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Ernst Samhaber (* 28. April 1901[1]in Valparaíso, Chile; † 17. März 1974 in Hamburg[2]) war ein chilenisch-deutscher Wirtschaftshistoriker und Journalist. Er gehörte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu den bekanntesten und einflussreichsten Journalisten insbesondere in Norddeutschland.[3]

Leben

Samhaber war der Sohn eines Handelsunternehmers. Er studierte von 1918 bis 1923 Philosophie, Jura, und Geschichte in Berlin, Hamburg und München. Seine Doktorarbeit schrieb er über das Thema Nach der Promotion war er zunächst im elterlichen Unternehmen tätig.

Ibero-Amerikanische Institut Berlin

Außerordentliche Professur für Alte Geschichte an der Universität Santiago de Chile.


In den 1920er jahren verkehrte Ernst Samhaber im politischen Salon von Hans Dieter Salinger, eines jüdischstämmigen Beamten im Reichswirtschaftsministerium und Redakteur der „Industrie- und Handelszeitung“, wo er unter anderem auf Friedrich Hielscher, Ernst von Salomon, Hans Zehrer, Albrecht Haushofer und Franz Josef Furtwängler, die rechte Hand des Gewerkschaftsführers Theodor Leipart, traf.[4]

1935 wurde er Redakteur und Resssortleiter bei der von Fritz Klein nach der NS-Machtergreifung mitgegründeten und geleiteten Wochenzeitung Deutsche Zukunft, bei der unter anderem auch Peter Bamm tätig war. Von 1939 bis 1942 war Samhaber Korrespondent der gleichgeschalteten Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ), von 1941 bis 1944 Südamerika-Korrespondent für die nationalsozialistische Wochenzeitung Das Reich. Daneben war er von 1933 bis 1937 freier Mitarbeiter des Reichspropagandaministeriums, jedoch nicht Mitglied der NSDAP.[5]

„verfasste für das NS-Intelligenzblatt bis zum Schluss fanatische Durchhalteappelle“[6]

1944 kam Samhaber mit dem letzten Schiff aus Buenos Aires nach Deutschland, zunächst Schleswig-Holstein, dann siedelte er nach Hamburg.

Nach Kriegsende war Samhaber im Februar 1946 Mitbegründer und erster Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit. Nachdem er bereits ab der vierten Ausgabe in insgesamt 24 Leitartikeln heftig gegen die Militärregierung der britischen Besatzungszone anschrieb[7], stufte ihn Anfang August 1946 eine deutsche Entnazifizierungs-Spruchkammer aufgrund seiner früheren Tätigkeit in der NS-Presse und im Reichspropagandaministerium als »Betroffenen« ein und belegte mit einem Berufsverbot. Samhaber ging zwar dagegen in Berufung, so dass das Urteil 1947 aufgehoben wurde. Er durfte aber nicht wieder als Chefredakteur und nicht mehr bei der Zeit arbeiten und wurde durch Richard Tüngel abgelöst, der aber noch schärfer agitierte. In einem weiteren Entnazifizierungsprozess wurde Samhaber schließlich 1948 als „nicht betroffen“ eingestuft. Zeitweise war er dann noch Korrespondent des Tagesspiegel aus der Bundeshauptstadt Bonn und nach seiner Entlastung seit 1949 auch wieder als Zeit-Korrespondent aus Lateinamerika[8], betätigte sich aber vorwiegend als freier Schriftsteller.[9]

In den 1950er und 1960er Jahren nahm Samhaber an den (seit Juni 1947) alljährlich durchgeführten Moselfahrten eines Kreises nationalrevolutionär Gesinnter um den jüdischstämmigen Hans Dieter Salinger (Beamter im Reichswirtschaftsministerium und Redakteur der „Industrie- und Handelszeitung“) teil, nämlich Ernst von Salomon, Ernst Jünger, Wirtschaftsjournalist Erwin Topf (Berliner Tageblatt, Die Zeit), Ernst Rowohlt, Friedrich Hielscher, und Walter Muthmann (Diplomlandwirt[4][5][6]).[10]

http://www.zeit.de/2006/08/I_zeitintern_S

Buchveröffentlichungen

  • 1967: Die Geschichte Europas
  • 1939: Südamerika. Gesicht Geist Geschichte. Hamburg: Goverts.

