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Mozarts Wohnhaus

Das Mozart-Wohnhaus heutzutage von der Vorderseite

Das Mozart Wohnhaus (auch Tanzmeisterhaus genannt) ist ein denkmalgeschütztes Gebäude am heutigen Makartplatz in Salzburg, welches Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Familie in der Zeit zwischen 1773 und 1787 bewohnte.

Geschichte

Wülpenhover-Haus zum Tanzmeisterhaus

Das als heutiges Mozarthaus bekannte Gebäude bestand bis 1685 noch aus zwei Haushälften. Die eine Hälfte des Hauses wurde bereits 1617 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damaliger Besitzer war der Schiffsbauer Ruep Wülpenhover, der das Objekt zwischen 1614 und 1616 erbauen ließ. Die andere Haushälfte wurde 1618 als neu errichteter „Stadl“ durch den Lederer Balthasar Mayr erbaut. Erst 1685 wurde beide Häuser vereint, als die Freifrau Khuen von Belasy beide Gebäudehälften erwarb. Den auch heute noch bekannten Namen Tanzmeisterhaus bekam es 1711, da der damalige Besitzer Lorenz Speckner ab diesem Zeitpunkt dort Tanzstunden für Adelige veranstaltete. 1713 erhielt das Gebäude laut Seelenbeschreibung endgültig den Namen Tanzmeisterhaus. Trotz des Namens erhielt das Haus aber erst um 1730 einen größeren Tanzsaal. Speckner pflegte mit den Eltern Mozarts ein freundschaftliches Verhältnis und war 1747 bei deren Hochzeit Trauzeuge. [1]

Das Wohnhaus der Mozarts

1767 verstarb Lorenz Speckner im Alter von 62 Jahren und die spätere Vermieterin der Mozarts, Maria Anna Raab, kaufte das Haus. Aufgrund der Enge in der vorigen Wohnung in der Getreidegasse 9 entschloss die Familie im Spätherbst 1773 eine neue Wohnung am damaligen Hannibalplatz (heute: Markartplatz 8) zu beziehen. Die Wohnung lag im ersten Stock des Gebäudes und hatte 8 Zimmer. Die neue Behausung bot der Familie Mozart genug Platz um Musik- und Tanzabende zu veranstalten, wo die Gäste im Tanzmeistersaal auch viele zum Verkauf stehenden Klaviere von Leopold Mozart bestaunen konnten. In der Zeit zwischen 1773 und 1783 schrieb der junge Mozart unter anderem viele Arien, Symphonien, kirchenmusikalische Werke, Opern, Messen und Orchesterwerke. In seinem Wohnhaus komponierte Mozart z.B. die Opernstücke "Il Re pastore" KV 208, "La Finta giardiniera" KV 196 und "Idomeneo" KV 366.[1]

Die Familie Mozart unterhielt regen Briefverkehr, wobei 232 aus dem Tanzmeisterhaus versandte Briefe und 215 in das Tanzmeisterhaus geschickte Briefe bekannt sind. Ein Großteil der Briefe ist aber bis heute verschollen. Ein Zitat aus einem Brief Mozarts an seine Schwester Nannerl über die Vermieterin Maria Anna Raab, genannt Tanzmeister-Mitzerl, ließ Mozart Biographen eine romantische Beziehung zwischen den beiden vermuten: "(...) an die jungfrau Mizerl bitte alles erdenkliches, sie soll an meiner liebe nicht zweifeln, sie ist mir beständig in ihrer reizenden negligée vor augen; ich hab vielle hübsche Mädl hier gesehen, aber eine solche schönheit habe ich nicht gefunden."[1] Es ist aber anzunehmen, dass diese Aussage ironisch gemeint war, da zwischen Mozart uns seiner Vermieterin ein Altersunterschied von 46 Jahren bestand.[1]

1778 verstarb Mozarts Mutter in Paris. 1781 lässt sich Wolfgang Amadeus Mozart in Wien nieder und heiratete im folgenden Jahr dort seine Frau Constanze. Als 1784 Mozarts Schwester Maria Anna den hochfürstlichen Rat und Gerichtspfleger Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg heiratet und nach St. Gilden zog, wohne der Vater Leopold Mozart nun alleine in der Wohnung am Markartplatz 8. 1785 wurde ein Sohn Nannerls im Tanzmeisterhaus geboren, der in die Obhut des Großvaters Leopold gegeben wurde. 1787 verstirbt Leopold Mozart im Alter von 67 Jahren im Tanzmeisterhaus. 1788 stirbt die Vermieterin Maria Anna Raab und ihr Vater erbt das Haus.[1]

