Benutzer:Mathias Schindler/OpenContent-Fragen/Mathias Schindler
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fragenkatalog
- Was den Anwendungsbereich für Open Content betrifft, wollte ich wissen, ob Sie der Meinung sind dass Open Content auch in anderen Bereichen, als der Enzykloädie, von Nutzen sein kann?
- Definitiv. Wenn die Annahmen stimmen, daß sich die Gesellschaft auf dem Weg von der Industriegesellschaft in die Wissensgesellschaft befindet, wird es nötig sein, das Entstehen von Wissensmonopolen zu verhindern. Die wissenschaftliche Community, die mit diesen Problemen schon lange arbeitet, läuft Gefahr, durch eine diskriminierende Rechteverwertung und Restriktion ihre Grundlagen zu verlieren. Es besteht dringender Bedarf für offene Datenbanken, offene Lehrbücher und offene Forschung. Letzteres ist an sich nichts Neues, sondern ein Kampf als Besitzstandswahrung.
- Welches ist das Thema, das die meisten Teilnehmer hat?
- Tagesaktuelle Poltik zieht bisweilen hohen Bedarf und Debatten nach sich. Ansonsten finden sich bisweilen Gruppen, die Randthemen sehr erschöpfend und professionell bearbeiten. Themen, die weder im Umfang noch in der Tiefe in einer klassischen Enzyklopädie hinreichend beantwortet werden könnten. Zahlenmäßig haben wir sehr viele Biologen.
- Welche Personen nehmen an der Schaffung des Inhalts teil?
- Viele Teilnehmer scheinen einen technik- und bildungsnahen Hintergrund zu haben. Genaue Zahlen liegen mir nicht vor und es dürfte eine große Streuung geben.
- Von wo kommen sie?
- Darüber liegen mir keine Zahlen vor. Die deutsche Wikipedia scheint zahlenmäßig annähernd anteilig zur Bevölkerung durch die deutschsprachigen Länder Deutschland, Schweiz, Österreich und auch durch die DG Belgien gefüttert zu werden.
- Die Arbeit mit offenem Inhalt scheint mehr in den Vereinigten Staaten und in Afrika als in Europa verbreitet zu sein? Ihrer Meinung nach, welches sind die Gründe für diese "Verspätung"?
- Der Umgang mit offenen Inhalten ist an sich in Deutschland sehr einfach möglich, da mittlerweile genug public domain-Text nach dem Ablauf der Todeszeitenfristen existiert. Da generell sehr wenig Bewußtsein zu urheberrechtlichen Fragen zu existieren scheint, drängen sich auch die Alternativen nicht so sehr auf wie in einer Gesellschaft, die die Durchsetzung von Urheberrechten schon früher angegangen ist (USA). Alternativ zu Afrika fällt mir noch die klassische chinesische Argumentation ein, in der eine gute Kopie einen eigenen Wert darstellt. Diese Ansichten scheinen sehr unverträglich mit kontinentaleuropäischem Denken zu sein. Ob die Sprachenvielfalt in Europa ein Faktor ist, kann ich nicht beurteilen.
Außerdem widme ich der Problematik der Qualitätskontrolle des Inhalts ein Kapitel.
- Gibt es bei Wikipedia Personen, die die Entwicklung der Inhalte überwachen?
- Kontrolle ist eine kollektive Aufgabe innerhalb der wikipedia. Viele Menschen haben dabei einzelne Aspekte im Auge, etwa die Behandlung von zu kurzen Artikeln, die Suche nach typischen Rechtschreibfehlern, die Suche nach Zeichensetzungsfehlern oder Layoutfragen.
- Oder gibt es externe Kontrolleure?
- Da eine Anmeldung für Änderungen nicht erforderlich ist, ist technisch jeder Besucher auch Kontrolleur sein kann. Da dies ohne Anmeldung geschehen kann, verfliessen hier die internen und die externen Zonen erheblich. Von Seiten der wikipedia gibt es diverse Bestrebungen, Experten zu einzelnen Sachfragen zu gewinnen. Die Natur der Sache will es, daß mir dazu wenige Daten zur Verfügung stehen.
- Welches ist die Häufigkeit der Kontrollen?
- Kontrollen erfolgen permanent. Die Suche nach Themenwochen im Sinne von "heute putzen wir mal alle zu kleinen Artikel weg oder weiten sie auf ein erträgliches Niveau auf" hat vor allem motivationstechnische Gründe.
- Gab es bereits Probleme mit der Qualität eines Inhalts (z.B. falscher Informationen)?
- Wenn Informationen als falsch erkannt werden, werden sie korrigiert. Die Wikipedia weist an vielen Stellen darauf hin, daß keine Information ohne Restunsicherheit "richtig" ist und dass man niemals diesen Informationen vertrauen sollte. Das ist identisch zu der Politik von anderen Enzyklopädien, etwa Brockhaus.
- Welches sind, Ihrer Meinung nach, die Vorteile und/oder Nachteile, die mit der Arbeit mit offenem Inhalt zusammenhängen?
- Arbeit an der Wikipedia ist niedrigschwellig, sie ist eine ethisch edel. Die Vorteile sind individueller Natur und ein Segen für eine aktive, lebendige und stabile Zivilgesellschaft. Nachteile ergeben sich aus den Besonderheiten des Entwicklungsprozesses, aus Regelungslücken im Recht und aus dem Overhead der Arbeit mit den Autoren in einer Gemeinschaft von Mitarbeitern, die nicht durch ökonomischen oder vertragsrechtlichen Zwang zur Mitarbeit gezwungen werden können.
- Gibt es eine Kompensation zwischen den zwei oder ist das Gewicht einer Seite überwiegender?
- Die Vorteile überwiegen meiner Meinung nach.
- Ihrer Meinung nach, wird sich die Arbeit mit offenem Inhalt als einen Erfolg erweisen (jetzt oder der Zukunft)?
- JA.
- Ja, nein, warum?
- Offene Inhalte stellen bereits jetzt einen Wert dar. Vor allem sind sie als Druckmittel hervorragend. Sie sind derzeit schon ein Korrektiv gegenüber den klassischen Rechteverwertern.
- Und auf welchem Gebiet?
- Alle in Frage 1 beschriebene.
Was den theoretischen Teil meiner Diplomarbeit betrifft, habe ich verschiedene Business Models analysiert, und ich scgreibe noch ein Kapitel über die Bedeutung der Lizenzen.
- Somit möchte ich wissen ob Wikipedia sich eines oder mehreren Modellen bedient wie beispielsweise "Advertising Model" oder "Subscription Model" oder noch wissen, von anderen spezifischeren Modellen für offenen Inhalt wie "Street Performer Protocol" "Tipster", "Tipping"...
- Aus welchem Grund?
- Ist es möglich, dass Personen mit dem Inhalt von Wikipedia Profit machen können (die Autoren oder Leser)?
- Ja. (WikiReader, Gedruckt)
- Funktioniert das Modell gut ?
- Zahlen liegen noch nicht vor.
- Ja, nein, warum?
- s.o