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Als Informationssystem (kurz: IS; auch: Informations- und Kommunikationssystem, kurz: IuK-System) bezeichnet man ein computergestütztes System, das aus den drei Elementen Mensch, Aufgabe und Technik besteht und zur Deckung des Informationsbedarfes des Anwenders dient. Dies bedeutet, dass der Nutzer des Informationssystems (Mensch) den Informationsbedarf bzgl. eines konkreten Problems (Aufgabe) durch Nutzung einer computergestützten Infrastruktur (Technik) decken kann. Aus diesem Grund werden Informations- und Kommunikationssysteme in der Wirtschaftsinformatik oft auch als MAT-Systeme (Mensch/Aufgabe/Technik-Systeme) bezeichnet.[1]
Definition und Beschreibung
Es existiert keine allgemeingültige Definition für Informationssysteme in der Wissenschaft. Ferstl und Sinz definieren ein Informationssystem beispielsweise als "[…] System […], das Informationen verarbeitet, d. h. erfasst überträgt, transformiert, speichert und bereitstellt" [2] Abts und Mülder verstehen darunter ein System mit der Aufgabe, "die richtigen Informationen, in der richtigen Menge, in der richtigen Form (Aufbereitung), zur richtigen Zeit am richtigen Ort" [3] bereitzustellen. Eine weitere Definition liefern Alpar et al., deren Definition Informationssystem als "künstliches, konkretes System [versteht], das aus maschinellen und natürlichen Elementen besteht und seine Nutzer mit Informationen versorgt." [4]
Grundsätzlich haben Informations- und Kommunikationssysteme die Aufgabe, Formalziele zur Optimierung der Prozess- und Produktqualität zu erfüllen, indem Daten gesammelt, diese zielgerichtet gefiltert und verarbeitet und schließlich als Informationen an den Nutzer verteilt werden.
Typisierung von Informationssystemen
Eine Typisierung von Informationssystemen wurde in der Wissenschaft nur oberflächlich durchgeführt. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine solche Klassifikation zu gestalten:[5]
Typisierungsmerkmal Mensch (Benutzerzentriertes IS)
Aus der Perspektive des Strukturelements Mensch kann eine Typisierung nach Benutzern bzw. Benutzertypen erfolgen, wodurch die Systemtypen immer bestimmte Benutzergruppen im Namen tragen. Beispiele hierfür sind Endbenutzersysteme (EUS = End User Systems) oder Systeme zur Unterstützung von Führungskräften (EIS = Executive Information Systems).
Eine eindeutige Systematik für benutzerzentrierte Informationssysteme wurde bis jetzt noch nicht entwickelt, was auf das verbleibende Forschungspotential in der Disziplin Wirtschaftsinformatik hinweist. So gibt es weitere Ansätze zur Typisierung, wie beispielsweise nach den Benutzereigenschaften (z. B. Alter, Geschlecht oder Technikaffinität) oder den Eigenschaften des Benutzerkontextes (z. B. Nutzungshäufigkeit, Nutzungsdauer).
Typisierungsmerkmal Aufgabe (Aufgabenzentriertes IS)
Durch Betrachtung des Merkmals Aufgabe ergibt sich eine Typisierung nach Aufgabenphase (z. B. Entwicklungsaufgaben), nach Aufgabentyp (z. B. Ausführungsaufgaben), nach Aufgabenreichweite (z. B. Individual- oder Gruppenaufgaben) und nach Betriebstyp (z. B. Aufgaben in Wirtschafts- oder Verwaltungsbetrieben).
Typisierungsmerkmal Technik (Technikzentriertes IS)
Bei diesem Typisierungsmerkmal stehen die technischen Eigenschaften im Vordergrund. Anhand der Technikinfrastruktur ergibt sich eine Unterscheidung nach Ein- und Ausgabetechnik (Schnittstellen mit Außenwelt, also z. B. Tastatur, Touchscreen), nach Verarbeitungstechnik (z. B. Sprache in Navigationssystemen), nach Programmiertechnik (z. B. Objektorientierung), nach Speichertechnik (z. B. Cloud-Systeme), nach Netz- und Transporttechnik (z. B. Übertragung von Informationen via Internet) und nach Schutztechnik (z. B. Firewall in Firmennetzwerken).
