Benutzer:Manuel Heinemann/Zizenhausen

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Zizenhausen
Koordinaten: 47° 52′ 26″ N, 9° 0′ 5″ O
Höhe: 550 m ü. NN
Fläche: 2,1 km²
Einwohner: 1310 (2009)
Bevölkerungsdichte: 624 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 78333
Vorwahl: 07771

Das Dorf Zizenhausen ist ein Stadtteil von Stockach mit 1310 Einwohnern[1] im Nordosten des Landkreises Konstanz in Baden-Württemberg.

Geographie

Geographische Lage

Zizenhausen zeigt sich heute als lang gestrecktes Dorf im waldumsäumten Tal der Stockacher Aach und einer Ausdehnung von zwei Kilometern. Das Dorfzentrum liegt auf einer Höhe von 550 m ü. NN rund ein Kilometer nördlich von Stockach und rund sieben Kilometer nördlich des Bodensees im Hegau.

Gliederung

Zu Zizenhausen gehören das Dorf Zizenhausen mit Stampfwiesen (Die Bezeichnung „Stampfwiesen“ wird von einer Mühle abgeleitet, die dort stand, und in der Hirse gestampft wurde), die Häuser Altsegge am östlichen Talhang der Stockacher Aach, 1,5 Kilometer nördlich des Dorfes (Der Name „Segge“ ist aus dem Riedgras zu erklären, das dort häufig wächst), der Streckweiler Bleiche am östlichen Talhang der Stockacher Aach, südlich des Dorfes, das Haus Ebenehof am östlichen Talhang nordlich des Dorfes, der Weiler Schmelze (verdankt seinen Namen dem ehemaligen Hüttenwerk, das im Jahre 1863 seinen Betrieb einstellte) im Tal der Stockacher Aach nördlich des Dorfes. Von der Krone aus zieht ein langer Zinken des Dorfes den Anhöhen folgend zum Sennhof, einem ehemaligen Lehenshof der Landgrafen von Nellenburg, zum Reihenweiler Windegg an der B 14 auf der Gemarkungsgrenze zu Mahlspüren im Hegau.[2]

Ausdehnung des Gebiets

Die Gesamtfläche der Gemarkung Zizenhausen beträgt 210 Hektar[1].

Geschichte

AUSWERTEN: http://zizenhausen.com/?geschichte

Zizenhausener Heidenhöhlen – Früher Siedlungsraum

Die heute Gemarkung Zizenhausen war bereits früh Siedlungsraum. Auf einer rechtsseitigen Anhöhe des Aachtobels oberhalb des Ortsteils Bleiche, gibt es am rund 630 Meter hohen Heidenfelsen acht tiefe, von Menschenhand in die Molasseschicht aus Mergel und Sandstein gegrabene Höhlungen unbekannten Alters, die teilweise miteinander verbunden sind. Um die Entstehung und Nutzung der sogenannten Heidenhöhlen gibt es verschiedene Theorien: Erstmals erwähnt werden sie um 1000 n. Chr. als Wohnung von Eremiten. Im Jahre 1816 fand hier der Bietinger Pfarrer Joseph Anton Eitenbenz römische Münzen. Wobei die genau Anzahl und Art der Münzen unbekannt sowie ihr Verbleib ungesichert sind. Die Münzen werden je nach Chronisten in die Zeit während der Herrschaft der römischen Kaiser Antonius, Titus respektive Marc Aurel datiert.[3]

Dass die Römer in der Region präsent waren beweisen unter anderem die erstmals durch Eitenbenz ergrabene und beschriebene römische Villa Rustica bei Meßkirch, die bei Orsingen und Homberg gefundenen römische Baureste sowie die von Forscher vermutete Römerstraße, die entlang der Stockacher Aach und dem Oberlauf der Ablach von der Römerbrücke bei Eschenz (Schweiz) zur Donaufurt bei Laiz (Deutschland) führte.

Es wurden auch römische Münzen gefunden.

Die Heidenlöcher von Zizenhausen stehen heute unter Naturschutz und sind von Menschen geschaffene Höhlungen in den feinen, graugrünen Sandsteins durchzogen mit dem Mineral Glaukonit (Heidenlöcher-Schichten) der Oberen Meeresmolasse. Viele dieser Höhlen wurden früher als Bierkeller oder zum Lagern und Kühlen von Lebensmitteln angelegt. Manche dienten auch als Fluchtort oder Versteck. Zwei der Hohlräume sind durch einen 30 m langen Gang miteinander verbunden.

