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Römische Pfeilergrabmäler

Ein römisches Pfeilergrabmal war in der Regel ein aus sechs oder sieben skulptierten Kalksteinblöcken zu einem Pfeiler zusammengesetztes Grabmonument. Diese waren vor allem im letzten Drittel des 2. Jh. und den ersten Jahrzehnten des 3. Jh. sehr beliebt und standen meistens entlang der Straßen, um zum einen ein weit sichtbaren Ausdruck von gesellschaftlichen Rang und zum anderen ein Zeugnis der Verehrung der Di Manes (Totengottheit) zu erzielen. Solche Grabmäler wurden unter anderem in den Städten Augsburg, Arlon, Trier und Neumagen gefunden.

Aufbau

Alle Pfeilergrabmäler, die in Deutschland gefunden wurden, werden bislang in zwei Gattungen unterschieden: Einmal der im ganzen nördlichen Provinzgebiet verbreitete Typus der „Igeler Säule“ bei Trier und der im alpinen Rätien vertretende Typus. Beide unterscheiden sich hauptsächlich in der Größe. Die Pfeilergrabmäler in den Rheinprovinzen erreichen eine Größe von bis zu 23 m, hingegen die rätischen nur mit einer Größe von maximal 10-11 m ausfallen[1].

Ein klassisches Pfeilergrabmal verfügt über einen mehrstufigen Unterbau, welcher dann in einen Sockel mit Inschriftenblock und Zwischengesims übergeht. Danach kam meistens ein dreiseitiger reliefierter Figurenblock als Hauptgeschoß. Als nächstes wurde ein Gesims mit Giebelzone draufgesetzt, das dann mit einem Schuppendach mit Bekrönung (vermutlich Kapitell mit Pinienzapfen/Zirbelnuss) überdeckt war. All diese aus Kalksteinblöcken bestehenden Teile, wurden mit Bleiklammern verdübelt. Auch waren die Hauptmotive auf dem reliefierten Figurenblock repräsentative, statuarische Darstellungen der Verstorbenen und ihres Gesindes[2].

Beispiele aus Augsburg

In Augsburg und seinem Umland kamen bisher die meisten Vertreter des Grabmaltyps zum Vorschein. Durch die zahlreichen Funde von Ehepaarreliefs ist anzunehmen, dass über zwei Dutzend solcher rätischen Pfeilergrabmäler in Augsburg gestanden haben. Aus Augsburg liegen mittlerweile zwei fast vollständig erhaltene Pfeilergrabmäler vor, die an der Gräberstraße nördlich der Stadt standen. Zum einen das Grabmal des Rechtsgelehrten M. Aurelius Carus und zum anderen das Familiengrab des Soldaten T. Flavius Clemens.

Pfeilergrabmal des Soldaten T. Flavius Clemens

Dieses am besten erhaltene Pfeilergrabmal im gesamten Voralpenraum wurde 1709 an der Zollernstraße bei Bauarbeiten entdeckt. Mit den Teilen, die man gefunden hatte, maß man eine Höhe von 4,50 m, wobei man aber die fehlende Zirbelnuss noch hinzurechnen darf. Erst 1981 wurde in unmittelbarer Nähe weitere Teile (Bekrönungskapitell) gefunden. Die Datierung lässt sich ca. 200 n. Chr. festlegen, da die Inschrift auf dem Grab auf die 3. Italische Legion verweist. Andere Quellen belegen, dass diese 172/173 n. Chr. nach Rätien verlegt wurde und 179 n. Chr. in ihrem neuen Lager Castra Regina (Regensburg) Stellung bezog:

Inschrift:

D(is) ⋅ M(anibus)

T(ito) ⋅ FL(avio) ⋅ PRIMANO ⋅ PATRI ⋅ ET ⋅ TRAIAN(iae) ⋅ CLEMENTINAE

MATRI ⋅ ET

T(ito) ⋅ FL(avio) ⋅ CLEMENTI ⋅ FRATRI

MIL(iti) ⋅ LEG(ionis) ⋅ III ⋅ ITALIC(ae) ⋅ EXACTO ⋅ CO(n)S(ulari) ⋅

QVI VIXIT ⋅ ANNIS ⋅ XXIIII ⋅

T(itus) ⋅ FL(avius) ⋅ MARTIALIS SIBI

ET ⋅ PARENTIBVS ⋅ SVIS VIVOS ⋅ FECIT

Übersetzung:

Den göttlichen Manen

Dem Titus Flavius Primanus, dem Vater, und

Der Traiania Clementina,

der Mutter, und

dem Titus Flavius Clemens, dem Bruder,

dem Soldaten der 3. Italischen Legion,

dem konsularen Schreiber,

welcher lebte an Jahren vierundzwanzig.

Titus Flavius Martialis (hat) für sich

Und seine Eltern

Zu Lebzeiten (das Grabmal) gemacht.

