Benutzer:Mautpreller/Sammlung Batta
Von Battas Cellospiel gibt es keine Tonaufnahmen, da seine aktive Zeit lange vor der Erfindung der ersten Tonwiedegabeapparaturen liegt. Es existiert aber eine große Anzahl an Rezensionen, Kritiken und zusammenfassenden Beurteilungen.
Batta war bekannt für seinen seelenvollen (Beleg), sanglichen Ton und seine Kantilenen. "Kraft" und Virtuosität ("difficultés") wurden ihm dagegen meist nur in geringerem Maße zugerechnet, verglichen etwa mit Servais, einem herausragenden Cellisten der Zeit. Das gilt insbesondere für die Jahre ab ca. 1840. "wurde bald der Löwe des Tages, weniger durch die Bravour seines Spieles, die noch mancherlei zu wünschen übrig ließ, als durch seinen seelenvollen Vortrag." Hermann Mendel (Hg., 1870): Musikalisches Conversations-Lexikon, 1. Band, Berlin 1870, S. 481.https://books.google.de/books?id=8gpCAAAAcAAJ&pg=PA481&dq=alexander+batta+seelenvoll&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=alexander%20batta%20seelenvoll&f=false
Fétis hat in seinem ... eine relativ ausführliche Kritik verfasst. Er (forte/piano). In einer satirischen Erzählung führte Balzac Batta als geradezu sprichwörtliches, allgemein bekanntes Beispiel an ... Eine zeitgenössische Kritik in den Blättern für Unterhaltung ... ("schmelzende Töne"). Heinrich Heine ...
Der von Balzac angeführte son filé („gesponnene Ton“) war eine geläufige Technik, das Spiel mit langen Bogenstrichen und wechselndem Druck zu beleben, im Stil einer messa di voce, wie sie bereits von Leopold Mozart als Übungsmittel und zum Ausdruck starker Empfindungen empfohlen wurde. Diese Bogentechnik wird auch in der Méthode des Pariser Conservatoire empfohlen und kommt in vergleichbarer Form bei Romberg vor ("Performing Beethoven" & Quellen). Es handelt sich um ein Anschwellen und Abschwellen des Tons mit Hilfe des durch den Bogen ausgeübten Drucks, unter Umständen sogar mehrfach innerhalb einer langen Note, aber stets auf einen Bogenstrich ("ondulé"). In Beethovens Cellosonaten gibt es mehrfach Crescendo-decrescendo-Vortragsangaben auf lange Noten oder Notengruppen, die in dieser Weise interpretiert werden ("Performing Beethoven"). Mit dem Wechsel zwischen Forte und Piano, den Fétis als Battas Manier kritisiert, dürfte diese Technik angesprochen sein. Fetis ist allerdings kein ganz unparteiischer Zeuge, da er sich mit Battas Triopartner Liszt öffentlich überworfen hatte.
Ebenso kritisiert wurde gelegentlich ein Übermaß an Verzierungen, insbesondere Appoggiaturen und Portamenti, die allerdings in der Zeit ebenfalls gängig waren (siehe Méthode des Conservatoire). Gelegentlich wird auch ein exzessives Vibrato angemerkt. Es muss im dunkeln beliben, ob es sich um das heute übliche Vibrato durch bebung der Finger der linken Hand handelte oder um das o.a. "Bogenvibrato".
H. Blanchard: Matinées et soirées musicales, in: Revue et Gazette musicale, Jg. 10 (1843), Nr. 18 (30. April), S. 149f, hier: 150 http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k119289p/f164.item.r=batta.zoom: ... le chanteur instrumental par excellence, le mélodiste impressionnable et impressionnant. Quelques gens d'un goût un peu difficile, cependant, ses amis mêmes d´sireraient qu'il n'affectionnât pas autant, il suono vibrato, simile al canto d'una vecchia donna.
Eine sehr negative generelle Einschätzung bietet der Larousse, deutlich mit Genderstereotypen verknüpft ("effeminiert ... Salon ... fehlt an Virilität ..." etc.). Dagegen Delacroix ...
