Benutzer:Martin397/Schacht Plan

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Der Schacht Plan bezeichnet den Entwurf für einen völkerrechtlichen Vertrag, zwischen Deutschland und bis zu 32 weiteren Ländern (Teilnehmerländer der Konferenz von Évian) in den Jahren 1938 und 1939.

Ab dem 6. August 1938 war der amerikanische Rechtsanwalt George Rublee zusammen mit Robert Pell leitender Direktor des Intergovernmental Committee on Refugees (ICR).

Im Dezember 1938 kam es in London zu inoffiziellen Gesprächen zwischen Rublee und dem Deutschen Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht

Der Verhandlungsverlauf sowie die Ergebnisse der Verhandlung wurden spätestens ab dem 19. Dezember 1938 als "Schacht Plan" international bekannt. [1] [2] [3].

Die Gespräche betrafen die Planung eines Programms für die „Auswanderung von Juden deutscher Staatsangehörigkeit und staatenloser Juden aus Deutschland“.

Nachdem Schacht am 20. Januar 1939 als Reichsbankpräsident entlassen wurde, setzte Rublee die Gespräche mit dem Deutschen Ministerialdirigenten Helmuth Wohlthat in Berlin fort [4][5].

Der letzte Programmentwurf vom 1. Februar 1939 [6] wurde am 12. Februar 1939 in der Vorstandssitzung des Intergovernmental Committee on Refugees (IGC) verhandelt und kontrovers diskutiert. Unter Anderem waren Vertreter der französischen Botschaft (Rene Thierry und Emmanuel Monick), der Niederlande (Teixeira de Mattos) sowie Brasiliens (Helio Lobo) anwesend.

Auf der Plenarsitzung des IGC am 13. Februar wurde der Vertragsentwurf nicht mehr zur Abstimmung gebracht und somit von internationaler Seite auch nicht ratifiziert.[2] Auch eine Ratifizierung des Planentwurfs von Deutscher Seite ist bislang nicht nachweisbar.

Rublee schied nach sechs-monatiger Amtszeit aus seinem Amt als leitender Direktor des ICR aus.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 und der seit Juli 1941 von den Nationalsozialisten betriebenen Ermordung von Juden in Europa wurde der Plan obsolet.

Vertragsentwurf

Der letzte bekannte Programmentwurf vom 1. Februar 1939 [6] sollte unter Anderem folgende Punkte regeln:

  • Gründung eines Treuhandfonds, dem zwei Deutsche und ein ausländischer Treuhänder angehören, und dem 25 % des sich im Deutschen Reich befindlichen jüdischen Vermögens zugeführt werden sollen
  • Verwendung des Treuhandvermögens für Ankauf von Ausrüstung, Reise- und Frachtkosten sowie Förderung von Siedlungsprojekten für die Auswanderung
  • Zulassung des Haavara-Transferverfahrens innerhalb des bisher zugelassenen Bereichs
  • Vorschuß von „Auswanderungshilfen“ durch andere Mitgliedsstaaten des ICR als Devisen für 150.000 Emigranten
  • Ausreise von zunächst 150.000 „arbeitsfähigen Juden“ zwischen 15 und 45 Jahren aus Deutschland während eines Zeitraums von 3-5 Jahren
  • Organisatorische Regelungen betreffend Pässen, Umschulungen und der zur Mitnahme erlaubten Waren
  • Beschlagnahmung der restlichen 75 % des sich im Deutschen Reich befindlichen jüdischen Vermögens durch das Deutsche Reich
  • Verwendung des beschlagnahmten Vermögens als Unterhalt und Versorgung der weiterhin in Deutschland verbleibenden Juden

Einzelnachweise

  1. Englischsprachige Meldung der Jewish Telegraphic Agency, "Schacht “ransom” Plan Seen Doomed to Failure; Opposed in Britain" vom 19. Dezember 1939
  2. a b Zeitung "The Argus" (Melbourne), Seite 6, Artikel "A Deceptive Calm" vom 19. Juli 1939 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Quelle 2“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. "The Holocaust: The Fate of European Jewry, 1932-1945", Leni Yahil (Hrsg.), Oxford University Press, 1991
  4. Englischsprachige Meldung der Jewish Telegraphic Agency, vom 11. Januar 1939, Schacht Plan to Form Basis of Rublee Talks, Opening in Berlin Today
  5. englischsprachiges Buch „Guide to the YIVO Archives“, YIVO Institute for Jewish Research, New York, 1998, ISBN 0-7656-0130-3, Seite 143, Sammlung Nr. 547. (14 Mikrofilme, RG 562), Meldung vom 11. Januar 1939
  6. a b Rolf Vogel (Hrsg.): Ein Stempel hat gefehlt. Dokumente zur Emigration deutscher Juden. München/Zürich 1977, ISBN 3-426-05602-X S. 247–251

Weblinks

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