Benutzer:Matiasddorf/Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)

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Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT, gesprochen als ein Wort, wie das englische Verb "to act") ist eine neuere Form der Psychotherapie, bei der klassische verhaltenstherapeutische Techniken mit achtsamkeits- und aktzeptanzbasierten Strategien und mit Interventionen zur Werteklärung kombiniert werden. ACT beruht auf der Bezugsrahmentheorie (Relational Frame Theory)[1], einem kontextualistischen Erklärungsmodell für sprachlich-gedankliche Prozesse, welches eine Weiterentwicklung verhaltensanalytischer Erklärungsansätze skinnerscher Prägung darstellt.


Grundlagen

Bei den Problemen, die den Patienten belasten, wird zwischen "sauberem" und "schmutzigem Leid" unterschieden. Schmutziges Leid entsteht durch den Versuch, mit Hilfe verschiedener Strategien (Rückzug, Flucht, Betäubung, Argumentieren, übertriebenes Sicherheitsverhalten, spannungsreduzierende Rituale etc.) unangenehme innere Erlebnisse zu vermeiden ("experiential avoidance"). Die angewandten Strategien haben nicht nur den Nachteil, dass sie nicht oder nur zeitlich begrenzt funktionieren, sondern auch mit erheblichen negativen Konsequenzen für die Lebensführung des Patienten verbunden sind. Die Therapie besteht hauptsächlich darin, den Patienten darin zu unterstützen, seine dysfunktionalen Kontrollversuche abzubauen, indem er seine Bereitschaft erhöht, auch unangenehme Empfindungen zu erleben - "als das, was sie sind, nicht als das, was sie zu sein vorgeben", wie es ACT-Therapeuten oft ausdrücken. Hierzu kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz, die zum Teil buddhistischen Meditationspraktiken und dem Methodenrepertoire anderer therapeutischer Schulen (z. B. der Gestalttherapie) entliehen sind. Einen großen Raum nimmt in einer Therapie nach dem ACT-Modell die Klärung von Werten und Lebenszielen ein, aus denen dann konkrete Handlungsabsichten (commitments) abgeleitet werden. Wie auch bei anderen Ansätzen der kognitiven Verhaltenstherapie wird an dysfunktionalen Gedanken gearbeitet. Allerdings wird nicht versucht, den Inhalt der Gedanken zu verändern (etwa "negative" durch "postive" oder "irrationale" durch "rationale" Gedanken zu ersetzen). Solche Versuche führen, wie auch aus der Relational Frame Theory abzuleiten ist, oftmals nur zu einer Stärkung der zugrundeliegenden "Bezugsrahmen" - mit dem Effekt, dass die entsprechenden kognitiven Reaktionen an Intensität und Frequenz noch zunehmen. Vielmehr wird versucht, die Funktion der kognitiven Reaktionen zu modifizieren, indem der Patient Techniken erlernt, die ihn in die Lage versetzen, seine eigenen gedanklichen Reaktionen gleichmütig zu betrachten, ohne mit ihnen zu "verschmelzen", d. h., ohne sie zu glauben oder zwangläufig sein Verhalten an ihnen auszurichten.

Anwendung

ACT wird bei einer Reihe von Störungen und Problemen angewendet und ist bereits mehrfach hinsichtlich seiner Wirksamkeit untersucht worden. So liegen beispielsweise Studien vor zur Behandlung von Personen mit psychotischen Symptomen[2], mit sozialen Ängsten[3], Depressions- und Angstsymptomen[4], Borderline-Persönlichkeitsstörung[5] oder Diabetes[6]. Die bisher vorliegenden Befunde legen nahe, dass ACT möglicherweise mindestens ebenso effektiv ist wie andere empirisch untersuchte etablierte Therapieansätze, etwa die kognitive Therapie nach Beck.

Einzelnachweise

  1. Hayes, S. C., Barnes-Holmes, D., & Roche, B. (Eds.). (2001). Relational Frame Theory: A Post-Skinnerian account of human language and cognition. New York: Plenum Press.
  2. Bach, P., & Hayes, S. C. (2002). The use of Acceptance and Commitment Therapy to prevent the rehospitalization of psychotic patients: A randomized controlled trial. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 70(5), 1129-1139.
  3. Dalrymple, K. L., & Herbert, J. D. (2007). Acceptance and Commitment Therapy for Generalized Social Anxiety Disorder: A pilot study. Behavior Modification, 31, 543-568.
  4. Forman, E. M., Herbert, J. D., Moitra, E., Yeomans, P. D., & Geller, P. A. (2007). A randomized controlled effectiveness trial of Acceptance and Commitment Therapy and Cognitive Therapy for anxiety and depression. Behavior Modification, 31(6), 772-799.
  5. Gratz, K. L., & Gunderson, J. G. (2006). Preliminary data on an acceptance-based emotion regulation group intervention for deliberate self-harm among women with Borderline Personality Disorder. Behavior Therapy, 37(1), 25-35.
  6. Gregg, J. A., Callaghan, G. M., Hayes, S. C., & Glenn-Lawson, J. L. (2007). Improving diabetes self-management through acceptance, mindfulness, and values: A randomized controlled trial. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 75(2), 336-343.

Literatur

Hayes, S. C., Strosahl, K. D. & Wilson, K. G. (1999). Acceptance and commitment therapy: An experiential approach to behavior change. New York: Guilford. Deutsche Übersetzung von Rainer Sonntag (2004). Akzeptanz und Commitment Therapie. Ein erlebnisorientierter Ansatz zur Verhaltensänderung. München: CIP-Medien, ISBN 978-3932096372.

Hayes, S. C. & Strosahl, K.D. (eds.) (2004). A practical guide to acceptance and commitment therapy. New York: Springer, ISBN 978-0387233673.

Weblinks

www.conextualpsychology.org Homepage der Association of Contextual Behavioral Science (ACBS)