Benutzer:Markus Bärlocher/PT

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Psycholytische Psychotherapie (auch Psycholytische Therapie oder Substanz-unterstützte Psychotherapie) ist ein psychotherapeutisches Behandlungsverfahren, in dem zur Unterstützung der Therapie bewusstseinsverändernde Eigenschaften psychotroper Substanzen genutzt werden. Dabei soll durch hirnphysiologische Vorgänge die psychische Abwehr gelockert und so ein besserer Zugang zu verdrängten Gefühlen und verborgenen Fähigkeiten gefunden werden.

Die Psycholytische Therapie ist umstritten und die Forschung ist erschwert durch gesetzliche Einschränkungen bezüglich der Verwendung psychotroper Substanzen.

Geschichte

Albert Hofmann, Entdecker des LSD und Pionier der Halluzinogenforschung, Publikationen über Struktur-Wirkungs-Beziehungen der Halluzinogene, maßgeblich beteiligt an der Aufklärung des Geheimnisses der mexikanischen "Zauberpilze"

Stanislav Grof LSD Holotropes Atmen

Timothy Leary (Dozent in Havard, Gesellschaftskritiker)

Hanscarl Leuner, Psychiater und Psychoanalytiker, 1965 bis 1986 Leiter der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Göttingen, 1954 Katathymes Bilderleben, 1960 initiierte Leuner das „Erste europäische Symposion für die Psychotherapie unter LSD 25“ an der Göttinger Universität. 1960 initiierte Leuner das „Erste europäische Symposion für die Psychotherapie unter LSD 25“, 1964 begründete er die „Europäische ärztliche Gesellschaft für psycholytische Therapie“ (EPT), 1971 EPT wurde nach ihrem fünften Symposium aufgelöst. 1985 gründete Leuner zusammen mit anderen Forschern das „Europäische Collegium für Bewußtseinsstudien“ (ECBS) und übernahm die Präsidentschaft. Seit seiner Gründung hat das ECBS mehrere Symposien über spezifische Themen durchgeführt und drei Kongresse unter dem Titel „Welten des Bewußtseins“.

Samuel Widmer (Psychiater und Psychotherapeut in Solothurn)

Juraj Styk (Psychiater und Psychotherapeut, Basel)

Rolf Verres (Uniklinik Heidelberg)

Peter Baumann (Mediziner)


Viele psychotrope Substanzen waren Ende der 1960er Jahre verboten. Ihre wissenschaftliche Erforschung wurde Ende der 1980er Jahre unter restriktiven Bedingungen wieder aufgenommen.[1] Außerhalb solcher Forschungsprojekte gab es zudem eine nichtöffentliche Anwendung illegal gehandelter psychotroper Substanzen.[2]

In den Jahren 1988 bis 1993 erhielten mehrere Mitglieder sowie auch der Gründer Peter Baumann der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie eine Ausnahmebewilligung für Psychotherapien unter der Gabe von MDMA und LSD.[3]

Seit etwa 1990 erlebt die Halluzinogenforschung eine Renaissance.[4]

Im Dezember 2007 wurde dem Schweizer Psychiater Peter Gasser bewilligt, eine Studie zur psychotherapeutischen Behandlung mit LSD an Patienten mit Krebs im Endstadium durchzuführen.[5] Erste Zwischenergebnisse sind vielversprechend, jedoch ist die Versuchsgruppe mit 12 Personen zu klein, um nach Abschluss eindeutige statistische Ergebnisse zu liefern.

Theorie

Es werden Stoffe aus der Gruppe der Psychedelika, z. B. LSD, Psilocybin und Mescalin, der Empathogene wie beispielsweise MDMA („Ecstasy“) oder der Dissoziativa, z. B. Ketamin, verwendet.[6] Es wird davon ausgegangen, dass diese Substanzen eine bewusstseinsverändernde Wirkung, aber kein bzw. wenig substanzeigenes Abhängigkeitspotenzial[7][8] haben, und dass sie psychisches Erleben intensivieren und umstrukturieren können. Innerhalb der Psycholoytischen Psychotherapie werden sie als „psycholytische“ („seelenlösende“) oder „psychedelische“ („den Geist offenbarende“) Stoffe bezeichnet.

