Benutzer:Pflastertreter/Ratinger Stadtpost

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Postamt Ratingen um 1906

Die Ratinger Stadtpost richtete der Ratinger Magistrat nach Magistratsprotokollen der Stadt Ratingen spätestens am 19. Juni 1727 ein.[1] Die Stadtpost verband die bergische Stadt Ratingen mit Düsseldorf und sorgte dort für den Anschluss an die von den Thurn und Taxis betriebene Kaiserliche Reichspost [2] und damit an die weite Welt des Handels und der Kommunikation. Das Briefporto betrug ein Stüber. Auch Geldbriefe wurden von Ratingen nach Düsseldorf befördert. Leider gab es viele Beanstandungen, weil Unterschlagungen nicht auszuschließen waren. Die Magistratsprotokolle der Stadt Ratingen, die sich im Stadtarchiv Ratingen befinden, sprechen ein beredte Sprache: „Unterschleifen bei der zweimal nach Düsseldorf gehenden Post [= Ratinger Stadtpost]. Verschiedene Klagen, auch vom Postamt [gemeint sein kann nur das Thurn- & Taxische Postamt zu Düsseldorf]. Jetzt fehlte ein Geldbrief, der von Ratingen per Post an die Jungfer Vent in Düsseldorf gerichtet war.“[3] Die Stadtpost bestand bis 31. Dezember 1808. Dann wurde sie durch eine Postexpedition der Großherzoglich-Bergischen Post ersetzt.[4] Erster Postexpeditor war Wilhelm Lamberz, der vorher schon Postbote der Stadt Ratingen war. Laut Magistratsprotokoll vom 7. Januar 1809 teilte Lamberz dem Magistrat mit, er sei ab sofort Postexpeditor in Ratingen.[5]

Nach dem Wiener Kongress und der Übernahme der Stadt durch Preußen, bestand noch bis 1816 eine Poststation der Thurn-und-Taxis-Post, bevor das Ratinger Stadtpostamt am 1. Juli 1816 zur preußischen Poststation wurde.[6]

Weitergehende Liste

Streifzug durch Ratinger Postgeschichte [Anmerkung 1]

200 Jahre Postexpedition, Postwärteramt, Postamt, Postbankfinanzcenter Von Dr. Friedrich Ahrens, Ratingen

Prolog

Arbeiten über Ratinger Postgeschichte sind in den beiden letzten Jahrhunderten schon erschienen [7]. Wobei die erste Arbeit zu diesem Thema, die Ratinger Postchronik, von Postmeister RÖPER ab etwa 1874, der Aufsatz von Dr. Johannes PETRY (1926) und die bisher umfangreichste Arbeit von Jakob GERMES (1967) besonders erwähnt werden sollen. Postgeschichte eines Ortes ist immer auch ein Teil der Wirtschaftsgeschichte dieser Gemeinde. Und nicht nur das, denn auch die allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse und Ereignisse werden durch die Post und deren Organisation wider gespiegelt. Dies gilt auch für unsere Stadt Ratingen. Deswegen will ich gleich zu Beginn dieses Aufsatzes auf Bemerkungen nicht verzichten, die W. LOTZ in dem Buch über Essays und Bilder zur „Deutsche Postgeschichte“[8] gemacht hat. Dieses Werk wurde als Begleitbuch zur Neueröffnung des Postmuseums Berlin 1989 im Nicolai Verlag Berlin herausgegeben: „Die Postgeschichtsforschung nimmt unter den verschiedenen Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft nur eine bescheidene Randposition ein. Diese Tatsache ruft bei näherer Betrachtung einiges Erstaunen hervor; denn die Postgeschichtsforschung vermag durchaus einen sinnvollen Beitrag zu fast allen historischen Disziplinen zu leisten. Postgeschichte ist ja nicht nur die Geschichte der Institution „Post“ – für sich allein im gleichsam geschichtsfreien Raum betrachtet –, sondern immer auch Teil der Rechts-, Verwaltungs-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und nicht zuletzt auch der allgemeinen politischen Geschichte“. Denn ohne Kommunikation über weite Strecken kann kein Handel und Wandel zustande kommen. Ohne Post und – heute – Telekommunikation keine Wirtschaft. Wenn auch im weiteren Sinne der Botendienst hierzu gerechnet werden muss, so soll mit dieser Arbeit doch allein der Postdienst selbst angesprochen werden.