Beschreibung:

Im Hauptgeschoß sind die vier Familienangehörigen in einer Nische mit Doppelbogen im Hochrelief dargestellt: In der Mitte die Eltern. Zur Rechten der Mutter, der verstorbene T. Flavius Clemens. Links des Vaters sein Bruder T. Flavius Martialis, der Erbauer. Die Mutter trägt stola und palla , der Vater als römischer Bürger mit Toga bekleidet, in beiden Händen eine Schriftrolle haltend. Der verstorbene Schreiber des Statthalters ( exactus consularis ) ist in seiner Militärtracht abgebildet: kurz gegürtete tunica mit Mantel. An seiner rechten Seite am cingulum (Gürtel) das Schwert ( gladius ). Vor seiner Brust hält auch er eine Schriftrolle.

Auf der Nebenseite befindet sich eine aufrecht stehende Frau in stola und palla , welche in ihrer linken Hand ein Kästchen hält.

In der linken Schmalseite spielt sich eine Szene aus dem wirtschaftlichen Alltag ab: Vier Personen, darunter eine Frau, sitzen sich an einem hohen viereckigen Tisch gegenüber und zählen offensichtlich einen größeren Geldbetrag, der zwischen ihnen auf dem Tisch liegt.

Die Vorderseite zeigt einen Krater (Gefäß), an der Schlangen sich hochringeln und dabei von Pfauen gepickt werden. Auf dem rechten Giebelfeld der Vorderseite füttert ein Erot einen Hasen mit Beeren, die er aus einem Korb ausschüttet. Das linke Giebelfeld ist mit Bändern geschmückt und zeigt einen Fruchtkorb zwischen Weinlaub.

Im untersten Block des Sockels sind Symbole des Totenkultes, sowie Zeichen der Verfügungsgewalt über das Grab eingraviert: Eine Setzwaage ( libella ), ein Zimmermannsbeil ( ascia ) und ein Hobel ( runcina )[3].

Pfeilergrabmal des Rechtsgelehrten M. Aurelius Carus

Ein Neufund im August 1998 erbrachte an der Hofer Straße Oberhausen ein bis auf die Bekrönung vollständiges zweites Pfeilergrabmal mit einer Höhe von 6,90 m. Die zugehörige Bekrönung aus Kapitell und Pinienzapfen kam im Januar 1999 circa 80 m weiter nördlich zutage. Es wird um 180/200 n. Chr. datiert und wurde errichtet von dem pragmaticus (Rechtsgelehrter) M. Aurelius Carus und seiner Familie. Carus gehörte dem „zweiten Bürgerstand“ von AELIA AVGVSTA /Augsburg an. Er war in das Sechsmännerkollegium, ein Priesteramt für Kultspiele und Kaiserverehrung, gewählt worden. Der Beruf pragmaticus ist mit zwei Inschriften aus Mainz und Wiesbaden bekannt; vermutlich stand sein Dienst als Rechtskundiger in enger Verbindung in der rätischen Hauptstadt.

Inschrift:

M(arcus) ⋅ AVR(elius) ⋅ CAR[VS] ⋅ IIIIIIVIR ⋅

AVG(unstalis) INGEN(uus) PRAGM(aticus) ⋅ SIBI

ET ⋅ FAUST(iniae) ⋅ IVCVNDAE

VXORI ET AVRELIAE

FIL(iae) ⋅ CETERISQ(ue) ⋅

COGNATIS ⋅ V(ivus) ⋅ F(ecit) ⋅

Übersetzung:

Marcus Aurelius Carus, Mitglied des Sechsmännerkollegiums der

Augustalen, freigeborener

Rechtsgelehrter, für sich und Faustinia Jucunda, seine Ehefrau

Und für die Tochter Aurelia

Und die übrigen Anverwandten, hat er als

Lebender (dieses Grabmal) gemacht.

Nähere Beschreibung:

Der „freigeborene Rechtsgelehrte“ M. Aurelius Carus ist im Figurenblock, der direkt auf dem Inschriftenquader stand, sitzend in Toga dargestellt, vermutlich eine Schriftrolle in den Händen haltend.

Wohl nach seinem Tod wurde links und rechts der Inschrift die Anrufung der Totengötter D(is) M(anibus) auf dem Rand eingemeißelt.

Auf der Lehne des Sessels zu seiner Rechten ein Pfau. Über der Nische sind vier Amphoren im Korbgeflecht dargestellt gewesen. Die Seitenpilaster tragen Weinlaub, aus einem Krater (Gefäß) hervorwachsend.

Einzelnachweis

  1. Fasold, Peter: Römischer Grabbrauch in Süddeutschland. Stuttgart 1992.
  2. Grauer, Werner: Die rätischen Pfeilergrabmäler und ihre moselländischen Vorbilder. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Band 43, 1978, S. 57–100.
  3. Bakker, Lothar: Das Pfeilgrabmal von Augsburg-Oberhausen. In: Petzet, Michael (Hrsg.): Die Römer in Schwaben. München 1985.