Grand Dictionnaire Universel du XIXe siècle, Larousse, Paris 1867, Tôme 2, p. 373: ... il a donné und grand nombre de concerts, toujours suivis avec beaucoup d'interêt par les amateurs, qui se plasaient à admirer la grâce, le sentiment et la légereté de son jeu. ... Des juges sérieux reprocheront à M. Batta son amour des petites compositions de salon, ses transitions perpétuelles du forte au piano, son jeu effeminé, ses mièvreries et fadeurs instrumentales, enfin l'absence de virilité de l'archet. Comme Alfred Quidant, M. Batta est un musicien pour dames; il est a Servais ce que Quidant est à Listz [sic!]. http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k50724x/f377
Insgesamt deuten die Einschätzungen darauf hin, dass Battas Domäne unmittelbar das Gefühl ansprechende, klangschöne Töne und Kantilenen waren. Ein Mangel an Lautstärke wird öfter angesprochen, manchmal auch nur indirekt. Hier scheint eine Veränderung des Klangideals wirksam zu sein, das zunehmend mehr auf Dynamik ausgerichtet war (vgl. ...). Batta spielte fast nur Kammermusik, insbesondere Trios, sowohl vor großem Publikum als auch in Salons und seinem Appartement. Die wichtigste instrumententechnische Neuerung am cello des 19. Jahrhunderts, die Einführung des Stachels, hat er vermutlich nicht genutzt (anders als Servais); Bilder zeigen ihn in der traditionellen Spielhaltung, bei der das Instrument auf den Waden abgestützt wird, was Folgen für die Resonanz und damit Dynamik sowie für die freie Beweglichkeit der linken Hand hat.
Repertoire
Richtig bekannt wurde Batta mit der berühmten Serie von vier Soiréen mit Liszt und Urhan in der salle Erard 1837. in deren Mittelpunkt die Klaviertrios und Cellosonaten von Beethobven standen, damals noch kaum bekannt. Diese Veranstaltungsreihe, für die Batta zum Teil glänzende Kritiken erheilt, wirkte als Initialzündung für die Kammermusikveranstaltungen musikalischer Gesellschaften noch jahrzehntelang nach. Bereits bei diesen Soiréen spielte Batta auch schon eigene Transkriptionen oder Opernfantasien über bekannte Themen. Obwohl Beethoven auch später noch auf seinem Programm stand, ebenso technisch sehr anspruchsvolle Werke des Cellisten Romberg, war er später eher dafür bekannt, hauptsächlich populäre Opernfantasien und dgl. aufzuführen, besonders vor einem Publikum der "besseren Gesellschaft". Die "Romanesca" ...
Partner
Neben Liszt war Battas Bruder Laurent ein häufiger Klavierbegleiter Battas; gelegentlich beteiligte sich auch der jüngste Bruder Joseph an der Violine. Außerdem: ...
NZfM, Jg. 14 (1841), Nr. 19 (5. März): Hector Berlioz: Mitteilungen aus Paris, S. 76-77, dort (S. 77) unter "Concerte": Die Matinée musicale ... Die Matineen von Batta vereinigen eine große Masse distinguirter Personen, Literaten, Künstler, Philosophen, Militairs! Man steigt auf die Tafeln, setzt sich unter das Piano und giebt beinahe dem Spielenden nicht genug Raum zur freien Bewegung. Beethoven und seine göttlichen Trios, Schubert und seine Lieder regieren da ausschließlich. Der bewunderungswürdige Violoncellist Batta wird von seinem Bruder Laurent trefflich begleitet. [...] Ein Stück betitelt: les Accords, von A. Batta componirt, hat großes Aufsehen erregt. Es ist aus den Etudes dramatiques, die der Componist Hrn. Liszt dedicirt hat.
Henry Fothergill Chorley: Music and Manners in France and Germany. Series of travelling sketches of art and society. Longman etc., London 1841. Vol. II, S. 71 (Fußnote): There is nevertheless a rage for Beethoven in Paris ... And his works have some excellent and earnest interpreters, who plunge, though feverishly rather than steadily, deep into his mysteries. I have not forgot the pretty little suite of apartments, au quatrième, No. 42. Rue Lafitte [sic!], where I heard the posthumous quartetts of Beethoven disentangled by a party led by M. Seghers, and to which M. Alexandre Batta is violoncellist, with a conscientiousness and depth of feeling that brought me far nearer an understanding of that difficult music than I had ever come before. The matinées at which these works were played were charming. The audience was at once miscellaneous and select: the breathless interest there being silence of a quality different from the forced attention of the Conservatoire audience. M. Batta, however, (whose remarkable power in this highest order of music has been never properly exhibited to the English public,) is not Parisian by birth, but Belgian; and there is a fineness of musical organisation in his country, so rich and copious in its fruits as to claim separate attention.
