Benutzer:Mathias Schindler/OpenContent-Fragen/Zeno Gantner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
  • Was den Anwendungsbereich für Open Content betrifft, wollte ich wissen, ob Sie der Meinung sind, dass Open Content auch in anderen Bereichen, als der Enzyklopädie, von Nutzen sein kann?

Ja, definitiv: Software-Dokumentation, Lehrbücher, Referenzen, künstlerische Werke (Musik, Filme, Bilder, Texte)

  • Welches ist das Thema, das die meisten Teilnehmer hat?

Kann ich nicht sagen, da ich längst den Überblick über die Wikipedia verloren habe.

  • Welche Personen nehmen an der Schaffung des Inhalts teil?

Verschiedenste Hintergründe. Viele Akademiker, Studenten, Freiberufler, Schüler (dies ist nur ein subjektiver Eindruck).

  • Von wo kommen sie?

Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.

  • Die Arbeit mit offenem Inhalt scheint mehr in den Vereinigten Staaten und in Afrika als in Europa verbreitet zu sein? (Hauptsächlich was den Bereich der Ausbildung an Hochschulen betrifft, z.B. MIT OpenCourseWare)

Von Afrika weiss ich nichts, Projekte wie OpenCourseWare sind mir in Europa nicht bekannt.

  • Ihrer Meinung nach, welches sind die Gründe für diese "Verspätung"?

In Europa ist man einfach ein wenig langsamer als in Amerika, vieles ist überreguliert, wahrscheinlich wollen viele Professoren ihr Material nicht explizit unter eine freie Lizenz stellen, da sie unsicher über die Rechte Dritter sind oder Angst haben, ihnen könnten Inalte gestohlen werden.

Auf der anderen Seite ist es schon sehr lange üblich, Kursmaterial offen zugänglich im Netz zu präsentieren, es fehlt lediglich das Bewusstsein, dass dies nicht ausreicht, um wirklich freie Inhalte zu haben. De facto sind sie aber von allen Internet-Nutzern verwendbar.

Eine traurige Entwicklung ist, dass mit der "Multimedialisierung" des Studiums häufig zugangskontrollierte "Content-Managment-Systeme" eingesetzt werden, die den Rest der Welt (und meist auch allen Studenten, die nicht exakt den betreffenden Kurs belegen) Einblick ihn das Lehrmaterial verwehrt.

Außerdem widme ich der Problematik der Qualitätskontrolle des Inhalts ein Kapitel.

  • Gibt es bei Wikipedia Personen, die die Entwicklung der Inhalte überwachen?

Ja. Alle. Manche machen dies bewusst indem sie Artikel regelmässig kontrollieren, andere korrigieren Fehler, die ihnen auffallen oder die sie stören.

  • Oder gibt es externe Kontrolleure?

In der Wikipedia gibt es keine Unterscheidung zwischen intern und extern. Jeder Internet-Benutzer kann Beiträge schreiben und ändern, ohne sich anmelden zu müssen.

  • Welches ist die Häufigkeit der Kontrollen?

Tag und Nacht.

  • Gab es bereits Probleme mit der Qualität eines Inhalts (z.B. falscher Informationen)?

Na klar. Ständig. Die meisten Fehlinformationen werden aber nicht böswillig eingefügt, sondern entstehen aufgrund falscher Interpretation von Quellenangaben/Kontext, Flüchtigkeitsfehlern, unvollständiger Information usw.

  • Welches sind, Ihrer Meinung nach, die Vorteile und/oder Nachteile, die mit der Arbeit mit offenem Inhalt zusammenhängen?

Offener Inhalt in dem Sinne, dass jeder Eingreifen kann? Exakte Qualitätskontrolle ist ein Problem. Zum Teil gibt es negative Vorkommnisse (Streit, Missverständnisse).

Vorteile: Die Arbeit vieler Freiwilliger wird gebündelt, Themen werden umfassender behandelt, Texte werden für verschiedene Zielgruppen verständlich.

  • Gibt es eine Kompensation zwischen den zwei oder ist das Gewicht einer Seite überwiegender?

Die Nachteile sind lediglich Phänomene, die bei freiem Editieren zwangsläufig entstehen. Das freie Editieren einzuschränken würde mehr schaden als Nutzen bringen.

Wer strikte Qualitätskontrolle will, kann immer noch die frei erstellten Inhalte z.B. in einer geschlossenen Arbeitsgruppe redigieren und dann herausgeben. Dies würde die Vorteile beider Vorgehensweisen vereinen.

  • Ihrer Meinung nach, wird sich die Arbeit mit offenem Inhalt als einen Erfolg erweisen (jetzt oder der Zukunft)?
  • Ja, nein, warum?
  • Und auf welchem Gebiet?

Die Wikipedia ist schon jetzt ein Erfolg. Creative Commons ebenso. Und es wird neue Projekte geben, die andere Bereiche beackern werden.

Was den theoretischen Teil meiner Diplomarbeit betrifft, habe ich verschiedene Business Models analysiert, und ich schreibe noch ein Kapitel über die Bedeutung der Lizenzen.

  • Somit möchte ich wissen ob Wikipedia sich eines oder mehrerer Modelle bedient wie beispielsweise "Advertising Model" oder "Subscription Model" oder noch wissen, von anderen spezifischeren Modellen für offenen Inhalt wie "Street Performer Protocol" "Tipster", "Tipping"...

Prinzipiell erst mal nein. Es gibt keine Werbung, kein Sponsoring, die Inhalte sind vollkommen frei zugänglich, es wird zwar um Spenden gebeten, die dienen jedoch nur dazu, dass die Hardware mit dem Wachstum mithalten kann.

In der englischen Wikipedia gibt es etwas, was dem "Street Performer Protocol" ähnlich ist, jedoch nicht auf echtem Geld basiert. Die Sache heisst Wiki-Dollar. Es gibt eine Art Marktplatz, auf der die Leute "Dollars" für bestimmte Änderungen an Artikeln bieten. Das Ganze ist aber Wikipedia-intern und nicht so ganz ernst gemeint. Wiki-Dollars sind virtuell und haben meines Wissens keinerlei Gegenwert (ausser, dass man ebenfalls Dollars gegen Edits bieten kann).

Manche Leute, die stark involviert sind (in der englischen WP, nicht in der deutschen), geben PayPal-Accounts für freiwillige Spenden an.

  • Aus welchem Grund?
  • Ist es möglich, dass Personen mit dem Inhalt von Wikipedia Profit machen können (die Autoren oder Leser)?

Theoretisch ja. Druck und Vertrieb von Texten aus der Wikipedia.

  • Funktioniert das Modell gut ?

k.a.

  • Ja, nein, warum?
  • Kennen Sie vielleicht noch andere Webseiten oder Dokumentationen die ich noch benutzen könnte, oder vielleicht andere Personen, an die ich mich noch wenden könnte? Ich danke Ihnen für jede Information, die Sie mir liefern werden.

http://www.wikitravel.org/

http://creativecommons.org/

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: zeno