Benutzer:Otfried Lieberknecht/13

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Entwurf

Purim ("Lose, Fest der Lose", hebräisch פורים Purim, jiddisch Purim oder Pirem) ist ein alljährliches jüdisches Freudenfest am 14. oder 15. des Monats Adar zum Gedenken an die Rettung der Juden im Babylonischen Exil vor dem königlichen Beamten Haman, der alle Juden im Perserreich ausrotten wollte. Es wird mit Verlesung des Buches Ester in der Synagoge und mit Brauchtum begangen, zu dem ein nachmittägliches Gastmahl (Purimmahl) mit freizügigem Trinken sowie Geschenke, Almosen und faschingsähnliche Maskeraden gehören.

Etymologie

Im Buch Ester wird der Name aus einem Wort pur hergeleitet (Est 9,26 EU), bei dem es sich offenbar um ein Lehn- oder Fremdwort handelte, dessen Verständnis nicht allgemein vorausgesetzt werden konnte, da die Bedeutung "Pur, das ist das Los" noch jeweils ausdrücklich hinzugefügt wurde (Est 3,7, vgl. 9,24 EU)

Die Herkunft dieses Wortes hat man im Griechischen, Aramäischen, Akkadischen oder Hethitischen vermutet, heute kann als verhältnismäßig sicher gelten, daß es zurückgeht auf ein Wort pūru "Los", welches bereits in einer assyrischen Inschrift auf einem Loswürfel des 5. Jahrhunderts v. Chr. und in zwei weiteren assyrischen Texten belegt ist und seinerseits möglicherweise aus einem altsumerischen Wort bur "Flasche" (mit der Lose ausgeschüttet werden) entstanden ist.[1]

Termin

Gefeiert werden soll Purim nach der Satzung des Buches Ester (Est 9,20ff. EU) am "vierzehnten und fünfzehnten Tag" des letzten Wintermonats Adar (Februar/März), und zwar nach einer in der Mischna aus Est 9,16-19 abgeleiteten Regel nicht an allen Orten am gleichen Tag: am 14. soll man es feiern auf dem Lande und in offenen Städten, am 15. Adar hingegen in Jerusalem und den übrigen Städten, die bereits zur Zeit des Propheten Josua von einer Mauer umschlossen waren. Das Purimfest am 15. heißt dann nach dem Schauplatz des Buches Ester, der damaligen persischen Hauptstadt Susa, Schuschan Purim (Est 9,18 EU).

Vorbereitet wird es durch ein später hinzugekommenes anfangs dreitägiges, heute nur noch eintägiges Ester-Fasten, das am Vortag stattfindet oder, wenn dieser Tag ein Sabbat ist, auf den vorhergehenden Donnerstag vorverlegt wird.

In Schaltjahren wird vor dem Adar ein erster Monat Adar eingeschoben und der normale Adar als zweiter gezählt, Purim fällt dann im rabbinischen Judentum in den zweiten Adar, während der 14. bzw. 15. im ersten Adar nur als "kleines Purim" (Purim Qatan) mit einigen liturgischen Besonderheiten, aber ohne größere Feierlichkeiten, begangen wird. Die Karäer feiern Purim dagegen im ersten Adar.

Ursprung

Nach der Erzählung des Buches Ester wurde Purim eingeführt zum Gedenken an den Sieg Königin Esters und ihres Vetters und Ziehvaters Mordechai über Haman. Haman, als Nachkomme des Königs von Amalek ein Angehöriger des mit Israel traditionell verfeindeten Stammes der Amalekiter und als Leiter der Staatskanzlei zugleich höchster Regierungsbeamter im Staat des Perserkönigs Ahasveros (Xerxes I.), geriet dieser Erzählung zufolge in Zorn über den jüdischen Palastwächter Mordechai, weil dieser ihm nicht durch Kniefall huldigen wollte, und plante, Mordechai und alle Juden des Reiches töten zu lassen, wofür er durch ein Los den 13. Adar wählte (Est 3,7 EU) und sich ein königliches Dekret (Est 3,13 EU) verschaffte. Nach Gebeten, Fasten und einer dreitägigen Trauer über die bevorstehende Ausrottung ihres Volkes gelang es jedoch Ester und Mordechai, den König umzustimmen, mit der Folge, daß Haman an dem Galgen erhängt wurde, den er für Mordechai hatte errichten lassen, und die Juden an allen Orten des Reiches durch ein Gegendekret (Est 8,12 EU) die Erlaubnis erhielten, sich zusammenzutun und ihre Feinde, die bereits den Genozid an den Juden vorbereiteten, ihrerseits zu töten. 75.000 (nach dem Masoretischen Text, 15.000 nach der Septuaginta) dieser Feinde sollen hierbei allein in den Provinzen des Reiches getötet worden, ihr Besitz aber unangetastet geblieben sein (Est 9,16 EU). Das Töten begann im ganzen Reich am 13. Adar, in den Provinzen des Reiches kamen die Juden am 14. Adar zur Ruhe und feierten diesen Tag als "Festtag mit Essen und Trinken" (Est 9,17 EU), während es in Susa noch am 14. fortgesetzt wurde und die Freudenfeiern erst am 15. stattfanden (Est 9,18 EU).

