Benutzer:Mautpreller/Baustelle Homöopathie

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Da der Homöopathie-Artikel mittlerweile in einer m.E. unzureichenden Fassung gesperrt ist und die Diskussion in eine Sackgasse geraten ist, arbeite ich hier auf Anregung von Benutzer:UW an einer alternativen Fassung. Für Kommentare und Vorschläge bin ich dankbar, bitte jedoch keine Grundsatzstreitigkeiten etc., sondern nur unmittelbar dem Artikel dienliche Bemerkungen.

Allgemeines:

Die Gliederung des Homöopathie-Artikels ist einigermaßen brauchbar, nur leider noch sehr wenig ausgefüllt. Da sich jedoch recht viele Dopplungen ergeben, folgende Alternative:

Homöopathie

Die Homöopathie [ˌhomøopaˈtiː] (griech. "omoion pathos“, ähnliches Leiden, von ὁμοῖος, homoios „gleich, gleichartig, ähnlich“ und pathos „Leiden“) ist eine kontrovers diskutierte, heute weit verbreitete alternativmedizinische Praxis, die der deutsche Arzt Samuel Hahnemann um 1800 begründet hat.

Ihr wichtigster und namengebender Grundsatz ist das Ähnlichkeitsprinzip: „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“ (similia similibus curentur, Hahnemann). Das entscheidende Auswahlkriterium für ein homöopathisches Arzneimittel ist danach, dass es an Gesunden ähnliche Symptome hervorzurufen in der Lage ist wie die, an denen der Kranke leidet. Der Patient nimmt das vom Homöopathen ausgewählte Mittel im möglichst geringer Dosis und gewöhnlich in besonders zubereiteter Form ein. Das Zubereitungsverfahren, die homöopathische Potenzierung, lässt sich so beschreiben: Die Arzneisubstanz wird einem von mechanischen Prozeduren (Verschütteln, Verreiben) begleiteten, häufig bis ins Extrem fortgesetzten Verdünnungsprozess unterworfen, der nach Ansicht der meisten Homöopathen nicht nur unerwünschte Wirkungen minimieren, sondern auch die Heilkraft der Arznei steigern soll.

In der wissenschaftlichen Medizin wird Homöopathie im Allgemeinen als wirkungslos angesehen, hauptsächlich aus folgenden Gründen: Es konnte kein formaler, reproduzierbarer Nachweis für eine den Placeboeffekt übersteigende Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen vorgelegt werden; ebenso wenig wird ein plausibler Wirkungsmechanismus angegeben; insbesondere sog. Hochpotenzen dürften den Ausgangsstoff aufgrund der extremen Verdünnung gar nicht mehr enthalten.

Grundsätze der Homöopathie

Die Homöopathie ist eine recht weit verzweigte Praxis mit vielen Varianten, die hier nur im Überblick dargestellt werden können. Alle berufen sich auf Hahnemann und das Ähnlichkeitsprinzip, weichen aber in anderen, z.T. wesentlichen Punkten voneinander ab. Die folgende Kurzdarstellung der Grundsätze orientiert sich aus Übersichtlichkeitsgründen an der Klassischen Homöopathie, die relativ eng Hahnemanns Vorgaben folgt; doch werden bei den einzelnen Prinzipien relevante Abweichungen anderer Strömungen genannt.

Krankheit und Heilung: Grundkonzeptionen

"Kranke Menschen gesund zu machen" ist nach dem viel zitierten § 1 des Hahnemannschen "Organon" die Aufgabe des Arztes. Damit sind vier Punkte angesprochen: 1. Homöopathie versteht sich generell als praktische Medizin, nicht als Grundlagenwissenschaft. 2. Der Begriff "Krankheit" wird im Namen des "kranken Menschen" kritisiert. D.h. ein Begriff von Krankheit im Sinn einer abgrenzbaren Einheit wird (von Ausnahmen abgesehen) abgelehnt; ein "Krankheitsname", d.h. eine Diagnose wie "Wechselfieber" oder "grippaler Infekt" trägt den Homöopathen zufolge nichts zur Erkenntnis und insbesondere zur Heilung des Krankheitszustandes bei, vielmehr soll der jeweilige Kranke je individuell nach seinen Symptomen therapiert werden. 3. Kranksein wird als systemischer, verallgemeinerter, nicht-materieller Zustand verstanden, nämlich als "Verstimmung der Lebenskraft". Demzufolge wird auch eine lokale Therapie gewöhnlich als nicht sinnvoll angesehen. 4. Als Krankheit wird das verstanden, was sich in beobachtbaren bzw. empfundenen Symptomen manifestiert; ein darüber hinausgehender Begriff von Krankheit gilt als spekulativ, da die Krankheit in ihrem Wesen nicht fassbar sei.