Die Vertreter des „psycholytischen“ Ansatzes nehmen an, dass entsprechende Substanzen die "dynamische Beziehung zwischen bewussten und unbewussten Teilen der Persönlichkeit" verändern können. Mit ihrer Hilfe sollen "zu rigide Abwehrstrukturen gelockert und die Integration abgespaltener und verdrängter Persönlichkeitsanteile und Erfahrungen" erleichtert werden.[9] Eine mögliche Wirkung sei auch eine spirituelle Erfahrung, die zum Beispiel todkranken Patienten helfen könne, ihre Lebenssituation in einen größeren Sinnzusammenhang zu stellen und „inneren Frieden“ zu finden.[10]

Forschung

Über 500 bisherige Veröffentlichungen, die sich der Therapie mithilfe psychoaktiver Substanzen widmen (neuere Zusammenfassung unter: [11] ), beschreiben Wirkungen genannter Substanzen unter supervisierten psychoanalytischen und anderen therapeutischen Settings (diese Bedingung ist nicht nur wichtig, sondern geradezu notwendig!). Parallel dazu befassen sich etliche naturwissenschaftliche Untersuchungen in dieser Zusammenfassung mit hirnphysiologischen Veränderungen. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es sich um bewusstseinverändernde Vorgänge handelt, und dass die Psyche in dem Sinne gelockert wird, dass der Zugang zu unbewusstem Material erleichtert wird und im Bewusstsein auch nach der Sitzung erhalten bleibt. Was wiederum dem Patienten hilft, im praktischen Leben in für ihn problematischen Situationen sich einsichtsvoll freier von eingeschliffenen Verhaltensmustern zu entscheiden und anders zu verhalten.

Rechtliche Situation

In vielen Staaten wurden nach der Konvention über psychotrope Substanzen von 1971 viele psychotrope Substanzen stark reglementiert.

Deutschland

In Deutschland werden psychotrope Substanzen nach dem Betäubungsmittelgesetz BtMG in drei Gruppen eingeteilt: „nicht verkehrsfähig“ (BtMG Anlage 1), „verkehrs- aber nicht verschreibungsfähig“ (BtMG Anlage 2) oder „verkehrs- und verschreibungsfähig“ (BtMG Anlage 3). LSD, Meskalin, Psilocybin und MDMA sind in Deutschland nicht verkehrsfähig.[12] Ketamin hingegen ist ein zugelassenes Medikament.

Durch zwei Todesfälle während einer Psycholytischen Psychotherapie wurde die Methode bundesweit bekannt. Im September 2009 setzte ein ärztlicher Psychotherapeut in Berlin während einer Gruppentherapie MDMA ein. Zuvor nahm er selbst eine Dosis LSD ein und dosierte dann das MDMA für die Patienten falsch. In der Folge starben zwei Teilnehmer. Der Arzt wurde wegen „Überlassung von Betäubungsmitteln mit Todesfolge in zwei Fällen“ und „fahrlässiger Körperverletzung in fünf Fällen“ zu einer Haftstrafe von 4 Jahren und 3 Monaten verurteilt.[13] Er verlor seine Approbation und bekam ein lebenslages Berufsverbot als Arzt und als Psychotherapeut.

Die Ärztekammer Berlin warnte danach eindringlich davor, im Rahmen von psychotherapeutischen Behandlungen Drogen zu neh- men. Sie stellte aber ausdrücklich fest, dass Psycholytische Therapie in Deutschland nicht illegal sei. Der ärztliche Psychotherapeut handele hingegen rechtswidrig, wenn er während der Therapie illegale Substanzen einsetze.[14]

Schweiz

Für Psycholythische Therapie mit LSD und MDMA gab es in der Schweiz 1988 bis 1993 Ausnahmebewilligungen für fünf Ärzte.[15]

Aktuelle Forschungen beschäftigen sich insbesondere mit der Thearapie von Posttraumatischen Belastungsstörungen, Parkinson, Schmerztherapie in Onkologie und Palliativmedizin.

In der Schweiz wurde 2006 von führenden Wissenschaftlern ein Appell zur Legalisierung von LSD in der Therapie veröffentlicht.

Seit 2006 läuft in der Schweiz eine Forschung über Gruppen-Psychotherapie Posttraumatische Belastungsstörung mit MDMA.

