Benutzer:Mushushu/Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft

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Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft (Originaltitel: Trollkarlens hatt) ist das dritte der Mumin-Bücher der finnlandschwedischen Schriftstellerin Tove Jansson. Es erschien 1948. In deutscher Übersetzung erschien es als erstes und galt deshalb im deutschsprachigen Raum lange als erste Band der Reihe.

Handlung

Zu Beginn des Buches bereitet sich die Familie der Mumins auf den Winterschlaf vor. Hundert Tage später wacht Mumin als einer der ersten auf. Außer ihm ist bisher nur der Schnupferich aufgestanden. Nach und nach werden alle anderen Familienmitglieder wach und genießen den ersten Frühlingstag.

Bei einem Ausflug ins Gebirge finden Mumin, der Schnupferich und das Schnüferl einen Zylinderhut, den sie mit nach Hause bringen, ohne zu wissen, dass es sich um den Hut eines Zauberers handelt. Bald stellt sich heraus, dass alles, was in den Hut gelangt, sich in etwas anderes verwandelt: Eierschalen verwandeln sich in Wolken, Mumin in ein hässliches kleines Wesen und Flusswasser in Limonade. Deshalb versuchen Mumin und der Schnupferich den Hut wieder loszuwerden. Allerdings findet ihn der Bisam und erschreckt sich so, dass die Familie den Hut wieder mit ins Haus nimmt.

Die erweiterte Familie der Mumins unternimmt eine Bootsfahrt auf eine Insel, auf der sie ein schweres Gewitter übersteht und mit allerlei Strandfunden heimkehrt. Nach ihrer Rückkehr übernachten Mumin und seine Freunde in ihrer Höhle am Meer, wo ihnen der Schnupferich die Geschichte von einem Zauberer erzählt, der auf seinem schwarzen Panther durch das gesamte Universum reist auf der Suche nach einem Edelstein, dem „Königsrubin“.

Als sie nach Hause kommen, hat der Hut im Muminhaus einige Pflanzen so sehr wachsen lassen, dass das ganze Haus überwuchert ist. Die Mumins nehmen diese Veränderung jedoch nicht als Bedrohung wahr. Die Kinder spielen im Haus Tarzan, und die Erwachsenen freuen sich über die in den Zimmern wachsenden Blumen und Früchte. Nach einer Weile verwelken und vertrocknen die Pflanzen, und die Famile macht aus ihnen ein großes Lagerfeuer.

Kurze Zeit später erscheinen zwei neue Wesen im Haus. Sie nennen sich Tofsla und Vifsla und ziehen in den Keller der Mumins ein, die sie sofort in die Familie aufnehmen. Mit Tofsla und Vifsla kommt jedoch auch die Morra ins Mumintal – ein beängstigendes Wesen, das Farblosigkeit und Kälte mit sich bringt und Tofsla und Vifsla verfolgt, da sie ihr einen Edelstein entwendet haben. Die Muminfamilie verhandelt unter der Leitung des Snorks, wie mit Tofsla und Vifsla zu verfahren ist. Währenddessen taucht die Morra auf und fordert ihren Besitz zurück, lässt sich aber schließlich auf ein Tauschgeschäft ein und nimmt stattdessen den Hut des Zauberers mit, so dass Tofsla und Vifsla den Stein behalten dürfen.

Wenig später entwenden Tofsla und Vifsla die Handtasche der Muminmutter, um sie als Schlafplatz zu nutzen. Als sie erfahren, wie betrübt die Muminmutter über den Verlust ist, geben sie sie ihr zurück. Die Muminmutter ist darüber so froh, dass sie zu Ehren von Tofsla und Vifsla ein großes Sommerfest ausrichtet, zu dem alle Wesen aus der Umgebung eingeladen sind. Während des Festes erscheint der Zauberer, der inzwischen herausgefunden hat, dass sich der gesuchte Rubin im Mumintal befindet. Als er erfährt, dass Tofsla und Vifsla ihn rechtmäßig von der Morra erworben haben, sieht er ein, dass der Stein ihnen gehört. Er nimmt daraufhin am Fest teil und erfüllt allen Gästen einen Wunsch. Tofsla und Vifsla wünschen sich eine originalgetreue Kopie des Rubins, die sie dem Zauberer schenken, der sich daraufhin zufrieden verabschiedet.

Die Geschichte endet mit Mumin und der Muminmutter, die im Morgengrauen nach dem Fest nach Hause gehen und sich auf den kommenden Herbst einstellen.

Figuren

Der in Komet im Mumintal eingeführte Kanon an Figuren prägt auch in diesem Buch die Handlung. Mumins Freundeskreis, bestehend aus dem Schnupferich, dem Snork und dem Snorkfräulein, dem Schnüferl und dem Hemul, hat sich als feste Gruppe etabliert. Der Bisam lebt ebenfalls weiterhin bei der Familie, bleibt aber während Mumins Unternehmungen bei den Erwachsenen und nimmt an den meisten Abenteuern nicht teil. Zum Ende des Buches verlässt der Schnupferich das Tal, kündigt aber seine Rückkehr an und bereitet so seine Rolle als nur gelegentlich anwesende Figur vor, die er in den folgenden Büchern beibehält.