Typisierungsmerkmal Information (Informationszentriertes IS)
Im Laufe des Informationsbeschaffungsprozess lassen sich einzelne Phasen feststellen, die als Grundlage für die Typisierung nach dem Merkmal Information dienen können. Diese sind Informationswahrnehmung, Informationssammlung, Informationsstrukturierung, Informationsproduktion und Informationspflege.[6]
Informationssystem vs. Anwendungssystem
In der Praxis werden Informationssysteme fälschlicherweise oft mit Anwendungssystemen gleichgestellt. Richtig ist folgende Beziehung: Jedes Anwendungssystem ist Teil eines Informationssystems, aber nicht mit diesem gleichzusetzen. Hierbei ist anzumerken, dass diese Unterscheidung 2007 in die Richtlinien zur universitären Ausbildung in Wirtschaftsinformatik übernommen wurde. [7]
Der größte Unterschied zwischen den beiden Systemen liegt darin, dass sich Anwendungssysteme lediglich auf enger definierte Aufgabenstellungen beziehen und nur aus zugehörigen Daten, Infrastrukturen und geeigneten Funktionen bestehen. Der Anwender, also das Strukturelement Mensch, ist somit kein direkter Teil eines Anwendungssystems und dadurch nicht in die Organisation eingebunden. Im MAT-System hingegen spielt der Nutzer eine wichtige Rolle, da er eine der drei zentralen Komponenten darstellt, aus denen das System besteht.
Informationssysteme im Unternehmen
Betriebliche Informationssysteme sind meist als organisatorische Einheit zu betrachten, welche die zur Verfügung stehenden Daten verarbeiten, um geeignete Informationen an andere Abteilungen des Betriebes weiterzugeben. Des Weiteren filtern sie die große Masse an Informationen, die im Betrieb unweigerlich vorkommt, und verhindern so einen Informationsüberfluss, d. h., sie verhindern, dass der Nutzer mit überflüssigen Informationen versorgt wird. Es ist zu differenzieren, ob die gewonnenen Informationen direkt an der Dienstleistung des Unternehmens beteiligt, oder diese ausschließlich zur Optimierung der internen Prozesse oder Produkte verwendet werden. Da Informations- und Kommunikationssysteme in fast jedem Aufgabenbereich einsetzbar sind (siehe Grafik) und auch beliebige Größen annehmen können, werden sie von Unternehmen in verschiedensten Branchen verwendet. Durch Nutzung eines Informationssystems im Betrieb, kann also organisatorischer Aufwand eingespart werden, da beispielsweise eine Aufgabe mit allen zugehörigen Ressourcen gebündelt verwaltet werden kann.
Literaturverzeichnis
- Lutz Heinrich, Armin Heinzl, René Riedl: Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung. 4. Auflage. Springer, 2011, ISBN 978-3-642-15425-6
- Otto Ferstl, Elmar Sinz: Grundlagen der Wirtschaftsinformatik. 7. Auflage. Oldenburg, 2012, ISBN 978-3-486-71353-4
- Paul Alpar, Heinz Lothar Grob, Peter Weimann, Robert Winter: Anwendungsorientierte Wirtschaftsinformatik – Strategische Planung, Entwicklung und Nutzung von Informations- und Kommunikationssystemen. 5.Auflage. Vieweg, 2008, ISBN 978-3-8348-0438-9
- Dietmar Abts, Wilhelm Mülder: Grundkurs Wirtschaftsinformatik – Eine kompakte und praxisorientierte Einführung. 6.Auflage. Vieweg + Teubner, 2009, ISBN 978-3-8348-0596-6
- Lutz Heinrich: Wirtschaftsinformatik: Einführung und Grundlegung. 1. Auflage. Oldenburg, 1993, ISBN 3-486-22463-8
- Kenneth Laudon, Jane Laudon, Detlef Schoder: Wirtschaftsinformatik: Eine Einführung. 2. Auflage. Pearson Deutschland GmbH, 2009, ISBN 3-827-37348-4
- Lutz Heinrich, Armin Heinzl, Friedrich Roithmayr: Wirtschaftsinformatik-Lexikon. 7. Auflage. Oldenburg, 2004, ISBN 3-486-27540-2
Einzelnachweise
- ↑ Lutz Heinrich, Armin Heinzl, René Riedl: Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung. 4. Auflage, S.17ff
- ↑ Otto Ferstl, Elmar Sinz: Grundlagen der Wirtschaftsinformatik. 7. Auflage, S. 3
- ↑ Dietmar Abts, Wilhelm Mülder: Grundkurs Wirtschaftsinformatik – Eine kompakte und praxisorientierte Einführung. 6.Auflage, S.12
- ↑ Paul Alpar, Heinz Lothar Grob, Peter Weimann, Robert Winter: Anwendungsorientierte Wirtschaftsinformatik – Strategische Planung, Entwicklung und Nutzung von Informations- und Kommunikationssystemen. 5.Auflage, S. 26
- ↑ Lutz Heinrich, Armin Heinzl, René Riedl: Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung. 4. Auflage, S.252ff
- ↑ Lutz Heinrich, Armin Heinzl, René Riedl: Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung. 4. Auflage, S.259ff
- ↑ Lutz Heinrich, Armin Heinzl, René Riedl: Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung. 4. Auflage, S.14
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