Die Heidenlöcher selbst liegen in der halben Höhe der Steilwand und sind über einen schmalen Pfad entweder vom Waldparkplatz Heidenbühl oberhalb der Berlinger Siedlung oder über einen steilen Anstieg von Zizenhausen aus zugänglich.

Jedenfalls haben Heiden hier Zuflucht vor ihren christlichen Verfolgern gesucht - daher der Name. Und auch ausgestoßene Söldner der österreichischen Armee fanden in den Felsen Schutz. Um 1910 hauste hier aus Armut der Häusle-Marti. Er sei so lange geduldet worden, bis er Eintritt verlangt habe, dann hätten ihn die Zizenhauser vertrieben.

Die letzten Bewohner, nach der Stockacher Chronik soll sich 1910 eine Familie Wieland aus Armut dort einquartiert haben, wurde von der Stadt Stockach wieder vertrieben, nachdem der Mann Eintrittsgelder von Besuchern verlangt hatte. Den sogenannten Keller, die Küche und auch die nach außen offene Hafnerhöhle kann man heute noch besichtigen.


Es gibt nur eine richtige Höhle, aber zahlreiche tiefere Ausbuchtungen in der Felswand. Die begehbare Höhle hat zwei Eingänge und neben dem Hauptraum noch zwei kleinere Nebenräume, die durch einen Tunnel miteinander verbunden sind.


Die Familie Wieland lebte um 1910 in Stockach. Sie war bekannt dafür, dass sie kein Geld hatte und aus jedem Haus hinausgeworfen wurde. Aus Geldmangel zogen sie in eine der Heidenhöhlen ein und lebten dort. Die Frau floh aber mit ihren Kindern nach Zizenhausen und versteckte sich dort vor ihrem Mann. Dieser soll in der Höhle geblieben sein, bis er von der Stadt Stockach von dort vertrieben wurde, weil er Eintritt von Besuchern der Höhlen verlangt hatte. (vic/ise)

Sie könnten schon um das Jahr Null möglicherweise als Wohnraum für Römer, Doch ob das Geld aus der Römerzeit stammt oder später hingeworfen wurde, lässt sich nicht sagen.


als Schlupfwinkel der ersten Christen des Bodenseegebietes, als Kultstätte verschiedener Religionen, im Mittelalter als Schutzhöhlen für die Bevölkerung gedient haben. Ein Hafner hatte wohl einmal seine Werkstatt dort, jedenfalls ist die „Hafnerhöhle“ noch heute rauchgeschwärzt und man hat in ihr einstmals Bruchstücke von Hafnergeschirr gefunden. Der Volksmund sprach davon, dass früher in den Höhlen „bewirtet“ worden sein und eine Höhle als „Fasslager“ früher gedient habe, ein Aspekt, der durchaus wahr gewesen sein kann.


Weiterhin sollen Pfeile gefunden worden sein.


Der rund kann vom Wanderparkplatz an der Zoznegger Straße von Stockach aus vorbei an der Berlinger Siedlung erreicht werden. Stockach in Richtung Zoznegg verlassen, der Parkplatz befindet sich am Waldrand auf der linken Seite bei der Berlinger Siedlung (zur Gemarkung Hindelwangen gehörend).

Bedeutung der Wasserkraft

Das Molassegestein ist hier reich an Quellaustritten. Bereits früh nutzten die Menschen diesen Wasserreichtum zum Betrieb von Wassermühlen.





an einigen Stellen der Wand Sandstein abgebaut wurde, um Baumaterial zur Verfügung zu haben. Dieses Material wurde wegen seiner Nähe zum gleichnamigen Hof auch "Berlinger Stein" genannt, unter anderem sei es für den Bau der alten Konstanzer Rheinbrücke verwendet worden.



Zizenhausen ist sehr alt, schon im Jahr 760 besaß das Kloster Moosbach im Elsass hier Güter. Der Name des Ortes lautete damals „Zozikuses“.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort Zitzenhausen im Spätmittelalter - vielleicht schon 1227, sicher 1464.[4] Die Ortsnamensforschung erlaubt jedoch einen näheren Rückschluss auf den Entstehungszeitraum: Die Endung des Ortsnamens auf „-hausen“ datiert die Besiedelung der Gemarkung in eine zweite Phase, die gekennzeichnet war durch Schaffung neuer Flächen mittels Rodung von Wäldern bei denen bachaufwärts neue Kolonien entstanden, die mit schlechteren Lagen auskommen mussten.[5]

Zizenhausen bestand lange nur aus einem Hof, einer Mühle und einer Ziegelhütte. Im Jahr 1697 wurde ein Hüttenwerk angelegt.