Für den in Ratingen seit Jahrhunderten bestehenden Botendienst sollen hier nur kursorisch nachfolgend bemerkenswerte Grundsätze Erwähnung finden. Bereits in der Stadterhebungsurkunde für die Stadt Ratingen von 1276 ist der Bote (nuntius) eigens ange-sprochen: suum beneplacitum nuntium eligent usw. „…dass die Bürger Ratingens nach ihrem Beschluss einen [Fron]boten [Gerichts- und Stadtboten] wählen, …“ Dieser Bote hatte zur damaliger Zeit einen hohen Rang, wie man aus dem weiteren Text der genannten Urkunde entnehmen kann. Denn er musste auf das Recht des Grafen wie auch auf das Stadtrecht schwören, dass er sein Amt „…nach Pflicht und Gewohnheit üben will, so dass keinem Beamten von unserer [des Grafen] Seite oder sonst jemand ein Recht bleibt…“ [9] Dieser städtische Botendienst reicht bis in die heutige Zeit, wie z. B. die Geschäftsordnung der Stadtverwaltung Ratingen, in Kraft getreten am 01. August 1957 unter II.9 zeigt, wonach „… Innerhalb des Stadtgebietes Postsachen vorwiegend durch die städtischen Boten zugestellt (werden)…“ [10]. Aber bei dem vorliegenden Aufsatz geht es nicht darum, die spannende Geschichte des Botendienstes in Ratingen im Verlaufe von Jahrhunderten nachzuzeichnen, sondern die Postgeschichte Ratingens schlaglichtartig zu dokumentieren. Dabei erhebt sich so gleich die Frage welcher Unterschied besteht denn zwischen Botendienst und Postdienst [11]?

Tabelle 1

Hauptmomente des Begriffes Post Hauptmomente des Begriffes Botendienst
Regelmäßiger Gang (= regelmäßige Zustellung) Kein regelmäßiger Gang
Bestimmte Abgangs- oder Ankunftszeiten Keine bestimmten Abgangs- oder Ankunftszeiten
Beförderung von Briefen (später auch Geld- und Mittelpaketen) gegen Bezahlung Feste Anstellung des Arbeitgebers
Zugänglichkeit für jedermann und Keine Zugänglichkeit für Jedermann
Hauptsächlich der Wechsel der Transportmittel Kein Wechsel der Transportmittel
Vereidigung der Postbeamten auf das Briefgeheimnis Vereidigung des/der Boten nicht unbedingt erforderlich, da nur für einen Arbeitgeber tätig

Die Vorgeschichte

Aus der Zeit des Herzogtum Berg

Wenden wir uns also der Post in Ratingen zu. Der Beginn einer eigenständigen Postverwaltung mit der die Ratinger Einwohner/-innen und die Ratinger Stadtverwaltung sowie die hier ansässige Wirtschaft und der Handel versorgt wurden ist auf den 1. Januar 1809 zu datieren – also vor 200 Jahren. Wir feiern daher in diesem Jahr ein bedeutendes Jubiläum. Schon wegen dieser Tatsache ist es notwendig und richtig, diese Ratinger Teildisziplin städtischer Geschichte in ihren Grundzügen nachzuzeichnen.

Schon seit 1800 bemühte sich die damalige Stadtverwaltung eine Poststelle der seinerzeit existierenden Kaiserlichen Reichspost der Fürsten von Thurn und Taxis nach Ratingen zu bekommen. Erinnert sei hier an das Fürstlich Thurn und Taxische Postlehn im 16. Jahrhundert (bis 1806) verliehen und immer wieder erneuert von den Kaisern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Nur bedeutende deutsche Fürsten hielten sich nicht an dieses Gebot, sondern richteten ihre eigenen Postverwal-tungen ein, wie z. B. die Brandenburger später die preußischen Herrscher. Derartige Bestrebungen wurden von den Herzögen von Jülich und Berg und den nachfolgenden Churfürsten nicht unterstützt. Bereits am 18. September 1730 und erweitert am 31. Oktober 1743 [12] schlossen Churpfalz, zu dem auch das Herzogtum Berg gehörte, mit dem Reichspostgeneralat der Fürsten von Thurn und Taxis entsprechende Post – Conventionen.


Postalia

Conventionen Pfalz

Orig. u. Copie

der zwischen Churpfalz u. dem Reichspostgeneralat

       Geschlossenen Convention

31. Oktober 1743

      Orig. Pfalz-Zweibrück’sche Agnatische Ratifikation

1744

Copie einer churpfälzischen Postconvention 1730

Abb. 1 Deckblatt des Vertrages zwischen Churpfalz und Thurn und Taxis von 1743

In der erweiterten Postconvention von 1743 wurden in 25 Punkten die Rechte und Pflichten beider Seiten geregelt, um mehr Bequemlichkeit und Ersprießlichkeit für die Postkunden zu erhalten. Der bereits 1730 festgelegte tägliche Kurs zwischen Düsseldorf und Mannheim sowie retour wurde 1743 beibehalten. Es wurden zwei wöchentlich zwischen Mannheim und Düsseldorf auf- und abgehende Postwagen so angelegt, dass einer über den Westerwald und Frankfurt, der andere aber über Bonn und Coblenz (=Koblenz) seinen Weg nehmen sollte. Wie wir der Postconvention entnehmen können, beschlossen die Vertragspartner beide Kurse bereits 1730; während zwar die Kaiserliche Post den Kurs über den Westerwald tatsächlich einrichtete, galt dies aber für denjenigen über Bonn nicht! Jetzt erst, also 1743, versprach der Fürst von Thurn und Taxis nun endlich vertragstreu zu sein und den Bonner Kurs einzurichten. Andere Postlinien sollten neu geschaffen werden.

