Benutzer:Oxenflesh/neuer Artikelmibo
https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/minibots-roms-parallelgeld-plaene-verunsichern-investoren/22588820.html?ticket=ST-917814-hpX6O9qfM0c5g9VTYCBM-ap6FrankfurtSie heißen Minibots. Das klingt ziemlich cool, hat aber nichts mit Chatbots oder künstlicher Intelligenz zu tun. Bot steht vielmehr für „Buoni Ordinari del Tesoro“, was der Name für eine bestimmte Sorte kurzfristiger italienischer Staatspapiere ist. Geht es nach dem Plan der Koalitionäre in Rom, kommt jetzt eine neue Version der Bots heraus, sogenannte Minibots.
Diese haben jedoch mehr Ähnlichkeit mit einer Parallelwährung zum Euro als mit klassischen Staatsanleihen – und führen deswegen seit Anfang der Woche zu Turbulenzen am Kapitalmarkt. Die DZ-Bank spricht von einer „Krise“ und erläutert: „Insbesondere die Diskussion um die Emission von Minibots hat hier für große Verunsicherung gesorgt.“
Kurz gesagt handelt es sich bei den Minibots, die bisher nur als Idee existieren, um eine Art von Gutscheinen, mit denen die Regierung Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen und Steuerzahlern begleichen könnte. Umgekehrt würde sie diese Papiere auch von den Steuerzahlern akzeptieren.
https://www.fondsprofessionell.de/news/maerkte/headline/italien-startet-parallelwaehrung-143663/ Claudio Borghi Aquilini, Wirtschaftspolitiker der Lega Nord, bestätigte am Freitag vor Pfingsten, dass solche Bonds Teil des Regierungsprogramms seien. Mit diesen, in Anlehnung an bereits bestehende Anleihen mit kurzer Laufzeit "Mini-BOTs" genannten Papieren könnte der Staat ausstehende Rechnungen bei Unternehmen begleichen. Der scheidende Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan hatte schon bei Bekanntwerden der Pläne im Februar gewarnt, derartige Bonds gefährdeten die Finanzstabilität und das Wirtschaftswachstum, weiß Reuters zu berichten.
De facto würde es sich bei den vom Staat statt der Notenbank auszugebenden kurzlaufenden Papieren um eine Art Parallelwährung handeln, die nur in Italien zirkulieren würde und mit der Unternehmen wie Private beispielsweise Steuern und Abgaben leisten könnten oder die auch für private Zwecke nutzbar wäre.
https://www.nzz.ch/finanzen/diskussionen-um-einen-rettungsring-fuer-den-euro-ld.1324883
Hohe Salden im Zahlungsverkehrssystem Target2 weisen auf Spannungen in der Euro-Zone hin. Erst 2012 waren die ausufernden Salden ein Symbol der Schuldenkrise. Erst durch das Eingreifen von EZB-Präsident Mario Draghi («whatever it takes») beruhigte sich die Lage etwas. Aber seit 2015 und dem Beginn der Wertpapierkäufe durch die EZB steigen die Salden wieder. Ende September hatte die Bundesbank rekordhohe Nettoforderungen von fast 880 Mrd. € gegenüber anderen Euro-Notenbanken. Hauptschuldner sind die Notenbanken Spaniens und Italiens.
Hoffnung auf Konjunkturschub
Seit einiger Zeit wird insbesondere in Italien darüber diskutiert, ob mit einem neuen Zahlungsmittel – «la moneta fiscale» oder «fiscal money/currency» – die Wirtschaftskrise überwunden werden kann. Ausgangspunkt ist, dass Italien, wie alle Euro-Länder, nicht mehr über eine selbst kontrollierte Währung verfügt. Die Einführung einer Parallelwährung hebe diese Beschränkung auf, ohne die Nutzung des Euro zu behindern, so lautet die Vorstellung. Die EZB verlängert ihre extreme Geldpolitik Michael Rasch, Frankfurt 26.10.2017, 21:46
Zwei Grundprinzipien für das neue Instrument bestehen, wenn auch die Details noch weiter zu definieren sind: Es wird vom Staat ausgegeben (statt von der Notenbank), der sich verpflichtet, es für Zahlungen wie Steuern und Gebühren zu akzeptieren. Privatpersonen und Unternehmen können es untereinander verwenden, müssen aber nicht, da es kein gesetzliches Zahlungsmittel ist. Es hat einen Wert, kann aber nicht beim Staat gegen Euro getauscht werden.
Einer der Vorschläge, Fiscal Credit Certificates (CCF), geht auf Arbeiten von Marco Cattaneo, Partner der Mailänder Finanzfirma für strukturierte Produkte CPI Corporate Finance, zurück. Diese Steuerguthaben-Anleihen oder Zertifikate berechtigen zwei Jahre nach Ausgabe zum Bezahlen von Steuern oder Leistungen des Staates. In privaten Wirtschaftsbeziehungen haben sie auch einen Wert, da jeder Empfänger sie für eigene Transaktionen mit dem öffentlichen Sektor verwenden kann. Die Laufzeit von zwei Jahren, meint Cattaneo, reiche für einen Konjunkturschub durch die erhöhte Kaufkraft aus. Warum Draghi die Geldschwemme endlich reduzieren will 26.10.2017, 14:30
Varianten sind an die Bevölkerung ausgegebene elektronische Karten, die für private Transaktionen eingesetzt werden können, wie auch – ohne Frist von zwei Jahren – für Steuerzahlungen. Ein anderer Vorschlag sind zinsfreie Mini-BOT, benannt nach den italienischen Schatzanweisungen. Gemeinsam ist diesen Vorschlägen, dass sie – in der Interpretation ihrer Befürworter – die Verschuldung des Staates nicht erhöhen und auch keine Euro-Verträge verletzen. Im Visier der Politik
Aufgegriffen und teilweise weiterentwickelt wurden die von den Finanzmärkten bisher nur wenig beachteten Vorschläge der rechten Oppositionsparteien Movimento 5 Stelle und Lega Nord. Aber auch Janis Varoufakis, Ex-Finanzminister der griechischen Linkspartei Syriza, regt ein auf der Blockchain-Technologie basierendes System des «fiscal money» an. Kritiker der Vorschläge fürchten, dass sie nur zu höherer Staatsverschuldung führen und den Austritt aus dem Euro vorbereiten. Befürworter sind dagegen überzeugt, dass sie die Gefahr eines Austritts erheblich mindern.