Benutzer:Niedersächsische Landjugend/Niedersächische Landjugend
Niedersächsische Landjugend -
Landesgemeinschaft e.V. | |
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Rechtsform | eingetragener Verein (e.V.) |
Zweck | Interessenvertretung der Jugendlichen im ländlichen Raum |
Gründung | 04. Juli 1950 |
Sitz | Hannover |
Regionalbüros | Oldenburg, Bad Fallingbostel, Bersenbrück |
Geschäftsführer | Till Reichenbach |
1. Vorsitzende*r | Erja Söhl und Hendrik Grafelmann |
Mitglieder | 10 000 |
Website | www.nlj.de |
Die Niedersächsische Landjugend Landesgemeinschaft e.V. (NLJ) ist ein Jugendverband in Niedersachsen, der am 04. Juli 1950 ins Leben gerufen wurde, und sich als Nachwuchsorganisation des Niedersächsischen Landvolks versteht. Zielgruppe des Verbands sind junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen des ländlichen Raumes im Alter von 14 bis 30 Jahren. Diese kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen: von Schüler*in über Landwirt*in bis hin zum*zur Steuerfachangestellten. Die Landesgemeinschaft sieht sich als unabhängige Interessenvertretung der Jugendlichen im ländlichen Raum und bietet eine Vielzahl an Betätigungsmöglichkeiten in bildungs-, agrar-, sozial-, umwelt- und medienpolitischen sowie anderen gesellschaftspolitischen Bereichen. Einer der Schwerpunkte der Landjugendarbeit besteht in der agrarpolitischen und berufsständischen Interessenwahrnehmung für junge Landwirt*innen, da die Landwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweigen eine wichtige Rolle für den ländlichen Raum spielt.
Organe der Niedersächsischen Landjugend
Ortsgruppen, Kreisgemeinschaften, Bezirke
Niedersachsenweit sind rund 200 Ortsgruppen Mitglied in insgesamt fast 30 Kreisgemeinschaften. Diese Kreisgemeinschaften sind wiederum in acht Bezirken organisiert. Den Dachverband dieser Untergliederungen bildet die Niedersächsische Landjugend – Landesgemeinschaft e.V., in der die Kreisgemeinschaften Mitglied sind. Etwa 40 Ortsgruppen sind Direktmitglied in der Landesgemeinschaft; sie gehören also keiner Kreisgemeinschaft an.
Landesversammlung
Die Landesversammlung ist das höchste Gremium der Niedersächsischen Landjugend und tagt einmal jährlich. Alle direkten Mitglieder haben hier Stimmrecht. Hier werden der Landesvorstand und der Agrarausschuss gewählt, der jährliche Haushaltsplan genehmigt und über Satzungsänderungen abgestimmt.
Hauptausschuss
Der Hauptausschuss trifft sich zweimal im Jahr und besteht aus dem Landesvorstand, der Geschäftsführung und den Delegierten der Bezirke. Im Hauptausschuss wird Landjugendpolitik gemacht. Er beschließt u.a. über einzelne Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung und berät und beschließt den Haushaltsplan zur Vorlage an die Landesversammlung.
Landesvorstand
Der Landesvorstand wird von der Landesversammlung auf zwei Jahre gewählt und besteht aus der und dem Vorsitzenden sowie jeweils mindestens zwei und höchstens vier Stellvertretern des und der Landesvorsitzenden. Der Landesvorstand führt die Geschäfte der Niedersächsischen Landjugend e.V. und vertritt ihre Interessen gegenüber Politik, Verwaltung und anderen Verbänden sowie Organisationen und repräsentiert die Niedersächsische Landjugend in der Öffentlichkeit.
Agrarausschuss
Der Agrarausschuss wird von der Landesversammlung auf zwei Jahre gewählt. Er besteht aus dem Agrarausschusssprecher und der Agrarausschusssprecherin. Einer von beiden ist gleichzeitig auch Mitglied des Landesvorstandes. Durch weitere sieben gewählte Mitglieder wird das Gremium komplett. Der Agrarausschuss beschäftigt sich intensiv mit Themen aus dem Agrarbereich, arbeitet Positionspapiere aus und bezieht Stellung zu aktuellen agrarpolitischen Fragen.
Hauptamtliche Mitarbeiter*innen
Die Niedersächsische Landjugend beschäftigt darüber hinaus einige hauptamtliche Mitarbeiter*innen. Dazu gehört der*die Geschäftsführer*in, ein*e Sekretär*in, ein*e Buchhalter*in sowie einige Bildungs- und Agrarreferent*innen. Zusätzlich bietet der Landesverband jährliche eine Stelle für eine*n Bundesfreiwillige*n.
