Benutzer:Mitternachtsmission/Artikelentwurf

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Am 3. März 1918 wurde der Verein Dortmunder Mitternachtsmission gegründet. Seit dieser Zeit setzen sich die Mitarbeiterinnen für Prostituierte, Kinder und Jugendliche in der Prostitution, ehemalige Prostituierte und Opfer von Menschenhandel ein.

Einrichtung

Die Dortmunder Mitternachtsmission ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein und arbeitet seit 1918 in Dortmund. Sie unterhält eine Beratungsstelle für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel:


http://www.standort-dortmund.de/mitternachtsmission/

Der Schwerpunkt liegt in der aufsuchenden Sozialarbeit und in der Einzelfallhilfe. Im Rahmen der Telefonsprechstunden können muttersprachliche Mitarbeiterinnen erreicht werden, deren Sprechzeiten im Rahmen der aufsuchenden Arbeit bekannt gemacht werden. Die Mitarbeiterinnen vereinbaren Termine mit Klientinnen an deren Arbeits¬plätzen, in der Beratungsstelle, in Cafés, Restaurants oder suchen sie zu Hause auf.


Ziele

Ziele der Sozialarbeit sind:

  • den Klientinnen zu helfen, ein gesundes, selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen, angstfrei und ohne finanzielle und emotionale Abhängigkeiten
  • sozialrechtliche Gleichstellung von allen in der Prostitution arbeitenden Menschen
  • Beendigung von Diskriminierung und Kriminalisierung

Arbeitsbereiche

Linienstraße

Die Linienstraße ist die Bordellstraße in Dortmund. Sie wird als Beherbergungsbetrieb geführt. Die Frauen arbeiten dort selbständig und mieten Zimmer an. Die Linienstraße liegt in der nördlichen Innenstadt hinter dem Hauptbahnhof und ist vom Sperrbezirk ausgenommen. Bis zu ca. 300 Frauen können gleichzeitig in den 16 Häusern der Linienstraße der Prostitution nachgehen. In der Regel arbeiten dort bis zu 200 Frauen. Die Frauen müssen volljährig sein und wie andere Selbständige auch, Steuern (Einkommenssteuer, Gewerbe- und Umsatzsteuer) zahlen. Die Häuser in der Linienstraße werden regelmäßig (Tages- und Nachtschicht) aufgesucht, um über sexuell übertragbare Krankheiten (STD) und das ProstG aufzuklären und zu informieren. Die aufsuchende Sozialarbeit zu allen Tages- und Nachtzeiten und an unterschiedlichen Wochentagen, sowie am Wochenende gewährleistet, möglichst vielen Frauen zu begegnen

Bordellartige Betriebe

Zu den bordellartigen Betrieben gehören Einrichtungen, wie Sauna- und FKK-Clubs, Begleit-Escort-Services, Bars oder Nachtclubs, Kneipen, als auch die Apartment- und Wohnungsprostitution. Durch die umfassende Aufklärung der Mitternachtsmission haben sich in den Bordellbetrieben bedeutend mehr Frauen als selbständig Tätige angemeldet. Sie kommen ihren Verpflichtungen hinsichtlich Sozialversicherung, insbesondere Krankenversicherung und Anmeldung bei den Finanzbehörden nach. Sie werden auch von den BetreiberInnen dazu angehalten. Allerdings ist es sehr schwierig, insbesondere Frauen aus Rumänien und Bulgarien zu bezahlbaren Konditionen zu versichern. Die Zahl der Frauen, die in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis mit Arbeitsverträgen arbeiten, ist erfreulicherweise konstant geblieben. Dies hängt teilweise damit zusammen, dass der Wunsch nach Sicherheit hinsichtlich Renten- und Krankenversicherung bei den Frauen zugenommen hat, aber auch damit, dass BetreiberInnen Frauen, die schon seit vielen Jahren in den Clubs arbeiten, besser absichern wollen.

Hilfen für Opfer von Menschenhandel

Menschenhandel wird durch das Strafgesetzbuch in den §§ 232 StGB (Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung), 233 StGB (Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft) und 233a StGB (Förderung des Menschenhandels) definiert. Die Mitternachtsmission betreut in erster Linie Opfer von Menschenhandel nach § 232 StGB. Seit dem 01.01.96 fördert das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW anteilig 1,5 Stellen in diesem Arbeitsbereich. Opfer von Menschenhandel sind in der Regel Frauen und Mädchen, die mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und hier mit psychischem und/oder physischem Druck zur Prostitution gezwungen werden. Menschenhandel in die Prostitution ist sexuelle Gewalt an Frauen und ein Straftatbestand. Es handelt sich hier um ein schweres Verbrechen. Opfer von Menschenhandel kommen zu einem großen Teil aus Südost- und Mitteleuropa. Ein weiterer großer Teil kommt aus afrikanischen Ländern. Es gibt auch Frauen aus Süd- und Mittelamerika und Asien. Diese Entwicklung bringt Sprachprobleme mit sich und erfordert von den Sozialarbeiterinnen spezielle Vorgehensweisen und Kompetenzen im Umgang mit den Frauen aus fremden Kulturen.

