Benutzer:Mr. Rabensteiner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Kirche zum Hl. Stephanus ist "die Hauptkirche" der Pfarrei Villanders, einer Gemeinde mit 1892 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2011) in Südtirol (Italien). Sie befindet sich im Eisacktal oberhalb von Klausen. Der Baustil der Kirche wurde häufig geändert, erstmals erwähnt wurde die Kirche im damals romanischen Stil im Jahr 1200. Einige Teile der Kirche stehen immer noch seit diesem Jahr.

Geschichte

Frühere Kirchenbauten

Es ist anzunehmen, dass in Villanders, in einer sehr frühen besiedelten Gegend und in der Nähe vom Bischofssitz Säben schon relativ früh eine christliche Kirche gebaut wurde. Die im heutigen Gelände des Friedhofs nachweisbare romanische Kirche dürfte um 1200 erbaut worden sein. Der heutige Turm bis zu den ersten rundbogigen Schallfenstern war noch Teil dieser Kirche. Daran talseitig angebaut war das Kirchenschiff. Auf die alten Grundmauern stößt man immer wieder beim Aushub von Gräbern am heutigen Friedhof. Die 1891 entdeckte alte Sakristei (Sie liegt unter der heutigen Sakristei und ist nicht zugänglich) ist mit gotischen Inschriften aus jener Zeit verziert und hatte einen Zugang zur talseitig gelegenen Kirche.

Die Kirche von 1520

Beim Kirchenbau von 1517 bis 1521 blieb der alte romanische Turm stehen. Er wurde erhöht, es kamen die spitzbogigen Schallfenster dazu und es wurde ein spitzer Helm aufgesetzt. Er ist 59,8 m hoch. Bergseitig musste ein großer Aushub getätigt werden, um dort Kirchenschiff und Chorraum anbauen zu können. Eine Großdarstellung des hl. Christophorus und der Madonna mit dem Dorfheiligen Stephanus und Valentin sowie die Sonnenuhr am süd Eck des Kirchturms sind kaum noch zu erkennen. Diese Gemälde sind datiert mit 1569. Auch innen war die Kirche ursprünglich bemalt. An der Wand hinter der heutigen Kanzel wird das letzte Abendmahl dargestellen. Die heutige Neugotische Dekoration wurde 1886 gemalt, der Entwurf stammt von Josef Schmid. Baumeister dieser spätgotischen Kirche war wahrscheinlich Benedikt Weibhauser der auch beim Bau der Klausner St-Andreas Kirche beteiligt war. Die Bauherren bzw. Stifter der Kirche sind mit ihren Wappen an den Schlusssteinen am Gewölbe verewigt.

Der Kirchenbrand von 1900

Am 5. März 1900 brach am Mesnerstadel Feuer aus. Durch Funkenflug geriet das Holzdach des Kirchenturmes und in Folge auch das Dach des Kirchenschiffes in Brand. Die Gewölbe hielten jedoch stand und so wurde das Kircheninnere nicht stark beschädigt. Mit fast ausschließlich Spendengeldern gelang es der Gemeinde die Kirche wieder zu restaurieren. Ab dieser Zeit wurden nur mehr Instandsetzungen vorgenommen.

Innenausstattung

Der Hochaltar

Der Hochaltar ist ein gutes Beispiel für den gediegenen neugotischen Kunststil. 1870 beauftragte der Pfarrer Pius Schmid seinen Neffen Josef Schmid, Baurat in Innsbruck, einen neuen Hochaltar zu entwerfen. Angefertigt und aufgestellt wurde er 1884. Die Schnitzereien am hinteren Aufbau, der einer Monstranz gleicht, stammen von Anton Kob aus Bozen. Am Sockel sind kleinere Reliefs von den alttestamentlichen Gestalten Abel, Moses, Melchisedeck und Aaron zu erkennen.