The Musical World, XI (1839), No. CXLV, 9. März 1839, S. 27ff. ("Fifth Philharmonic Concert"), https://books.google.de/books?id=IQkVAAAAQAAJ&pg=RA1-PA29&lpg=RA1-PA29&dq=bowing+batta&source=bl&ots=BfptmKl6Tk&sig=jTngtur2_o74PmqwatzGbmXzYE4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiI5o-LjdnKAhXLhiwKHWASAY4Q6AEIHzAA#v=onepage&q=batta%20bowing&f=false: Winter's overture to Calypso [La grotta di Calipso] was the fourth orchestral piece. The two soloists were Bennet on the piano, and Batta on the violoncello. ... Monsieur Batta, we are told, is a young Belgian of high repute in Paris. If the tone of Lindley's violoncello playing be taken as proper standard, then Batta, like many of his predecessors who have visited this country, must be accused of wanting that richness and fullness of tone which is the characteristic of the violoncello as distingushing it from the viola; we are, however, inclined to think that a just medium of quantity and quality is most desirable. Breadth of tone is produced by mounting the instrument with thick strings, playing with a heavy bow, and with the pressure of Lindley's fingers, which seem made for such resources. Unless born a Hercules, it would be in vain to attempt the pleasing effects of modern violoncello playing with such obstacles, and as we are no advocates for going to the other extreme in sacrificing everything to tours de force, we cannot acquiesce with those admirers of Batta who pronounce such unqualified opinions on his performance. In a cappriccio by B. Romberg, we were perfectly satisfied with his methode; nothing could be more finished than his bowing, nor was there any excess of portamento, which the affected taste of the Parisians call intensity of feeling. In the chamber, Batta's talent would best be appreciated, but in large room the passages of execution, especially arpeggios, are not heard, and partly indistinct from the jarring of thin strings on the finger-board, a natural consequence from their not resisting to the force of the bow. If Monsieur Batta be content with the flattery of a limited circle, then he will spurn our advice to use stronger strings, and to avoid the offence which every refined ear must detect in his performance. His taste, execution, elegant and varied bowing, all so good, ought to be unaccompanied with any objectionable quality. The just medium is, in our opinion, between Lindley and Batta, to combine the excellencies of both with as much of tone as consistent with delicacy, variety and just expression.
Ibid., 23. Mai 1839, CLXVII, S. 61: Mr Benedict's concert. ... Batta, whose first public appearance in London this was, played a grand fantasia on the violoncello, composed by himself upon themes of I Puritani, with great command of his instrument and much brilliancy of execution. He was loudly and warmly applauded.
Ibid., 2. April 1840, CCXI, S. 224: Paris ... Alexander Batta, the celebrated violoncellist, has given a delightful soiree at Erard's. He played in trios of Mayseder and Beethoven, and executed a fantasia on themes from Donizetti's Lucia, as also some of Reber's waltzes in the most perfect manner. Batta is all soul, and his instrument sings, and, to borrow a French phrase, even weeps. He leaves Paris shortly for the London season with Artot, the violinist.
C. N. Mangold (= Carl Amand Mangold?): A winter in Paris, 1837-8. Ibid., 4. Juni 1840, CCXIX, p. 348: Among other instrumental performers, Batta, the violoncello-player, and Liverand, clarinetist, are the lions of the day.
Ibid., 11. Juni 1840, CCXX, p. 370ff: Manchester. Gentlemen's Concert. ... The clebrated German violinist, Herr Molique, ... had been taken so unwell ... to prevent an unmitigated disappointment, the directors obtained the services of Mons. Batta, a very eminent performer on the violoncello, who has, during a recent residence in London, acquired considerable reputation. ... programme of the concert ... Part I ... Fantasia violoncello (M. Batta) on an Air from Lucia di Lammermoor ... Part II ... Solo violoncello - La Romanesca, celebrated old air arranged and performed by M. Batta ... Monsieur Batta, a French violoncellist, is as different from our own Lindley as it is possible he can be, not only as regards age of style and execution, but also in reference to the great dissimilarity which there is between the tones of two professors of the same instrument. That he is a most extraordinary performer on his instrument, and possessed of almost unlimited powers of execution, with an energy of style, and a devotion to the legitimate objects of the art, no one can doubt who has heard him, and is at all competent to appreciate his merits. His intonation and his harmonics are faultless; and in the command of his bow, and the strangeness of the effects he produced occasionally in his first piece, he is perhaps better likened to Paganini than any other performer. In connection with this, we may allude to the use he makes of the tremolo, and the great reliance he appears to place on the effect of it. Of his tone we must remark, that it would be unfavourable to him to make a comparison with our English models, both as respects power, firmness, and body; and perhaps no apter illustration can be found to convey an idea of this difference than a reference to the prevailing traits of character by which the two nations are distinguished. To speak of his whole performance, it is characterised by an expressiveness of style and pathos which cannot fail to interest the hearer, whether musical or not. The reception given to his fantasia was most enthusiastic. ... M. Batta's second solo was a simple and pathetic appeal in the minor key, as far removed in design from his first performance as possible. It was too short for the audience - he was unanimously encored; he returned and went through another melody equally simple and interesting, and drew forth the warmest plaudits.