Neu hinzugekommen sind in diesem Buch Tofsla und Vifsla – in der schwedischen Originalfassung Tofslan und Vifslan genannt. Die beiden unzertrennlichen Wesen sind an Tove Jansson selbst und ihre Freundin Vivica Bandler angelehnt, von denen sich auch ihre Namen ableiten. Die beiden Frauen verband um diese Zeit eine heimliche Liebesbeziehung. Da Homosexualität in Finnland unter Strafe stand, konnten sie in Gegenwart anderer nicht offen über ihre Beziehung sprechen und verständigten sich mit selbsterdachten Codes. Dies reflektieren Tofsla und Vifsla, die als einzige Figuren im Buch ihre eigene Sprache sprechen, die für andere schwer verständlich ist. Tove Jansson identifizierte sich und Vivica Bandler so sehr mit den Figuren, dass sie Vivica in ihren Briefen als „Vifslan“ ansprach und mit „Tofslan“ unterschrieb. Das Gegenstück zu Tofsla und Vifsla, die Morra, kann als die äußere Bedrohung gelesen werden, die Jansson durch die strikten gesellschaftlichen Normen und repressiven Gesetze empfand. Die Morra will Tofsla und Vifsla den Rubin, ihr Symbol für Schönheit und Liebe, nehmen. Im Gegensatz zur Handtasche der Muminmutter, die Tofsla und Vifsla bereitwillig zurückgeben, sind sie in diesem Fall nicht bereit, ihren Schatz wieder aufzugeben und verteidigen ihre Eroberung gegen alle Angriffe. Ihr größter Wunsch ist es, ihren Schatz nicht länger verstecken zu müssen und ihn dem ganzen Mumintal zeigen zu können.[1][2]

In den folgenden Mumin-Bänden kommen Tofsla und Vifsla nicht mehr vor, haben aber einen weiteren Auftritt in Janssons 1977 erschienenen Bilderbuch Die gefährliche Reise. Die Morra spielt dagegen in drei weiteren Mumin-Romanen sowie in zwei Bilderbüchern eine Rolle.

Themen

Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft ist das erste Buch, das Jansson in Friedenszeiten schrieb. So ist es im Gegensatz zu ihren ersten beiden Büchern nicht von einer alle Lebewesen bedrohenden Katastrophe geprägt, sondern ist eine Abenteuergeschichte mit magischen Elementen.

Die Episode um die Bootsfahrt zur Insel, die den Handlungsverlauf um den Zauberhut unterbricht, handelt von einem zentralen Thema in Tove Janssons Leben: dem Traum von der Seefahrt und dem Leben auf den Schären, wo Jansson und ihre Familie die Sommer verbrachten.[3] Auch in Muminvaters wildbewegte Jugend, Geschichten aus dem Mumintal und Mumins wundersame Inselabenteuer spielen Seereisen und das Inselleben eine Rolle.

Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft behandelt auch komplexe gesellschaftliche Themen. So setzt sich zum Beispiel die Muminfamilie mit rechtsphilosophischen Fragen um Recht und Gerechtigkeit auseinander, als sie erörtert, wem der Rubin gehören soll: der Morra, die den Stein nur aus Prinzip besitzen will und mit ihm nichts anzufangen weiß, oder Tofsla und Vifsla, die ihn sich unerlaubt angeeignet haben, die ihn aber wegen seiner Schönheit schätzen und auch andere daran teilhaben lassen.[4][5][6]

Publikationsgeschichte

Janssons bisheriger Verlag Söderström befand das Manuskript für gut, wollte aber wegen der geringen Verkaufszahlen der ersten beiden Bücher die Reihe trotzdem nicht weiter verlegen. Jansson einigte sich mit einem neuen Verlag, Schildt’s, musste sich ihm gegenüber jedoch zunächst gegen Kürzungen in Text und Illustrationen durchsetzen. Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft erhielt gute Kritiken, besonders in den schwedischen und finnlandschwedischen Medien. Es wurde jedoch auch dafür kritisiert, keinen pädagogischen Anspruch zu haben und nicht eindeutig genug als Kinder- oder Erwachsenenbuch klassifizierbar zu sein.[4]

Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft wurde Janssons erster internationaler literarischer Erfolg und brachte ihr erstmals eine große Medienaufmerksamkeit und Anfragen für Nutzungsrechte ein.[4] In vielen Ländern, darunter im deutschsprachigen und englischsprachigen Raum, wurde Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft als erstes Buch der Reihe vermarktet. Daher rührt auch der abweichende Titel (im Englischen: Finn Family Moomintroll), der die bis dahin noch unbekannte Muminfamilie dem Publikum vorstellen sollte, wofür der Originaltitel Trollkarlens hatt (Der Hut des Zauberers) nicht geeignet schien.[7] Der finnischsprachigen Mehrheit in Janssons Heimatland wurde das Buch erst viel später bekannt, da erst 1987 eine finnische Übersetzung erschien.[4] Obwohl sich das Buch offenbar als Einstieg in die Reihe eignet, wie sein internationaler Erfolg beweist, fehlt bei dieser Lesereihenfolge der Hintergrund der Figuren und die Geschichte ihres Zusammentreffens. Die Anwesenheit der unterschiedlichen Wesen im Muminhaus muss als selbstverständlich akzeptiert werden. Erst als 1961 Komet im Mumintal erschien, erfuhr das deutschsprachige Publikum die Vorgeschichte, wie die Figuren sich kennenlernten.

