Benutzer:Paul Theobald/Artikelentwurf

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Anna Spier geb. Kaufmann Anna Spier geb. Kaufmann kam am 16. Juli 1852 in der Stadt Frankenthal (Rheinpfalz) zur Welt. Die Pfalz gehörte damals zu Bayern und wurde zur Unterscheidung von der Oberpfalz Rheinpfalz genannt. Ihre Eltern waren Marx Kaufmann, der am 23. November 1820 in Neuleiningen das Licht der Welt erblickt hatte und am 12. Februar 1887 in Frankenthal verstarb, und Babette (Barbara) Dinkelspiel (Dünkelspiel), geboren am 5. April 1820 in Mannheim, verstorben am 12. April 1896 in Frankfurt am Main. Sie hatten am 14. Oktober 1844 in Frankenthal den Bund der Ehe geschlossen. Annas Vater betrieb mit seinem Bruder Moses (geboren 15. Januar 1818 in Neuleiningen, verstorben am 31. Dezember 1896 in Frankenthal) die Branntwein- Likör- und Essighandlung David Kaufmann und Söhne. Diese war in Neuleiningen gegründet worden. Da in diesem Dorf keine Möglichkeit bestand, sich zu erweitern, siedelte das Unternehmen 1842 in die Stadt Frankenthal, Karolinenstraße 12, über.1) Marx Kaufmann war Anfang Dezember 1869 in den Stadtrat gewählt worden 2) und gehörte diesem bis zu seinem Tode an. Er war Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Frankenthal. In seine Zeit fiel der Neubau der zweiten Synagoge in Frankenthal, die auf dem Grundstück der ersten errichtet wurde. Außerdem gehörte er dem Aufsichtsrat der Frankenthaler Volksbank an. Die Frankenthaler Zeitung schrieb zwei Tage nach seinem Tode: "Die Stadt hat den Verlust eines ihrer besten Bürger zu beklagen."3) Anna hatte 4 Geschwister und zwar: Maria Emilie, geboren am 16. November 1846 in Frankenthal, verstorben am 20. September 1919 in München, Wilhelm, geboren am 13. September 1848 in Frankenthal, der nach Frankreich auswanderte, Carl Moses, der am 20. Dezember 1850 in Frankenthal auf die Welt kam, aber schon am 2. Oktober 1851 in Frankenthal verstarb und Otto Julius, geboren am 21. Februar 1856 in Frankenthal, der seinem Bruder Wilhelm nach Frankreich folgte.

In der Stadt Frankenthal gab es, als Anna Kaufmann in die Volksschule kam, nur Konfessionsschulen. Da ihr Vater der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde war, ist anzunehmen, dass sie in die israelitische Schule ging. Nach dem Besuch der 4. Klasse der israelitischen Schule dürfte sie auf die Karolinenschule gewechselt sein, in die nur Mädchen gingen und die sich gegenüber ihrem Elternhaus befand, und mit der 6. Klasse endete. Nach erfolg- reichem Abschluss dieser Schule, konnte man ein Gymnasium oder Realgymnasium besuchen. Wer ein solches besuchen wollte, musste nach auswärts gehen, da es in der Stadt Frankenthal weiterführende Schulen nicht gab. Auf diesem Wege dürfte Anna Kaufmann Samuel Spier kennengelernt haben, der 14 Jahre älter war als sie.

Anna Kaufmann heiratete am 07. Oktober 1872 in Frankenthal den Instituts-Vorsteher Samuel Spier, geboren am 4. April 1838 in Alsfeld, verstorben am 9. November 1903 in Frankfurt am Main. Nach der Heirat zog die frisch vermählte Ehefrau zu ihrem Mann nach Segnitz, wo die Kinder: Maria Sara, geboren am 03. November 1873, verstorben am 6. April 1875 in Segnitz, Oskar Benedikt, von Beruf Rechtsanwalt und Notar, geboren am 29. März 1875, verstorben am 16. März 1840 in Frankfurt am Main und Else Karoline, geboren am 24. November1876 zur Welt kamen. 4)

Samuel Spier, ein Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie, trat 1870 für einen Frieden mit Frankreich ohne Annexion von Elsaß-Lothringen ein. Deshalb wurde er inhaftiert, weil man ihm Hoch- und Landesverrat vorwarf. Nach der Haftentlassung Ende März 1871 ging er nach Segnitz zurück, wo er schon früher am Brüsselschen Handelsinstitut gelehrt hatte. Dieses erwarb nun Samuel Spier und er leitete es bis zu seiner Schließung im Jahre 1881. Nun zog die Familie Samuel Spier nach Frankfurt am Main,5) wo man u. a. in der Niedenau 60 und der Mendelssohnstraße 69 wohnte und der Ehemann und Vater dort am 9. November 1903 für immer die Augen schloss.6)

Nach dem Tode von Samuel Spier zog dessen Witwe nach München. weil dort ihre Schwester Maria Emilie lebte.7) In München heiratete sie am 24. August 1910 den Universitätsprofessor für innere Medizin Dr. med. Erich Berthold Meyer, geboren am 11. März 1874 in Berlin,8), der am 25. August 1927 in der Schweiz tödlich verunglückte.9) Die Ehe blieb kinderlos. Der Ehemann bestand in Braunschweig das Abitur und studierte in Heidelberg, Kiel und Halle. 1909 übernahm er die Leitung der Poliklinik in Straßburg.10) Seit Ende August 1910 hielt sich das Ehepaar Meyer in Straßburg auf.11) 1914 wurde er zum Ordinarius der Inneren Medizin und Direktor der Medizinischen Klinik in Straßburg ernannt.12) Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg wurden die Eheleute Meyer aus Straßburg vertrieben und hielten sich ab Mitte Dezember 1918 in Frankfurt am Main auf, wo sie sich eine geraume Zeit aufhielten, um dann nach Göttingen zu ziehen. Das Datum des Umzuges nach Göttingen ließ sich nicht feststellen. In Göttingen entfaltete er eine segensreiche Lehrtätigkeit, da er ein Meister der internen Diagnostik war.13) Anna Meyer, verwitwete Spier, starb am 28. Dezember 1933 in ihrer Wohnung Herzbergerlandstraße 26 in Göttingen.14)


Einzelnachweise 1) Frankenthaler Wochenblatt vom 9.11.1842, 2) Frankenthaler Wochenblatt vom 7.12.1869, 3) Frankenthaler Zeitung vom 14.2.1887, 4) Paul Theobald: Jüdische Mitbürger in Frankenthal mit den Stadtteilen Eppstein und Flomersheim, von 1800 bis 1940, Ausfertigung August 2015, 5) Hans Michael Hensel, John Gatt-Rutter Italo Svevo Samuel Spiers Schüler, 6) Karte Todesanzeige, 7) wie 4). 8) Schreiben des Stadtarchives München vom 4. Januar 2010 an Paul Theobald, 9) wie 4), 10) Klinische Wochenschrift vom 17.09.1927, 11) wie 8), 12) wie 10), 13) wie 10), 14) Sterbeurkunde des Standesamtes Göttingen.