Benutzer:Nicola/Theo Schmidt

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Theodor Schmidt (* 3. August 1891 in Wien; † 18. Oktober 1973 ebenda) war ein österreichischer Industrieller und Sportfunktionär.

Biographie

Theodor Schmidt entstammte einer vermögenden großbürgerlichen Wiener Familie: Sein Vater Theodor Edmund und seine Onkel Alfred und Victor Ladislaus waren Eigentümer der Süßwarenfabrik Victor Schmidt & Söhne, seine Mutter die Erbin des jüdischen Bankhauses Pontzen. Seine Schwester Charlotte heiratete in das Südtiroler Adelsgeschlecht Pasquali-Campostellato ein. Es gab weitere verwandtschaftliche Verflechtungen und freundschaftliche Beziehungen mit in der Monarchie bedeutenden Familien. Theodor und Charlotte wurden katholisch getauft, obwohl der Vater Protestant war. Die Mutter trat nach der Geburt der Kinder aus der jüdischen Kultusgemeinee austrat.[1] Gegen den Willen des Vaters studierte Schmidt Jus, in Innsbruck, am Oxforder Queen’s College und der Pariser Sorbonne, wobei er fließend Englisch, Französisch und Spanisch lernte.[2] Anschließend machte er eine Ausbildung zum „Notariats-Kandidaten“ und ersuchte um die Aufnahme in die Liste der Strafverteidiger.[3]

Im Ersten Weltkrieg diente Schmidt im traditionsreichen k.u.k. Dragonerregiment „Kaiser Ferdinand I.“ Nr. 4, mit dem er bis zum Herbst 1917 an der russischen Front, in Albanien sowie am Piave im Einsatz war und ausgezeichnet wurde. Nach Kriegsende wurde er Gesellschafter des Familienunternehmens, ohne sich jedoch aktiv engagieren zu wollen. Die Verantwortung für die Firma delegierte er an seinen Vetter Ludwig Szenes sowie an eine Prokuristin. In der Firmenchronik von 1988 hieß es kritisch: Er war „von großer persönlicher Eitelkeit getrieben (…) Es war sein Ehrgeiz, in der Gesellschaft eine Rolle zu spielen und sich öffentliche Positionen zu verschaffen“.[4] Sein Neffe Johannes Pasquali nannte ihn „Kronenkraxler“, wohl auch, weil Schmidt, der eigentlich homosexuell war, 1919 die adelige Hildegard Haid von Haidenburg heiratete. Die Ehe wurde später vom Papst für ungültig erklärt und annulliert; Theodor Schmidt alimentierte seine ehemalige Ehefrau bis an ihr Lebensende.[5]

Schmidt begann, sich politisch und gesellschaftlich zu betätigen, indem er verschiedene Posten annahm. So war er 1919 am Ständigen Schiedshof in Den Haag tätig und fungierte 1920 als Berater des österreichischen Vertreters in der „Interalliierten Plebiszitkommission“ zur Vorbereitung der Volksabstimmung 1920 in Kärnten. Er saß in Verwaltungs- und Aufsichtsräten von Banken und Unternehmen. Zu Beginn der 1920er Jahre engagierte er sich im Hauptverband der Industrie Österreichs. 1922 wurde er zum Kommerzialrat ernannt, von 1923 bis 1937 war er Vertreter der Arbeitgeber Österreichs bei der International Labour Conference des Völkerbunds. Er war regelmäßig auf exklusiven Veranstaltungen zu Gast oder fungierte als Gastgeber von solchen.[6] Auch pflegte Schmidt, „Dody“ genannt, enge Kontakte zur ehemaligen Kaiserin Zita.