In Deutschland erschien Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft 1954 in einer Übersetzung von Vivica und Kurt Bandler. Ihre erste Übersetzung wurde auf Betreiben des Verlags Benziger an vielen Stellen verändert und wich dadurch stark von der Vorlage ab. Unter anderem wollte der Verlag die Bücher seinem katholisch ausgerichteten Verlagsprogramm anpassen, indem eingefügt wurde, dass die Mumins vor dem Schlafengehen beteten. Für die von Tove Jansson überarbeitete Fassung, die 1968 im Ravensburger Buchverlag erschien, konnte das Übersetzerpaar Bandler eine neue, originalgetreuere Übersetzung durchsetzen.[8][9] Im Gegensatz zu Komet im Mumintal überarbeitete Jansson das Buch kaum inhaltlich, sondern vor allem sprachlich. Die Sprache wurde abstrakter und wird daher als „erwachsener“ bewertet als die der ersten Fassung.[10] 1990 erschien eine Neuauflage im Arena Verlag. Im selben Verlag erschien 2001 eine Neuübersetzung von Birgitta Kicherer.

2006 erschien im Verlag Sauerländer eine leicht gekürzte Hörbuchfassung, gelesen von Dirk Bach.

Adaptionen

Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft diente als Grundlage für das Puppenspiel Die Muminfamilie, das von der Augsburger Puppenkiste inszeniert und 1959 erstmals im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Es war die erste Verfilmung eines Mumin-Buches.[7] Die Handlung diente auch als Grundlage für die ersten fünf Folgen der polnisch-österreichischen Stop-Motion-Serie Die Mumins. Eine russische Zeichentrick-Verfilmung ist lose an die Handlung des Buches angelehnt.[11] In der japanischen Animations-Serie Mumins basieren die ersten acht Folgen auf dem Buch.

Im April 2017 wird das Finnische Nationalballett auf seiner Japan-Tournee das Ballett Moomin and the Magician’s Hat in Tokio und Osaka aufführen. Die Komposition von Tuomas Kantelinen und Choreografie von Kenneth Greve basieren auf der Handlung von Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft.[12]

Einzelnachweise

  1. Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biografie. Aus dem Finnischen von Anke Michler-Janhunen und Regine Pirschel. Urachhaus, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8251-7900-7, S. 122–124. 169–171.
  2. Boel Westin: Tove Jansson. Life, Art, Words. The Authorised Biography. Aus dem Schwedischen von Silvester Mazzarella. Sort Of, London 2014, ISBN 978-1-908745-45-3, S. 198. 207.
  3. Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biografie. Aus dem Finnischen von Anke Michler-Janhunen und Regine Pirschel. Urachhaus, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8251-7900-7, S. 297–299.
  4. a b c d Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biografie. Aus dem Finnischen von Anke Michler-Janhunen und Regine Pirschel. Urachhaus, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8251-7900-7, S. 168–172.
  5. Layla AbdelRahim: Children’s Literature, Domestication, and Social Foundation. Narratives of Civilization and Wilderness. Routledge, New York 2014, ISBN 978-0-4156-6110-2, S. 105–108.
  6. Boel Westin: Tove Jansson. Life, Art, Words. The Authorised Biography. Aus dem Schwedischen von Silvester Mazzarella. Sort Of, London 2014, ISBN 978-1-908745-45-3, S. 206–207.
  7. a b Geschichte der Mumin-Bücher auf der offiziellen Website moomin.com (englisch)
  8. Boel Westin: Tove Jansson. Life, Art, Words. The Authorised Biography. Aus dem Schwedischen von Silvester Mazzarella. Sort Of, London 2014, ISBN 978-1-908745-45-3, S. 300–301.
  9. Mareike Jendis: Mumins wundersame Deutschlandabenteuer. Zur Rezeption von Tove Jansons Muminbüchern. Dissertation 2001, S. 61. 63–74.
  10. Riitta Oittinen: Translating for Children. Garland, New York u.a. 2000, ISBN 0-8153-3335-8, S. 119–120.
  11. Verfilmungen auf der Website „Muminforschung“
  12. Finnish National Ballet to tour Japan with the specifically designed Moomin ballet , Blog der offiziellen Website moomin.com am 31. Oktober 2016, abgerufen am 2. Januar 2017.

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