Benutzer:MisterMad/Kritzelkratzel
Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (S.P.I., engl. „The Sisters of Perpetual Indulgence“) sind ein weltweit agierender Verein, der sich selbst als Ordensgemeinschaft bezeichnet und die sich der Aids-Prävention und dem Sammeln von Geldern für HIV- und Aids-Projekte verschrieben hat. Einige regionale Gruppen dieser Organisation tragen auch den Namen Orden der Perpetuellen Indulgenz (O.P.I.) (beispielsweise in Berlin, Australien oder der Schweiz).
Bedeutung
Der Ausdruck Perpetuelle Indulgenz lässt sich als Immerwährender Ablass, Immerwährende Loslösung aber auch als Andauernde Lebensfreude oder Ewige Ausschweifung übersetzen.
Archetypus Nonne
Das Erscheinungsbild im Archetypus von Nonnen bzw. Ordensschwestern erregt die Aufmerksamkeit für seine Arbeit und erzeugt einen hohen Wiedererkennungswert.
Aus den ursprünglich „schwulen Männern im Nonnenfummel“ des Jahres 1979 entstand so im Laufe der Jahre immer mehr das heute noch weltweit gültige Aussehen der Schwestern. Das wohl augenscheinlichste gemeinsame Merkmal ist das weiß grundierte Gesicht. Bis auf einige regionale Ausnahmen sind alle Schwestern der Perpetuellen Indulgenz weltweit so zu erkennen. Es soll den Tod symbolisieren, welchem aber durch die jeweils individuellen und farbigen Akzente das Leben und die Freude entgegen gesetzt wird.
Die Gemeinschaft wendet sich nicht gegen christliche Nonnen und Schwestern, sondern nutzt bewusst gewisse Ordenstrukturen, um einen Dienst an der Gemeinschaft zu leisten, ebenso, wie es „richtige“ Nonnen und Schwestern seit Jahrhunderten tun. Dabei ist die Arbeit, die von den Schwestern geleistet wird, altruistisch und wird ausschließlich privat finanziert. Die Safer-Sex-Utensilien, die von den Schwestern während ihrer Aktionen verschenkt werden, werden den Ordenshäusern von Sponsoren zur Verfügung gestellt.
Arbeit und Ziele
Hauptaugenmerk der Schwesternarbeit ist das „Verbreiten universeller Freude“, das „Tilgen stigmatischer Schuld“ (engl. "promulgate universal joy and expiate stigmatic guilt") sowie das „Verteilen von Safer Sex Materialien“ (Primärprävention) zum Schutz vor HIV, Aids und sexuell übertragbare Krankheiten (STD). Außerdem haben die Schwestern sich dem Sammeln von Geldern für HIV- und Aids-Projekte verschrieben, um diese zusätzlich zu staatlicher Förderung unterstützen zu können.
Der Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (O.S.P.I.) besteht aus den Häusern in Berlin, Hamburg und Köln, die derzeit in Deutschland arbeiten und jeweils eingetragene Vereine sind, die gemeinnützig und mildtätig und als besonders förderungswürdig anerkannt sind und Zwecke wie die öffentliche Gesundheitspflege (Primärprävention) sowie kulturelle Ziele fördern. Die jeweiligen Häuser erhalten keinerlei staatliche Förderung oder Zuwendungen der öffentlichen Hand, sondern bestreiten ihre Arbeit aus Mitgliedsbeiträgen und Sponsoring.
Alle Ordenshäuser weltweit sehen es als ihre Hauptaufgabe, in den Bereichen der Aids-Prävention tätig zu sein. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten wie die Veranstaltung von Safer-Sex-Workshops, Veranstaltungen zugunsten von HIV- und Aidsprojekten, die Teilnahme an Demonstrationen zu verschiedenen Gelegenheiten (z.B. Gay-Prides, Trauermärsche). Außerdem nehmen sie Weihe- und Segnungsrituale vor oder gestalten gleichgeschlechtliche Verpartnerungen, halten Trauerreden oder veranstalten Fundraising-Events wie zum Beispiel Bingoabende.
Die internationale Schwesternschaft (The International Sisters Of Perpetual Indulgence) verfolgt jedoch keine religiösen Ziele oder Anschauungen.
Manifestation
Die Schwestern manifestieren sich in der Öffentlichkeit durch das Erscheinen in voller Ordenstracht, dem Habit. Durch die außergewöhnliche, buntschillernde Erscheinung, die die Schwestern eindeutig ersichtlich macht, geben sie sich als Schwestern, dem Sinne des Archetypus entsprechend, zu erkennen und zeigen ihre Bereitschaft an, mit den Menschen in Kontakt zu treten und sich mit ihnen zu befassen. Die Manifestation ist ein Katalysator für Interaktion und hat einen nachhaltigen Wiedererkennungswert.
So werden nicht nur immer wieder Menschen an die ideellen Vorstellungen und die praktische Arbeit der Schwestern herangeführt, sondern auch eine wiederholte Begleitung dieser Menschen ermöglicht.
Internationales Konklave
Regelmäßig findet ein internationales Treffen der Schwesternschaft statt: Das so genannte World-Conclave – zu verstehen als Welt-Aids-Präventionskongress aller Ordenshäuser – wurde bisher in London (1992), Paris (1997), San Francisco (1999), Sydney (2002), Berlin (2004) und zuletzt im Juni 2006 in Los Angeles ausgerichtet. Für 2008 ist eine Konklave in Russian River in Planung, ebenso wie die Konklave 2010 in Köln. Zu Ostern 2009 wird das internationale Konklave anlässlich der 30-Jahr-Feier der Internationalen Schwesternschaft in San Francisco stattfinden.
