Benutzer:Manuel Heinemann/Historische Illerbrücke

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Historische Illerbrücke
Nutzung Bahnverkehr, Straßenverkehr, Fußverkehr
Überführt Bahnstrecke Memmingen–Legau
Unterführt Iller
Ort Kronburg
Illerbeuren
Konstruktion Bogenbrücke
Gesamtlänge 90 m
Längste Stützweite 59 m
Baubeginn 1903
Fertigstellung 1904
Lage
Koordinaten 47° 53′ 55″ N, 10° 7′ 19″ OKoordinaten: 47° 53′ 55″ N, 10° 7′ 19″ O
Manuel Heinemann/Historische Illerbrücke (Bayern)

Die Historische Illerbrücke ist eine 1903/1904 gebaute, 90 Meter lange Bogenbrücke über den Fluss Iller zwischen Illerbeuren und Lautrach im Landkreis Unterallgäu in Bayern. Die heute unter Denkmalschutz stehende ehemalige Eisenbahnbrücke wurde aus Stampfbeton erbaut und war das größte Ingenieurbauwerk der 17 Kilometer langen Bahnstrecke Memmingen–Legau, im Volksmund Legauer Rutsch oder Legauer Bähnle genannt. Als Baudenkmal von internationalen Bedeutung gibt die Brücke Zeugnis wie die Erschließung auf dem Bahnweg den Strukturwandel auf dem Land vorantrieb. Sie ist heute Teil eines Rad- und Wanderweges.

Geschichte

Vorgeschichte und Planung

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verfolgten einige Gemeinden um Legau das Ziel, einen Bahnanschluss vom südlich gelegenen Kempten aus zu erhalten. Im Bayerischen Landtag wurde dagegen ein Anschluss nach Memmingen bevorzugt, wohin Legau verwaltungsrechtlich enger gebunden war. Vor die Wahl gestellt, entschied sich der Legauer Rat schließlich für die politisch favorisierte Variante, so dass am 30. Juni 1900 der Bahnbau im Lokalbahngesetz genehmigt werden konnte. Die Planung der Bahnlinie sah zwischen Illerbeuren und Lautrach bei Streckenkilometer 12,4 eine Überquerung der Iller vor. Für den Bau der Bogenbrücke über die Iller wurde das Bauunternehmen B. Liebold aus Holzminden verpflichtet.

Bau und Konstruktion der Brücke

Die Konstruktion der Eisenbahnbrücke über die Iller erfolgte – bis auf drei Gelenke und das Geländer – ganz ohne Stahl, komplett nur aus sogenanntem Stampfbeton. Diese neuartige Bauweise weckte sowohl bei der Bevölkerung[1] als auch beim überregionalen Fachpublikum[2][3] breites Interesse. Die Arbeiten erfolgten wie auch bei der gesamte Bahnstrecke weitgehend problemlos. Zwischen 1903 und 1904 wurde in nur neun Monaten Bauzeit die 90 Meter lange und 59 Meter überspannende Brücke fertiggestellt. So dass die Strecke der Bahnlinie Memmingen-Legau nach 16 Monaten Gestamtbauzeit am 23. Juni 1904 eröffnet werden konnte. Die Baukosten für das Brückenbauwerk lagen damals bei 91.000 Mark.

Betrieb der Brücke

Eisenbahnverkehr

Ab Juni 1904 bis 1972 versah die Brücke ihren Betrieb auf dieser Nebenbahnstrecke. Das „Legauer Bähnle“ transportierte nicht nur Menschen, sondern auch Maschinen, Materialien und Tiere. Im Mai 1972 wurde der Schienenverkehr eingestellt, die Strecke 1975 stillgelegt und die Schienen entfernt.

Nachnutzung

Die ehemalige Bahnbrücke diente fortan der Bevölkerung als Geh- und Radwe. 1981 wurde sie Teil eines Rad- und Wanderweges. So ist sie heute in den Iller-Radwanderweg und den Jakobus-Pilgerweg im Illerwinkel integriert und eine Station der sogenannten Unterallgäuer Glückswege.

Denkmalschutz

2003 schließlich wurde sie vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt. Die Brücke ist kulturhistorisch von internationaler Bedeutung, da nur wenige Bauwerke aus sogenanntem Stampfbeton errichtet wurden. Dabei handelt es sich um eine Bauweise, die weitgehend ohne Stahl auskam und nur kurze Zeit angewandt wurde.

D-7-78-161-45 Ehem. Eisenbahnbrücke über die Iller, aufgeständerte Bogenbrücke in Stampfbeton, 1904.

