Benutzer:Merlinschnee/Bücher/Philosophie für mich

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Philosophie für mich

Wissenschaftstheorie
Ethik
Logik
Erkenntnistheorie

Evolutionäre Erkenntnistheorie:

„Die erkenntnistheoretische Hauptfrage ist die nach Grund und Grad der Übereinstimmung von Erkenntnis- und Realkategorien“ (Vollmer 1998, S. 3 und S. 54). Der naive Realismus, der davon ausgeht, dass die Welt real und substantiell genauso sei, wie wir sie erkennen, also dass Erkenntnis- und Realkategorien vollkommen übereinstimmen, gilt allgemein als widerlegt. Das andere Extrem hinsichtlich dieser erkenntnistheoretischen Hauptfrage ist der Idealismus insbesondere von Kant, nach dem wir rein gar nichts von dem hinter den weltlichen Erscheinungen stehenden „Ding an sich“ erkennen, darüber aussagen oder wissen können, sodass Erkenntnis- und Realkategorien überhaupt nicht übereinstimmen. „Was die Dinge an sich sein mögen, weiß ich nicht und brauche es nicht zu wissen, weil mir doch niemals ein Ding anders als in der Erscheinung vorkommen kann“ (Kant, B 332 – B 333).
Die moderne Naturwissenschaft gründet allgemein auf einem Realismus, der die Materie als die eigentliche Substanz ansieht und das Geistige nur als eine Eigenschaft oder Funktion dieser Substanz. Kant sagt dagegen über die Materie, wobei er in dieser Aussage in einer gewissen grundsätzlichen Weise die Erfolge der modernen Naturwissenschaft etwa in der Evolutionstheorie, der Quantenphysik, der Hirnforschung usw. vorwegnimmt: „Ins Innre der Natur dringt Beobachtung und Zergliederung der Erscheinungen, und man kann nicht wissen, wie weit dieses mit der Zeit gehen werde“ (Kant, B 334). Doch selbst wenn uns in einer vollkommenen Beobachtung und Zergliederung „die ganze Natur aufgedeckt wäre“, so ist und bleibt gemäß Kant das transzendentale Objekt (als „Ding an sich“), „welches der Grund dieser Erscheinung sein mag, die wir Materie nennen, ein bloßes Etwas, wovon wir nicht einmal verstehen würden, was es sei, wenn es uns auch jemand sagen könnte“ (Kant, B 333).
Diese vollkommene und grundsätzliche Unzugänglichkeit und Nichterkennbarkeit des Absoluten oder Realen betrifft nach Kant auch die mit dem materiellen Sein unmittelbar verknüpften Kategorien von Raum und Zeit.
Die Kantschen Apriori sind „das Lernergebnis des ratiomorphen Apparates“, also unsere genetisch verankerten vorbewussten Erfahrungen.[Riedl, R. 1988. Biologie der Erkenntnis: Die stammesgeschichtlichen Grundlagen der Vernunft. dtv, München, S. 68]
Während Kant sagte, dass die weltlichen Phänomene und auch die a priori gegebenen Anschauungsformen von Raum und Zeit nichts mit der eigentlichen Realität (des „Dinges an sich“) zu tun haben und wir diese Realität auch nie erkennen werden, glauben viele Vertreter der evolutionären Erkenntnistheorie, Kant darin widerlegt zu haben. Für sie sind insbesondere Raum und Zeit Erkenntnisstrukturen, die sich in der Evolution in Anpassung an die Realität herausgebildet haben, d. h. dass sie deshalb wahrscheinlich auch Strukturen der Realität sind. Dadurch sind die weltlichen Phänomene, die wir erkennen, nicht bloße Erscheinungen, wie in Kants Idealismus, sondern gelten als reale Objekte in einem allerdings nur hypothetischen Realismus.
Dass die Evolutionstheorie nicht nur zur Widerlegung, sondern auch zur Bestätigung von Kant herangezogen werden kann, zeigen die oft dem radikalen Konstruktivismus zugeordneten - obwohl sie selbst sich nicht als Konstruktivisten verstehen - Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela.