In den Urbarien des für das Nellenburger Amt Hindelwangen wurde ein Sennhof in Zizenhausen als Begüterung genannt.

Später erhielten es die Freiherren von Reischach als österreichisches Lehen, traten es aber bald an andere ab (von Salis) 1787 (nach andern schon 1781) kaufte der österreichische Landvogt und Landrichter Herr von Krafft zu Fronberg den Ort, der nur noch aus einem Hof und wenigen halb zerfallenen Hütten bestand. Krafft machte sich vom Lehensverband los, brachte die Gerichtsbarkeit an sich, erneuerte die eingegangene Brauerei (1785) und Ziegelhütte, errichtete eine Ölmühle (deren Geschäfte bis in der Schweiz Erfolg trugen, jedoch im Sommer 1924 einem Brand zum Opfer fiel), eine Indienn- oder Zizfabrik (die landesfürtliche Privilegien besaß) und legte eine Dörfchen an.

Die Ableitung des Namens Zizenhausen von dieser Zizfabrik wie manche meinen ist Irrtum, denn diese wurde erst 1787 gegründet, zu einer Zeit also als der Ort schon Jahrhunderte lang seinen Namen führte, der wie oben erwähnt, schon 760 in der Form von Zozikuses urkundlich erwähnt wird.

Die von Krafft gegründete Zizfabrik verkaufte er bereits 1789 mit beträchtlichen Verlust dem Herrn Daniel Salis von Chur (1765–1832). Die Fabrik beschäftigte bereits an die hundert Arbeiter und wurde unter der Firma Traila, Kimich et Comp, weitergeführt.


1806 kam mit der Landgrafschaft Nellenburg auch Zizenhausen von Österreich weg an Württemberg, seit 1810 war es badisch.

Die Einwohner Zizenhausen galten in jener Zeit als sehr arm. Ein Grund wieso sich in Hippetsweiler der Neckname „Zizenhauser“ einbürgerte.

Industrialisierung

Zizenhausen geprägt von den Adelsfamilien von Krafft und von Buol Berenberg.

Zizenhausen geprägt von den Adelsfamilien von Krafft und von Buol Berenberg. Zizenhausen gebeutelt von den Napoleonischen Kriegen. Zizenhausen in bitterster Armut. Ein Ort mit hungernden Menschen, ohne landwirtschaftliche Flächen. Im dritten Kapitel dann die Schilderung des Neuanfangs, des Aufbaus. Viele Zizenhausener fanden Arbeit bei den Firmen Schiesser und Fahr in Stockach.[6]

Zizenhausen gebeutelt von den Napoleonischen Kriegen. Zizenhausen in bitterster Armut. Ein Ort mit hungernden Menschen, ohne landwirtschaftliche Flächen. Im dritten Kapitel dann die Schilderung des Neuanfangs, des Aufbaus. Viele Zizenhausener fanden Arbeit bei den Firmen Schiesser und Fahr in Stockach.

Das durch das Kunsthandwerkergeschlecht der Sohn, den Schöpfern der Zizenhausener Tonfiguren, bekannte Dorf ist eine unter dem Einfluß des Merkantilismus entstandene Gründung des Jahres 1781.

Zizenhausen war als vorderösterreichisches Erblehen ein unbedeutender Weiler.

Gehörte mit allen Rechten der Landgrafschaft Nellenburg (s.o.), das Niedergericht wurde 1787 dem Landrichter Carl Anton von Krafft, seit 1781 Grundherr daselbst, überlassen.[2]

Eisenschmelze

1780 lediglich aus einem Hof und einem bereits im Jahre 1697 angelegten Eisenwerk.[4]

Im Jahr 1781 wurde der Zizenhausener Hof von dem Stockacher Oberamtsrat und Landrichter der vorderösterreichischen Landgrafschaft Nellenburg Carl Anton von Krafft, genannt Krafft von Festenberg auf Frohnberg, erworben. Er ließ eine Bauerei, eine Indiennefabrik, eine Ziegelei und Ölmühle errichten. Diese schwunghaft betriebenen Gewerbe lockten eine Masse an Einwanderer an, so dass der Ort wenige Jahre nachher 450 Einwohner zählte.

