei Schlingen, einem Ortsteil der Stadt Bad Wörishofen an der Ostgrenze des schwäbischen Landkreises Unterallgäu, westlich der Wertach.
Römerstraße in Schlingen (Gde. Bad Wörishofen) von Westen zum Ort und aus dem Ort nach Westen Richtung Irpisdorf; nördlich von Irpisdorf kreuzt sie als Feldweg die B 16, oben Blick nach Osten, links nach Westen
Christian Kolb als römischer Soldat. Schließlich war er es, der vor 2007 Jahren in Schlingen eine Ausgrabungsstelle aus der Römerzeit entdeckte. Zahlreiche Gebrauchsgegenstände kamen dort wieder ans Tageslicht. Solche Funde aus der Region, darunter auch Reste von Befestigungen, Gutshöfen und Kastellen zeigt eine Sonderausstellung, die anlässlich des Jubiläums "60 Jahre Stadterhebung" bis 4. Oktober im Kneipp-Museum läuft. In zehn Vitrinen wird dort gezeigt, wie die Römer lebten und was die Besatzer des einstigen Rätiens so alles der Nachwelt hinterlassen haben.
Zur Ausstellungs-Eröffnung kamen nicht nur römische Legionäre, sondern auch zahlreiche Ehrengäste in den Festsaal des Dominikanerinnen-Klosters. Von August Filser, dem Vorsitzenden des Förderkreises "Sebastian-Kneipp-Museum" und Motor der Ausstellung, herzlich begrüßt, waren sie zu einer Reise in die Welt der Antike eingeladen. Mit Dr. Wolfgang Czysz folgten die Gäste den Spuren der römischen Truppen im Unterallgäu. Im Festvortrag des Hauptkonservators des Landesamtes für Denkmalpflege ging es vorwiegend um die Präsenz der Römer in der Region. In eindrucksvollen Bildern ließ er die Zeit zwischen 15 vor Christus und dem fünften Jahrhundert Revue passieren. Mitunter schlug der Archäologe aber auch Abwege in die Provinz Rätien ein, zu der fast 500 Jahre lang auch das Allgäu als Teil des römischen Weltreiches zählte. Auf halber Strecke zwischen Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Cambodunum (Kempten) wurden an vielen Orten Überbleibsel von römischen Siedlungen entdeckt. So zeichnet die Ausstellung ein lebendiges Bild frühen Landlebens in der Provinz.
In römischer Zeit besaß die Straße als Aufmarschroute des Militärs, als Handelsweg und zentrale Ader des Reiseverkehrs höchste Bedeutung. Sie war Grundlage für das Funktionieren der römischen Zivil- und Militärverwaltung.
Unmittelbar an der wichtigen Fernstraße von Bregenz über Kempten zur Provinzhauptstadt Augsburg stand am Rand des Höhenzuges westlich von Schlingen in spätrömischer Zeit ein militärischer Wachtposten. Von hier aus hatte man einen weiten Blick über Talebene und Höhenrücken.
Das rechteckige Holzgebäude war nach den Ausgrabungen von 1938 von einem Wehrgraben umgeben und mit dem Eingang zur Straße hin ausgerichtet. Die Besatzung wird angesichts der Größe des Gebäudes wohl nicht mehr als 8–10 Soldaten umfasst haben.
Zu ihren Aufgaben gehörte die Sicherung der Straße und einer kleinen Straßenstation, die aufgrund zahlreicher Funde unmittelbar am Fuß des Höhenzuges vermutet wird. Sie diente als Rast- und Warenumschlagsplatz für Händler und Reisende.
So könnte die Situation an der Römerstraße ausgesehen haben: Hoch oben am Rande des Höhenrückens der Wachtposten, und unten am Hangfuß die Straßenstation.
Straßenastes Kempten - Augsburg, (Campodunum - Augusta Vindelicorum)
Kreisheimatpfleger Josef Striebel
Um endlich die Überlieferungen entweder zu bestätigen oder zu widerlegen, wurden auf Anregung von Kreisheimatpfleger Striebel im Jahre 1942 umfangreiche Ausgrabungen auf dem Goldberg durchgeführt. Sie wurden im Verfolg von Striebel 1937 und 1938 bei Baisweil und Schlingen entdeckter römischer Wachtürme für erfolgreich befunden und vom Bezirksverband Schwaben finanziert. Die Grabungen standen unter wissenschaftlichen Leitung von Ludwig Ohlenroth, Augsburg und bestätigten schon nach den ersten Schnitten die vermutete Anlage.
Römische Fundstellen südlich von Bad Wörishofen Römerstraße Kempten-Augsburg Wachtposten von Baisweil und Schlingen Straßenstation von Schlingen Gutshöfe bei Baisweil und Pforzen (Kartengrundlage: Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern; Urpositionsblatt von 1825
Lage der Straßenstation (1) von Schlingen unmittelbar am Abstieg der Römerstraße (2) zur Niederterrasse der Wertach; oberhalb der Straße der spätrömische Wachtposten (3). (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Luftbilddokumentation, Foto O. Braasch)
Der Wachtposten von Schlingen mit dem Holzgebäude (grün) und der Grabenanlage (blau), ausgegraben 1938 von Josef Striebel. (Nach L. Ohlenroth)
Sesterz des Marcus Aurelius, 171 n. Chr., gefunden 2007 bei einer Sondage in der Straßenstation von Schlingen.
(Die Funde werden im Sebastian-Kneipp-Museum Bad Wörishofen ausgestellt)