Straßenprostitution

Nach Änderung der Sperrbezirksverordnung im Mai 2011 ist Straßenprostitution im gesamten Stadtgebiet verboten. Dennoch findet Straßenprostitution innerhalb des Sperrgebietes in der nördlichen und vereinzelt in der südlichen, östlichen und westlichen Innenstadt (Sperrbezirksverordnung : gemäß § 120 des Ordnungswidrigkeitsgesetzes (OWiG)) statt. Bei Straßenprostituierten handelt es sich um:

  • Volljährige Straßenprostituierte, die ihren Lebensunterhalt durch Prostitution finanzieren oder gelegentlich der Prostitution nachgehen
  • Beschaffungsprostituierte: drogenabhängige Frauen und Mädchen, die sich prostituieren, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren
  • Kinder und Jugendliche in der Prostitution
  • Ausländische Prostituierte
  • Transidenten, Transvestiten
  • Stricher

Die Mitternachtsmission arbeitet im Beriech der Straßenprostitution in der nördlichen Innenstadt mit Beschaffungsprostituierten, Kindern und Jugendlichen in der Prostitution, Transidenten, Transvestiten und Strichern. In der südlichen, östlichen und westlichen Innenstadt werden zusätzlich volljährige und nicht drogenabhängige Straßenprostituierte aufgesucht. Das Streetworker Team gestaltet die aufsuchenden Arbeit flexibel und ist zu unterschiedlichen Tages- Nachtzeiten im Milieu unterwegs, Die Streetworker hatten im Jahr 2013 Kontakt zu insgesamt 36 volljährigen nicht drogenabhängigen Straßenprostituierten. Einige Frauen waren Opfer von Menschenhandel.

Beschaffungsprostitution

Beschaffungsprostituierte sind Frauen, die sich prostituieren, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Sie konsumieren häufig zusätzlich zum Heroin Medikamente, Alkohol und illegale Drogen (z.B. Ecstasy, Kokain). Es ist bekannt, dass Drogen mit z.T. gefährlichen Zusatzstoffen gestreckt werden. Die Streetworkerinnen der Mitternachtsmission sind regelmäßig zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten an wechselnden Orten im Milieu anzutreffen. Regelmäßige Anwesenheit ist notwendig, um bei den Prostituierten bekannt zu bleiben und ihr Vertrauen zu erlangen. Das Hilfeangebot für Beschaffungsprostituierte kann zunächst nur niedrigschwellig sein und existenzsichernde Maßnahmen stehen zu Beginn der Beratung oft im Vordergrund.

Hilfen sind u.a.:

  • Gesundheitsaufklärung, insbesondere zu STIs
  • Bereitstellung von Kondomen, Hygieneartikeln, Nahrungsmitteln, Kleidung, Medikamenten
  • Möglichkeit in der Beratungsstelle zu duschen und zu waschen,
  • Begleitung zu (substituierenden) Ärzten und ins Krankenhaus,
  • Krankenhausbesuche
  • Hilfe im Umgang mit Behörden und Ämtern,
  • Hilfe im Umgang mit der Polizei,
  • Begleitung zu Gesprächen mit Rechtsanwälten und zu Gerichtsverhandlungen,
  • Wohnraumsicherung
  • Hilfe bei der Wohnungssuche und bei Umzügen, sowie die Beschaffung von Einrichtungsgegenständen,
  • Begleitung (Besuche, Briefe, Päckchen) bei Gefängnisaufenthalten
  • Schlafplatzvermittlung
  • Gespräche über Probleme der Klientinnen bezügliche Familienangehörigen, Freunden; Zuhältern und Kunden, Vermittlung zwischen Klientin und Familie
  • Vermittlung zu Einrichtungen der Drogenhilfe (z.B. Drobs, Café Kick, Gesundheitsamt, Pur)
  • Vermittlung in einen Entgiftungsplatz, Vermittlung in die Therapie findet in einger Zusammenarbeit mit der Drogenhilfe statt
  • Vermittlung und Begleitung bei Aufenthalten in Pflegeeinrichrtungen
  • Hilfen für schwangere Frauen
  • Hilfen für Frauen mit Kindern
  • Kriseninterventionen, Notfallhilfe
  • Gewaltprävention

Die Streetworkerinnen der Mitternachtsmission beobachten, dass sich die psychosoziale und gesundheitliche Situation der Beschaffungsprostituierten enorm verschlechtert hat, aufgrund der Stresssituation durch die massiven Kontrollen. Alle Frauen wurden auf Grund der komplexen Problemsituation in die Betreuung aufgenommen. Die Mitternachtsmission konnte einen erhöhten Ausstiegswunsch aus Drogensucht und Prostitution verzeichnen.

Kinder und Jugendliche in der Prostitution

Die Mitternachtsmission bietet seit 2001 das bundesweit erste Hilfeangebot speziell für Kinder und Jugendliche in der Prostitution an,. Seit Aufnahme der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Prostitution wenden sich immer mehr Betroffene mit der Bitte um Beratung und Unterstützung an die Mitternachtsmission. Unser Hilfekonzept für Minderjährige sieht drei Schwerpunkte vor:

  • Streetwork: Kontakte knüpfen und halten
  • Psychosoziale Beratung und Betreuung: z.B. Einzelgespräche, Existenzsicherung, Gesundheitsvorsorge
  • Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit: Kontakte zu anderen Institutionen und Öffentlichkeits-/ Präventionsarbeit

Nachgehende Ausstiegshilfen

Der Wunsch, aus der Prostitution auszusteigen, entsteht bei vielen Frauen, wenn die Tätigkeit als Prostituierte die Grenzen ihrer psychischen und physischen Belastbarkeit überschreitet. Die ausstiegswilligen Klientinnen stehen vor folgenden Problemen:

  • Sicherung der Lebenslage
  • Wohnraumbeschaffung und -sicherung
  • Verschuldung/Überschuldung