Er sorgte für einen enormen Aufschwung: Unter ihm beginnt die Industrialisierung des Ortes verbunden mit einer starken Bevölkerungszunahme.

Der neue Grundherr der freien Herrschaft Zizenhausen lässt sich ab 1785 das Schloss erbauen.

Ein Hüttenwerk entstand, eine Baumwollspinnerei, Sägewerke, nicht zu vergessen ein Bahnhof an der damals bedeutenden Eisenbahnstrecke Radolfzell – Stockach – Meßkirch beziehungsweise Pfullendorf. Die verschiedenen Industriebetriebe brachten bei wechselnden Besitzverhältnissen zahlreiche Menschen nach Zizenhausen und sorgten so auch für eine rasche Ausdehnung des Orts.

erwachenden Industrie mit Schmelz- und Hammerwerk, hinterem und vorderem Sägewerk.[6]

Die langjährigen Koalitionskriege brachten eine Fülle von Leiden in die Gegend, welche 1796 bis 1801 zum Kriegsschauplatz wurde, und völlig erschöpften.

Diese auf Holzkohlenbasis arbeitende Eisenschmelze verhüttete Bohnerz, erbsengroße Erzkügelchen, das es vorwiegend aus den Vorkommen der Umgebung von Liptingen und den Bohnerzgruben von Engelswies und Umgebung bezog. Als Zuschlagstoff wurde Kalkstein des Oberjura aus dem Raum Hoppetenzell verwendet. Das Tal der Stockacher Aach war für die Bohnerzverhüttung hervorragend geeignet. Im Gegensatz zu anderen Bohnerzgebieten gab es hier genügend, sogar fließendes Wasser, mit dem das Bohnerz vor der Verhüttung gewaschen werden konnte.

Zizenhausen befand sich bis 1805 in der vorderösterreichischen Landgrafschaft Nellenburg.

Staat Baden sechs Hochöfen, nämlich Oberweiler, Kandern, Hausen, Wehr, Albbruck, Pforzheim und Zizenhausen, welches aber an Fürstenberg verpachtet war. Die Hüttenverwaltung Zizenhausen war zugleich mit der Überwachung der Erzgewinnung im Liptinger Reviere beauftragt.

Die Eisenschmelze wurde unter fürstlich fürstenbergischer Verwaltung um ein Hammerwerk erweitert.


Umleitung der Ablach (PDF)

Später zwei Hammerwerke und ein Schmelzwerk (Hochofen).


Bis 1840 im von Krafft’schen Besitz, wird die Grundherrschaft Zizenhausen an den in der nahe gelegenen Herrschaft Mühlingen ansässigen Freiherrn von Buol-Berenberg verkauft. Der Grundbesitz wird von der Familie zwar weiter bewirtschaftet, das Schloss aber zunehmend nur mehr in den Sommermonaten von seinen Besitzern bewohnt.

Das Hüttenwerk Zizenhausen fiel in den 1860er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Ungunst der Zeit zum Opfer: Nach auslaufen der Verträge legte die badische Domänenverwaltung das Werk still. 1866 wurde das Eisenwerk Schmelze an Jakob Kromer und dessen Bruder versteigert. Heute erinnern in Zizenhausen nur die Namen „Schmelzestraße“ und „Am Eisenwerk“ an die Vergangenheit der eisenverhüttenden Betriebe hin.

Die ehemalige Eisenschmelze von Zizenhausen hatte starke Bedeutung für die Industrialisierung von Stockach: 1890 wurde eine Filiale der Trikotfabrik Schiesser aus Radolfzell in Stockach errichtet, 1892 wird Stockachs bedeutendster Industriebetrieb, die Eisengießerei Fahr, in Betrieb genommen.[7]

Terrakotten

Der Ort ist bekannt durch die Zizenhausener Terrakotten aus einer Manufaktur des 19. Jahrhunderts. Ein Teil dieser von Sammlern hoch begehrten Tonfiguren ist als ständige Ausstellung im Schloss Zizenhausen und im Stockacher Stadtmuseum zu bewundern. Neben zahlreichen Darstellungen ist besonders der „Basler Totentanz“ bekannt.

Später siedelte sich im Dorf eine Buntweberei und eine Holzwarenfabrik an.