Israel

In Israel ist 2005 die Forschung mit MDMA bewilligt worden.

Alternativen

Isolationstank

Holotropes Atmen

Organisationen

  • SÄPT (Schweizerische Ärztegesellschaft für Psycholytische Psychotherapie)
  • ECBS (Europäisches Collegium für Bewußtseinsstudien)
  • MAPS (Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies)

s.a.: Transpersonale Psychologie, Holotropes Atmen, Isolationstank


Psychedelische Therapie

Die Psycheelische Therapie

Siehe auch

Literatur

  • Carlos Castaneda: Die Lehren des Don Juan
  • Peter Gasser: Die Psycholytische Therapie in der Schweiz von 1988 - 1993. Schweiz. Arch. Neurol. Psych. 147/2: p. 59-65, 1996.
  • Peter Gasser: LSD-unterstützte Psychotherapie. Leading Opinions Neurol. & Psychiatr.5 2010.
  • Stanislav Grof: LSD-Psychotherapie, Klett-Kotta 1983, ISBN 3608940170
  • Stanislav Grof: Topographie des Unbewussten, Klett-Kotta 1983, ISBN 36089523222
  • Stanislav Grof: Die Begegnung mit dem Tod, Klett-Kotta 1983, ISBN 360894298X
  • Hansjörg Heinrich: Halluzinogene - die verbotene Hilfe der Seelenärzte. In: Frankfurter Rundschau vom 17. Dezember 1994.
  • Peter Hess, Westendorp H: ‘‘Der therapeutische Einsatz von MDMA.’‘ In: Rippchen R (Hrsg): MDMA: Die neue Sympathiedroge? Grüner Zweig, Löhrbach 1986.
  • Peter Hess: ‘‘Der therapeutische Einsatz von Phenäthylaminen.’‘ In: Schlichting M, Hanscarl Leuner (Hrsg) 2. Symposion über psychoaktive Substanzen und Veränderte Bewusstseinszustände in Forschung und Therapie. ECBS, Göttingen. S. 19-21 1988.
  • Peter Hess: ‘‘Therapie mit Entaktogenen.’‘ In: Neumeyer J, Schmidt-Semisch H (Hrsg.): Ecstasy- Design für die Seele? Lambertus, Freiburg. S. 189-203 1997.
  • Aldous Huxley: Die Pforten der Wahrnehmung
  • Thomas Illmaier: Die Farben des Himmels und der Hölle, Symposium zum Jubiläum 50 Jahre LSD. In: Wissenschaft und Technik vom 20. November 1993.
  • Henrik Jungaberle, Peter Gasser, Jan Weinhold, Rolf Verres (Hrsg.): Therapie mit psychoaktiven Substanzen - Praxis und Kritik der Psychotherapie mit LSD, Psilocybin und MDMA. Hans Huber, Bern, 2008, ISBN 978-3-456-84606-4. (Wissenschaftliches Standardwerk)
  • Hanscarl Leuner: Halluzinogene, Psychische Grenzzustände in Forschung und Psychotherapie. Hans Huber, Bern 1981, ISBN 3-456-80933-6.
  • Hanscarl Leuner: Weitere Forschungsergebnisse (etwa 40 Schriften)
  • Claudia Möckel Graber: Eintritt in heilende Bewusstseinszustände - Grundlagen zur psycholytischen Praxis. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2010, ISBN 978-3-03788-200-9.
  • Claudio Naranjo: Die Reise zum Ich, Psychotherapie mit heilenden Drogen, Behandlungsprotokolle. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-23381-X.
  • Peter Oehen: ‘‘MDMA-unterstützte Psychotherapie. Neue Therapieform bei PTBS’‘ Leading Opinions Neurol. & Psychiatr. 5; 34-37 2010.
  • Peter Oehen, Traber R, Widmer V, Schnyder U: ‘‘A randomized, controlled pilot study of MDMA (±3,4-Methylenedioxymethamphetamine) - assisted psychotherapy for treatment of resistant, chronic Posttraumatic Stress Disorder (PTSD)” J Psychopharmacolgy 27(1) 40–52 2013.
  • Torsten Passie: Psilocybin in der modernen Psychotherapie. Curare 18 131-153 1995.
  • Torsten Passie: A History of the Use of Psilocybin in Psychotherapy. In: Metzner R (ed.) Teonancatl – Sacred Mushroom of Visions. El Verano, CA., pp. 109-134 2004.
  • Torsten Passie: ‘‘Contemporary psychedelic therapy: An Overview.” In: Winkelman M, Roberts T (eds.) Psychedelic medicine - new evidence for hallucinogenic substances as treatments. Vol. 1. Westprt, CT, London: Praeger, pp. 45-68 2007.
  • Torsten Passie, Dierssen O (Hrsg.) Hans Friedrichs:’‘Die Psychologie des Meskalinrausches.’‘ VWB Berlin 2009.
  • Torsten Passie, Dürst T.: ‘‘Heilungsprozesse im veränderten Bewusstsein.’‘ VWB Berlin 2009.
  • Torsten Passie: ‘‘Über therapeutische Mechanismen und Wirkungen der Psychotherapie mit entaktogenen Substanzen.’‘ In: Dietrich DE, Garlipp P, Debus S, Emrich HM (Hrsg.) Welche Sprache hat die Psyche? Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 257-282 2009.
  • Torsten Passie: Psycholytic and Psychedelic Therapy Research 1931-1995: A Complete international Bibliography. online
  • Michael Schlichtig: Welten des Bewusstseins, Pränatale Psychologie und Psycholytische Psychotherapie, ECBS, ISBN 3861354128
  • Ben Sessa: Can psychedelics have a role in psychiatry once again? In: The British Journal of Psychiatry (2005) 186: 457-458. PMID 15928353 (Abstract), [1](Volltext)
  • Constanze Weigle, Rippchen R: ‘‘MDMA/XTC: Die Psychoaktive Substanz für Therapie, Ritual und Rekreation, mit Beitrag von Hess P. Grüner Zweig.’‘ 1996.
  • Wulf Mirko Weinreich: ‘‘Psychoaktive Substanzen aus integraler Sicht.’‘ Zeitschrift Integrale Perspektiven 2006.
  • Samuel Widmer: Ins Herz der Dinge lauschen - über LSD und MDMA, die unerwünschte Psychotherapie

