Benutzer:Mautpreller/UH

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Unbesungene Helden war in den Jahren 1958 bis 1966 eine Initiative West-Berlins zur Ehrung und finanziellen Unterstützung von Personen, die in der Zeit des Nationalsozialismus Verfolgten des NS-Regimes geholfen hatten, insbesondere von sogenannten Judenrettern. Die Anregung zu dieser Initiative und insbesondere auch zu ihrem geläufigen Namen kam von Kurt Grossmanns 1957 erschienenen Buch Die unbesungenen Helden. Menschen in Deutschlands dunklen Tagen. Treibende Kraft war der Innensenator Westberlins, Joachim Lipschitz. Ab Juni 1960 trug die Initiative den offiziellen Titel „Ehrung von Berliner Bürgern, die in der NS-Zeit Verfolgten uneigennützig Hilfe gewährt haben“; der ursprüngliche Name „Unbesungene Helden“ war jedoch weiterhin in der Öffentlichkeit und in der Verwaltungspraxis gängig. Insgesamt erhielten 760 Personen diese Ehrung. Die staatliche Ehrung der Helfer von Verfolgten war und blieb zu dieser Zeit in der Bundesrepublik Deutschland einzigartig, Hoffnungen auf eine Ausbreitung der Initiative auf die Länder der Bundesrepublik oder auf den Bund erfüllten sich nicht.

Vorgeschichte und Entstehung

Verfolgte des Naziregimes konnten eine individuelle Entschädigung für erlittenes Unrecht seitens des nationalsozialistischen Staates beantragen. Bundesweit wurde dies erstmals durch das Bundesergänzungsgesetz von 1953 und später das Bundesentschädigungsgesetz (BEG) von 1956 geregelt. Helfer und Helferinnen von Verfolgten blieben davon gewöhnlich ausgeschlossen. Sie zählten selbst oft nicht zu den in § 1 BEG definierten Opfergruppen der "aus Gründen politischer Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus oder aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der Weltanschauung" Verfolgten und hätten zudem einen „Schaden an Leben, Körper, Gesundheit, Freiheit, Eigentum, Vermögen“ oder im beruflichen oder wirtschaftlichen Fortkommen nachweisen müssen. Selbst wenn ein solcher Schaden nachgewiesen werden konnte, weil die Hilfe von den NS-Behörden entdeckt und sanktioniert worden war, konnte ein Entschädigungsantrag abgelehnt werden, weil beispielsweise das Verstecken von Juden nicht als politische Gegnerschaft oder Widerstand anerkannt wurde.

1951 lenkte Kurt Grossmann mit einer Artikelserie in der deutschsprachigen, in New York erscheinenden jüdischen Zeitschrift Aufbau das Augenmerk auf diese Helfer. Die Einleitung zum ersten Beitrag dieser Serie nennt bereits zwei Charakteristika, die Grossmann den „Unbesungenen Helden“ zuschrieb, nämlich Uneigennützigkeit und Handeln unter Gefahr: „Hier soll von den unbesungenen Helden geredet werden. Von Menschen, die um der Sache willen ihr Leben und ihre Freiheit riskieren, ohne jemals in Zeitungen gerühmt oder in Geschichtsbüchern unsterblich gemacht zu werden. Sie handeln, ohne jemals irgendwelchen andern Dank zu erfahren als die Genugtuung, zur gegebenen Zeit das getan zu haben, was ihnen als das selbstverständliche Gebot der Humanität erschien.“[1]

1956 bat Grossmann in zwei Aufrufen, die in der Berliner Zeitung Telegraf und in der Süddeutschen Zeitung gedruckt wurden, um die Zusendung weiteren Materials für das von ihm geplante Buch Unbesungene Helden. Er erhielt mindestens hundert Zuschriften. 1957 erschien das Buch im Arani-Verlag. Es umfasste etwa zur Hälfte Rettungstaten in Deutschland und in von den Deutschen besetzten Ländern. Grossmann kannte Lipschitz persönlich und überreichte ihm auch ein Exemplar seines Buches.

1958 reagierte die Jüdische Gemeinde Berlin auf das Buch, indem sie ihren mit 2000 DM dotierten Heinrich-Stahl-Preis dem „namenlosen nichtjüdischen Helden“ zusprach. Das Preisgeld sollte als Grundstock eines Fonds dienen, aus dem in Not geratene Judenhelfer unterstützt werden sollten. Der Fonds sollte durch Spenden von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde und der Verfolgtenverbände aufgefüllt werden (Riffel S. 46); er erhielt mit Grossmanns Zustimmung den Namen Unbesungene Helden. Bei der Preisverleihung am 20. April 1958 sprach neben Heinz Galinski auch Joachim Lipschitz, der dazu aufrief, die uneigennützigen Helfer zu ehren und zu unterstützen.

  1. Kurt Grossmann: Unbesungene Helden. Janina. In: Aufbau, Jg. 17 (1951), Nr. 4 (26. Januar), S. 11.