"von-Buol-Weg"




1934 berichtete der Chronist Hermann Eris Busse (1891–1947) in der Badischen Heimat: „Dieses Zizenhausen ist wohl eine der seltsamsten Gemeinden Deutschlands. Seine Einwohner sind lauter Dahergeloffene. Und unter die wertvollen Menschen, die irgendein Schicksal heimatlos gemacht und die sich hier ansiedeln durften, mischten sich ehemals auch Scheurenbürzler, Zuhälter, Gauner und anderes Gelichter, Zigeuner, Entloffene und Tagediebe aller Art.”[8]


Pfarrei Hindelwangen (Zeitungsartikel Kirche)


Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstand hier ein Herrschaftssitz


Nach Reichsdeputationshauptschluss fiel im Jahr 1805 das Dorf im Amt Stockach zunächst von der Vorderösterreichischen in Württembergische Herrschaft. Erst am 23. November 1810 wurde das Stockacher Oberamt an Baden übergeben und gehörte fortan zum badischen Seekreis.

Im Jahr ohne Sommer kam es in Zizenhausen zu Not und Elend[9], das Einwohner zur Auswanderung bewog um sich zum Beispiel als Goldsucher in Amerika zu verdienen.[10]

Beim Eisenbahnunglück von 1900 stürtze bei der Eisenbahnunterführung eine Dampflok in die Tiefe.

die Mechanische Weberei, die es mit über 120 Webstühlen bis Ende der 1950er Jahre in Zizenhausen gab und die über einen eigenen Kanal verfügte.

Ab 1952 gehörte Zizenhausen zu Baden-Württemberg. Der Landkreis Stockach hatte allerdings nur 37 Jahre Bestand und wurde 1973 im Zuge der Kreisreform Baden-Württemberg aufgelöst. Zizenhausen, als Gemeinde des früheren Amtsbezirks Stockach, kam zum Landkreis Konstanz.

Zum 1. Januar 1974 wurde Zizenhausen in die Stadt Stockach eingemeindet.



Stockacher Stadtteil Zizenhausen, ein Stadtteil, der von besonderer Bedeutung ist, weil Zizenhausen über etwa 150 Jahre hinweg ein industrieller Schwerpunkt und als solcher 1908 sogar größer als Stockach war. Damals zählte Zizenhausen 799 Einwohner und Stockach 722. Freilich ist dabei zu berücksichtigen, dass die heutige Unterstadt damals noch nicht zur Stadt Stockach gehörte.[11]



Zizenhausen, ziemlich bedeutende Eisenschmelze und Hammerwerk der Standesherrschaft Fürstenberg; — Bierbrauerei, Ziegelhütte und Zizfabrik - Fabrik zur Herstellung bedruckter Stoffe - durch den Besitzer Freiherrn von Kraft errichtet.

Zizenhausen als Filial zur Pfarrei Hindelwangen gehörte. Da Zizenhausen also Jahrhunderte lang als Teil unserer Pfarrei eng mit Hindelwangen verbunden war, soll diesem Ort ein kurzes Kapitel gewidmet sein:


Das eigentliche Dorf zeigt sich lang gestreckt durch das Tal der Aach und hat eine Ausdehnung von zwei Kilometern. Der nördliche Teil, die Schmelze, verdankt seinen Namen dem ehemaligen Hüttenwerk, das im Jahre 1863 seinen Betrieb einstellte, und an dessen Bestehen noch das Gasthaus „ZUM EISENWERK“ erinnert. An die Schmelze schließen sich noch die Ortsteile Stampfwiesen und Segge an. Die Bezeichnung Stampfwiesen wird von einer Mühle abgeleitet, die dort stand, und in der Hirse gestampft wurde. Der Name Segge aber ist aus dem Riedgras (Segge) zu erklären, das dort häufig wächst.

Von der Krone aus zieht ein langer Zinken des Dorfes den Anhöhen folgend zum Sennhof, einem ehemaligen Lehenshof der Landgrafen von Nellenburg, zum Ortsteil Windegg. Auf der Ostseite wird das Aachtal von dem steil emporsteigendem Heidenbühl begrenzt. In die Molassefelsen sind zahlreiche Höhlen eingegraben. Die Entstehungszeit geht weit in die Erdgeschichte zurück. Die Gelehrten sprechen von 30 Millionen Jahren, ein Zeitraum, für uns kurzlebige Menschen fast unvorstellbar. Kein Buch und keine Schrift meldet uns von jenen fernen Tagen, denn es wohnten damals noch keine Menschen hier. Aber der unermüdliche Menschengeist versteht auch aus der Erde zu lesen. Und so wissen wir, dass die Molassefelsen ein Gebilde des Wassers sind, eines Süßwassersees, der von Genf bis nach Bayern hinein, ja bis nach Wien sich erstreckte. Es gingen 3 Eiszeiten über unsere Gegend hin, deren letzte schon 15000 Jahre zurückliegt. Erst dann trat der Mensch auf. Es war eine verhältnismäßig leichte Arbeit, in die weiche Molasse Höhlen einzugraben.