Die Punkte 2 und 3 werden bereits von Hahnemann und mehr noch von verschiedenen Schulen der Homöopathie insofern relativiert, als sie für bestimmte Zustände in recht unterschiedlichem Ausmaß (Verletzungen, bestimmte Infektionen usw.) Standardtherapien für sinnvoll halten. Die Kritik an den meisten festen Krankheitseinteilungen ist jedoch ein allgemeines Merkmal jeder Form von homöopathischer Therapie. Punkt 4 wird aus zwei verschiedenen Richtungen relativiert: einerseits in der konstitutionellen Therapie, die durchaus nicht-manifeste Krankheitszustände unterstellt, etwa als Folge chronischer Miasmen (s.u.); andererseits als Zugeständnis an moderne Diagnosemethoden (Labor, bildgebende Verfahren usw.). Dennoch bleibt der symptomatische Krankheitsbegriff ein Wesensmerkmal praktisch aller homöopathischen Strömungen. #Irgendwo, weiter unten? Diskussion: Krankheitseinteilung#

Ähnlichkeitsprinzip

Nach Hahnemann heilt ein Arzneimittel dann, wenn es in der Lage ist, an Gesunden ähnliche Symptome hervorzurufen wie diejenigen, die der Kranke aufweist: "Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden (homoion pathos) für sich erregen kann, als sie heilen soll!" Das Ähnlichkeitsprinzip ist die grundlegende Annahme der Homöopathie, es wird in allen ihren Spielarten akzeptiert. Begründet und gedeutet worden ist es hingegen durchaus unterschiedlich. Hahnemann gab zunächst keine Begründung dafür an, später bezog er sich auf vitalistische Vorstellungen (Umstimmung der Lebenskraft), allerdings mit der Bemerkung, relevant sei nur das empirische Faktum des Gesetzes, nicht die spekulative Begründung. Auch Analogien zur Impfung oder zum Arndt-Schulzschen Gesetz, Anregung der Selbstheilungskräfte des Organismus, reiz- und regulationstherapeutische Ideen sind vorgebracht worden.

Die beiden Seiten der Ähnlichkeitsrelation werden bestimmt durch die beiden nächsten Grundsätze der Homöopathie, die Arzneimittelprüfung und die individualisierte Arzneiwahl.

Arzneimittelprüfung

Eine homöopathische Behandlung beruht auf der Kenntnis der Symptome, die eine Arznei bei einem gesunden Menschen auslösen kann. Zu diesem Zweck werden in der Homöopathie bereits seit ca. 1800 so genannte Arzneimittelprüfungen durchgeführt: Die Probanden ("Prüfer") nehmen eine bestimmte Substanz ein und halten die Veränderungen (Symptome) fest, die daraufhin eintreten. Die homöopathische Arzneimittelprüfung hat also einen völlig anderen Zweck als die Wirksamkeitsprüfung nach dem Arzneimittelgesetz: Sie soll nicht eine erwartete Wirkung überprüfen, sondern überhaupt erst mögliche Arzneiwirkungen erkunden und damit ein "Symptomenarchiv" für die Anwendung der Arznei schaffen. Die homöopathische Prüfung ist inklusiver Natur: Es sollen möglichst alle Veränderungen physischer wie psychischer Natur erfasst werden, selbst wenn sie nur einmal oder sehr selten vorkommen. Sie zielt daher eher auf Vollständigkeit als auf sorgfältige Kritik der hervorrufbaren Symptome.

Die meisten Arzneiprüfungen sind mit materiellen Dosen der Arzneisubstanz vorgenommen worden, es gibt jedoch auch welche mit Hochpotenzen. Ergänzt werden sie durch Sammlungen von Vergiftungsfällen und von geheilten Fällen. Die Vereinigung all dieser Quellen ergibt die homöopathische Materia Medica, d.h. das Reservoir aller Symptome, die eine bestimmte Arznei nach den Vorstellungen der Homöopathen hervorrufen und zugleich heilen kann.