Abbildung 1 Aus damaliger Zeit ist ein Brief „Muster ohne Werth“ von der Fa. Brügelmann, Cromford an die Firma Joh. Christ. Weiß Söhne in „Langensaltz“ (heute 99947 Bad Langensalza) in Thüringen erhalten [13]. Soviel wie wir heute wissen, kam die Post per Boten der Firma Brügelmann von Cromford nach Düsseldorf. Ein roter einzeiliger Langstempel D:DUSSELDORF (= DE DUSSELDORF) ohne weitere Zusätze wie Tag, Monat oder Jahr kennzeichnete den Postabgangsort „Düsseldorf“. Dieser Langstempel wurde seit 1789 eingesetzt [14]. Er diente als Grundlage der Portoberechnung. Düsseldorf besaß seit Ende des 17. Jahrhunderts eine Reichspostanstalt [15] und [16]. Die Zahl „3“ stellt das zu zahlende Porto dar. Die Portoberechnung ist heute schwierig nachzuvollziehen und bedeutete für die damaligen Postmitarbeiter umfangreiche Arbeit. Im vorliegenden Fall bestand in-sofern eine glückliche Situation, weil sowohl Düsseldorf als auch Bad Langensalza zum Thurn und Taxischen Postgebiet gehörte und Grenzen der Postverwaltungen nicht in Frage kamen. Die Zahl „3“ (Stüber), mit Rötelstift geschrieben, kennzeichnete das Porto. Rötelstift wurde verwendet, um deutlich zu machen, was der Absender an Porto bereits gezahlt hatte. Im Allgemeinen war es damals unüblich das Porto im Voraus zu bezahlen, wie das heute seit langer Zeit geschieht. Allerdings konnten Teilgebühren bezahlt werden wie im vorliegenden Fall. In der oberen rechten Ecke stehen die Worte „Fo Ffurth“. Damit war sowohl der einzuhaltende Postkurs sowie das bereits bis Frankfurt/Main bezahlte Teilporto (3) hand-schriftlich eingetragen (Fo FFurth = Franco bis Frankfurt/Main). Das restliche Porto von Frankfurt nach Langensalza musste der Empfänger selbst bezahlen. Wie in der oben angegebenen Postkonvention von 1743 dargelegt, transportierten die Postillione den Brief auf der Westerwaldlinie über Frankfurt nach Langensalza, also einem der beiden vom Reichspostgeneralat eingerichteten Postkurse. Was man aus den Hinweisen auf dem Briefumschlag nicht entnehmen kann, ist die Weiterleitung von Frankfurt nach Langensalza. Der Vollständigkeit halber soll aber die Umladung dieses Briefes auf den sächsischen Thurn und Taxischen Postkurs hinzu gefügt werden.. Wenn wir uns schon mit diesem bemerkenswert erhaltenen Werbebrief befasst haben und seinen Postlauf rekonstruierten, so macht auch neugierig was denn der Herr Kommerzienrat Joh. Gotfr. Brügelmann an seinen Wirtschaftspartner geschrieben hat. Der Briefinhalt hat die Zeiten überdauert und soll daher hier wiedergegeben werden:

Der Text des als Muster ohne Werth verschickten Schreibens lautet:

„Herrn Joh. Crist. Weiss Söhne & Co in Langensaltz in Thüringen
Cromford bey Düsseldorf den 24. 9ten 1797
Es ist mir in ergebenster Beantwortung Ihres werthen vom 29. v. M. sehr angenehm, daß Sie sich meines Hauses erinnern, mit Vergnügen biete ich zu einem neuen Anfang von Geschäften zwischen uns die Hände. Sie finden untenstehend meine jetzigen Preise, meine Bedingungen sind Ziel und Monath oder baar mit. gef. Abzug franco ffurth (= Frankfurt / Main, in Rthr (= Reichstaler) at 21/4 zahlbar –
Inliegend finden Sie ein Muster von Nr. 42 zur gefälligen nähern Untersuchung.
Ich empfehle mich Ihnen bestens

Joh. Gottfr. Brügelmann“

Ein Kanzlist schrieb den Text nieder und Herr Johann Gottfried Brügelmann hat seinen Namenszug dazu gesetzt wie aus der unterschiedlichen Handschrift des Textes und der Unterschrift zu erkennen ist.

