Benutzer:Norbert Dragon/Vierervektor
Ein Vierervektor ist ein Vektor in einem reellen, vierdimensionalen Raum mit einem indefiniten Längenquadrat. In zwei gegeneinander bewegten Inertialsystemen hängen die Komponenten des Vierervektors durch eine Lorentztransformation miteinander zusammen. Beispielsweise sind die Zeit- und Ortskoordinaten eines Ereignisses in der Raumzeit die Komponenten eines Vierervektors, ebenso sind die Energie und der Impuls eines Teilchens die Komponenten eines Vierervektors.
Ortsvektor
Bei Ereignissen ist wie bei Verabredungen wichtig, wann und wo sie stattfinden. Diese Angaben faßt der Orts-Vierervektor oder kürzer Ortsvektor in einem Spaltenvektor zusammen, den wir allerdings im laufenden Text des Druckbildes wegen als Zeile schreiben. Die obenstehenden Zahlen bedeuten hier keinen Exponenten, sondern zählen die Komponenten ab.
Die Nullkomponente des Ortsvektors ist die mit der Lichtgeschwindigkeit multiplizierte Zeit, zu der das Ereignis statfindet, die nächsten drei Komponenten, bezeichnen den Ort.
Genauer sind dies die kartesischen Koordinaten, mit denen ein gleichförmig bewegter Beobachter, der sich nicht dreht, angibt, wann und wo das Ereignis stattfindet. Aus dem Zusammenhang erschließt man, ob für den Vierervektor oder seine erste räumliche Komponente steht.
Wir verwenden als Längeneinheit die Strecke, die Licht in einer Sekunde zurücklegt und nennen sie eine Sekunde. Dann ist die Lichtgeschwindigkeit dimensionslos und hat den Wert . In solchen Maßsystemen ist der Ortsvektor
Die Menge aller Ereignisse ist die Raumzeit. In ihr ist das Längenquadrat
- mit
wegen des folgenden physikalischen Sachverhalts wichtig:
Auf einer mit Geschwindigkeit
bewegten Uhr, die das Ereignis durchläuft, vergeht die Zeit
bis sie das benachbarte Ereignis durchläuft.
Diese zeitliche Entfernung, die Eigenzeit, ist in der relativistischen Physik für das Messen von Zeiten und Längen ebenso wichtig wie in Euklidischer Geometrie die Länge von Strecken.
Daher nennt man die quadratische Form, die das Längenquadrat definiert, auch wenn sie nicht positiv definit ist, die Metrik der Raumzeit. Die Bilinearform
heißt das Skalarprodukt der Vierervektoren und
Bei Lorentztransformationen ändern sich die Komponenten des Ortsvektors in
Dabei bleibt das Längenquadrat ungeändert
denn Lorentztransformationen erfüllen definitionsgemäß
Vierervektoren, deren Zeitkomponente überwiegt, nennt man zeitartig, überwiegen die räumlichen Komponenten, , so heißt raumartig, ist der räumliche Teil so groß wie der zeitliche, so heißt lichtartig.
Ist bei zwei Ereignissen und die Differenz zeitartig oder lichtartig und ist , dann kann die Auswirkung von sein. Falls raumartig ist, kann es sich bei und nicht um Ursache und Auswirkung handeln.
Vierergeschwindigkeit
Die Vierergeschwindigkeit eines Teilchens, das eine Weltlinie durchläuft, ergibt sich durch Ableitung nach der Eigenzeit
Die Vierergeschwindigkeit ist der auf Einheitslänge normierte Tangentialvektor an die Weltlinie des Teilchens.
Viererimpuls
Die Vierergeschwindigkeit eines Teilchens, mit seiner Masse multipliziert, ergibt den Viererimpuls
Seine Nullkomponente ist die Energie , seine räumlichen Komponenten sind die Komponenten der Impulses des relativistischen Teilchens. Unabhängig von der Geschwindigkeit hängen Energie und Impuls durch die Energie-Impuls-Beziehung mit der Masse zusammen,
Das Verhältnis von Impuls zu Energie ist die Geschwindigkeit
Viererkraft
Die Bewegungsgleichung besagt, dass sich der Impuls des Teilchens mit der Zeit um den übertragenen Impuls ändert. Der pro Zeit übertragene Impuls ist die Kraft
Für die Ableitung nach der Eigenzeit besagt dies
und für den Viererimpuls
Die hierbei auftretende Viererkraft hat nicht vier frei vorgebbare Komponenten. Da stets die Energie-Impuls-Beziehung gelten muss, steht die Viererkraft senkrecht auf dem Viererimpuls
das heißt, die pro Eigenzeit übertragene Energie muss mit der Kraft und dem Impuls durch
zusammenhängen. Die pro Zeit übertragene Energie ist gleich der pro Zeit verrichteten Arbeit
Ko- und kontravariante Vektoren
Die Komponenten eines kontravarianten Vierervektors gehen bei Lorentztransformationen in
- in
über. Man schreibt seine Komponenten mit oben stehenden Zahlen.
Unten stehende Indizes kennzeichnen Komponenten eines kovarianten Vierervektors mit dem Transformationsgesetz
Die beiden Transformationsgesetze sind nicht gleich, aber äquivalent, denn Lorentztransformationen erfüllen definitionsgemäß
Daher sind die Komponenten eines kovarianten Vektors,
wenn die Komponenten eines kontravarianter Vektor sind.
Literatur
- L. D. Landau, E. M. Lifschitz: Lehrbuch der Theoretischen Physik - Band 2 - Klassische Feldtheorie. Verlag Harri Deutsch, 1997.
- T. Fließbach: Allgemeine Relativitätstheorie. BI Wissenschaftsverlag, 1990. (mit einem Kapitel über Spezielle Relativitätstheorie)
- Walter Greiner, Johann Rafelski: Spezielle Relativitätstheorie. Verlag Harri Deutsch, 1989.
Web-Links
- Norbert Dragon [Geometrie der Relativitätstheorie] So einfach wie möglich, aber nicht einfacher