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crea-m5® wird eine Methode genannt, die der kreativen Problemlösung dient und systematisch sowie ganzheitlich zu neuen Innovationen führen soll. Das Verfahren teilt den Kreativ- und Innovationsprozess in fünf aufeinander aufbauende Phasen: message, matching, mining, moving, mission. Der Name ist eine Kurzform für „Kreativität (crea) in fünf m-Teilschritte (m5)“.
Theorie
Innovative Prozesse und ihre Phasen folgen einem kreativen Muster und können systematisch beschrieben werden. Elementare Überlegungen hierzu gehen zurück auf Beobachtungen des deutschen Physiologen und Physikers Hermann von Helmholtz (1884) und des französischen Mathematikers Henri Poincaré (1908). Im Jahr 1926 hat Graham Wallas diese Beobachtungen zu einer systematischen Theorie des kreativen Denkens zusammengefasst.[1] Kreativität versteht sich in diesem Kontext nach der grundlegenden Definition des Nobelpreisträgers für Physik Gerd Binnig als Fähigkeit zur Evolution.[2] Sie erschließt sich im Ermöglichen von Wechselwirkungen zwischen Wirkungseinheiten, d. h. Elementen, die mit anderen Elementen interagieren.[3] Das prozessuale Konzept von Präparation, Inkubation, Illumination und Verifikation nach Wallas oder die Prozessschritte von Isolation, Attraktion, Reproduktion, Mutation und Selektion im Sinne eines fraktalen Darwinismus nach Binnig[4] bilden wichtige wissenschaftliche Fundamente. Der Kreativitätsprozess ist jedoch gleichzeitig immer von sozialer und psychologischer Natur. Deshalb ist es wichtig, die Evolution als Übergang von der bisherigen in die neue Situation organisatorisch, soziologisch sowie psychologisch zu begleiten. Große Beachtung hat in diesem Zusammenhang das Kraftfeld-Modell von Kurt Lewin gefunden. Lewin geht dabei davon aus, dass Organisationen nach sozialen Gleichgewichtszuständen streben. Kreativität führt zu einem Übergang zwischen zwei Gleichgewichtszuständen. Die bisherige Lösung und der alte Zustand geraten durch die neuen und kreativen Lösungsansätze in Ungleichgewicht. Die Unternehmung wandelt zwischen Schöpfung und Zerstörung, Ordnung und Chaos, Konstruktion und Destruktion. Es ist wichtig, die unterstützenden und blockierenden Kräfte klar zu erkennen und in den Prozess einzubeziehen.[5] Während bisherige Ansätze meist nur einzelne Phasen des Kreativ- und Innovationsprozesses konzeptionell unterstützen, bietet die Methode crea-m5® ein ganzheitliches Rahmenkonzept für ein systematisches Innovationsmanagement in fünf Phasen. Der Kreativ– und Innovationsprozess kann gezielt angestoßen und erfolgreich gesteuert werden.
Entstehung und Hintergrund
Das Phasenmodell crea-m5® wurde von Prof. Dr. Jochem Müller und Dipl.-Kfm. Jürgen Rippel gemeinsam entwickelt und 2008 als Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen. Die beiden Wissenschaftler lehren und forschen an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach in den Forschungsbereichen Kreativität, Leadership und Innovation. In mehr als 150 Praxis- und zahlreichen wissenschaftlichen Projekten ist die Methode crea-m5® in mehrjähriger Forschungsarbeit entwickelt worden. Das Ergebnis ist ein synergetischer und interdisziplinärer Handlungsansatz, um Innovationen systematisch zu initiieren und umzusetzen. Im Rahmen der Forschungen entstand neben der Methode crea-m5® ein holistisches CREA LEADERSHIP®– Kompetenzmodell®. Es stützt sich auf die zentralen Aussagen der analytischen Psychologie nach Carl Gustav Jung[6] und liefert wichtige Erklärungsansätze für individuelle und kollektive Rollen sowie Rollenbilder innerhalb des Innovationsprozesses. Exemplarisch lassen sich hier die Rollen der Auftraggeber, der Teammitglieder, der Mentoren oder der Interessensgruppen nennen. Mit Hilfe der Methode crea-m5® gelingt eine integrative Verbindung von unterschiedlichen Forschungs- und Erklärungsansätzen. Hiermit sind beispielsweise die Psychologie, die Soziologie, die Systemtheorie, das Wissensmanagement, die Führungstheorie, die Kreativitätsforschung und die Kompetenzforschung gemeint. Bezüglich der Kompetenzforschung lassen sich Rollen und Rollenbilder im Speziellen nach der fachlichen, methodischen, sozialen, persönlichen und intuitiven Kompetenz darstellen und durchspielen. Dieses Konzept zeichnet sich insbesondere durch seine klare Struktur, seine effiziente Prozesslogik und seine praxisorientierte Umsetzung aus.