Portofreiheiten für die Churfürstlichen Ämter und Staatspersonen nahmen in dem Postvertrag zwischen Churpfalz und dem Reichspostgeneralat einen breiten Raum ein. Dies war schon immer ein Ärgernis und Streitpunkt bei allen Postverwaltungen, nicht nur der deutschen Post. Dies ist erklärlich, denn dadurch entgingen den Postanstalten erhebliche Einnahmen. Immer wieder versuchten daher die Postorganisationen, regulierend einzugreifen. Wir werden später darauf noch zurückkommen. Weiter vereinbarten die Vertragspartner das Verbot der Beförderung von Briefen jeder Art durch Fuhrleute, Marktschiffer oder sonstige Boten auf den Strecken, die die Kaiserliche Post befuhr. Für Orte, wie z. B. Ratingen, die nicht an einem Thurn und Taxischen Postkurs lagen, galt diese Bestimmung nicht. Aus diesen wenigen Ausführungen lässt sich bereits ablesen, wie hart umkämpft der Postmarkt stets war – nicht erst seit heute. Ein weiterer wichtiger Punkt für die damalige Zeit war die gute Instandhaltung der Straßenverbindungen. Damit gab es erhebliche Probleme. Lassen wir wieder die Postkonvention zwischen dem Kurfürsten Karl Theodor und den Fürsten von Thurn und Taxis sprechen. Denn, so heißt es:

„„dahingegen wollen Wir an Unseren gülich- [= jülich-] und Bergischen geheimen Rath die gemesene Verfügung thun, damit sowohl der Weeg an dem so genannten St. Apollinaris Berg zwischen Remagen und Oberwinter ausgebessert, als die Brück zu Sintzig über die Aahr in brauchbaren Stand gestellet werden; und damit die Anlegung dieser beiden Postwägen dem publico desto fürträglicher seyn möge…“.“

Hierdurch wird deutlich, dass die Zustände auf den Straßen noch sehr zu wünschen übrig ließen. Aber wegen des Transportes von Waren, Personen und Briefpost war es unumgänglich, die Straßen auszubauen.

Dieser Sachverhalt wird hier deswegen angeführt, weil aus den Ratinger Magistratsprotokollen seit 1770 [17] immer wieder vorgesetzte Behörden die Ausbesserung der Straße forderten, für die Ratingen verantwortlich war. Als Ratinger Teilstück für den Fernverkehr von Düsseldorf über Münster nach Hamburg kam nur die Chaussee - wie sie bezeichnet wurde - vom Düsseldorfer Tor bis zum Obertor und bis zur Barriere an der Lohe in Frage, also die heutige Düsseldorfer Straße, die sich anschließende Oberstraße sowie die Mül-heimer Straße bis zum Stadtausgang. Die Ratinger Magistratsprotokolle sprechen Bände. Nicht nur, der sog. „Weegbereuter“ [18] (= Wegbereiter, eine Kontrollperson) Rabenbrunner musste einschreiten, sondern sogar der „Weege-Commissarius“ Freiherr Ferdinand von Gaugreben [Anmerkung 2] drang darauf [19], die offensichtlich schlechten Zustände auf der wichtigen Ratinger Durchgangsstraße in nord – südlicher Richtung beseitigen zu lassen.

Kehren wir zurück zu dem Ansinnen des Ratinger Magistrats, die thurn- und taxische Postverwaltung zu bitten, für Ratingen eine eigene Poststelle zu schaffen. Am 18. Juni, ein Mittwoch, im Jahre 1800 verhandelte der Magistrat [20] auf seiner Sitzung den Entwurf eines Schreibens an das Reichs – Ober – Postamt von Lüttich, damals in Essen. Dabei ging es darum die nordischen und holländischen Briefe in Paketen in Ratingen ablegen zu lassen. Demnach sollten die „Postillions“ nach hier beordert werden. Auf Beschluss des Magistrats musste das Anschreiben ausgefertigt und nach Essen abgesandt werden, zumal als eine solche Einrichtung zum „gemeinen Besten gereicht.“ Der Magistrat richtete sein Gesuch an das Kaiserliche Reichs – Ober – Postamt zu Lüttich, adressierte die Botschaft aber nach Essen. Ein Sachverhalt, der aufhorchen lässt. Die damals vorherrschenden politisch unruhigen Zeiten waren Ursache. Der erste Krieg der Koalition Österreich, Russland, England und Preußen gegen Frankreich verlief zu ungunsten der Koalition. Preußen trat aus der Koalition aus und schloss am 05.April 1795 mit Frankreich den Separatfrieden von Basel. Frankreich konnte die überrheinischen (=linksrheinischen d. A.) Länder bis zum Reichsfrieden in Händen behalten, worin Preußen einwilligte. Frankreich versprach, falls es seine Grenze bis an den Rhein ausdehnen sollte, Preußen für den Verlust der überrheinischen Länder (Cleve, Geldern, Moers) zu vollkommener Entschädigung zu verhelfen (1798). Für das Reichspostgeneralat war diese Entwicklung verheerend, weil es schon seit 1790 mehr und mehr seine postalischen Einrichtungen in den Niederlanden (1794) und den linksrheinischen deutschen Gebieten (1795) verlor. Will man einen Überblick gewinnen über diese Situation, muss man sich die Ausdehnung des thurn- und taxischen Postgebietes zur damaligen Zeit vor Augen halten.