Paul Feyerabend:

Erkenntnis für freie Menschen



Theodor W. Adorno
Frankfurter Schule
Institut für Sozialforschung
Vernunft
Fritz Mauthner
Philosophie der Gegenwart
Jürgen Habermas
Münchhausen-Trilemma
Georg Simmel
Kohärentismus
Verwandtenselektion

Fritjof Capra:

In seiner Theorie des Geistes schließt sich Capra an die Santiago-Theorie des Geistes von Varela und Maturana an, die den Prozess des Wissens, die Kognition mit dem Lebensprozess identifizieren. Geist ist damit nicht ein nach dualistischer Auffassung unabhängig von Materie existierendes Substrat, sondern ein Prozess, der durch das Gehirn als spezifische Struktur abgearbeitet wird. Das Verhältnis zwischen Geist und Gehirn ist somit das zwischen Prozess und Struktur. Die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Struktur und Prozess überwinde die alte Trennung zwischen Geist und Materie. Die Unterscheidung zwischen Determinismus und Freiheit soll insofern überwunden werden, als ein lebendes System von seinen Organisationsmustern und seiner Struktur determiniert sei. Diese Struktur sieht er als ein Produkt früherer struktureller Übergänge, die durch Interaktion mit der Umwelt durch strukturelle Kopplung ausgelöst wurden. Auf welche Umweltreize in welcher Form der Organismus reagiert, entscheide er selbst, wodurch er selbst seine Struktur bestimme und auf diese Weise frei sei. Strukturelle Determiniertheit heißt demzufolge nur, dass die Struktur den Rahmen vorgibt, innerhalb dessen sich das System bewegen kann. Capra zieht auch die Grenzen des kognitiven Netzwerks weiter, als dies nach gängiger wissenschaftlicher Auffassung der Fall ist. Nervensystem, Immunsystem und das endokrine System der Hormone arbeiten eng zusammen und bilden gemeinsam das „kognitive Netzwerk“.
Kognition wird in der Santiago-Theorie als ein ständiges Hervorbringen einer Welt durch den Lebensprozess aufgefasst. Leben ist Wissen (Maturana). Jedes Lebewesen erzeugt abhängig von seiner Struktur seine eigene Welt. Durch die Ähnlichkeit der menschlichen Strukturen, die gemeinsame abstrakte Sprache und die gesamte Kultur vereinen sich die unterschiedlichen Welten zu einer gemeinsamen Lebenswelt.
Bewusstsein bedeutet nach Capra (und Maturana) die höchste Stufe des Geistes, die das Selbstbewusstsein, das Wissen, das man weiß, mit einschließt. Erst durch ein reflektierendes, abstraktes Denken könne Kommunikation entstehen, die als Koordination von Verhalten durch gegenseitige strukturelle Kopplung aufgefasst wird. Maturanas Theorie des Bewusstseins betont Kommunikation und eine symbolische Sprache gemeinsam mit Selbstbewusstsein als die Grundpfeiler, mit deren Hilfe sich menschliches Bewusstsein verstehen lasse. Bewusstsein sei immer durch die Sprache in den sozialen Kontext eingebettet und dadurch ein soziales Phänomen. Das gefühlte, erlebte Selbst, das Ich, hat nach dieser Theorie keine unabhängige Existenz, sondern entsteht aus den inneren strukturellen Kopplungen. Individualität und Autonomie bedeuten nicht Unabhängigkeit und Verlassenheit, wenn die vielfältigen Beziehungen innerhalb des Lebensnetzes erkannt werden. Diese Erfahrung des Wiederankoppelns an das die Menschheit umgebende Lebensnetz, das kulturelle, soziale Netzwerk, bezeichnet Capra als Wiedererlangung der vollen Menschlichkeit, welche durch die Cartesianische Angst, die durch die Trennung von Geist und Körper entstanden sei, verloren ging.
Ruß stimmt Ken Wilber zu, wonach „Physik und Mystik keineswegs unterschiedliche Wege zur selben Wirklichkeit sind, sondern unterschiedliche Wege zu zwei ganz verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit, wobei der letzte, den ersten transzendiert, jedoch einbezieht.“
Capra verkenne die Verschiedenheit von physikalischem und mystischem Holismus. Während Mystiker die Alltagswelt als ganzheitlich erführen, sprächen Physiker lediglich von Untrennbarkeitsphänomenen im Mikrobereich, während der Mechanismus materieller Objekte der klassischen Physik zu unserem Alltagsbereich gehöre. Auch die Systemtheorie, auf die Capra sich beruft, stehe im Gegensatz zum Holismus. Denn sie postuliere das Zusammenwirken von Einzelkomponenten. Da die Theorien der Naturwissenschaften frei von religiösen Komponenten seien, lassen sich daraus logisch keine religiösen Inhalte ableiten. (Hans Ruß: Der neue Mystizismus. Östliche Mystik und moderne Naturwissenschaft im „New Age“-Denken. Königshausen & Neumann, Würzburg 1993, ISBN 3-88479-830-8. S. 84-88)