Zwischenzeit bis zum Denkmalschutz des Hauses

Das Wohnhaus um 1860

Die Zeit zwischen Leopold Mozarts Tod und dem Denkmalschutz des Hauses ist von häufigem Besitzerwechsel geprägt. 1856, demnach 65 Jahre nach Mozarts Tod, wird das Haus mit der Aufschrift „Mozarts Wohnhaus“ gekennzeichnet. 1905 wird vor die Aufschrift der Buchstabe L (für Leopold) gesetzt, was bei vielen Menschen zur Annahme führte, dass Wolfgang dort nicht gewohnt hatte.[1] Da die Fassade Haus im Laufe der Jahre, nicht zuletzt durch die vielen Nutzungen als Geschäftslokal verfiel, wurde 1925 ein Verein zur Verschönerung des Hauses gegründet.[2] 1929 stand bei der Stadtgemeinde die Überlegung im Raum, die Nebengebäude des Wohnhauses um einige Stockwerke zu erhöhen, was bei den Bürgern zu einer heftigen Reaktion führte, und zwar auf die „die würdige Erhaltung eines unschätzbaren Besitzes für Salzburg in pietätvoller Erinnerung an den größten österreichischen und Salzburger Sohn Wolfgang Amadeus Mozart ist Rücksicht zu nehmen“.[1] 1938 vereinbarte die Internationale Stiftung Mozarteum mit der damaligen Besitzern 3 Räume zum Zwecke der Einrichtung eines Museums und Ausstellungen mieten zu dürfen. 1939 wurde das Haus von der Stiftung unter Denkmalschutz gestellt und alle 8 Räume der ehemaligen Wohnung wurden angemietet.[1]

Das Haus im Einfluss der Internationalen Stiftung Mozarteum

Während des zweiten Weltkrieges wurde das Haus durch eine Fliegerbombe zu fast zwei Drittel zerstört, der Gebäudeteil mitsamt des Tanzmeisterhauses blieb aber verschont.[2] 1947 versuchte der damalige Besitzer den Denkmalschutz des Hauses aufzuheben zu lassen, was aber vom Bundesministerium für Unterricht abgelehnt wurde. 1949 beschloss die Internationale Stiftung Mozarteum, das noch erhaltene Gebäude mit dem Ziel der Wiederherstellung in dessen ursprünglichen Form zu erwerben. 1951 war dann der behördliche Beginn des Projekts „Büropalast am Markartplatz“.[1] Dabei sollte das Mozart Wohnhaus überbaut und in den Neubau miteinbezogen werden, um dieses zu erhalten.[2] Der Wohnhaus-Ausschuss der Internationalen Stiftung Mozarteum schlug vor, dass auch das Wohnhaus als eine Weihstätte des Gedenkens an Salzburgs größten Sohn dienen soll, wobei der Musiksaal wieder in seinem ursprünglichen Zweck verwendet werden soll. Als schließlich der ehemalige Besitzer des zerbombten Gebäudeteils diesen an die Versicherungsgesellschaft Assicurazioni Generali verkaufte, kam es zu Protestwellen aus aller Welt. Obwohl sich auch Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur gegen den Bau aussprachen, wurde dieser 1952 der Öffentlichkeit präsentiert. Nachdem es der Internationalen Stiftung Mozarteum 1955 gelang, den noch erhaltenen Teil des Mozarthauses zu erwerben, um dort im Tanzmeistersaal vor allem Gegenstände aus dem Leben Mozarts auszustellen, wurde 1989 auch der Bürokomplex erworben. Der Komplex wurde abgerissen und es kam zum Wiederaufbau des gesamten Mozarthauses. 1996 wurde dort schließlich das heute noch bestehende Museum eröffnet.[1] Das sich im ersten Stock des Hauses befindliche Museum erstreckt sich über die damaligen acht Räume der Mozartwohnung. Das Museum ist mit einem Audioguide in 13 verschiedenen Sprachen erkundbar, der sich besonders an Kinder richtet.[3] Der Tanzmeistersaal, in welchem sich noch ein Original-Hammerklavier Mozarts befindet, kann für Konzerte und private Veranstaltungen gemietet werden.[4]

Das Mozart-Wohnhaus als Medien-Archiv

Musikhandschriften Mozarts in der Autographiensammlung

Neben seiner Bedeutung als Museum spielt das Mozart-Wohnhaus auch eine zentrale Rolle als Archivstätte für Film- und Tonaufnahmen und Autographien Mozarts. Alle Autographien sind in einem speziellen Autographientresor in einem gesonderten Ausstellungsraum geschützt aufbewahrt, welcher nur im Rahmen von Spezialführungen zugänglich ist.