Das Tafelbild des Barock

Das Mittelbild des ehemaligen Hochaltars hängt nun links vorne im Priesterchor und stellt in bewegter Komposition die Steinigung des Kirchenpatrons, des hl. Stephanus, dar. Es wird behauptet, dass es eines der "schönsten Tafelbilder" des tirolischen Barock sei. Es ist ein Werk des berühmten Brixner Künstlers Franz Sebald Unterberger (1706-1776).


Die zwei neugotischen Seitenaltäre

Früher gab es neben dem Hauptaltar drei weitere Altäre, die den HL. Nikolaus, Georg und Dorothea geweiht waren. 1903 wurden die zum Teil vom Kirchenbrand beschädigten Seitenaltäre ersetzt. Sie wurden von Anton Weber in Wien entworfen und durch den Kunstschreiner J. Meraner in Klausen angefertigt. Die Schnitzarbeiten besorgte F. Kobald in Schwaz. Der linke Seitenaltar ist dem Herzen Maria gewidmet. Neben der Hauptstatue stehen der Hl. Joachim und die Hl. Anna. Unten als Reliefs: die Muttergottes reicht dem Hl. Dominikus und der Hl. Theresia von Avila den Rosenkranz. Am rechten Seitenaltar stellen die seitlichen Figuren neben der Herz-Jesu-Statue den Hl. Aloisius und die Hl. Barbara dar. Darunter ist der Tod Josefs als Relief abgebildet.

Besonderheiten

Glasgemälde der Knappen

Am vorderen Seitenfenster sind sechs kulturhistorisch bedeutsame Glasmalereien im Renaissance-Stil (um 1525) zu sehen. In der oberen Reihe sind neben der Madonnendarstellung die Bildnisse der Bergbaupatrone Daniel und Barbara. Darunter sind das Bergknappen Wappen und zwei Knappen bei ihrer Arbeit zu sehen.


Der Taufbrunnen aus der Früh-Renaissance

Der Taufbrunnen, fast versteckt unter der Empore an der rechten Kirchenwand, ist eine Frührenaissance-Arbeit. Er hat einen dreieckigen Fuß und einen gebauchten Schaft mit Volutenbändern aus weißem Marmor. Die gerippte Schale darüber ist aus rotem Veroneser Marmor. Die Steinmetzarbeit am Fuß zeigt das Wappen des Stifters Gregor Angerer: einem wilden, behaarten Mann mit Krummschwert und in der linken Hand einen abgehauenen Kopf.

Die barocke Rosenkranz-Madonna

An der Nordwestwand des Kirchenschiffes hängt eine Darstellung der Muttergottes, umgeben von einem großen Schnitzrahmen mit Spitzblattranken. Die 15 Ölbilder geben die Geheimnisse des Rosenkranzes wieder (allerdings anders als die heute bekannten). Es ist eine hochbarocke Arbeit um 1700, die früher in der Michaelskapelle hing und wohl von einem Bergwerksinhaber oder von den Knappen der Pfarre Villanders gestiftet wurde.

Der Friedhof

Er wird oft von den Besuchern als der schönste Friedhof des Landes bezeichnet. Die Besonderheiten dieses Friedhofs sind: die schmiedeeisernen Grabkreuze, die einheitliche Größe der Gräber, die Pflege und die Lage auch ist zu erwähnen, dass die Grabkreuze verkehrt eingesetzt sind. Die Toten werden mit dem Kopf nach Westen hin und mit den Füßen gegen Osten bestattet. Das Grabkreuz darüber ist aber vom Grabhügel abgewendet. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die alte Bestattungsform (Kopf im Westen, Blick nach Osten-Lux ex oriente!)auch dann noch beibehalten wurde, als man anfing, die Grabkreuze zum Besucher hin zu drehen. Die Friedhofsbesucher kommen nämlich über die Dorfgasse zum Friedhof herein und würden dann die inschrift der Kreuze nicht sofort sehen. Der Eingang zum Friedhof und die Umfriedungsmauer wurden 1924 auf Vorschlag vom Brixner Probst Adrian Egger errichtet.