„Mordechai schrieb alles auf, was geschehen war. Er schickte Schreiben an alle Juden in allen Provinzen des Königs Artaxerxes nah und fern und machte ihnen zur Pflicht, den vierzehnten und den fünfzehnten Tag des Monats Adar in jedem Jahr als Festtag zu begehen. Das sind die Tage, an denen die Juden wieder Ruhe hatten vor ihren Feinden; es ist der Monat, in dem sich ihr Kummer in Freude verwandelte und ihre Trauer in Glück. Sie sollten sie als Festtage mit Essen und Trinken begehen und sich gegenseitig beschenken und auch den Armen sollten sie Geschenke geben. So wurde bei den Juden das, was sie damals zum ersten Mal taten und was Mordechai ihnen vorschrieb, zu einem festen Brauch.“

Ester 9,20-23

Das Buch Esther gilt in der Forschung heute gemeinhin nicht mehr als eine historische, aber als eine mit manchen Details der Verhältnisse am Hof von Xerxes I. zumindest noch bekannte, in der Handlung hingegen im wesentlichen fiktive Erzählung, eine sich historisch gebende "Novelle",[2] die wahrscheinlich der Aitiologie und Propagierung des Purimfestes diente oder sekundär dafür adaptiert wurde.[3] Im Hintergrund hat man bei diesem Fest oft ein bereits persisches oder babylonisches Mysterienfest vermutet, worauf in diesem Fall auch die Namen der Protagonisten Ester (hebr. für Ischtar) und Mordechai (Marduk) noch hinweisen könnten.[4]

Anderweitig bezeugt ist Purim erstmals bei Flavius Josephus in dessen Paraphrase des Buches Ester (Ant. XI, vi, 13) und im 2. Buch der Makkabäer, wo im Zusammenhang mit der Einsetzung des Nikanor-Festes am 13. Adar dieser als "der Tag vor dem Mordechai-Tag" bezeichnet wird (2 Makk 15,36 EU).

Einzelnachweise

  1. William B. Hallo, The First Purim, in: The Biblical Archaeologist 46,1 (1984), S. 19-29
  2. James Alfred Loader, Das Buch Ester, in: Otto Kaiser / Lothar Perlitt (Hrsg.), Das Alte Testament deutsch: neues Göttinger Bibelwerk, Teilband 16/2, 4. neubearb. Aufl., Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992, S. 201ff., hier S. 208 und Anm. 29
  3. Von den Textfassungen, dem hebr. Masoretischen Text, dem um Zusätze erweiterten griech. Text der Septuaginta und dem in vier der sechs Zusätze ähnlichen, aber kürzeren griech. A-Text, läßt der A-Text Purim nur als ein randständiges Thema erscheinen; zur Textgeschichte und umstrittenen Einordnung des A-Textes siehe Loader, Das Buch Ester (1992), S. 209ff., Ingo Kottsieper, Zusätze zu Ester, in: Otto Kaiser / Lothar Perlitt (Hrsg.), Das Alte Testament deutsch: neues Göttinger Bibelwerk, Apokryphen Bd. 5, S. 111ff., S. 117ff., S. 129ff.
  4. Loader, Das Buch Ester (1992), S. 209, S. 214ff.