Nicht alle Arzneien der Homöopathie sind Arzneimittelprüfungen unterworfen worden. Insbesondere kleinere Arzneien werden oft hauptsächlich nach "bewährten Indikationen" verordnet; die so genannten Nosoden (potenzierte Krankheitsstoffe wie z.B. tuberkulöses Sputum, Tuberculinum) werden teilweise nicht nach Symptomen aus Arzneiprüfungen, sondern nach Symptomen der Krankheit (in diesem Fall: Tb) angewandt.

Individualisierende Arzneiwahl

Die Symptome jedes einzelnen Krankheitsfalls werden in einer umfangreichen homöopathischen Anamnese erhoben, wobei der Homöopath auf die Totalität, den "Symptom-Inbegriff" des Krankheitszustands zielt. Zu den Symptomen zählen dabei im Wesentlichen alle Abweichungen vom früheren gesunden Zustand des Kranken, die durch Patientenbericht, Befragung und Beobachtung zugänglich sind, samt ihren "Modalitäten" (Besserung und Verschlimmerung). Besonderer Wert wird auf entlegene, möglichst konkrete und kontextreiche Beobachtungen und Empfindungen, die "auffallendern, sonderlichen, ungewöhnlichen und eigenheitlichen (charakteristischen) Zeichen und Symptome" (Organon § 153) gelegt, die scheinbar mit der Hauptbeschwerde nichts zu tun haben; ebenso auf den "Gemütszustand" des Kranken (Organon § 210 ff). Sowohl diese als auch die "Hauptzeichen" des Krankheitsfalls sollen durch die in der Arzneimittelprüfung erkundeten Symptome der Arznei abgedeckt werden.

Dieses Verfahren ist begründet durch den spezifisch homöopathischen Krankheitsbegriff (s.o.), insbesondere durch die weitgehende Kritik einer abgegrenzten Krankheitseinteilung und die Definition des Krankheitszustands durch die manifest werdenden Symptome. Es führt dazu, dass der Homöopath beispielsweise nicht ein Mittel für eine Kur des Keuchhustens insgesamt sucht, sondern für eine spezifische Art von Keuchhusten, die durch die individuellen Symptome des jeweiligen Keuchhustenfalls selbst sowie durch die gleichzeitigen sonstigen Symptome bestimmt wird. Der einflussreiche Homöopath Bönninghausen hat beispielsweise ein Buch mit über 50 Keuchhustenvarianten und den jeweils entsprechenden Arzneien veröffentlicht.

Dieser charakteristische Grundsatz der Homöopathie wird jedoch nicht durchweg angewandt. Schon Hahnemann hat ihn analog auch auf ganze Infektionszüge angewandt, beispielsweise auf alle von einer einzelnen Ansteckung ausgegangenen lokalen Fälle, die dann nach ihrem "Symptom-Inbegriff" jeweils dasselbe Mittel erhalten sollten; auch seine Theorie der chronischen Krankheiten führt zu einer standardisierten Anwendung bestimmter Mittel. In diesem Rahmen bleibt jedoch die individualisierende Ehebung der Krankheitszeichen relevant. Die sog. klassische Homöopathie hält daran fest; andere Varianten (naturwissenschaftlich-kritische Homöopathie, Komplexmittelhomöopathie) neigen dazu, für bestimmte Krankheiten Standardmittel zu verschreiben und allenfalls unter diesen wenigen Mitteln individualisierend zu wählen. Auf der anderen Seite gibt es Tendenzen, auch Merkmale des Patienten, die nicht als Krankheitssymptome gelten können, in die Anamnese einzubeziehen, beispielsweise Konstitutionstypen, Neigungen, Ansichten (Kent, Vithoulkas, Sankaran).

Einzelmittelgabe

Hahnemanns Buchtitel "Reine Arzneimittellehre" weist darauf hin, dass nach seinen Angaben nur eine empirisch geprüfte Arznei in Reinform, d.h. in ihrer geprüften Form verordnet werden soll, nicht jedoch Kombinationen unterschiedlicher Arzneimittel oder mehrere Mittel zur gleichen Zeit. Das homöopathische Mittel soll so gewählt werden, dass es das gesamte Symptomenbild abdeckt. Die Klassische Homöopathie folgt dieser Anweisung und administriert grundsätzlich nur ein einzelnes Arzneimittel für ein gegebenes Symptomenbild. Dies wird gewöhnlich mit der Gefahr unerwünschter und unüberprüfter Wirkungen durch wechselseitige Beeinflussung der Substanzen begründet. Es gibt aber erhebliche Abweichungen von diesem Grundsatz; insbesondere die Komplexmittelhomöopathie verschreibt regelmäßig Mischungen homöpathischer Arzneien.