Phasenkonzept
Die Methode crea-m5® strukturiert den kreativen Veränderungsprozess in fünf Teilschritte. Schritt für Schritt wird eine Innovation entwickelt und erlebbar gemacht.
message – Phase
In der ersten Phase MESSAGE[7] steht die visionäre, nachhaltige und systemische Ausrichtung unseres wirtschaftlichen Handelns im Vordergrund. Ziele und Aufgaben werden herausgearbeitet, reflektiert und festgehalten. Wir verschaffen uns in der Startphase (Kick-off) einen Überblick, klären die Ausgangssituation (Systemische Situations-Analyse) und machen uns die nachhaltigen Auswirkungen unseres Handelns bewusst. Am Ende soll eine Dokumentation in Form eines Projektplans vorliegen. Er enthält die wesentlichen Eckdaten und Meilensteine des Vorhabens. Der Kreativitätsprozess befindet sich in der Vorbereitungsphase (Präparation). Der Schwerpunkt liegt auf dem kreativen Umfeld (crea-press), der Ideensuche (pre-research), der Instruktion (Briefing) und dem Ziel-Coaching.
matching – Phase
In der zweiten Phase MATCHING[8] geht es darum, die einzelnen Dimensionen des CREA LEADERSHIP® Wahrnehmungs- und Beurteilungsmodells (sensomotorisches Empfinden, phantasievoll-schöpferisches Intuieren, analytisch-logisches Denken, vitarativ-harmonisches Fühlen) näher kennen zu lernen. Je nach Ausprägung der einzelnen Dimensionen des Wahrnehmungs- und Beurteilungsfeldes ergeben sich unterschiedliche Typenmerkmale und Stärken (Inneres Team). Den Grundstock der Persönlichkeitsentwicklung als ein holistisch-reflektierendes Handeln und Reflektieren bilden unsere Teilintelligenzen. Sie speisen unser kreatives Potential. Für den Erfolg eines Unternehmens spielen die Kompetenzen als angewandte Intelligenz und Kreativität des einzelnen Mitarbeiters sowie die Zusammenarbeit im Team eine zentrale Rolle. CREA LEADERSHIP® bietet ein Kompetenzmodell, um Individual- und Teamkompetenzen je nach Aufgabenstellung zu koordinieren (Teambildung) und im Zeitablauf weiter zu entwickeln (Teamentwicklung). Dabei kann man die Eigenperspektive (Eigenbild) und die Fremdperspektive (Fremdbild) nutzen, um ein möglichst ganzheitliches Bild von einer Person oder einer Gruppe zu gewinnen.
mining – Phase
Die dritte Phase MINING[9] bildet die zentrale Wissenskomponente für CREA LEADERSHIP®. Es geht um vorhandenes bzw. verfügbares Wissen und aus welchen Quellen es gewonnen wird oder gewonnen werden kann (CREA LEADERSHIP® Wissensmodell). Das geschürfte Wissen bildet die Wissensbasis unserer Wahrnehmung, Beurteilung und Handlung. Das Auseinandersetzen mit dem vorhandenen Wissen kann zu neuen, innovativen Lösungen führen. Diese Wissensrecherche bildet ein wichtiges Fundament innerhalb jedes wissenschaftlichen und empirischen Projektes. Wissen wird zu einem zentralen Erfolgsfaktor. Die Verbindung von personalen und organisationalen Komponenten aus Wissen und Lernen entscheidet über den Erfolg einer lernbereiten und offenen Organisation (Management des vernetzten Wissens). Darüber hinaus steht man vor der wichtigen Aufgabe, das Beobachtungsfeld und die zu erfassenden Daten und Informationen zu strukturieren und auszurichten, um daraus Wissen und Kompetenzen zu generieren (Radarmodell der Wahrnehmung).
moving – Phase
In der vierten Phase MOVING[10] soll zusätzlich zum expliziten Wissen das implizite Wissen verfügbar gemacht werden. Ziel ist es, neues und innovatives Wissen zu schaffen. Auf der Suche nach einzigartigen Wissensquellen müssen wir neue Wege gehen. Die intuitive Wahrnehmung und Beurteilung wird zu einer wichtigen Ergänzung für eine holistische Ideen– und Entscheidungsfindung. Mit der Phase MOVING besitzt CREA LEADERSHIP® eine besondere Möglichkeit, neues Wissen zu generieren. Bestehende Sichtweisen, Märkte und Pfade werden gezielt verlassen, um neue Perspektiven einzunehmen und seinen eigenen Horizont zu erweitern. Es geht darum, neue Märkte zu schaffen, die noch von keiner Konkurrenz besetzt sind. In diesem Zusammenhang sprechen W. Chan Kim und Renée Mauborgne von der Strategie zur Eroberung blauer Ozeane.[11] Die blauen Ozeane stehen dabei als Metapher für nicht erschlossene Märkte und die Erzeugung von Nachfrage mit der Aussicht auf höchstprofitables Wachstum. Innerhalb der Methode crea-m5® lässt sich das kreative Potential durch den Einsatz von Kreativitätstechniken systematisch entwickeln, verbessern und nutzen. Diese Techniken lassen sich dabei auf der Basis linearer, lateraler und holistischer Denkstrukturen differenzieren. Je ganzheitlicher einzelne Teilintelligenzen (senso-motorische, analytisch-logische, holistisch-reflektierende, phantasievoll-schöpferische, vitarativ-harmonische Intelligenz) angesprochen und eingebunden werden, umso kreativer ist das Ergebnis des kreativen Prozesses.