Zeitschriftenveröffentlichungen (Auswahl)

Sekundärliteratur

  • Ulrike Bock: Deutsche Lateinamerikaforschung im Nationalsozialismus. Ansätze zu einer wissenschaftshistorischen Perspektive. In: Sandra Carreras (Hrsg.): Der Nationalsozialismus und Lateinamerika: Institutionen – Repräsentationen – Wissenskonstrukte I. Ibero-Online.de, Heft 3/I, S. 7–22. Berlin: Ibero-Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz, 2005, ISBN 3-935656-20-3.
  • Christian Sonntag: Medienkarrieren: biografische Studien über Hamburger Nachkriegsjournalisten 1946–1949. Forum Kommunikation und Medien, Band 5; Martin Meidenbauer Verlag, München 2006, ISBN 978-3-89975-577-0. Zu Ernst Samhaber insbesondere S. 214–223.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach anderer Angabe im Jahr 1892: [1]
  2. Todesanzeige im Hamburger Abendblatt, Nr. 67 vom 20. März 1974, S. 8
  3. Gerd Bucerius schreibt in einem Nachruf auf Samhaber: „Wollte man fragen, welche Journalisten in der ersten Zeit nach dem letzten Krieg den größten Einfluß hatten, so wäre meine Antwort: Hans Werner Richter in der ‚amerikanisch besetzten Zone‘, in Süddeutschland also, und Ernst Samhaber in Norddeutschland, der ‚britisch besetzten Zone‘“. In: Ernst Samhaber Streitbarer Konservativer , Die Zeit, 22. März 1974[2]
  4. Friedbert Aspetsberger: Arnolt Bronnen: Biographie. Böhlau Verlag, Wien 1995, S. 417 [3]
  5. Christian Sonntag: In führender Position, Berliner Zeitung, 21. Februar 2006
  6. Axel Schildt: Immer mit der Zeit: Der Weg der Wochenzeitung DIE ZEIT durch die Bonner Republik – eine Skizze. In: Christian Haase, Axel Schildt, Forschungsstelle für Zeitgeschichte (Hrsg.): DIE ZEIT und die Bonner Republik. Eine meinungsbildende Wochenzeitung zwischen Wiederbewaffnung und Wiedervereinigung. Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Band 43, Göttingen: Wallstein, 2008, S. 17.
  7. Nachruf von Gerd Bucerius: Ernst Samhaber: Streitbarer Konservativer, Die Zeit, 22. März 1974
  8. Beispiel: Roter Aufruhr in Chile, Die Zeit, 8. September 1949
  9. Heiko Buschke: Deutsche Presse, Rechtsextremismus und nationalsozialistische Vergangenheit in der Ära Adenauer., Frankfurt am Main: Campus, 2003, S. 106/107; Hermann Meyn: „Liberaler Kaufmannsgeist“. Die Zeit. In: Michael Wolf Thomas (Hrsg.): Porträts der deutschen Presse. Berlin: Volker Spiess, 1980, S. 275. Christian Schildt: Immer mit der Zeit, a.a.O., S. 17, Anm. 32; Alexander Gallus: Deutschlandpolitische Querdenker in einer konservativen »Zeit« – die ersten beiden Chefredakteure Samhaber und Tüngel 1946–1955. In: Christian Haase, Axel Schildt, Forschungsstelle für Zeitgeschichte (Hrsg.): DIE ZEIT und die Bonner Republik. A.a.O., S.
  10. Ina Schmidt, Stefan Breuer (Hrsgg.): Ernst Jünger, Friedrich Hielscher: Briefe 1927–1985. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-93617-3, S. 384.