Potenzierung

Homöopathische Arzneimittel werden in der kleinstmöglichen Gabe verabreicht. Zunächst wurde dies von Hahnemann damit begründet, dass die überschießenden schädlichen Wirkungen der Arznei minimiert werden sollten. Er entwickelte einen Verdünnungsprozess, der mit inniger Vermischung durch Verschüttelung oder Verreibung begleitet werden sollte. Die zunächst mäßigen Verdünnungen wurden zusehends extremer, da Hahnemann angab, auch eine noch geringere Substanzmenge sei nach seinen Erfahrungen am Krankenbett noch wirksam und habe zugleich weniger schädliche Wirkungen. Sie überschritten bald die damals noch nicht bekannte Loschmidtsche Zahl, d.h. die Verdünnungsstufe, bei der noch ein Molekül des Ausgangsstoffes in der Lösung erwartet werden kann.

Später entwickelte Hahnemann die Theorie, dass die gleichzeitige Verdünnung und mechanische Bearbeitung die Heilkräfte des Arzneimittels steigere bzw. in bisher unbekanntem Maß freisetze. Der Zubereitungsprozess bekam nun den Namen "Potenzierung"; sog. Hochpotenzen galten nun nicht mehr nur als milder (d.h. nebenwirkungsärmer), sondern zugleich als heilkräftiger als nichtpotenzierte Arzneien.

Die Potenzierung ist innerhalb wie außerhalb der Homöopathie das wohl am meisten umstrittene Thema geblieben. Die Klassische Homöopathie folgt Hahnemanns Theorem, dass das Potenzierungsverfahren trotz weitgehender oder völliger Eliminierung der Ursubstanz die Wirkung des Heilmittels in verstärktem Maß freisetze. Daher werden gewöhnlich, aber nicht ausschließlich Hochpotenzen verordnet, die weit jenseits der Loschmidtschen Zahl liegen. Es gibt jedoch auch homöopathische Schulen (Komplexmittelhomöopathie, naturwissenschaftlich-kritische Homöopathie), die im Allgemeinen mit materiell fassbaren Verdünnungen operieren, bei denen noch ein sehr geringer Teil der Substanz in der Lösung nachweisbar sein dürfte; auch geringe Dosen der Urtinktur werden gelegentlich gegeben, falls diese nicht toxisch ist.

Hahnemanns Lehre im Kontext seiner Zeit

Beschreibt die Entstehung der Homöopathie und diskutiert (incl. Kritik!) wesentliche Züge und Entwicklungen von Hahnemanns Wirken (würde u.a. den derzeitigen Teil "Lebenskraft" sowie den Chinin-Versuch etc. aufnehmen).

  • Aufklärung, Naturphilosophie, Vitalismus als Wurzeln und Bestandteile der H.
  • Die empiristische Wendung: Chininversuch und Arzneiprüfungen, black box, Kritik der "deduktiven" Medizin
  • Gegen die heroische Medizin: Von der Dosisreduktion zur "dynamischen Kraft-Entwickelung"
  • Der späte Hahnemann: Chronische Miasmen, Potenzierungstheorie, Vitalismus, Choleratheorien

Geschichte der Homöoopathie

Könnte auch als eigener Hauptartikel firmieren, sollte jedoch zumindest in Kurzform im Überblicksartikel stehen.