mission – Phase
Die fünfte Phase MISSION[12] postuliert Kreativität als den zentralen Erfolgsfaktor für unternehmerisches Handeln. Durch seine Phantasie besitzt der Mensch die schöpferische Kraft, die Welt nach seinem Willen zu gestalten. Seine Vision wird zu seiner Mission. Die Ideen werden in die Tat umgesetzt. Ohne Visionen gibt es keine Innovation, ohne Innovationen keine Zukunft. Dank seiner Kreativität wird der Visionär zum „Zukunftsgestalter“. Auch für Unternehmen steht die Vision am Beginn der unternehmerischen Selbstbestimmung. Die äußere und innere Dynamik, denen die Unternehmung ausgesetzt ist, fordert von einem kreativen Management eine laufende Wahrnehmung und Anpassung an neue Situationen. Außerdem sind der Wille und die Fähigkeit, mit dem Wandel zu leben und sich immer wieder neu zu definieren, von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang nehmen die kreativen Mitarbeiter eine entscheidende Rolle ein. Die wichtigste Ressource für unsere Zukunft - die Kreativität - lässt sich in den Köpfen der Menschen erschließen. In der Philosophie von CREA LEADERSHIP® verschmelzen die Dimensionen Innovation, operative Exzellenz, Mitarbeiter und Nachhaltigkeit zu den Erfolgstreibern der Zukunft und sichern eine auf nachhaltiges Wirtschaften begründete Alleinstellung des Unternehmens.
Praxis
Die Methode crea-m5® bietet einen klaren Handlungsrahmen für den praktischen Einsatz und hat sich in der Praxis bestens bewährt. Das zielorientierte und wirkungsvolle Prozessmodell erlaubt sowohl effektives, als auch effizientes Innovationsmanagement. In zahlreichen Praxisfällen wurde die Methode im Rahmen von Projekten und Innovationsvorhaben angewendet und getestet. Mit Hilfe von eigens entwickelten phasenorientierten Formaten ermöglicht crea-m5® strukturierte Meta–Perspektiven der Systemanalyse. Das Konzept ist dadurch leicht visualisierbar und sehr gut nachzuvollziehen.
Literatur
- Jochem Müller, Jürgen Rippel: CREA LEADERSHIP® – Der kreative Weg zur Innovation. Marketia Publishing, Ansbach 2011, ISBN 13 978-3981461800.
- Jochem Müller, Jürgen Rippel: crea-m5® – Systematisch zur Innovation, Erfolgreiches Innovationsmanagement in fünf Schritten. Marketia Publishing, Ansbach 2014, ISBN 13 978-3-9814618-1-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Graham Wallas: Art of Thought. C.A. Watts & Co., London 1926.
- ↑ Gerd Binnig: Aus dem Nichts – Über die Kreativität von Natur und Mensch. München/Zürich 1989, S. 20.
- ↑ Gerd Binnig: Aus dem Nichts – Über die Kreativität von Natur und Mensch. München/Zürich 1989, S. 27.
- ↑ Gerd Binnig: Aus dem Nichts – Über die Kreativität von Natur und Mensch. München/Zürich 1989, S. 143.
- ↑ Jochem Müller, Jürgen Rippel: CREA LEADERSHIP®. Marketia Publishing, Ansbach 2011, ISBN 13 978-3981461800, S. 382-387.
- ↑ Carl Gustav Jung: Psychologische Typen. Erstmals erschienen 1921, Gesammelte Werke Band 6, Walter, Solothurn/Düsseldorf 1995.
- ↑ Jochem Müller, Jürgen Rippel: crea-m5® – Systematisch zur Innovation. Marketia Publishing, Ansbach 2014, ISBN 13 978-3-9814618-1-7, S. 55-87.
- ↑ Jochem Müller, Jürgen Rippel: crea-m5® – Systematisch zur Innovation. Marketia Publishing, Ansbach 2014, ISBN 13 978-3-9814618-1-7, S. 88-137.
- ↑ Jochem Müller, Jürgen Rippel: crea-m5® – Systematisch zur Innovation. Marketia Publishing, Ansbach 2014, ISBN 13 978-3-9814618-1-7, S. 138-171.
- ↑ Jochem Müller, Jürgen Rippel: crea-m5® – Systematisch zur Innovation. Marketia Publishing, Ansbach 2014, ISBN 13 978-3-9814618-1-7, S. 172-199.
- ↑ W. Chan Kim, Renée Mauborgne: Der blaue Ozean als Strategie – Wie man neue Märkte schafft wo es keine Konkurrenz gibt. München 2005.
- ↑ Jochem Müller, Jürgen Rippel: crea-m5® – Systematisch zur Innovation. Marketia Publishing, Ansbach 2014, ISBN 13 978-3-9814618-1-7, S. 200-223.