Die seit 1991 existierende Film- und Tonsammlung gilt als das größte Spezialarchiv für Ton- und Bildaufnahmen, die das Leben und Wirken Mozarts betreffen. Es sind 30.000 Audiodaten, wobei die älteste aus dem Jahre 1889 stammt, und 3.500 Videos einsehbar. Insgesamt besteht die Sammlung aus Werkinterpretationen, Dokumentar- und Spielfilmen, Portraits, Hörspielen, Probenmitschnitten und Kinderfilmen. Das Archiv ist frei zugänglich und ist daher besonders für Studenten, Schulgruppen Forscher und Musiker interessant. Es besitzt ein Online-Portal, wo nicht nur die Verfügbarkeit der Video-und Audioaufnahmen vor Ort geprüft werden kann, sondern auch weitere 16.000 Mozart-Aufnahmen zur Verfügung stehen.[5]

Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts befinden sich zahlreiche Briefe, Dokumente und Notenhandschriften der Familie Mozart im Besitz der Internationalen Stiftung Mozarteum. Besonderer Fokus liegt auf der Dokumentation des Briefverkehrs der Mozarts mit 200 original erhaltenen Briefen von Wolfgang Amadeus und 300 Briefen seines Vaters Leopold. Betreffend der Musikhandschriften sind vor allem Skizzen und kurze Entwürfe von den Werken des Wolfgang Amadeus, aber auch von seinem Sohn Franz Xaver vorhanden.[6] Die hohe Anzahl an Dokumenten beruht auf dem Umstand, dass sowohl Vater Leopold als auch Wolfgang Amadeus trotz der zahlreichen Umzüge alles sorgfältig aufbewahrten.[1] Viel Wert wird auch auf die digitale Kategorisierung gelegt. Über zwei verschiedene Online-Portale sind sowohl Handschriften als auch die Briefe und andere Dokumente einsehbar.[6]

Die Bedeutung des Mozart-Wohnhauses als Tourismusstätte

In einer Studie aus 2014 belegte das Mozart-Wohnhaus den 5. Platz der 10 beliebtesten Sehenswürdigkeiten Salzburgs, während das Geburtshaus in der Getreidegasse auf den 2. Platz kam.[7]Während das Infoportal der Stadt Salzburg zwar das Geburtshaus Mozarts in seinen 10 Top Sehenswürdigkeiten listet, ist das Wohnhaus darunter jedoch nicht zu finden.[8]

Im Jahr 2017 waren für das Wohn- und Geburtshaus Mozarts insgesamt über 519.000 Besucher zu verzeichnen, wobei anzunehmen ist, dass der Großteil davon das Geburtshaus besuchte, da im Jahr 1999 das Geburtshaus mehr als doppelt so viele Besucher verzeichnete als das Wohnhaus.[9][10] Mit nur 1650 Besichtigungen im Jahr 2017 ist die Ton- und Filmsammlung im Wohnhaus vergleichsweise relativ wenig besucht.[9]

Mit wechselnden Sonderausstellungen und als Austragungsort für Vorträge ist das Wohnhaus weit weniger von Touristen aus aller Welt überlaufen, es ist insofern mehr authentisch als das Geburtshaus. Während der typische Salzburg Tourist zum ersten Mal bloß das Geburtshaus besucht, so eröffnet sich beim Besuch des Wohnhauses eine vertiefte Reise in die damalige Welt Mozarts. Anlässlich des 300. Geburtstags Leopold Mozarts ist eine Sonderausstellung zu dessen Leben und Wirken noch bis Februar 2020 zu besichtigen.[4]

Betrachtet man nun das Gesamtbild, so scheint der Fokus des Wohnhauses nicht auf Maximierung an Besuchern ausgelegt, sondern dieses ist weitaus mehr als Archiv- und Dokumentationsort angelegt.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k Rudolph Angermüller, Reimar Schlie, Otto Sertl: Festschrift - Die Wiedererrichtung des Mozarthauses 26. Jänner 1996. Internationale Stiftung Mozarteum, Salzburg 1996.
  2. a b c Thomas Zaunschirm: Die demolierte Gegenwart - Mozarts Wohnhaus und die Salzburger Denkmalpflege. Ritter Verlag, Klagenfurt 1987.
  3. Christine Fröschl: Mit Kaleidoskop und Audioguide das Mozart entdecken. In: Magazin SalzburgerLand. Abgerufen am 30. September 2019.
  4. a b Mozart Wohnhaus. In: Mozarteum. Abgerufen am 30. September 2019.
  5. Mozart Ton-und Filmsammlung. In: Mozarteum. Abgerufen am 30. September 2019.
  6. a b Autographentresor. In: Mozarteum. Abgerufen am 30. September 2019.
  7. Arbeitsgruppe Salzburg Tourismus: Kultur-und Erlebnistourismus in Salzburg: Eindrücke von einem studentischen Forschungsprojekt. In: kommunikation.medien. Band 4, Nr. 4, 2014.
  8. Top 10 Sehenswürdigkeiten Salzburg. In: Salzburg Info. Abgerufen am 30. September 2019.
  9. a b Statistisches Jahrbuch der Landeshauptstadt Salzburg 2018. 2018, abgerufen am 30. September 2019.
  10. Salzburg in Zahlen 3/2000. 2000, abgerufen am 30. September 2019.