  • Die ersten Arzneimittellehren und Repertorien (Jahr, Bönninghausen) und damit verbundene inhaltliche Verschiebungen; Dispensierstreit, Abgrenzungsversuche gegen die "Halbhomöopathen"
  • Zwei wiederkehrende Streitpunkte: Berücksichtigung der medizinischen Krankheitslehre (Pathologie), Hochpotenzen
  • Das heroische Zeitalter der Homöopathie in den USA (Hering, Kent) und bleibende Veränderungen in der hom. Praxis seit dieser Zeit (Arzneibilder, Konstitutionstherapie, Kents Repertorium)
  • Wiederannäherung an die Schulmedizin (in Dt. etwa Leeser, Mezger, August Bier, Hugo schulz, Rudolf Arndt usw.)
  • Neuere Entwicklungen: "Guru-Homöopathie" (Vithoulkas, Sankaran usw.) und diverse Blends (v.a. Jungsche Tiefenpsychologie); komplementäre Formen; Textkritik

Homöopathie und Nationalsozialismus

Entwurf von --RainerSti 14:31, 1. Okt 2006 (CEST)

Homöopathie und Nationalsozialismus

Die medizinhistorische Forschung zu diesem Thema belegt, dass einerseits die Nationalsozialisten Interesse an der Homöopathie zeigten und dass andererseits viele Homöopathen dem Nationalsozialismus Interesse entgegegenbrachten - sie versprachen sich davon die ihnen bisher weitgehend verwehrte Anerkennung und Gleichberechtigung.

Ein Teilziel der nationalsozialistischen Reformen des Gesundheitswesens war die Zusammenführung unterschiedlicher medizinischer Richtungen. Die Aufspaltung seit Mitte des 19. Jahrhunderts in die zunehmend naturwissenschaftlich fundierte "Schulmedizin" auf der einen Seite und vielfältige andere medizinische Konzepte auf der anderen Seite (z.B. Naturheilkunde, Lebensreformbewegung oder Homöopathie - oft zusammen als "biologische Heilverfahren" bezeichnet) sollte überwunden werden. Die "Neue Deutsche Heilkunde" wollte das verloren geglaubte Vertrauen in die deutsche Ärzteschaft wieder herstellen und die "Schulmedizin" durch eine Synthese mit den "biologischen Heilverfahren" von angeblich jüdisch-marxistischen Elementen wie Reduktionismus oder kaltem Technizismus befreien. Außerdem versuchte sie, die naturheilkundlichen und homöopathischen Laienbewegungen für ihre Ziele zu vereinnahmen. Deren ideologisches Konzept schien den Nationalsozialisten gut geeignet, da sie sich in ihrer Berufung auf Naturgesetzlichkeiten, mit der Betonung von Ganzheit und Volksverbundenheit wie auch in ihrer partiellen Wissenschaftsfeindlichkeit in der Nähe nationalsozialistischer Vorstellungen befanden. Dazu kamen ökonomische Argumente: "Die homöopathische Verabreichung ist in den meisten Fällen die wirtschaftlichste Form der Anwendung eines Heilmittels, wenigstens soweit es sich um die echte, einfache Hahnemannsche Verordnung handelt." (Ministerialrat Eugen Stähle in einem Aufsatz "Vierjahresplan und Homöopathie", 1936)

Die homöopathischen Laienvereine bekannten sich häufig begeistert zur nationalsozialistischen Bewegung. Bereits im April 1933 sandte Immanuel Wolf, Vorsitzender des "Reichsbundes für Homöopathie und Gesundheitspflege" gemeinsam mit anderen eine Ergebenheitsadresse an Adolf Hitler, in der die "uneingeschränkte Mitarbeit an der Gesundheit des Volkes" angekündigt wurde. Im Mai und Juni 1933 fand in allen homöopathischen Laienvereinen die so genannte Gleichschaltung statt. In der Laienzeitschrift "Homöopathische Monatsblätter" erschienen Aufsätze zur "Rassenhygiene" und zu Nationalistisch-Völkischem, sogar zum Wert der Homöopathie für die Behandlung von Erbkrankheiten. Intern könnte sich aber das unpolitische Selbstverständnis der meisten Vereinsmitglieder durchgesetzt haben. Hierüber ist bisher wenig bekannt. Insgesamt nahmen jedenfalls die Aktivitäten der homöopathischen Laienbewegung ab; am Ende des "Dritten Reichs" war diese Bewegung weitgehend zerstört.

