Benutzer:Open Situation Room/Artikelentwurf

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Open Situation Room (OSR) ist eine Workshop-Methode. Es ist ein Format zur interaktiven Gruppenarbeit und partizipativen Projektentwicklung und eignet sich für Gruppen 20 bis 40 Personen. In einem festen Zeitrahmen werden Methoden des Design Thinking genutzt und auf eine konkrete Herausforderung, die sogenannte „Challenge“, angewandt. Das Format des Open Situation Rooms eignet sich besonders, Kreativität und Expertise von diversen Personengruppen zu aktivieren, in kurzer Zeit konkrete Projektideen und Lösungen zu entwickeln und einen interaktiven Austausch der Teilnehmer zu ermöglichen.

Entstehung

Der OSR ist als zeitgenössische Interpretation des ursprünglichen Situation Room zu verstehen, den John F. Kennedy 1962 als Abspracheformat für akute Krisensituationen geschaffen hat. Während sich dort primär Regierungsmitglieder austauschten, richtet sich ein Open Situation Room explizit an fachfremde Denker und Praktikerinnen. Sie erhalten im OSR die Gelegenheit zu partizipieren und Lösungen mitzugestalten. Das Format wurde von Nicola Forster während eines Fellowships des Mercator Kolleg für internationale Aufgaben initiiert und im Rahmen einer Projektförderung der Stiftung Mercator von ihm und Annkatrin Kaiser gemeinsam weiterentwickelt.

Ablauf Schritt für Schritt

Der Open Situation Room zeichnet sich durch einen klar strukturierten Ablauf aus, der die Teilnehmenden durch Zeitdruck und eine anleitende Moderation dazu befähigt, gezielt zu brainstormen, eine Vielzahl an Ideen zu generieren und davon anschließend die besten heraus zu filtern.

Ein OSR dauert in der Regel drei Stunden und beinhaltet folgende Phasen: 1. Aufteilung der Teilnehmer in 5-6 gleichgroße Gruppen 2. Willkommen und Einführung in das Format und die Methodik 3. Kurzes Briefing eines Inputgebers: Welche Challenge stellt er/sie an die Teilnehmer? 4. Brainstorming über erste Ideen und Lösungsansätze 5. Diskussion und Filtern der zwei besten Ideen 6. Peer-Feedback: Andere Teilnehmer beurteilen die beiden Ideen auf Umsetzbarkeit und geben ein Votum ab, welche der beiden Ideen weiterentwickelt werden soll 7. Projektentwicklung: Eine Idee pro Gruppe wird konkret ausgearbeitet 8. Vorstellung der Projekte im Plenum 9. Feedback durch den Inputgeber

Anders als beim Open Space ist im Open Situation Room sowohl Thema („Challenge“) als auch Zeitplan und Ablauf klar vorgegeben. Trotzdem gleichen sich beide Formate in der Idee, Teilnehmer aktiv einzubinden und zum Mitgestalten anzuregen. Dies verbindet den OSR auch mit der Grundidee des World Cafés.

Challenge

Jeder OSR bearbeitet eine konkrete Herausforderung, die sogenannte "Challenge", welche der Inputgeber aus dem eigenen Arbeitsumfeld mitbringt und den Teilnehmern zur Lösungsfindung stellt. Die Inputgeber sind meist hochrangige Entscheider aus Politik und Diplomatie (Botschafter oder Minister) oder auch Leiter von gemeinnützigen und gesellschaftsrelevanten Organisationen. In der Vergangenheit wurden unter anderem diese Challenges in OSRs bearbeitet:

• Cyber-Attacken, Trolle und Fake News - Wie können wir die Software unserer Demokratie im Wahljahr stärken?[1] (Inputgeberin: Ulrike Demmer, Stellvertretende Regierungssprecherin der Bundesregierung)

• Radikales Europa - Wie können wir in der internationalen Kulturarbeit mit radikalen Tendenzen in Europa umgehen?[2] (Inputgeber: Johannes Ebert, Präsident und Vorstand des Goethe Instituts)

• Make Transatlantic Relations Great Again! - Die deutsch-amerikanischen Beziehungen auf dem Prüfstand?[3] (Inputgeber: Botschafter Dr. Philipp Ackermann, Auswärtiges Amt)

Teilnehmer

Anders als im ursprünglichen Situation Room sollen im OSR nicht nur Experten zusammenkommen, die sich bereits seit Jahren mit der Thematik beschäftigen. Vielmehr geht es darum, neue und unverbrauchte Köpfe einzubinden – dies können „normale“ Bürgerinnen und Bürger sein oder auch Expertinnen und Praktiker aus anderen Fachbereichen. Eine Chirurgin kann möglicherweise wichtige Impulse für effiziente Lösungen unter Zeitdruck geben, ein Bäcker hat internationale Handelswege im Kopf und eine Friseurin ein Gespür dafür, was die Menschen gerade bewegt. Unter dem Schlagwort „Querdenker“ sollte jeder OSR daher möglichst divers zusammengestellt werden, um eine vielseitige Lösungsgestaltung zu garantieren.

Inputgeber

Jeder OSR wird von einem Experten oder hochrangigen Entscheider der einladenden Organisation begleitet. Dieser skizziert zu Beginn die Herausforderung, vor der er und die Organisation aktuell stehen und welche Inputs er von den Teilnehmern braucht. Der Inputgeber bleibt für Rückfragen und Diskussionen während der Gruppenarbeitsphasen ansprechbar und beurteilt die finalen Vorschläge am Ende auf ihre Plausibilität und Umsetzbarkeit.

Moderation

Um den strukturierten Ablauf, den kreativen Zeitdruck und die durchgängige Motivation der Gruppe während des dreistündigen Workshops zu gewährleisten, ist eine professionelle Moderation und gute Anleitung der Gruppe notwendig. Um eine möglichst lockere Atmosphäre zu schaffen bietet sich ein Moderationstandem an, das sich die Anmoderationen gegenseitig zuspielt und möglichst alle Teilnehmer im Raum gleichermaßen anspricht und einbindet.

Weblinks

Website Open Situation Room (deutsch)

Website Open Situation Room (englisch)

Projektseite "Außenpolitik live" Auswärtiges Amt (deutsch)

Literatur

Kaiser, Leifert (2017): "Fakten checken reicht nicht: Lösungsansätze gegen Fake News aus dem Open Situation Room" Kaiser, Ringler (2016): "Hin zu offenen Formaten: Wie viel Mitbestimmung verträgt die deutsche Außenpolitik?"

  1. Artikel in der Zeitschrift Internationale Politik: Kaiser, Leifert (9/2017), https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die-zeitschrift/archiv/jahrgang-2017/september-oktober/fakten-checken-reicht-nicht
  2. Zusammenfassung Goethe Institut: https://www.goethe.de/de/uun/akt/21084115.html
  3. Video des Auswärtigen Amts zum OSR "Make transatlantic relations great again": http://www.open-situation-room.de/fileadmin/MPC-Daten/Programme/Open_Situation_Room/OSR_Transatlantik_-_lq.mp4