Seine von den Eltern geerbte Villa in Hietzing, die Schmidt gemeinsam mit seinem Chauffeur bewohnte, wurde zum Treffpunkt von Adel und Politik.[7] 1927 gründete er den Firmen-Fußballklub Victor Schmidt & Söhne, in dem alle Mitarbeiter vom Arbeiter bis zum Chef Mitglieder sein sollten, und wurde dessen Ehrenpräsident. Kritik daran kam von der Arbeiter-Zeitung, da es zur gleichen Zeit Massenentlassungen gab. Zudem verhinderte Schmidt den Übertritt des Clubs in die Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ), weshalb einige Spieler wieder aus dem Klub austraten.[7]

Von 1924 bis 1938 gehörte Theodor Schmidt dem Österreichischen Olympischen Comité an.[8] 1928 wurde er der Vertreter Österreichs im Internationalen Olympischen Komitee, im Jahr darauf Präsident des nationalen Hauptverbandes für Körpersport. Bei den Olympische Spielen 1928 und 1932 fungierte er sowohl bei den Winter- wie auch bei den Sommerspielen als Organisator, warb Geld für die Entsendung der Sportler ein, informierte die Öffentlichkeit und war als Delegationsleiter vor Ort. Es gelang ihm, die 32. Sitzung des IOC im Juni 1933 nach Wien zu holen, woraus er ein glanzvolles gesellschaftliches Ereignis machte.[2] Auch bei den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen war Schmidt, der gute Kontakte zur austrofaschistischen Sportführung pflegte, noch involviert. Bei den Spielen in Berlin wurde er kurzfristig durch Theobald Seyffertitz, dem Generalsekretär der österreichischen Turn- und Sportfront (ÖSTF), ersetzt.

Die Gründe für diese Entscheidung sind unbekannt; allerdings hatte Schmidt eine jüdische Mutter, war also nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten „Halbjude“, er war homosexuell und der austrofaschistischen Regierung eng verbunden - diese Punkte könnten dazu geführt haben, dass Schmidt in Berlin nicht erwünscht war. Seine Homosexualität lebte er bis zuletzt - seine Lebenspartner fungierten regelmäßig bei ihm als „Chauffeur“ -, und er identifizierte er sich nie mit dem Judentum. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 emigrierte Schmidt über Mailand und Rom in die Vereinigten Staaten und schließlich weiter in die Dominikanische Republik, die von dem Diktator Trujillo regiert wurde.[2] Über seine dortige Zeit ist nichts bekannt.

1955 kehrte Theodor Schmidt nach Wien zurück, nach eigenen Angaben war er Honorarkonsul der Dominikanischen Republik. Er lebte von einer Leibrente auf der Basis seines Firmenanteils und schließlich vom Verkauf seiner Villa: „Seine Firmenanteile erlaubten es ihm, ein finanziell ungebundenes Leben zu führen, seine Netzwerke aus den Jahren vor 1938 sicherten ihm eine geachtete gesellschaftliche Position.“[9]. Er verkehrte in Diplomatenkreisen und hatte beste Kontakte zur Politik, von Otto von Habsburg bis zu Franz Olah. Marschik: „Seinen großbürgerlichen Habitus und seine monarchistische Weltsicht legte er bis zu seinem Tod 1973 nicht ab.“

Literatur

  • Matthias Marschik: Theodor Schmidt. Ein jüdischer „Apostel der Olympischen Idee“ (= Jüdische Miniaturen. Nr. 215). Hentrich & Hentrich, Berlin 2018, ISBN 978-3-95565-253-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marschik, Theodor Schmidt, S. 9.
  2. a b c Theodor Schmidt (Sportfunktionär). In: Wien Geschichte Wiki. Stadt Wien, 18. Oktober 1973, abgerufen am 12. Oktober 2018.
  3. Marschik, Theodor Schmidt, S. 11.
  4. Marschik, Theodor Schmidt, S. 13.
  5. Marschik, Theodor Schmidt, S. 8/9.
  6. Marschik, Theodor Schmidt, S. 15f.
  7. a b Marschik, „Der Herr Kommerzialrat“, S. 301.
  8. Österreichisches Olympisches Comité - ÖOC / Geschichte / 1894 - 1938. In: olympia.at. Abgerufen am 2. März 2019.
  9. Marschik, Theodor Schmidt, S. 8.

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