Einzelnachweise

  1. http://bjp.rcpsych.org/cgi/content/full/186/6/457
  2. http://www.bz-berlin.de/archiv/hunderte-berliner-sind-in-verbotener-lsd-therapie-article593398.html
  3. http://saept.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=3&Itemid=4
  4. Nicolas Langlitz: The Revival of Hallucinogen Research since the Decade of the Brain. Ph.D. thesis. University of California, Berkeley 2007 (PDF); ders.: Ceci n’est pas une psychose. Toward a Historical Epistemology of Model Psychoses. In: BioSocieties. 1:2, 2006; ders.: The Persistence of the Subjective in Neuropsychopharmacology. Observations of Contemporary Hallucinogen Research. In: History of the Human Sciencess. 23:1, 2010, S. 37-57
  5. Peter Gasser: LSD-unterstützte Psychotherapie bei Personen mit Angstsymptomatik in Verbindung mit fortgeschrittenen lebensbedrohenden Erkrankungen (PDF; 413 kB)
  6. Jungaberle et al., 2009
  7. Schmidtbauer et al., 2003
  8. Pressemitteilung der University of Bristol: New „matrix of harm“ for drugs of abuse. Pressemitteilung der University of Bristol. 23. März 2007
  9. Radiodoktor - Medizin und Gesundheit (Memento vom 2. Januar 2010 im Internet Archive)
  10. Infobroschüre LSD-unterstützte Psychotherapie
  11. Henrik Jungaberle, Peter Gasser, Jan Weinhold, Rolf Verres (Hrsg.): Therapie mit psychoaktiven Substanzen - Praxis und Kritik der Psychotherapie mit LSD, Psilocybin und MDMA. Hans Huber, Bern, 2008, ISBN 978-3-456-84606-4.
  12. Betäubungsmittelgesetz, Anlage I
  13. Kammergericht Berlin, AZ... (2010, 2011)
  14. Warnung vor der Einnahme von Drogen im Rahmen der Psychotherapie, Stellungnahme der Berliner Ärztekammer, Berliner Ärzte 11/2009, 12 (PDF-Dokument; 819 kB)
  15. Schweizerische Ärztegesellschaft für psycholytische Therapie, Portrait