Blätter für literarische Unterhaltung, Nr. 100, 10. April 1837, S. 402 ff.: Correspondenznachrichten. Paris, 8. März 1837. ... Beethoven gilt hier überhaupt gegenwärtig in gewissen Kreisen als der eigentliche Held, das unerreichte Ideal der Musik, nach dem man streben müsse. ... Den Mittelpunkt des Kreises, welcher diese Musik am meisten pflegt, liebt und bewundert, bilden gegenwärtig drei junge Virtuosen, Liszt, Urhan und Batta, welche zum Theil zugleich Componisten sind. Sie hatten sich für diesen Winter zu vier musikalischen Abendunterhaltungen in dem hierzu recht geeigneten, aber auch zu kleinen Saale des Herrn Erard vereinigt, deren Hauptzweck wol eigentlich war, einige hier wenig oder gar nicht gekannte Werke Beethoven's ans Tageslicht zu ziehen, nämlich drei große Trios (op. 69 u. 70) und die Kreutzer gewidmete Sonate in A-moll. Die Ausführung - wir haben zwei Aufführungen beigewohnt - war jedenfalls vortrefflich; und doch war sie wesentlich verschieden von der, welche wir in Deutschland zu hören Gelegenheit hatten; sie war nicht Das, was Beethoven vielleicht gewollt und gewünscht haben würde. Und warum? Eben weil diese ausgezeichneten Künstler der Individualität ihres Talents und ihres Publicums darauf noch zu viel Einfluss gestatteten. In dem Ausdruck ihres Spieles liegt bisweilen, ja oft, etwas Übertriebenes, welches an das Phantastische grenzt und dem Gedanken Beethoven's gewiß ganz fremd war. Die Folge davon ist eine ziemlich häufige und willkührliche Veränderung des Tempos, ein Fehler, dessen sich namenmtlich Liszt, als Pianist, sehr, doch früher mehr als jetzt, schuldig gemacht hat. ... Es gibt selbst in diesen höhern Sphären, in welche Liszt durch sein Talent versetzt ist, noch eine gewisse Koketterie, von welcher er nun einmal nicht frei ist, von welcher er sich vielleicht nie ganz losmachen kann; sie ist zu sehr im Charakter der Nation und im Wesen des Publicums begründet, unter welchem Liszt seine Bildung erhalten hat. An derselben Koketterie leiden z. B. auch Batta als Violoncellist und Urhan in seinen Compositionen für den Gesang, beides gleich ausgezeichnete Talente, obgleich Urhan als Violinist weder Batta noch Liszt gewachsen zu sein scheint. Batta läßt sich dadurch in der Verletzung der Wahrheit bisweilen sogar bis zu jener Unnatur des Ausdrucks verleiten, welche zwar blendet und besticht, aber das bessere Gefühl immer beleidigt, weil sie die Grenzen überschreitet, welche seinem Instrumente gesetzt sind. Um recht zu verstehen, was ich hiermit sagen will, müßten Sie unter Anderem seinen Vortrag der „Romanesca“, eines der schönsten Denkmale der einfachen Erhabenheit der Musik des 16. Jahrhunderts, gehört haben. Grade diese Erhabenheoit ging unter gewissen modernisirenden Manieren und Ausschmückungen, wie z. B. dem schmelzenden Aushalten gewisser Noten, auf welches Hr. Batta immer wieder zurückkommt, zum guten Theile verloren, und ganz in ähnlicher Weise verfällt Hr. Urhan in seinen Gesangsstücken aus dem Gefühlvollen gar zu häufig in das Weinerliche, was auch wieder eine Art Unnatur ist, die, ganz dem Zwecke zuwider, nicht aufs Herz, sondern aufs Zwerchfell wirkt.
Jos. Mainzer: Alexander Batta und ein Wort über die belgischen Künstler. NZfM, 7. April 1835, Nr. 28, S. 112f. Alexander Batta, ein junger Mensch von 16 oder 17 Jahren, bezeichnet als Violoncellist bei seinem ersten Auftritte in Paris seinen Platz in der Reihe der ausgezeichnetsten ausführenden Künstler; sein Spiel läßt an Kraft und Eleganz nichts zu wünschen übrig und vereinigt hiermit Grazie und Energie, wie sie nur irgend das Violoncello, dieses herrliche Instrument, zuläßt. ... Im verflossenen Jahre bewunderte man in allen Sälen von Paris einen andern jungen Violoncellisten aus Belgien, Namens Servais, den man damals allem, was man in Deutschland und Frankreich an ausgezeichneten Talenten auf diesem Instrumente kannte, dreist an die Spitze stellte. Heute setzen wir auf dieselbe Reihe den jungen Batta, der, wenn er auch das Spiel Servais an Kühnheit nicht erreicht, ihm doch an Vollkommenheit in allen übrigen Zweigen der Ausführung dicht an der Seite steht.