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Hans Christian Hingst (1895 – 1955)


Hans Hingst (Kluvik Archives) Hans Hingst (Kluvik Archives) Hans Hingst, zuletzt SA-Obersturmbannführer, geboren in Schmalstede, von Beruf Anwalts- und Notariatsbürovorsteher; 1914–1918 Kriegsdienst, 1930 Eintritt in die NSDAP, 1936 Kreisleiter in Neumünster, 1939 in Łódź (Polen). 1941 wurde er von seinem Gauleiter in Schleswig-Holstein, Hinrich Lohse, ins Reichskommissariat Ostland (RKO) berufen. Dort war er von August 1941 bis Juli 1944 als Stadtkommissar in Vilnius Chef der deutschen Besatzungsverwaltung und verantwortlich für die Organisation der Beraubung und für die Verfolgung und Ghettoisierung der Juden in der Stadt.

Nach dem Krieg arbeitete Hingst wieder als Bürovorsteher in einer Anwaltskanzlei in Kiel. 1948 wurde er vom Spruchgericht Bielefeld zu sieben Jahren Haft verurteilt und mit einer höheren Geldstrafe belegt. Vor dem Hintergrund des den Spruchgerichten zur Verfügung stehende Strafrahmens von bis zu zehn Jahren Haft und verglichen mit den Urteilen gegen 41 ehemalige schleswig-holsteinische Kreisleiter, deren Gefängnisstrafen im Durchschnitt zwei Jahre und viereinhalb Monate betrug, erscheint das Strafmaß gegen Hingst ungewöhnlich hoch. (Hinrich Lohse als NSDAP-Gauleiter erhielt die höchstmögliche Gefängnisstrafe von 10 Jahren). Ein schlecht vorbereiteter Offizialverteidiger und zahlreiche Belastungszeugen werden als Grund hierfür angeführt (Lehmann 2007). Hingst verbrachte eine Gefängnisstrafe von 5 Jahren im Lager Esterwegen und betrieb von dort aus seine Entnazifizierung. Dabei profitierte er davon, dass 1951 die Entnazifizierung in Schleswig-Holstein per Landesgesetz beendet wurde. Der mittlerweile dafür zuständige Landesausschuss stufte den ehemaligen berüchtigten Stadtkommissar von Vilnius in Kategorie IV (Mitläufer) ein bei gleichzeitiger Umstufung in Gruppe V (Entlastete). Hingst sei zwar „in seiner Haltung ein ziemlicher Aktivist gewesen“, ihm konnte jedoch „nicht nachgewiesen werden, dass er politische Gegner verfolgt und misshandelt hat“ (Spruchentscheidung des Landesausschusses Schleswig-Holsteins vom 14.3.1951, LAS Abt. 460. Nr. 655 zitiert in Lehmann). In dem Entlastungsmaterial wird Hans Hingst als aufrechter und guter Deutscher geschildert. Nach seiner Haftverbüßung arbeitete er als Vertreter für Kühlschränke. Hans Hingst starb am 10. November 1955 in Bordesholm bei Kiel.


Literatur / Medien Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 460ff; Bd. 2, S. 969ff.; Lehmann, Sebastian: Kreisleiter der NSDAP in Schleswig-Holstein. Lebensläufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite ( = IZRG-Schriftenreihe, Band 13), Bielefeld 2007, S. 438f. (Zitat S. 449); VEJ 2011, Bd. 7 / Dok. 190

Sebastian Lehmann: Kreisleiter der NSDAP in Schleswig Holstein: Lebensläufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite, ISBN 9783895347337, www.vle.lt/straipsnis/christian-hans-hingst/, www.memoiresdeguerre.com/tag/officiers%20ss%20et%20collaborateurs/11, www.vle.lt/straipsnis/christian-hans-hingst/ kommentarlos zurücksetzenrückgängig 

http://www.vilnaghetto.com/gallery2/v/vilna/album69/Hingst.jpg.html (Foto)


Standort

Die ersten Jahre nach dem Krieg gab es am Mahnmal große Gedenkveranstaltungen. 1947 legte Ministerpräsident Hermann Lüdemann einen Kranz zu Ehren der Opfer nieder. Schon im Verlauf der 1950er Jahren nahm jedoch das öffentliche Interesse ab. 1957 wurde es abgebaut und in einem abseits gelegenen Stadtpark hinter einer Baumgruppe aufgebaut. Der Standort wird erst 1989 wieder thematisiert als der Gyula Trebitsch erstmals wieder an „seinem“ Denkmal das Wort ergreift und sich enttäuscht und entsetzt äußert. Es kommt danach zu massiven Ansprachen von Trebitsch, Regierungsmitgliedern, Künstlern und Parlamentariern. Insbesondere der Journalisten Michael Legband war hier die treibende Kraft, die sich auch die nächsten 30 Jahre beim Mahnmal engagierte.

Es dauert noch sechs Jahre, bis Ministerpräsidentin Heide Simonis das Mahnmal 1995 an der ursprünglichen Stelle erneut einweihen kann. Dazu entstand 1996 der Dokumentarfilme „Das Mahnmal – erbaut, verdrängt, wiederentdeckt“ von Peter K. Hertling. Im selben Jahr erlebte der Initiator Gyula Trebitsch eine Feierstunde anlässlich der 50. Wiederkehr der Einweihung. Unter dem Motto „Vergessen wir nicht die, die heute nicht hier sein können“ erinnerte der KZ-Überlebende an die vielen Opfer des Nazi-Regimes. 2017 wurde das Bauwerk grundsaniert und im Jubiläumsjahr 2021 stellte der Heimatbund Kreis Steinburg eine Hinweistafel mit der Geschichte des Mahnmals auf. [1][2]

Weblinks

Literatur

  • Michael Legband: „Das Mahnmal: erbaut, verdrängt, wiederentdeckt.“, Gerbers Verlag, Itzehoe 1994, ISBN 3-9800745-9-5
  • Michael Legband „Ein Mahnmal in Itzehoe. “ In: DenkMal! Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Jahrgang 27, 2020, ISBN 978-3-8042-0925-1

Einzelnachweise

Koordinaten: 53° 55′ 12,8″ N, 9° 31′ 9,3″ O