Sanierung

Über die Jahre hatte eindringende Feuchtigkeit die Betonkonstruktion allerdings massiv in Mitleidenschaft gezogen. Das Bauwerk bekam Risse, hatte ein kaputtes Geländer und lose Kanten. Die Verkehrssicherheit war dadurch schließlich nicht mehr gewährleistet. Letztlich hatte sich der Unterallgäuer Kreistag dazu entschlossen, die historische Brücke sanieren zu lassen.

Um sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen und um das historische Bauwerk für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten, waren aufwändige Untersuchungen mit Kletterern, Ultraschall- und Radargeräten erforderlich.

Schließlich wurde unter den Gesichtspunkten Denkmalschutz und Verkehrssicherheit ein Sanierungskonzept in zwei Bauabschnitten entwickelt, das vor sah, dass dabei die original geschalten und sägerauen Oberflächen sowie die für die Bauweise typischen Stampffugen nach der Sanierung sichtbar blieben. Auch sollten die wiederhergestellten Ecken und Kanten sowie erfolgte Ausbesserungen bewusst als solche ersichtlich sein.

Der erste Bauabschnitt 2017 begann mit der Teilerneuerung des Überbaus. Hierzu wurde die Brücke zunächst in den Rohbauzustand zurückversetzt und an kritischen Stellen mit Baustahl verstärkt. Es wurde eine neue Betonplatte aufgebracht die den Brückenbau nach oben abgedichtet, damit zukünftig kein Wasser mehr in das Gewölbe eindringen kann. Dann wurde mit der originalgetreuen Wiederherstellung des Bauwerks begonnen. So wurden im Zuge der Sanierung alle 222 Konsolköpfe, auf denen das Gesims aufliegt und der Brücke als gestalterische Elemente einen besonderen Charakter verleihen, originalgetreu wiederhergestellt. Fehlende Brüstungen wurden ersetzt und das historische Brückengeländer abgebaut, aufgearbeitet und wieder angebracht sowie den aktuellen Sicherheitsbestimmungen angepasst. Hierzu wurde am Geländer ein Drahtseilnetz angebracht, um die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger zu erhöhen.

2018 wurden im zweiten Bauabschnitt der Hauptbogen und die Unterbauten mit Hilfe eines verschiebbaren Hängegerüsts saniert. Dabei wurden zunächst lose Teile entfernt und diese Stellen dann mit Beton wieder neu aufgefüllt - allerdings nur, wo dies aus baulicher Sicht zwingend notwendig war. Ganz bewusst sollen alte und neue Bereiche sichtbar bleiben. Die Brücke wurde am Ende nicht mit einer neuen Schicht überzogen. So ist die historische Bausubstanz auch in Zukunft deutlich zu erkennen. Um den Brückenbogen zu sanieren wurden an dessen Oberseite Holzschalungen angebracht. Diese dienen als Unterkonstruktion für ein Kupferblech, das künftig das tragende Element schützen soll. Am Ende wurde noch die Fahrbahn endgültig abgedichtet und eine Asphaltschicht aufgebracht.

Die aufwändige Sanierung wurde von April 2017 bis November 2018 umgesetzt und kostete rund 1,6 Millionen Euro. An den Kosten beteiligten sich neben dem Landkreis Unterallgäu und dem Bezirk Schwaben das Bayerische Kultusministerium, die Bayerische Landesstiftungsowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Außerdem beteiligten sich die Gemeinden Kronburg und Lautrach mit je zehn Prozent an den Gesamtkosten.

Offiziell für Radfahrer und Fußgänger eröffnet wurde das sanierte Bauwerk im Mai 2019.[4]

Trivia

Die „Historische Illerbrücke“ ist Vorbild für eine Modelleisenbahnbrücke im Miniatur Wunderland in Hamburg.

Siehe auch

Literatur

  • Stahl und Beton für Tempo und Tonnen: Betonbrücken. In: Markus Hehl (Hrsg.): EISENBAHN-KURIER Themen: EISENBAHNBRÜCKEN. Band 32. 3. Quartal 1999, Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg i. Br., 1999.

Weblinks

Einzelnachweise

</references>

  1. Baum: Schwäbische Eisenbahn. 1969, S. 62.
  2. Liebold: Eisenbahnbrücke in Stampfbeton über die Iller bei Lautrach. In: Deutsche Bauzeitung. 1904, S. 441 ff.
  3. Beutel: Grössere Betongewölbe-Brücken. In: Süddeutsche Bauzeitung. 1903, S. 410 ff.
  4. Historische Illerbrücke im Mittelpunkt. Landratsamt informiert am Tag des offenen Denkmals über Sanierungsarbeiten. In: Lokal Memmingen vom 27. August 2018