Chronik
1950 - 1959
Als „Niedersächsische Landjugend im Bund der Deutschen Landjugend“ wurde die Landjugend am 4. Juli 1950 ins Leben gerufen. Schon damals galt sie als Interessenvertretung der Jugend im ländlichen Raum und sollte als Nachwuchsorganisation des Landvolkes verstanden werden. Neben Arbeitskreisen, der Bemühung um Zusammenhalt und ehrenamtliche Arbeit zog sich ein negatives Image durch die Anfangsphase. Die Landjugend stellte als „Kampfverband“ Forderungen wie z.B. den Schluss der Entnazifizierung und die Wiedereinführung der deutschen Nationalhymne mit allen drei Strophen, was ein rechtsorientiertes Image zur Folge hatte.
1960 - 1969
Mit den Jahren verbesserten sich sowohl das Image der Landjugend als auch die allgemeine Wahrnehmung ihrer Zielsetzungen, die zugleich eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber dem Landvolk verdeutlichten. Zeitgleich mit dem Dachverband des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) mit über 1.500 Jugendlichen aus 36 Gruppen, Kreis- und Bezirksgemeinschaften feierte auch die NLJ ihr zehnjähriges Bestehen.
Die Landjugend in den 1960er Jahren zeichnete sich durch Konsolidierung und Modernisierung in verschiedenen Bereichen aus. Dazu zählte unter anderem der moderne „Pendler“, der ein sichtbares Pendant zum bodenständigen Bauern darstellte. Zum anderen nahm der Freizeit- und Bildungsanspruch immer mehr an Bedeutung zu, infolgedessen erfreuten sich Seminare immer größerer Beliebtheit und der Weg für die Einstellung von Bildungsreferent*innen wurde auch von offizieller Seite frei.
1970 - 1979
In Anlehnung an diverse Bildungsangebote wie z.B. Studienfahrten, eine Gruppenleiterschulung und neuen Arbeitskreisen hielt man an einem Ausbau außerschulischer Bildungsarbeit fest und es wurde versucht, Mitbestimmung, Meinungsäußerung und Demokratie als feste Bestandteile des Verbandsalltages zu verstetigen.
Probleme und Herausforderungen aus der Lebenswelt von Jugendlichen (Schule, Elternhaus, Freizeit und Freundeskreis) sollten genauso wie die Themen des agrarischen Ursprungs auf der Basis der „eigenen Meinung“ diskutiert und gemeinsam bearbeitet werden.
Dem Vorwurf der Jugendlichen, dass der Vorstand die Interessen der Mitglieder nicht kenne und die Bildungsangebote nicht auf die Bedürfnisse zugeschnitten sind, wurde durch die Einbindung der Teilnehmer*innen entgegengewirkt.
1980 - 1989
Den Auftakt der 80er Jahre machte die 30-jährige Jubiläumsfeier am 30. Juni 1980, gefolgt von einer ersten Segelfreizeit der Landesgemeinschaft und dem „Tag der offenen Tür“ mit 31 teilnehmenden Höfen. Auch der Deutsche Landjugendtag und das sogenannte LandesMusische Fest (LaMuFe) fanden immer mehr Begeisterung sowohl bei den Landjugendlichen als auch in der öffentlichen Wahrnehmung.
Als Stützpunkt für die Entwicklungshilfe in Ghana wurde 1986 eine Landjugendgruppe – die „Rural Youth Association Subinso“ – gegründet. Weiterhin spielte die Modernisierung und Mitsprache auch in diesen Jahren eine große Rolle. Angestoßen durch die Atomkatastrophe in Tschernobyl, entstanden Seminare über die friedliche Nutzung der Atomenergie und das verbandseigene Landjugendmagazin (LaMa) erhielt eine ständige Umweltseite.
1990 - 1999
Neue Wege in der Jugendarbeit wurden beschritten. So waren Teamarbeit und Solidarität im ländlichen Raum die Schlüsselworte dieses Landjugendjahrzehnts. Dies manifestierte sich vor allem in der landesweiten ersten 72-Stunden-Aktion im Juni 1995. Nach Abschluss der Aktion veranschaulichte das Ergebnis, wie wertvoll Jugendverbandsarbeit sein kann.
Am Ende des Jahrzehnts stand ein Wechsel in der Arbeitsweise der Landjugendarbeit an: Weg von der hierarchisch organisierten Gremienarbeit, hin zur Arbeit in Projektteams mit neuen Methoden des Sozialmanagements.
2000 - 2009
Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends wurden Projekte und Ziele aus den 1990er Jahren weitergeführt und ausgearbeitet.
Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit sowie Kreativitäts- und Öffentlichkeitswettbewerbe regten die Landjugendgruppen an und verbessern ihr Image in der (über)regionalen Öffentlichkeit. Als Reaktion auf Vorurteile wurden Arbeitskreise gegründet, in denen die Problematik aufgegriffen und das Selbstverständnis des Verbandes sowie die Bildungsangebote diskutiert werden sollten.
2010 - 2020
In den 2010er Jahren entwickelte sich die Niedersächsische Landjugend vor allem agrarpolitisch weiter.
Der vermehrte Auftritt auf Fach- und Verbrauchermessen, Politikergespräche, Positionspapiere, Projekte wie „Landjugendlicher meets Landtagsabgeordneter“ und vor allem die Bildung eines Agrarausschusses sorgen dafür, dass sich die NLJ weiter in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren und den Dialog mit der Gesellschaft fördern kann.
Durch neue digitale Möglichkeiten und Social-Media-Kanäle gelingt es, größere Reichweiten zu erzielen und die Stimmen der Jugend auf dem Land noch besser nach außen zu tragen.
Die Bildungsarbeit der Niedersächsischen Landjugend
Die Niedersächsische Landjugend versteht sich seit ihrer Gründung vor 70 Jahren als öffentliche Einrichtung der Jugendbildung im außerschulischen Bereich. Als Zielgruppe richtet sie sich vor allem an die Jugend im ländlichen Raum und fungiert als Impulsgeber für aktuelle Themen.Gesellschaftliche, agrar- und jugendpolitische Fragestellungen werden aufgegriffen, aufbereitet und für die Lebenswelt der Jugendlichen greifbar gemacht. Die Niedersächsische Landjugend fördert den Austausch mit der Politik sowie innerhalb der Landjugend und schafft Räume für Diskussionen.
Was bedeutet Bildungsarbeit für die Niedersächsische Landjugend?
Dass Bildung viel mehr ist, als nur Schule, steht in der heutigen Gesellschaft außer Frage – und die außerschulische (oder informelle) Bildung ist längst kein Fremdwort mehr. Zielt die schulische Bildung schwerpunktmäßig auf den Erwerb von Wissen, das Verstehen und die Interpretation von Sinnzusammenhängen, legt die informelle Bildung ihren Schwerpunkt auf die Vermittlung von Alltagskompetenzen. Mit dem Fokus auf das Individuum bildet sie den Grundstock zum „lebenslangen Lernen“. Die Niedersächsische Landjugend hat es sich als Jugendverband zur Aufgabe gemacht, junge Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung, Meinungsbildung und (Weiter-)Bildung zu unterstützen. Auf dem Prinzip der Freiwilligkeit basierend, werden den Jugendlichen verschiedene Angebote zur Auswahl gestellt, die sie entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten auswählen und zum Ausbau ihrer persönlichen Kompetenzen einsetzen können.
Wie ist die Bildungsarbeit der Niedersächsischen Landjugend strukturiert?
Ein Blick zurück auf die Geschichte der Niedersächsischen Landjugend zeigt, dass sich vor allem im Bereich der Bildungsarbeit einiges geändert hat: von der reinen agrargeprägten Nachwuchsförderung hin zu einer Ausweitung auf den ländlichen Raum, mit der Berücksichtigung aller Ausbildungs- und Berufsgruppen. Der landwirtschaftliche Schwerpunkt ist nach wie vor geblieben und hat sich zu einer eigenen Sparte weiterentwickelt. In Bezug auf das Angebot an Seminaren, Veranstaltungen und Projekten ist die Niedersächsische Landjugend breit aufgestellt: neben kreativen (z.B. Neue Medien), persönlichkeits-, freizeit- und berufsbezogenen (z.B. Rhetorik, Gruppenleiterschulung) sowie traditionsbewahrenden (z.B. Tanzkurse) Angeboten, werden aktuelle gesellschaftsrelevante Themen (z.B. Klimawandel, Extremismus) aufgegriffen und zielgruppenspezifisch ausgearbeitet. Der Blick über den Tellerrand hinaus, ist eine oft genutzte Metapher der Niedersächsischen Landjugend, denn der interkulturelle und internationale Austausch in Form von (landwirtschaftlichen) Fahrten und Austauschprogrammen gehört fest zum Bildungskonzept und befindet sich im stetigen Ausbau. Die Niedersächsische Landjugend steht in einem ständigen Kontakt zur Politik, um die Interessen junger Menschen zu vertreten. Sie ruft aber vor allem zum eigenständigen Nachdenken über gesellschaftliche Bewegungen auf und schafft Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung an politischen Prozessen.
