Benutzer:Mautpreller/gesang

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Gesang des Soldaten der Roten Armee, teilweise auch unter dem Titel Gesang der Soldaten der Roten Armee veröffentlicht, ist eine Ballade von Bertolt Brecht. Sie erschien zuerst 1925 in Paul Westheims Zeitschrift Das Kunstblatt und fand danach 1927 in Bertolt Brechts Hauspostille Eingang. Dort gab Brecht auch eine Melodie für den Gesangsvortrag an, die vermutlich von ihm selbst stammt. Alexander Abusch kritisierte die Ballade von parteikommunistischer Seite in der Roten Fahne heftig als antibolschewistisch. Brecht strich das Gedicht, möglicherweise aus diesem Grund, in allen späteren Ausgaben der Hauspostille. Eine bemerkenswerte Rezeption hat das Lied in der bündischen Jugend, speziell im Nerother Wandervogel, durch die Vermittlung von Werner Helwig erlebt, der die Ballade auch neu vertonte.

Entstehung und Textgeschichte

Ein Manuskript oder Typoskript des Gedichts ist nicht erhalten. Allgemein wird eine Entstehung um 1919 vermutet, im Zusammenhang der kurzlebigen Räterepublik, die Brecht damals selbst in Augsburg erlebte. Dafür gibt es auch einige Anhaltspunkte, insbesondere Erinnerungen von Freunden Brechts daran, dass er das Lied damals bereits zur Gitarre vorgetragen habe. (Genauer!) Wie viele frühe Brechtgedichte war die Ballade unmittelbar für den Gesangsvortrag konzipiert und wurde lange vor dem Druck auch gesungen.

Ein erstes provisorisches Inhaltsverzeichnis der Hauspostille, offenbar für das Lektorat von Kiepenheuer & Witsch angelegt, nennt bereits 1922 das Gedicht für die Lektion Bittgänge, das erste Kapitel der Hauspostille, und zwar bereits an ihrem späteren Ort. Freilich standen die Sänger im Titel noch im Plural („Gesang der Soldaten“). Da Brecht jedoch zu dieser Zeit mit dramatischen Projekten befasst war, hielt er den Verlag immer wieder hin und lieferte keine Texte.

Der Pluraltitel galt auch noch für die Erstveröffentlichung der Ballade im Kunstblatt. Sie erschien in einer Jubiläumsnummer, der 100. Nummer der Zeitschrift, und zwar auf den ersten Seiten zusammen mit dem ersten Kapitel eines Romans von Ilja Ehrenburg, Trust D.E., und einem programmatischen Editorial von Paul Westheim. (Näheres)

In der 1926 zunächst nur als Privatdruck in wenigen Exemplaren erschienenen Taschenpostille findet sich die Ballade erstmals mit beigegebenen Gesangsnoten. Erst als 1927 endlich die Hauspostille bei Propyläen erschien, präsentierte sich der Titel erstmals im Singular ("Gesang des Soldaten"). Aber selbst hier noch führte der Notenanhang den abweichenden Pluraltitel. Ob der Wechsel vom Plural zum Singular auf eine Entscheidung Brechts zurückgeht, ist nicht bekannt, doch gehen die Bearbeiter der BFA mangels weiteren Materials davon aus, dass es sich bei der Hauspostille-Fassung um diejenige handelt, die Brecht selbst abgesegnet hat.

Inhalt und formaler Bau

Der Text wird durch den Titel als ein Lied ausgewiesen, das entweder ein Kollektiv oder ein Vorsänger dieses Kollektivs vorträgt, je nach Titelvariante. Das Kollektiv wird als Rote Armee benannt, eine Bezeichnung, die zur Entstehungs- und auch noch zur Druckzeit des Liedes einerseits eng mit bewaffneten kommunistischen Aufständen verbunden war (Deutschland, Ungarn), andererseits bereits für das Militär der jungen Sowjetunion stand.

In einer ersten Strophe entwirft der Sänger die Entstehungsbedingungen dieses Kollektivs: ein "zerfressenes" Land, matt beleuchtet und kalt, das die Personen, von denen er singt, "ausgespien" hat. Die zweite Strophe spannt die Entstehung und Entwicklung der Armee in einen jahreszeitlichen Bogen ein: Sie wurde getauft im Frühjahr, nach Sommer und Herbst "zerfror" ihr Herz im Januar.

Das Gedicht besteht aus zehn nummerierten vierversigen Strophen. Die Sprache ist metrisch gebunden, doch wird das Metrum sehr frei gehandhabt. Basis ist ein meist vierhebiger Jambus, doch sowohl die Zahl der Hebungen als auch die Füllung der Senkungen variiert stark. Zudem wird vor allem die anfängliche Senkung rhythmisch oft durch eine betonte Silbe konterkariert (etwa: "Ziehend der unmenschlichen roten Fahne nach"). Besonders durch die Melodie wird in den ersten drei Versen jeder Strophe eine Zäsur akzentuiert, die nach der zweiten Hebung folgt.

Es reimen jeweils der zweite und vierte Vers jeder Strophe, die beiden anderen Verse sind (mit einer Ausnahme) reimlos.