Auf europäischer Ebene wird es im Juni 2007 erstmals ein kleineres Konzil in Edinburgh geben.
Geschichte
Die Wurzeln der heutigen Schwestern der Perpetuellen Indulgenz reichen bis in das Jahr 1979 zurück und stammen aus der Bewegung der "Radical Faeries" an der U.S.-amerikanischen Westküste. Am Karsamstag dieses Jahres traten in San Francisco die ersten „Sisters“ in Erscheinung. Im Jahr darauf wurden von den Nonnen bereits Spendengelder gesammelt, das sie dann obdachlosen Schwulen zur Verfügung stellten, um ihnen die Finanzierung ihrer immer öfter auftretenden Arztbesuche zu ermöglichen, noch ehe der Begriff AIDS geprägt worden ist.
Diese kleine Gruppe schwuler Männer hatte sich bis ins Jahr 1981 einen Namen in der schwulen Gemeinschaft in San Francisco erarbeitet. Sie veranstalteten ungewöhnliche Aktionen und waren auch politisch aktiv, indem sie an Protestmärschen und Demonstrationen teilnahmen und sich politisch deutlich links positionierten. Die Nonnenkostüme stammten von einem Theaterfundus für eine Aufführung des Musicals "The Sound Of Music" 1977 im Us-Bundesstaat Iowa, an welchem zwei der Gründerschwestern mitwirkte.
Im Jahre 1982 brachte die Gemeinschaft in San Francisco die weltweit erste Safer Sex-Broschüre unter dem Namen Play Fair heraus. Gleichfalls waren sie mit die ersten, die ein Benefiz zugunsten der damals noch neuen, unbekannten Krankheit Aids unter der Schirmherrschaft der Schauspielerin Shirley MacLaine veranstaltet haben.
Seit 1981 breitete sich die Idee der Sisters of Perpetual Indulgence weltweit aus. Neben dem Internationalen Mutterhaus in San Francisco gibt es heute in den USA Häuser unter anderem in Los Angeles (1999), Seattle (1986/1997), New York (1987/2004), Russian River (2001), Philadelphia (2002). Das erste Ordenshaus außerhalb der USA wurde in Sydney(1984) gegründet (Order of Perpetual Indulgence anstelle von Sisters of ...). Von hier aus folgten weitere australisch orientierte O.P.I.-Häuser in Australien, Neuseeland, Thailand und Indonesien, die mit Ausnahme der australischen Häuser in Melbourne und Perth inzwischen jedoch allesamt wieder aufgelöst sind.
Auch in Europa entstanden neue Ordenshäuser, so in Großbritannien (London 1987), Deutschland (Heidelberg 1991, Berlin 1993, Hamburg 1996, Köln 1997), Frankreich (Paris 1992) und Schottland (Edinburgh 1999).
In Lateinamerika entstanden ein Ordenshaus in Kolumbien (1998) und eines in Uruguay (2002), was bemerkenswert ist, da es insbesondere im streng katholischen Kolumbien aber auch im relativ liberalen Uruguay äußerst gefährlich sein kann, als Mann in der Öffentlichkeit Frauenkleidung, zumal Nonnengewandung zu tragen.
Im Laufe der Jahre wurden durch die Gemeinschaft weltweit mehrere Millionen US-Dollar für HIV- und Aids-Projekte gesammelt, es wurden viele Informationsbroschüren und eine noch größere Menge an Kondomen verteilt.
Heute gibt es weltweit ca. 1.500 Schwestern, die sich dem Kampf gegen Aids – und auch alle anderen sexuell übertragbaren Krankheiten – verschrieben haben.
Die Schwestern im deutschsprachigen Raum
Der Orden wurde am 21. September 1991 zu ehem. Sankt Michael auf dem Heiligenberg in Heidelberg gegründet. Als Oberbegriff des Gesamtordens fungiert die Abkürzung O.S.P.I. – Der Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz deutscher Zunge.
S.P.I. Berlin
Die S.P.I. in Berlin haben als Hausnamen Abtei Sancta Melitta Iuvenis gewählt. Der Name wurde zu Ehren der Berliner „Soul-Tunte“ Melitta Sundström gewählt. Gegründet wurde dieses Haus am 15. Mai 1993 als Mission der Erzabtei Heidelberg. Zu dem S.P.I. Haus in Berlin gehört ferner eine Ordensmission in Oldenburg.
S.P.I. Hamburg
Die S.P.I. in Hamburg arbeiten seit November 1995. Im Jahr 1997 wurde das Haus zu Ehren der Fürstin von Wales, Diana Spencer, in Abtei Notre Dame Sainte Diana umbenannt. Zum Haus Hamburg gehört seit August 2006 die Ordensmission in Rendsburg.
S.P.I. Köln
In Köln wurde die Abtei Sancta Maria Penetrantia (vormals Missionshaus Rheinland zur Friedlichen und Besinnlichen Einkehr) im Jahre 1997 in Bonn gegründet.
O.P.I. Berlin
Aus dem Schisma innerhalb des S.P.I. Berlin ging im Mai 2003 der Orden der Perpetuellen Indulgenz e.V. hervor. Zum O.P.I. gehören die angeschlossenen Ordensmissionen in Rostock, Stuttgart, Schwerin, Mannheim und Düsseldorf.
Weblinks
[[Kategorie:Lesbisch-schwuler Verein]] [[Kategorie:Hamburger Verein]] [[Kategorie:Berliner Verein]] [[Kategorie:Kölner Verein]] [[en:Sisters of Perpetual Indulgence]] [[fr:Les sœurs de la perpétuelle indulgence]]