Ein Aspekt, der nicht vernachlässigt werden darf, ist die gewollte aktive (Mit-)Gestaltung von Gremienarbeit. Auf Landes-, Bezirks-, Kreis- oder Ortsgruppenebene können die Mitglieder Erfahrungen im Umgang mit Demokratie sammeln. In den Strukturen der Niedersächsischen Landjugend haben die Mitglieder die Möglichkeit, das Leben in ihren Gemeinden mitzugestalten und entsprechende Angebote für die Jugendlichen im ländlichen Bereich zu generieren. Es wird spürbar, was es heißt, als gewählte*r Vertreter*in für andere etwas zu bewegen und gemeinsame Interessen zu vertreten. Gemeinsam etwas zu planen und zu schaffen – von der Idee bis zur anschließenden Helferparty – das ist es, was die Niedersächsische Landjugend ausmacht und unterstützt. Als Ansprechpartner*innen für fachliche Fragen und als pädagogische Begleitung stehen die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen dem Landesverband und seinen Mitgliedern zur Seite. Dass diese für das Bestehen des Verbandes unerlässlich sind, spiegelt sich in der Zahl der Mitarbeiter*innen wider, die im letzten Jahrzehnt stetig gewachsen ist.
Das beschriebene Verständnis über Bildung ist auch fest im Leitbild der Niedersächsischen Landjugend verankert:
- Förderung des selbstverantwortlichen Handelns jedes*jeder Landjugendlichen
- gesellschaftlicher und politischer Einsatz für die Jugend
- Förderung des internationalen und interkulturellen Austausches
- Schärfung des Bewusstseins für die Bedeutung des Agrar-Bereiches
Vor welchen Herausforderungen steht die Niedersächsische Landjugend?
Die Gesellschaft, in der wir leben, steht in einem stetigen Wandel: die Lebenswege werden individueller und die Angebotsstrukturen vielfältiger. Die Aufgabe der Niedersächsischen Landjugend ist es – früher wie heute –, aktuelle Fragestellungen und Problemlagen wahrzunehmen und die Bedeutung der selbstorganisierten außerschulischen Bildungsarbeit zu vertreten.Die schulischen bzw. beruflichen Anforderungen an die Jugendlichen steigen stetig an und stehen in Konkurrenz zum Wunsch nach persönlicher Selbstentfaltung und -verwirklichung. Vor allem im ländlichen Raum muss dafür Sorge getragen werden, dass den Jugendlichen ein Angebot zur Verfügung steht, das über die schulische Bildung hinausgeht. Der Austausch mit anderen Jugendlichen, das Erleben von Teamerfahrungen, das persönliche Vorankommen und das Engagieren im Ehrenamt, sind wichtige Kompetenzen, die informale Bildung über die schulische Ausbildung hinaus bietet. Die Niedersächsische Landjugend leistet ihren Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raumes und der außerschulischen Bildung, indem sie für die Jugendlichen einen Bezug zwischen gesellschaftlichen Themen und deren Lebenswelt herstellt, ihnen Möglichkeiten aufzeigt, Denkanstöße gibt und den Grundstein zum Selbstlernen legt.
Agrarpolitik der Niedersächsischen Landjugend
Entwicklung der Agrararbeit
Mit der Gründung der Niedersächsischen Landjugend bestand das unausgesprochene Ziel einer politischen Einflussnahme. Dieses erfüllte sich schon Anfang der 1950er Jahre durch den Zuspruch zweier Delegiertenplätze im Hauptausschuss der (vorläufigen) Landwirtschaftskammern, allerdings nur mit einer beratenden Stimme.
1960er
Anfang der 1960er wurde der ökonomische Wandel in der Landwirtschaft auch in der Landjugend deutlich: Es wurden erstmals Seminare für Landwirte in den Bereichen Kundengesprächsführung, Verkaufspsychologie, Kundenpsychologie und Vermittlung der Vielfalt von Werbemethoden und Werbemitteln angeboten. Hinzu kamen dann noch Buchführungskurse und ab Mitte der 1960er auch spezielle Buchführungskurse für Mädchen in Zusammenarbeit mit dem Landjugendberatungsdienst (LJBD). Zum Ende der 60er öffnete sich die Landjugend-Agrarpolitik für moderne Produktions- und Verwaltungsmethoden. So wurden dann auch Lehrgänge für betriebswirtschaftliches und innovatives Denken in der Landwirtschaft angeboten.