Abbildung 3 Auszug aus der Post – Carte (= Postlandkarte) des Lütticher, Cölner, Münster und Paderborner Distrikts der Thurn und Taxischen Post

Der in Abbildung 3 wiedergegebene Auszug aus der Post – Carte (= Postlandkarte) des Lütticher, Cölner, Münster und Paderborner Distrikts der Thurn und Taxischen Post [21] macht die merkwürdig verwinkelten räumlichen Strukturen der jeweiligen Oberpostamtsbezirke deutlich. Erstaunlicherweise gehörte Düsseldorf, Essen und damit auch Ratingen zum überwiegend niederländischen Oberpostamtsbezirk Lüttich. Die auf niederländischen und deutschen linksrheinischen Territorien gelegenen Thurn und Taxischen Postanstalten gingen verloren. Frankreich verleibte sie sich in seine französische Post ein. Damit musste das Thurn und Taxische Oberpostamt in Lüttich aufgegeben werden und fand Unterkunft in Essen. Jetzt versteht man, warum der Ratinger Magistrat sich an das Oberpostamt Lüttich wegen einer Verbesserung der hiesigen postalischen Versorgung wenden musste, trotzdem aber das Schreiben nach Essen ging. Auf das Schreiben des Magistrats vom 18. Juni folgte unverzüglich Antwort aus Essen vom 21. Juni, welche bereits am 25. Juni im Magistrat [22] behandelt wurde Das Magistratsprotokoll gibt lediglich die Tatsache des Eingangs dieses Schreibens wider. Als Beschluss heißt es nur „Bleibt ausgestellt“. Eine Erörterung blieb also vertagt. Im Übrigen wird dieser Antwortbrief der Thurn und Taxischen Post immer wieder gern zitiert, wenn Ratinger Postgeschichte beschrieben wird. Bemerkenswertweise befindet sich dieser Wortlaut nicht in den Unterlagen des Stadtarchivs. Als erster hat PETRY [23] den Brief wörtlich gebracht [Anmerkung 3]:

Der Brief war adressiert

„„an die Wohledelgebohrene Herrn Bürgermeister, Scheffen und Rath zu Ratingen.
„Hochlöblicher Magistrat“
Die Kaiserliche Reichspost werden allzeit mit Vergnügen zu allem demjenigen die Hände bieten, was zum besten der Korrespondenz gereichet, wenn es anders ohne merklichen Schaden des Postinteresse geschehen kann. Hiesiges Kaiserliches Reichs-Ober-Postamt ist also bereit ein eigenes Pakett sowohl von Düsseldorf als auch von Essen nach Ratingen zu schließen und durch die vorbeireitende Postillions abgeben zu lassen: weil aber dazu die Anstellung eines eigenen briefbestellers in Ratingen nothwendig wird, welcher pro Labore [= für jede Mühewaltung] ein Salarium [= Lohn] haben muß, so werden die Korrespondenten zu Ratingen und in den umliegenden Orten 1 stbr [= Stüber] mehr Porto für alle in Ratingen ankommenden briefe bezahlen müssen, und für alle abgehenden ohne ausnahme 1 stbr franquirgeld. Diese stüber werden pro Salario des briefbestellers dienen. Wenn dieser Vorschlag einem löblichen Magistrat anständig ist; so wird derselbe belieben für diesmal, weil das Ober-Postamt in Ratingen nicht bekannt ist, ein Subjekt zum Briefbesteller dem Ober – Postamt in vorschlag zu bringen, welches dasselbe sodann anstellen und verpflichten wird; wobei sich aber von selbst versteht, daß dieser anzustellende briefbesteller ein hinlänglich bemittelter Mann seyn muß, damit er so wohl zur Sicherheit der Korrespondenten, als auch das Ober – Postamt eine hinlängliche Caution von wenigstens 500 gulden leisten könne, auch verstehet es sich von selbst, daß in Solchem falle ein hochlöblicher Magistrat dem dermalen schon bestehenden bothen nach Düsseldorf verbieten wird, keine Briefe mehr weder nach Düsseldorf noch weiter gehende anzunehmen. Das Hiesige Ober – Postamt sieht der antwort mit verlangen entgegen, und hat die Ehre mit schuldiger Verehrung zu seyn Eines Hochlöblichen Magistrats!
Reichs – Ober – Postamt zu Lüttich
Dermalen in Essen