Am Fuße des Heidenbühls breitet sich der Ortsteil Bleiche aus. Hier wohnte auch das Geschlecht der „Sohn“, weit bekannt und geachtet durch die Zizenhauser Tonfiguren, die der Zizenhauser Bildermann Andreas Sohn und seine Nachkommen herstellten, und die weit Verbreitung fanden.


Der Name Zizenhausen wurde nicht immer mit Respekt genannt. Vor mehr als 130 Jahren muss es (J. W. E. im Südkurier Nr. 45 – 1953) eine Art Segringen gewesen sein, ein Schauplatz für Johann Peter Hebel’sche Geschichten. Daran trug aber die weitaus größte Zahl der alteingesessenen Bevölkerung keine Schuld. Es kam folgendermaßen:

Als Freiherr von Krafft 1787 seine Zizfabrik gründete, suchte er hierfür etwa 200 Arbeitskräfte zu günstigen Siedlungsbedingungen. Außer diesem Unternehmen wurden fast gleichzeitig noch eine Puder- und Stärkefabrik, sowie eine Seifen- und Lichterfabrik aufgemacht. Das alles bedingte einen erheblichen Zulauf von Menschen von auswärts. Unter diesen befanden sich naturgemäß, wie das auch anderwärts der Fall ist, asozial eingestellte Elemente, die den Ruf des Dorfes stark beeinträchtigten. Dazu kam, dass schon nach wenigen Jahren (1800) die genannten Fabriken wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten ihren Betrieb wieder einstellten. Die zugezogenen Familien, die in der kurzen Zeit kaum recht Fuß gefasst hatten, wurden arbeits- und brotlos. Notgedrungen verlegten sie sich auf Hausiererei und landfahrende Gewerbe. Wer konnte ihnen daraus einen Vorwurf machen? Übrigens haben die wirklich asozialen Elemente nur eine Gastrolle, wenn auch eine längere, gespielt. Sie sind in der ersten Hälfte und in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe des badischen Staates ausgewandert. Durch Hunger gezwungen haben aber auch wertvolle Menschen der Heimat, da dieselbe sie nicht ernähren konnte, den Rücken gekehrt, um jenseits des großen Wassers eine neue Existenz zu gründen. Seitdem kann sich Zizenhausen neben jeder andern Gemeinde unseres Vaterlandes sehen lassen. Ihre fleißigen Einwohner finden außer in den Betrieben in Zizenhausen (Sägewerke, Spinnerei, Weberei, usw.) in den Fabriken in Stockach, Radolfzell, Singen, usw. Arbeit und Verdienst. In der ersten Hälfte der 1890er Jahre wurde eine neue schöne Kirche gebaut und Zizenhausen wurde eine selbständige Pfarrei, die durch Abtrennung von Gütern der Pfarrei Hindelwangen dotiert wurde. Auch ein neues Schulhaus wurde gebaut, und die Gemeinde nahm einen erfreulichen Aufschwung

Im Jahre 1799 kam Anton Sohn (1769–1841) aus Kümmerazhofen nach Zizenhausen. Unter ihm entstanden die sogenannten Zizenhausener Terrakotten. Die Künstlerfamilie Sohn schufen eine bis heute bei Sammlern, Kunstgeschichtlern und Volkskundlern sehr geschätzten buntbemalten Welt aus Kleinplastiken, die ihre Hochkultur in der Zeit des Biedermeiers hatte. Eine Tradition, die mit seinem Ururgroßenkel Otto Müller-Sohn (1910–2003) endete. Unter ihm entstanden 1989 die letzten Zizenhausener Terrakotten. Mehre Museen beherbergen diese Zizenhausener Tonfiguren: Etwa das Heimatmuseum Überlingen, das Konstanzer Rosgartenmuseum, das Fasnachtsmuseum Langenstein, Basel, Augustinermuseum Freiburg, Karlsruhe, Ravensburg, das Alte Forstamt der Stadt Stockack in der Salmannsweiler Straße und die ständige Ausstellung im Schloss Zizenhausen.[12]

Das ganze Besitztum der einst so reichen Barone v. Buol-Berenberg ging in die Hände der Gemeinde über. Zum Wohle der Einwohner.