1967 übernahm die Niedersächsische Landjugend zum ersten Mal einen Teil der offiziellen Veranstaltungsreihen der IGW. Unter dem Motto „Landjugend ist anders, als man denkt“ gestalteten sie den so genannten Gesellschaftsabend, der zur Begegnung mit den Berliner Jugendlichen dienen sollte, leider aber war die Resonanz nicht so stark. Der damalige musische Vortrag der Gruppen Bohmte, Wehnsen und Wieren war aber so gut angekommen, dass sie ihn anlässlich der Sitzung des Hauptausschusses des Landesjugendringes 1967 noch einmal aufführen durften.
Der Agrarpolitische Arbeitskreis der Landesebene nahm Anfang der 1960er Jahre seine Arbeit auf und diskutierte die durch die Agrarpolitik der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) entstandenen Probleme, wie z.B. die zunehmenden Einfuhren ausländischer Produkte. Bis weit in die 1970er Jahre wurden Themen, wie Verbesserung der fachlichen Ausbildung, Verbesserung der sozialen Lage und die Einkommensverbesserung durch das Zusammenwachsen der EWG-Staaten diskutiert.
1970er
Die wohl wichtigste Aktion der Niedersächsischen Landjugend in den 1970ern mit weitreichenden Folgen war die Entwicklung des „Junglandwirte-Programms“, welches 1975 Thema des Hauptausschusses wurde. Bedingt durch die Mitgliedschaft von Heinz Schweer im Bundesvorstand wurde auch kurze Zeit später hier über die Forderung der Niedersachsen diskutiert. So wurde die Thematik dann auch in einem eigens für dieses Programm gegründeten Unterausschuss der Europäischen Gemeinschaft (EG) diskutiert, um eine Vorlage für die Kommission zu erarbeiten. Nach dem Beschluss eines stark veränderten Programms wurde wiederum in den Reihen der Niedersächsischen Landjugend und des BDLs über Kritikpunkte diskutiert. So schaffte es die Niedersächsische Landjugend, allerdings nicht im Alleingang, die EG zu einer Neuauflage des „Junglandwirte-Konsolidierungsprogramms“ zu bringen. Ab Ende der 1970er Jahre setzte sich die Landjugend kritisch mit der EG auseinander, aber auch mit den Problemen der Überschussproduktion, den Strukturveränderungen im ländlichen Raum und mit dem immerwährenden Problem der landwirtschaftlichen Ausbildung angesichts sterbender Höfe und Schwierigkeiten in der Hofnachfolge. Gleichzeitig wurde in der Landjugend heiß über Umweltprobleme mit der Forderung nach Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen diskutiert. Auf der anderen Seite sprach sich der AK Agrarpolitik gegen eine Verschärfung der Umweltauflagen aus. Für die Landwirte stand allerdings die Verhinderung weiterer Einkommenseinbußen im Vordergrund.
1980er
Ein strittiges Thema der 1980er Jahre war die Frage der Bestandsobergrenzen in der Viehhaltung. Später beschäftigte man sich mit der Milchquotenregelung und den Vor- und Nachteilen von nachwachsenden Rohstoffen. Mitte der 1980er gelang es der Landjugend, einen Sitz mit beratender Stimme im Vorstand der Landwirtschaftskammer Hannover zu bekommen. Zu dieser Zeit wurden auch erste Seminare über die neuen Möglichkeiten und Leistungen von Computern abgehalten. Geändert wurde in dieser Zeit auch die Umbildung des Agrarpolitischen Arbeitskreises in den Agrarausschuss, um eine Straffung zu bewirken. Es sollten aus jedem Bezirk Delegierte zu diesem Ausschuss kommen, um eine kontinuierliche Arbeit zu gewährleisten. Das war in dem Arbeitskreis mit ständig wechselnden Mitwirkenden leider nur bedingt möglich.
1990er
Im Rahmen der zukünftigen Entwicklung der agrarsozialen Sicherungssysteme sprachen sich die Junglandwirte der Niedersächsischen Landjugend 1996 dafür aus, die Beiträge für die Sozialversicherung nach dem tatsächlichen Einkommen der Betriebe anhand von Einkommensbescheiden zu bemessen. Darüber hinaus sollte verstärkt geprüft werden, inwiefern ein Zusammenschluss der landwirtschaftlichen Sozialversicherungsträger in Niedersachsen zu einem Abbau des Verwaltungsapparates und zu positiven Effekten für die Beitragslasten führen könnte. Nach langen kontroversen Diskussionen forderte der Agrarausschuss 1997 den Wegfall der Milchquote und eine einheitliche Verlagerung der Prämie auf die Futterflächen. Während die bei den Tierprämien bzw. im Ackerbaubereich gefallenen Beschlüsse im Rahmen der Agenda 2000 als weitgehend akzeptabel angesehen wurden, galt die Kritik der Niedersächsischen Landjugend 1999 weiterhin der Milchgarantiemengenregelung. Die Landjugend bekräftigte ihre Forderung nach einem deutlichen Einstieg in den Ausstieg und konnte auch dem jetzt zum Zuge kommenden Börsenmodell nichts abgewinnen.