Essen, den 21 Juni 1800
An den löblichen Magistrat
zu Ratingen“

Während der Magistrat am 25. Juni 1800 die Erörterung über das Schreiben vom Reichs – Ober – Postamt aus Essen zurück stellte, erfolgte am 02. Juli d. J. eine eingehende Beratung, die im entsprechenden Magistratsprotokoll [24] ihren Niederschlag gefunden hat. Ein Antwortentwurf wurde erarbeitet aber noch nicht abgeschickt. Vielmehr wurde am 05. Juli d. J. [25] erneut über den Gegenstand der Ratinger Postversorgung im Magistrat diskutiert. Als Ergebnis dieser Sitzung bleibt die Einziehung des bei der vorauf gegangenen Sitzung am 02. Juli d. J. getroffenen Entscheidung festzuhalten. Ein neuer Briefentwurf entstand mit dem Ziel, den von der Thurn – und Taxischen Postverwaltung gemachten Vorschlag zur „Beförderung des Kommerzes“ annehmen zu wollen. Allerdings gab es die Einschränkung, den in Ratingen bestehenden Postboten nach wie vor bei seiner Verrichtung in Bestellung der von hier nach Düsseldorf gehenden Berichte und Briefe beibehalten werden müsste. Um dem Ober – Postamt entgegen zu kommen, wurde als Expeditor der Goldarbeiter Gerhard Lucas vorgeschlagen, dessen Vater die Kaution von 500 Gulden stellen wollte. Eine Antwort des Ober – Postamtes vom 17. Juli d. J. präsentierte der Bürgermeister dem Magistrat am Mittwoch den 13. August d. J. [26]. Darin traf die Thurn und Taxische Postverwaltung die Anordnung, Goldarbeiter Gerhard Lucas solle zum hiesigen Postamt [gemeint ist das Essener Ober – Postamt] zur Leistung der Kaution von 500 Gulden kommen. Außerdem sollte er in Eid- und Pflichten genommen werden. In Erstaunen versetzt uns Heutige aber die weitere Behandlung des Themas. Wegen zu geringer Anzahl der Ratsmitglieder wurde der Beschluss ausgesetzt bis zur nächsten „Session“. Also das Fehlen von gewählten Vertretern des Volkes gab es schon damals! Aber das ist nicht das Entscheidende. Kein Ratsprotokoll hat

„Ratssitzung vom Mit[t]woch den 2ten Juli 1800

Zur Sache
des dahir ab-

zugebenden Post Paquets betreff.

Conclusum x) rescribatur vorläufig dem hoch- löblichen Reichs ober post amt, daß die Absicht des hiesigen Ma- gistrats keines wenigseins, ein eigenes PostKombtoir aufstellen zu lassen, sondern, daß nur für die hiesigen Cossrespondenten mit den auswärtigen Post Kom- toiren die Briefe in ein ver- siegeltes Paquet durch die hin und zurück reitenden Postil- lions dahier abgegeben werden mögte, so wie es auch immer vorhin geschehen, ohne daß es deshalb eines eigenen Brief- trägers erfordert hätte. – Die vormalige Einrichtung der Correspondenz hätte auch nie- mals darunter gelitten und hätte der hiesige Postbote, der in jetzigen zeiten 4 mal die Woche nach Düsseldorf hin und wieder zurück gingen alle Briefe von hier dahin mitgenommen so mit dem angehangten Ersuchen die vormalige Einrichtung wieder herzustellen.“

Abbildung 4 jemals wieder Verhandlungen mit dem Kaiserlichen Reichs Ober – Postamt in Essen angesprochen. Auch Goldarbeiter Gerhard Lucas wurde nie wieder in den Ratsprotokollen als Postexpeditor erwähnt. Er war aber in Ratingen als Gold- und Silber- Schmied bekannt. So hat Gerhard Lucas z. B. 1803 für die St. Sebastiani Bruderschaft die „Silberne Mösch“, das Sinnbild für das jährliche Vogelschießen gefertigt. Grundlage dazu waren Königssilber – Platten [27]. Also blieb bei der Postversorgung alles beim Alten. Zu einer Postexpedition der thurn – und taxischen Post war es zu damaliger Zeit nicht gekommen. Natürlich verwundert die Ergebnislosigkeit des in kurzer Zeit geführten mehrmaligen intensiven Schrift-wechsels. Der Ratinger Postbote ging nach wie vor 4 mal nach Düsseldorf um die Post fort zu bringen und umkehrt die Post aus Düsseldorf abzuholen. Ob sich schon die „Franzosenzeit“ bemerkbar machte und der Ratinger Magistrat doch keinen Vertrag mit dem Reichspostgeneralat schließen wollte? Wir können den Sachverhalt heute nicht mehr klären. Die in den folgenden Jahren eingetretenen Entwicklungen gaben dem Magistrat allerdings Recht. Also musste noch bis zum Jahre 1809 gewartet werden.

