Benutzer:Manuel Heinemann/Meßkircher Nasenschleifen

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Das Meßkircher Nasenschleifen ist eine traditionelle, jährlich am „Schmotzigen Dunnstig“ in Meßkirch stattfindende Veranstaltung der schwäbisch-alemannischen Fasnet, bei der eine politische Persönlichkeit „angeklagt“ wird. Der Brauch besteht seit 1972, folgt aber einem Narrenprivileg, welches in den Gerichtsakten der Fürsten von Fürstenberg-Meßkirch im frühen 18. Jahrhundert, einst Herrschaften über Meßkirch, erwähnt wird.

Ein alter Brauch, wenn auch erst in den Sechziger Jahren wiederentdeckt, ist das Nasenschleifen. Der aus Göggingen stammende Pfarrer Burth hat im Generallandesarchiv in Karlsruhe in alten fürstenbergischen Gerichtsprotokollen diese um 1650 geübte Narrensitte wiederentdeckt. Der Brauch bestand im Schwärzen der Nasen durch vermummte Narren an straffällig gewordenen Mißachtern fastnächtlicher Rechte.

Auch ein Page am Hofe des Grafen Franz Christoph von Fürstenberg-Meßkirch, Junker Betz, musste diese Prozedur einmal erdulden. Als jedoch die Spielleute mit den verordneten Narren vor sein Haus gezogen kamen, weigerte sich der Junker, dem Brauche nachzukommen und beleidigte die Narren übel. Diese klagten dann vor dem ordentlichen Gericht, das den Junker dazu verurteilte, einen halben Eimer Wein zu bezahlen, weil er "einem alten Brauche nicht parieren wollte". Im Falle einer nicht gütlichen Einigung mit den Narren und Verweigerung des Trunkes sollte den Narren erlaubt sein, dass sie ihr Recht sich selber nehmen dürften.

Eine Person des öffentlichen Lebens wird vor die vier Meßkicher Nasenschleifer geladen, die da sind der Loschore, der Koinzige, der Triele und der Glotzer. Es wird Gericht gehalten über närrische Vergehen, die sich der Deliquent zu Schulden kommen lies, er darf sich närrisch verteidigen, was ihm aber selten viel nützt. Nach der Verurteilung wird dem Angeklagten am Marktbrückle die Nase geschliffen (geschwärzt). Der Brauch wird in der Neuzeit wieder seit 1972 jährlich am Schmotzigen Dunnstig und gelegentlich auf auswärtigen Narrentreffen durchgeführt.

Das Nasenschleifen ist der älteste Meßkircher Fasnetsbrauch. Mit Quellen belegt ist dieser erstmals für das Jahr 1659. Das Nasenschleifen bestand im Schwärzen der Nase des Angeklagten und wurde von vermummten Narren unter musikalische Begleitung von Pfeifer und Spielleute vollzogen. Opfer der Narren wurden Menschen, die an Fasnacht die Narrenfreihat missachtet hatten. Die verschärfte Form des närrischen Strafgerichts bestand einer „Badung“ im Stadtbrunnen. 1972 beschloss sich die Meßkircher Katzenzunft, das Nasenschleifen zu neuem Leben zu erwecken. Gleichzeitig wurde die Vierergruppe der Nasenschleifer geschaffen. Ihre Holzlarven symbolisieren vier Meßkircher Archetypen: den Triele, den Glotzer, den Kuinzig und den Loschore. Seitdem wird jährlich zum Zunftball am Schmotzige Dunschdig eine lokal oder manchmal auch überregional bekannte Persönlichkeit vor das Narrenschleifergericht zittiert, bei dem die Katzenräte zu Gericht sitzen. Die Möglcihkeit eines Freispruchs ist bisher nicht vorgesehen.[1]

Bekannte Delinquenten beim Meßkircher Nasenschleifen waren[2]:

Einzelnachweise

  1. Manfred Dieterle-Jöchle/dim: Fasnet: Meßkircher NArrenzunft richtet Narrentreffen vom 17. bis 19. Februar aus. Nasenschleifen ältester Narrenbrauch. In: Südkurier vom Februar 2006
  2. Aufgelistet! Die 10 bekanntesten Delinquenten…. In: Südkurier vom 14. Januar 2011
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[[Kategorie:Feste und Brauchtum (Deutschland)]]
[[Kategorie:Meßkirch]]