2000er
In den Folgejahren beschäftigte man sich mit Themen aus der Veredelungswirtschaft, mit BSE und MKS oder mit neuen Ideen der Vermarktung. Es gab erste gemeinsame Veranstaltungen zwischen der Landesarbeitsgemeinschaft Junger Landwirte Niedersachsen (LAG) und der Niedersächsischen Landjugend. So präsentierten sich die beiden Organisationen beispielsweise gemeinsam auf der Tarmstedter Ausstellung mit einem Messestand. Auch die Tarmstedter Gespräche gewannen immer mehr an Bedeutung in der Öffentlichkeitswirkung der Niedersächsischen Landjugend. Das Raiffeisen-Landjugend-Seminar wurde ins Leben gerufen und bis 2012 jedes Jahr gemeinsam mit den Landesverbänden Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf Einladung des Genossenschaftsverbandes Norddeutschland durchgeführt.
2005 hat sich schließlich auch der BDL im Rahmen des AK I, nach heftigen sowie lauten Diskussionen, zur Abschaffung der Milchquote bekannt. Auch das Thema Gentechnik wurde innerhalb der Niedersächsischen Landjugend und des BDL diskutiert, allerdings ohne abschließendes Pro oder Contra. Nachdem die Agrararbeit der Niedersächsischen Landjugend einige Zeit auf Öffentlichkeitsarbeit beschränkt war, wurde 2009 wieder mit Volldampf gestartet und versucht, in vielen Treffen mit den Junglandwirten in der Landjugend in Kontakt zu kommen, um Exkursionen und Diskussionen durchzuführen. Seitdem bietet die Landjugend jährlich zwei landwirtschaftliche Lehrfahrten ins Ausland an, die den Teilnehmer*innen die Möglichkeit bieten, sich intensiv auszutauschen, neue Länder kennenzulernen und ihren Horizont zu erweitern.
2010er
Eine der größten Veränderungen brachte die Bildung des Agrarausschusses 2014 mit sich. In der Satzung fest verankert, werden von der Landesversammlung zwei Agrarausschusssprecher*innen und weitere Mitglieder des neunköpfigen Gremiums gewählt. Durch die kontinuierliche Mitarbeit der gewählten Vertreter*innen wurde es möglich, die Agrararbeit der NLJ zu vertiefen. Das Agrarprofil verstärkte sich, so dass die Landjugend als wichtige landwirtschaftliche Organisation wahrgenommen werden konnte. Die Bindung junger Landwirt*innen an den Verband konnte vermehrt erreicht und das Interesse an Agrarangeboten auf Landesebene geweckt werden. Es konnten Projekte realisiert und Stellungnahmen verfasst werden, deren Umsetzung ohne die Mitglieder des Agrarausschusses nicht möglich gewesen wäre.
Fortan konnte wieder vermehrt ein Augenmerk auf die Entwicklung von Positionspapieren gelegt werden. Thematisch hat sich die NLJ in den letzten Jahren mehrmals zur GAP, zum Raumordnungsprogramm, zur Hofabgabeklausel, zum Tierschutz und zur Düngeverordnung positioniert. Häufig sind die Veröffentlichungen der Stellungnahmen ausschlaggebend für Treffen mit Landespolitiker*innen. Unter anderem wurde die Landjugend 2019/2020 von der CDU zu Arbeitstreffen zum Thema „Landwirtschaft 4.0“ eingeladen, um gemeinsam mit Wirtschaft und Verbänden über die Zukunft der Landwirtschaft zu sprechen. Wie stark die Landjugend als landwirtschaftlicher Verband wahrgenommen wird, konnte 2019 der Einladung zu einer agrarpolitische Veranstaltung zum Thema „GAP nach 2020“ entnommen werden. Hier nahm Alena Kastens als damalige Vorsitzende der NLJ neben Phil Hogan, Agrarkommissar der EU; Julia Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin und Barbara Otte-Kinast, Niedersächsische Landwirtschaftsministerin, bei einer Podiumsdiskussion teil.