Am 22. Februar 1804 richtete der „Postbott“ Wilhelm Lamberz, an den Magistrat ein Gesuch, sein Gehalt zu erhöhen [28]:

„„Schon vor mehreren Jahren wurde ich als städtischer Postbott ernannt, und in Pflichte genommen, dabei so viel ich mich erinnere, war mir versprochen, daß ich aus städtischen Mitteln alle zwei Jahre einen neuen Rock erhalten sollte, welcher mir aber nicht verabreicht worden; Bei Antrettung dieser Dienststelle dachte kein Mensch an die Folgen des leidigen Krieges, welcher sowohl eine anhaltende und noch fortwährende unerhörte Theurung veranlasste, als auch wegen denen zu besorgenden vielfältigen Berichten und unzäligen Verordnungen meine Mühe verdoppelte. Wenn die Vermehrung der Dienstgeschäfte, und die Theurung der Lebensmitteln dermalen die Nothwendigkeit nach sich ziehet, daß dem sicheren Vernehmen nach rücksichtlich sämtlichen öffentlichen Dienstverrichtungen eine Erhöhte Taxordnung höchsten Orts gnädigst genehmigt worden, welche in kurzer Zeit wird kund gemacht werden, so darf auch ich rechtlich hoffen daß Magistrat entweder auf eine Vermehrung meines Gehaltes großgünstige Rücksicht nehmen, oder mir hochgeneigst erlauben werde nach billiger Magis-tratischen Hocheigenen Bestimmung an Briefporto etwas mehr nehmen zu dürfen; Den Magistrat bitte ich sohin unterdienstlich in milder Beherzigung obiger unverkennbarer Beweggründen sowohl rücksichtlich der Kleidung als auch der Billigen Vermehrung meines Gehaltes oder allenfalsigen Erhöhung des Brief porto mir das billige hochgeneigst zu zuerkennen. Darüber……den Magistrat unterdienstlicher Wilhelm Lamberz unterdienstliche Vorstellung mit Bitte wie Inhalts Meiner
Wilhelm Lamberz als angestellten Postbotten““

Am 25. Mai 1805 trug der Stadtpostbote Lamberz dem Magistrat vor, er hätte für die Stadt weit mehr Briefschaften von und nach Düsseldorf zu bringen gehabt. Er bat um Lohnerhöhung vom bisherigen Jahreslohn á 12 Reichstaler. Daraufhin bewilligte der Rat 18 Reichstaler insgesamt pro anno [29]. Nach dem Magistratsprotokoll vom 23. Dezember 1804 [30] war noch ein zweiter Postbote Johann Wilhelm tätig. Auf der genannten Ratssitzung trug er eine zweifache Bitte vor, die aber im Protokoll nicht genannt wird; sondern es wird vom Protokollanten auf die Eingabe selbst verwiesen. Nach dem Beschluss soll das Anstellungsprotokoll nachgesehen werde. Dann solle bei künftiger „Session“ eine Resolution erteilt werden. Näheres ist nicht bekannt. Die Eingabe ist nach bisherigem Wissensstand nicht erhalten; ebenso wurde die Angelegenheit nicht wieder im Rat behandelt. Auch sonst ist der Name Johann Wilhelm als Postbote in Ratingen niemals wieder aufgetaucht.