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte vollzog 1933 die Gleichschaltung und wurde 1935 Mitglied der "Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde". Die Stimmung vieler homöopathischer Ärzte wird als "beinahe euphorisch" geschildert. In der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung vom Oktober 1933 wurde ein Brief von Dr. Hans Wapler (Schriftleiter des Zentralvereins) an Adolf Hitler vom 6. August 1933 abgedruckt, in dem Wapler aus einer bereits 1919 verfassten Abhandlung zitierte: "Das Ähnlichkeitsgesetz gilt sogar in Politik und Völkerleben. So wird zum Beispiel das deutsche Volk ein Sklavenvolk bleiben und nicht wieder hochkommen, wenn es nicht lernt, dem Nationalbewusstsein der Polen, Tschechen, Engländer und Franzosen ein ähnliches völkisches Deutschbewusstsein entgegenzusetzen." Es folgte ein Dank an Hitler: "Heil Ihnen und Heil uns, daß Sie in diesem Sinne das Ähnlichkeitsgesetz in der deutschen Politik so erfolgreich zur Geltung gebracht haben. Im deutschen Namen Heil!"

Erstmals in ihrer Geschichte genoss die Homöopathie staatliche Unterstützung. 1937 tagte in Berlin der 12. Internationale Homöopathische Kongress unter der Schirmherrschaft von Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß. Im gleichen Jahr wurde erstmalig die Zusatzbezeichnung "homöopathischer Arzt" verliehen. An sieben deutschen Universitäten gab es Lehraufträge in Homöopathie. Ernst Bastanier, bis 1938 Leiter einer homöopathischen Universitätspoliklinik in Berlin, wurde 1939 auf Erlass Hitlers der Professorentitel verliehen. Ebenso erhielten zwei weitere Homöopathen 1939 bzw. 1942 den Titel. Während des "Dritten Reichs" wurden 13 homöopathische Krankenhäuser bzw. homöopathische Abteilungen an schulmedizinischen Kliniken gegründet. Am bedeutendsten war das Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus, das 1940 mit 320 Betten eröffnet wurde. Es entwickelte sich zu einer wichtigen Lehr- und Forschungsstätte der Homöopathie mit Ausbildungskursen und zum Teil tierexperimenteller Forschung.

Bei allen vordergründigen Erfolgen der Homöopathie und aller Hoffnung ihrer Anhänger auf Anerkennung gab es jedoch auch frühzeitig kritische Stimmen, die vor einer Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus warnten. Man befürchtete durch die Zusammenschließung mit anderen Methoden eine Verwässerung der Lehre und einen Verlust der Eigenständigkeit. Auf staatlicher Seite erlahmte andererseits das Interesse an der Homöopathie aus unterschiedlichen Gründen. Der wichtigste dürfte eine Untersuchung der Homöopathie im Auftrag des Reichsgesundheitsamts zwischen 1936 und 1939 gewesen sein, auch wenn deren Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit erst über 30 Jahre später bekannt wurden. Es wurden einerseits klinische Versuche, andererseits Arzneimittelprüfungen und Quellenstudien zu einzelnen homöopathischen Arzneien durchgeführt. Die Untersuchung wurde 1939 eingestellt, ohne dass ein offizieller Abschlussbericht vorgelegt wurde. Die klinischen Versuche hatten keinerlei Erfolg gezeigt. Die Nachprüfungen homöopathischer Mittel konnten die Ergebnisse vorheriger Prüfungen nicht reproduzieren. Fritz Donner, der die Arzneimittelstudien geleitet hatte, übte erhebliche Kritik am teilweise desolaten Zustand der Materia Medica und dem oftmals völlig kritiklosen Umgang der Homöopathen mit dieser. Fast 30 Jahre später fasste er die Ergebnisse in einer persönlichen Stellungnahme zusammen. Er spricht darin von einem Fiasko, das an der Situation der Homöopathie gelegen habe, also nicht personell bedingt gewesen sei.

Über das Schicksal jüdischer Homöopathen ist bisher nur wenig bekannt. In der homöopathischen Presse wurden teilweise eindeutig antisemitische Äußerungen verbreitet. Die 1933 beginnende "Ausschaltung" jüdischer, sozialdemokratischer und marxistischer Ärzte dürfte auch für die Homöopathie einen großen Verlust bedeutet haben. Prominentestes Opfer der Ausschaltung innerhalb der Homöopathie war der jüdische Arzt Otto Leeser (1888-1964). Er galt als herausragender Vertreter der naturwissenschaftlich-kritischen Richtung der Homöopathie in Deutschland. 1933 wurde er sowohl aus dem deutschen Zentralverein als auch aus der Schriftleitung des Hippokrates ausgeschlossen. Er musste über die Schweiz und Holland nach England emigrieren. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, um die ärztliche Leitung des Robert-Bosch-Krankenhauses zu übernehmen.