Das Winterprogramm ist eine etablierte Veranstaltungsreihe, bei der landwirtschaftliche Fachthemen für junge Landwirtinnen und Landwirte in den Regionen vor Ort angeboten werden, um den fachlichen Austausch zu fördern, den Berufsnachwuchs zu vernetzen und das Interesse an der fachlichen Meinungs- und Weiterbildung zu wecken. Thematisch werden aktuelle oder regionale Fragestellungen aufgegriffen, die als Vorträge, Besichtigungen oder Workshops behandelt werden. Mit der Einführung des Agrarausschusses konnte das Agrar-Winterprogramm der Landjugend neu belebt werden. Agrarpolitische Themen werden auch im Arbeitskreis Agrar behandelt, der mit einem landesweiten Kreis von TeilnehmerInnen zweimal im Jahr an wechselnden Orten tagt. Damit wird JunglandwirtInnen die Möglichkeit geboten, den Wissenshorizont über das jeweilige Thema zu erweitern und die eigene Meinungsbildung zu entwickeln. Neben dem Austausch und der Diskussion mit den FachreferentInnen sowie der jungen Agrarier untereinander, ist die Rückkopplung der Meinung unserer Mitglieder besonders wichtig für die Arbeit des Verbandes.
Seit der Gründung der Niedersächsischen Landjugend ist durchgehend ein*e Vertreter*in der Landjugend im Vorstand des Landvolks vertreten. Auch in den Fachausschüssen des Landvolks Niedersachsen dürfen Mitglieder der Landjugend mitarbeiten. Mit diesen Besetzungen werden die Zusammenarbeit und die Vernetzung mit dem Landvolk Niedersachsen aber auch mit den Kreislandvolkverbänden gestärkt und verbessert.
Messen & Öffentlichkeitsarbeit im Agrarbereich
2009 wurde das Projekt „Landwirt aus Leidenschaft“ aus der Taufe gehoben. Damit zeigte der Verband Initiative, sich gegen den Fachkräftemangel und für die Ausbildung zum*zur Landwirt*in einzusetzen. Mit Postkarten, einem Flyer mit Berufsinformationen und einer eigenen Homepage wurde über den Beruf „Landwirt*in“ informiert und aufgeklärt. Das Ziel der Kampagne war, das Interesse von motivierten, jungen Menschen zu wecken, sich über den Beruf zu informieren und eine Ausbildung in der Landwirtschaft zu beginnen. Eine Neuauflage der Kampagne mit neuen Motiven wurde 2014 gestaltet. Nach wie vor wird dieses Material regelmäßig vor allem von Berufsschulen angefragt.
Mit der Teilnahme an den Messen Agritechnica und Eurotier wurde ab 2012 die öffentliche Wahrnehmung der Landjugend im landwirtschaftlichen Bereich gestärkt. Auf dem NLJ-Stand kommen junge Landwirtinnen und Landwirte ins Gespräch, können sich austauschen und sich über die Agrarprojekte der Landesebene informieren. Auch die Beteiligung der Landjugend am Programm des Arbeitnehmertags der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat sich seit 2012 etabliert. Seit 2014 präsentiert sich die NLJ auf der Verbrauchermesse HanseLife in Bremen. In Kooperation mit dem Landvolk fanden die ersten Messeauftritte statt. Einen eigenen Stand hat die Landjugend seit 2017, die Kooperation mit dem Landvolk besteht nach wie vor. Der Landjugend ist es wichtig, den Verbraucher*innen die niedersächsische Landwirtschaft, die Arbeit auf den Betrieben und die Leidenschaft der jungen Landwirtinnen und Landwirte näher zu bringen. Die HanseLife bietet die richtige Plattform, um das zu transportieren. Neben einer Podiumsdiskussion mit Fachreferent*innen im Rahmen der Tarmstedter Gespräche ist die NLJ seit 2015 wieder jährlich mit einem Messestand auf der Tarmstedter Ausstellung vertreten. Die Mischung aus Fachbesucher*innen und Verbraucher*innen macht den Reiz dieser Messe aus. Gleichzeitig hat sich der NLJ-Stand als Treffpunkt für die zahlreichen Besucher aus den Reihen der Landjugend entwickelt. Um aktiv gegen den Fachkräftemangel in der Landwirtschaft zu wirken, ist die NLJ seit 2017 bei der IdeenExpo in Hannover präsent und bewirbt den Beruf des Landwirtes. Diese Messe ist der größte deutsche Jugendevent im Bereich Naturwissenschaften und Technik. Sie dient der Berufsorientierung und gibt Jugendlichen die Möglichkeit, hautnah Berufe kennenzulernen.