Einwohnerentwicklung

Die folgende Tabelle zeigt die Einwohnerentwicklung von Zizenhausen seit 1818 bis heute:

Jahr 1777 1792 1818 1852 1871 1890 1901 1925 1961 2009
Einwohnerzahl 20 300 867 1.171 1.053 1.051 1.155 1.131 1.356 1310

Politik

Ehemalige Bürgermeister

  • Benedikt Kratzer
  • Josef Epple[13]
  • bis 1974: Matthias Stocker[13]

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher und Leiter der Ortsverwaltung von Zizenhausen ist seit 2009 Michael Junginger.

Wappen

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Zizenhausen unter goldenem Schildhaupt, darin eine liegende vierendige blaue Hirschstange, in Silber ein rot bezungter schwarzer Eberrumpf.

Ortsfreundschaften

  • Rottweil: Rottweiler Oberstadt zwischen Schwarzem Tor und Hochturm, ein Viertel, das ebenfalls den Namen Zizenhausen trägt

Zizenhausen ist die volkstümliche Bezeichnung für den älteren Teil des Rottweiler Waldtor-Ortes; er wird durch die Hochturmgasse, die Flöttlinstorstraße, die Neutorstraße und die Waldtorstraße berührt. Er geht auf den am 15. Oktober 1769 in Zizenhausen geborenen Karl Joseph Gaßner zurück. Zizenhausen liegt in der Nähe des Bodensees, im Amt Stockach. Karl Joseph Gaßner kam nach Rottweil, wo er Leutnant, Stadtrat und Wirt des Gasthauses Dreikönig wurde. Er wird als stattliche und schillernde Persönlichkeit beschrieben

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Das Schloss Zizenhausen ist ein spätbarocke, dreistöckiger Bau mit doppeltem Dach und mit Resten von ehemaligen Wirtschaftsgebäuden umgeben im Tal der Stockacher Aach. Einst der Sitz der Freiherren von Buol-Berenberg dient es seit 1936 als Sitz des Rathauses, der heutigen Ortsverwaltung.
    • Der anliegende Schlossgarten ist eine parkähnliche Anlage.
    • Brunnen am Schlossplatz
  • Katholische [[Herz-Jesu-Kirche (Zizenhausen)|Herz-Jesu-Kirche wurde zwischen 1892 und 1894 erbaut, durch Pfarrer Feil aus Hindelwangen am 30. Juni 1895 die erste Heilige Messe zelebriert und durch Weihbischof Justus Knecht am 4. September 1895 geweiht. Das Bauwerk mit Auferstehungsgrotte verfügt über eine neugotische Ausstattung. Sehr gegensätzlich dazu wirken die postexpressionistischen Wandbilder des Malers Robert Rauch aus Mimmenhausen, auffällig erscheint auch die als Winterkirche genutzte Sakristei mit ihrer burgartigen Holzverkleidung. Durch ein Erdbeben entstanden 1978 Schäden, Risse an Turm, Decke und Wänden. Im Zuge der Schadensbehebung erfuhr die Kirche eine umfassende Innenrenovation. Im Jahr 2012 wurde sie außenrenoviert.[14]
  • Villa Heyd: Villa der Zizenhausener Fabrikanten und Holzhändler Sigmund und Richard Karl Heyd denen das Heyd & Co. KG Säge- und Hobelwerk gehörte. Das Gebäude diente im zweiten Weltkrieg der Internierung französischer Kriegsgefangenen. 1940 gelang einem von ihnen mittels eines Bettlaken die Flucht in die Schweiz.
  • Weitere Bauwerke wie der Bahnhof, die Brauerei und die Ölmühle zeugen von der wirtschaftlichen Kraft des einst bedeutenden Flecken für die Region.

Naturdenkmale

Heidenhöhlen bei Zizenhausen
  • Die Heidenhöhlen oberhalb von Zizenhausen liegen in einer geologisch interessanten Steilwand, die aus Sandsteinen der Molasse besteht. Sie sind als geschütztes Naturdenkmal eingetragen und in den Wintermonaten zum Wohl der überwinternden Fledermäuse für Besucher gesperrt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