  • homöopathische Arzneimittelversuche an KZ-Häftlingen?
  • Homöopathische Eugenik, "eugenische Kur"?
Zu den ?-Themen habe ich bisher noch kein Material. ----RainerSti 18:01, 2. Okt 2006 (CEST)

Homöopathie heute

  • Einige Daten (Anzahl der praktizierenden hom. Ärzte/Heilpraktiker, Krankenkassen und gesetzliche Regelungen, Vereine, Arzneimittelformen, Patienten, Krankheiten, Arbeitsmittel; jeweils in Dt., nur kurze Andeutungen über andere Länder)
  • Das Feld der Homöopathie: Existierende Richtungen
  • Weitere homöopathische "issues": Schutzimpfung und Amalgam
  • Kontroversen um die Homöopathie (Marburger Erklärung)
  • Eine homöopathische Behandlung (Beispiel)

Bewertung durch die wissenschaftliche Medizin

Dazu gibt es schon recht viel Material und Gliederungspunkte. Unterteilung:

  • Wirksamkeit der Behandlung (Doppelblindversuche, Studie Shang et al.)
  • Potenzierung: Können "ultramolekulare" Verdünnungen überhaupt Wirkungen hervorrufen?
  • Wirkungsmechanismus: Kein plausibler Wirkungsmechanismus vorgeschlagen
  • Gefahren der Homöopathie
  • Resümee

Zitate (bleibt)

Verwandte Therapieformen (bleibt)

Literatur: Neben den großen Arzneimittelprüfungssammlungen von Allen und Hughes/Dake sollten einige weitere Grundlagenwerke unter "Quellen", besonders Hering: Guiding Symptoms of Our Materia Medica, Kent: Lectures on Materia Medica, Leeser: Lehrbuch der Homöopathie, Kent: Repertory. Man erliegt sonst dem Irrtum, dass die Hom. sich tatsächlich in allem nach Hahnemann richten, wie sie es behaupten; doch das trifft weitgehend nicht zu. Ferner einige medizinhistorische Werke (Jütte, Dinges, Stolberg etc.). Übrigens sollte das ausgezeichnete Buch von Anthony Campbell ("Homeopathy in Perspective") nicht unter der Rubrik "Kritik" genannt werden, sondern sowohl bei Medizingeschichte als auch bei Gesamtdarstellungen. Ich weiß nicht, ob die Trennung in neutral/pro/contra unvermeidlich ist; lieber hätte ich eine Trennung in Quellen/Gesamtdarstellungen/Medizinhistorisches/Kontroverse.--Mautpreller 09:25, 5. Dez 2005 (CET)

Einzuarbeitende Literatur: Josef Schmidt (M); Renate Wittern-Sterzel (ER); S. Heinze (Ausstellungskatalog), Robert Frank (Medizinsoziologe, B), Stollberg (Stollberg, Gunnar, 1999: "Patienten und Homöopathie - ein Überblick über die soziologische Literatur", in: Medizin, Gesellschaft und Geschichte 18, pp. 103-118) und Stolberg. Willich/Becker-Witt. --Mautpreller 11:55, 6. Dez 2005 (CET)

Benutzte Quellen: Hahnemann, Organon (Textkritisches Ausgabe von J. Schmidt) sowie Organon-Synopse; ders., Reine Arzneimittellehre; ders., Die chronischen Krankheiten; ders. Kleine Schriften, insbes. Versuch über ein neues Princip ...; Kent, Lectures on Materia Medica und Lectures on Homeopathic Philosophy; Allen, Encyclopedia of Pure Materia Medica; Hughes/Dake: Cyclopedia; Leeser, Lehrbuch der Homöopathie; Mezger, Gesichtete Arzneimittellehre; Dorcsi: Homöopathie; Vithoulkas: Die wissenschaftliche Homöopathie.

Campbell: Homeopathy in perspective (Web); Jütte: Hahnemann; ders., Geschichte der Alternativmedizin; Coulter: Divided Legacy (unentbehrliche Quelle zu Hom. in den USA); Dinges: Weltgeschichte der Homöopathie.

Seiten des DzvHAe; dort auch: Artikel von Shang et al. in Lancet.