Mit dem Postkarten-Projekt „...passt immer!“ startete der Agrarausschuss 2017 eine Verbraucher-Kampagne. Ziel war es, Verbraucher*innen mit ansprechenden Postkartenmotiven dafür zu sensibilisieren, dass Landwirte eine sehr wichtige Aufgabe in der Gesellschaft übernehmen. Den Mitgliedern des Ausschusses liegt es am Herzen, den Graben zwischen Verbraucher*innen und Landwirtschaft zu verringern und das Image der Landwirtschaft zu verbessern. Die ersten drei Motive (Ei, Kartoffel und Milch) wurden in ganz Niedersachsen in der Gastronomie verteilt. Mittlerweile gibt es sieben Motivkarten, die vor allem bei den Messeauftritten der NLJ gut ankommen und stark nachgefragt werden.
Um vermehrt mit Politiker*innen über landwirtschaftliche Themen ins Gespräch zu kommen, entwickelten die Mitglieder des Agrarausschusses 2018 das Projekt „Landjugend meets Landtag“. Dabei wird ein*e Landtagsabgeordnete*r von einem*einer Landjugendlichen eingeladen, für einige Stunden den Arbeitsalltag auf dem landwirtschaftlichen Betrieb mitzuerleben. Im Gegenzug darf der Landjugendliche die Arbeit des*der Landtagsabgeordneten für einen Tag im Landtag begleiten. Dem Agrarausschuss ist es wichtig, den Austausch zwischen Landwirtschaft und Politik zu fördern. Im persönlichen Gespräch können Standpunkte ausgetauscht und neue Perspektiven kennengelernt werden.
Berufswettbewerb
Der Berufswettkampf (BWK), wie man ihn heute als Berufswettbewerb (BWB) kennt, entstand Anfang der 50er Jahre. Die Organisationsstruktur des BWK ging hinunter bis in die Kreise. Von hier aus konnten die Tüchtigsten über die Gebiets-, Landes- und Bundesebene bis zum Weltentscheid, zumindest in einigen Sparten, gelangen. Allerdings war zu keiner Zeit die Niedersächsische Landjugend alleiniger Träger des BWK. Da es gewisse Widerstände gab, wurde vom Bauernverband ein Kuratorium für den BWK gegründet, in dem verschiedene Vereinigungen (Kammern, landwirtschaftliche Schulen,...) vertreten waren.
Projekte
Sommer-Landjugendtag
Im Sommer findet alle zwei Jahre der Sommer-Landjugendtag statt. Hinter dem SLT verbirgt sich ein Wochenende voller Spaß, Gemeinschaft, Zelten Feten, Workshops, Aktionen und vielem mehr. Der SLT findet immer an einem anderen Ort in Niedersachsen statt und wird in einem Ausschreibungsverfahren an eine Kreisgemeinschaft der Niedersächsischen Landjugend vergeben.
72-Stunden-Aktion
Seit 1995 findet alle vier Jahre die 72-Stunden-Aktion statt. In 72-Stunden erfüllen hier Landjugendgruppen individuelle gemeinnützige Aufgaben, die ihrem Dorf und der Dorfgemeinschaft zugutekommen. Die Aufgaben umfassen die Bereiche Dorferneuerung, Kulturpflege, Bildung und Naturschutz und reichen von der Herstellung von Sitzbänken über die Renovierung von Gemeinschaftsräumen bis hin zur Gestaltung von Kinderspielplätzen und Landschaftsparks. Mit der 72-Stunden-Aktion will die Landjugend die gesellschaftliche Bedeutung von ehrenamtlichen Engagement demonstrieren und jungen Menschen darüber hinaus eine ganz konkrete Möglichkeit geben, sich in ihrem Dorf zu engagieren und die Lebensbedingungen auf dem Land aktiv mitzugestalten.
Ghana e.V. - Partner der Niedersächsischen Landjugend
Der Ghana e.V. wurde 1988 innerhalb der Niedersächsischen Landjugend e.V. gegründet. Ziel ist es, aktiv Entwicklungshilfe nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. So wird in Ghana die Partnerorganisation „Rural Youth Association of Ghana (RYA)“ unterstützt, in der sich Gruppen im Bereich Wenchi und Nkoranza, im Westen Ghanas, zusammengeschlossen haben. Die Projekte vor Ort erstrecken sich über die Bereiche Handwerk, Hausbau, Landwirtschaft (Anbau und Verarbeitung), Ausbildung, Wasserversorgung, Aufforstung, Ernährungs- und Einkommensverbesserung sowie Projekte für Behinderte. In erster Linie werden Frauen und Jugendliche unterstützt. Dabei reichen geringe Beträge, um ihnen den Start in eine wirtschaftliche Selbständigkeit zu ermöglichen.
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Quellen
www.nlj.de Niedersäschsiche Landjugend
Chronik der Niedersächsischen Landjugend 2020
Kategorie:Jugend
Kategorie:Niedersachsen
Kategorie:Landwirtschaft