In Zizenhausen befindet sich die Anton-Sohn-Schule, eine Grund- und Hauptschule, sowie der Kindergarten Sonnenschein.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1948: Wilhelm Herkert (* 2. April 1876 in Schlossau), erster Pfarrer von Zizenhausen (1913–1948)[13], Geistlicher Rat und Dekan[15]. Eine Straße in Zizenhausen trägt ebenfalls seinen Namen.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Rudolf von Buol-Berenberg (1842–1902), Reichstagspräsident
  • Franz Freiherr Buol von Berenberg (1849–1911), Grundherr auf Mühlingen, Berenberg und Zizenhausen, Goßherzoglich badischer Khr u. Forstmeister, Königlich preußischer Oberstleutnant
  • Anton Bühler (* 16. Oktober 1922[16]), Mitglied des Gemeinderats (1953–1973), Mitglied des Ortschaftsrat (1974–1980), seit 1979 Träger der Bundesverdienstmedaille, Mitglied des Pfarrgemeinderats, Betriebsrat bei der Maschinenfabrik Fahr in Stockach, freier Mitarbeiter beim Südkurier.[13][17]

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Anton Sohn (1769–1841), Schöpfer der Zizenhausener Terrakotten, lebte und wirkte von 1799 bis zu seinem Tod im Ortsteilin Zizenhausen
  • Carl Anton von Krafft (1743–1830), Oberamtmann und Landrichter der Grafschaft Nellenburg und Herr der Grundherrschaft Zizenhausen
  • Johann Sebastian Bader (1788–1862), Mitglied (1831–1848 und 1850–1854) und Präsident (1850–1854) der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung, verheiratet mit Maria Katharina Elisabetha Fridolina von Krafft-Ebing, Gutsbesitzer in Zizenhausen

Literatur

  • Kilian Weber: Zizenhausen, das jüngste Dorf der Landgrafschaft Nellenburg. S. 211—214.
  • Kurt Schmid: Zizenhausen. Die jüngste Gemeinde in der Landgrafschaft Nellenburg. Stadt Stockach (Hrsg.), Primo Verlag, A. Stähle, Stockach, 2011, ISBN 978-3-00-030815-4 (Hegau-Bibliothek Band 143)
  • Otto Schuler, Helmut Gerber: Das Eisenwerk Zizenhausen - seine Geschichte von der Übernahme durch das Land Württermberg bis zu seiner Auflösung im Jahr 1866. In: Hegau, Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebiets zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Heft 17, 1964, S. 17-32 (Teil 1 von 3); Heft 18, 1964, S. 267-288 (Teil 2 von 3); Heft 20, 1965, S. 277-299 (Teil 3 von 3)

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Stockach mit seinen Ortsteilen in der Übersicht, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  2. a b Vgl. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg. hrsg. von d. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 784
  3. Anton Bühler: Alle Wege führen zu Heidenhöhlen. In: Südkurier vom 3. September 2002
  4. a b Vgl. Hinweistafel beim Rathaus Zizenhausen
  5. Vgl. Regina Auer: Ortsnamen verraten viel über die Geschichte. In: Südkurier vom 13. Juli 2004
  6. a b Weiß: Stockach: Sozialroman mit Happy-End. Chronik von Zizenhausen wurde vorgestellt. In: Wochenblatt vom 29. Oktober 2011
  7. 725 Jahre Stockach
  8. Bohnerz: Das rostbraune Gold. In: s'Blättle. Mitteilungsblatt der Gemeinde Emmingen-Liptingen vom 18. März 2011, S. 5
  9. Otto Schuler: Not und Elend in Zizenhausen 1816/17. In: Hegau. 3, 1958. S. 54-56
  10. Vgl. Kurt Schmid 2011
  11. Georg Exner: Kurt Schmid erstellt Ortschronik für Zizenhausen. In: Südkurier vom 20. August 2009
  12. Jörg Braun (jöb), Jens Wursthorn (wur): Ära der Zizenhauser Tonfiguren ist zu Ende. In: Südkurier vom 8. Januar 2003
  13. a b c d Anton Bühler (lt): Bühlers mischen mit. In: Südkurier vom 18. Juli 2009
  14. Vgl. Freddy Heim: Beschreibung Herz-Jesu Kirche, Zizenhausen; abgerufen am 3. Dezember 2012
  15. Anton Bühler: Pfarrfest erinnert an die Gründung. In: Südkurier vom 22. Juni 2011
  16. Zur Person. In: Südkurier vom 16. Oktober 2012
  17. Georg Becker (bec): Anton Bühler aus Zizenhausen feiert seinen 90. Geburtstag. In: Südkurier vom 16. Oktober 2012

Weblinks


[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Konstanz)]] [[Kategorie:Ort im Landkreis Konstanz]] [[Kategorie:Stockach]]