Wie schon geschildert war das letzte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts durch verheerende Kriege und große politische Umwälzungen, gekennzeichnet, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts fortsetzen sollten. Die französische Revolution 1789 bewirkte eine Vielzahl europäischer Kriege und Friedensschlüsse und wieder Kriege und Friedensschlüsse. Buonaparte – später Napoleon I. genannt – geboren in Ajaccio (Korsika) als 2. Sohn des korsischen Patriziers Carlo Buonaparte und der Lätitia Ramolino bestimmte über zwei Jahrzehnte die Geschicke Europas. In den drei Koalitionskriegen, die Österreich, Russland und England gegen Napoleon I. führten, blieb letzterer siegreich und die Kontrahenten gingen Friedensverträge ein. So wichtig die einzelnen Friedensschlüsse der damaligen Zeit für die deutsche Geschichte auch sind, war doch der Frieden von Luneville am 09. Februar 1801 für die Territorialverhältnisse, das Staatsrecht und die Verfassung Deutschlands von den tiefgreifendsten Folgen gewesen. Der Friedensschluss setzte den Rhein als Grenze zwischen Frankreich und Deutschland fest, und bestimmte, die erblichen Deutschen Reichsfürsten, welche hierdurch am linken Rheinufer Ihre Länder verlören, wären ausreichend zu entschädigen. Die Mittel hierzu sollten aus dem Schoße des Reiches genommen werden [31]. Im Herzogtum Berg ergaben sich vielfältige Veränderungen infolge des Todes von Kurfürst Karl Theodor 1799. Durch Erbschaft wurde Maximilian Kurfürst von Bayern auch Herzog von Berg. Seinem Schwager Herzog Wilhelm in Bayern überantwortete er durch Hauptapanagial – Rezeß [Anmerkung 4] vom 30. November 1803 [32]das Herzogtum Berg mit allen seinen Dingen zum apanagial Besitze und Genusse. Die wichtigsten Entscheidungen behielt sich Kurfürst Maximilian aber selbst vor. Hierzu gehörten Entscheidungen über Krieg und Frieden sowie in unserem Zusammenhang besonders wichtig, die Angelegenheiten des Post- und Bothenwesens, sowie den sich hierauf beziehenden Verhandlungen mit dem Fürsten Thurn- und Taxis, den Königlich Preußischen oder anderen benachbarten Behörden. Diese Herrschaftsverhältnisse sollten allerdings nicht lange bleiben. Denn inzwischen hat sich am 02. Dezember 1804 der Erste Konsul Bonaparte (Buonaparte) zum Kaiser der Franzosen gekrönt. Die Kaiserkrönung fand in Paris in der Kirche Notre – Dame statt in Gegenwart des Papstes. Obwohl das Oberhaupt der katholischen Kirche anwesend war, krönte sich Napoleon selbst, weil er seinen Aufstieg allein auf die eigene Leistung zurückführte. Die Inszenierung reichte von der monarchischen Krönung und kirchlich – religiösen Weihe bis zu den öffentlichen Eidesformeln nach dem Muster der Revolution [33]. Natürlich war auch Ratingen schwer durch die allgemeinen politischen Entwicklungen betroffen, die ausführlich in den beiden grundlegenden Ratinger Geschichtswerken „Ratingen Geschichte von den Anfängen bis 1815“ und „Ratingen Geschichte 1780 bis 1975“ ausführlich besprochen sind [34] [35] [36] daher erübrigt sich eine Betrachtung an dieser Stelle. Lediglich soll auf das Magistratsprotokoll [37] vom 09. November 1805 aufmerksam gemacht werden aus dem die Friedenssehnsucht der damaligen Zeit deutlich wird. Bürgermeister Strack präsentierte eine Kurfürstliche Verordnung vom 05. November d. J. wonach zur Wiederherstellung eines baldigen Friedens im deutschen Vaterland ein allgemeines Gebet abgehalten werden sollte. Auf Beschluß des Rates wurden alle Pastoren und Prediger von der Verordnung in Kenntnis gesetzt mit der Maßgabe der Anordnung Folge zu leisten. Auch sonst kann man aus den Protokollnotizen des Magistrats [38] dieser Jahre die schweren Lasten erahnen, die durch Zahlung von Kontributionen, Lieferung von Lebensmitteln für Soldaten und Fourage für Pferde sowie Einquartierungen von Soldaten und Offizieren sowie Gestellung von Fuhrwerken für militärische Transporte auf die Stadt damals zukamen. Aber in den Niederschriften ist keine Spur von Resignation, Kummer oder gar Zorn zu spüren. Bemerkenswert: Stets wurde zur Tagesordnung übergegangen. Allerdings befolgten die Verantwortlichen, soweit ersichtlich, peinlichst sämtliche Kurfürstlichen Verordnungen. Daran erinnert die Präsentation einer derartigen Verordnung vom 04. Januar 1806 im Ratinger Magistrat [„Maulkorbverordnung“]: Kurfürstliche Generalverordnung vom 27. 12. 1805: Jeder Einwohner oder Fremde soll sich mit Reden und Behauptungen über politische und Staatsgegenstände zurückhalten. Der Rat beriet und beschloss, die Verordnung zu verkünden und zu beobachten [39]. Daran reihte sich gleich am 26. Februar 1806 [40] die Erörterung einer Kurfürstlichen Verordnung vom 14. Februar 1806 über Zensurbestimmungen an. Die oben zitierte Eingabe des Postoffizianten Wilhelm Lamberz vom 22. Februar 1804 spricht auch für sich. Diese Verordnungen zeigen doch, wie groß die Unruhe im Herzogtum Berg war; denn Gerüchte kursierten über eine Verschiebung der Herrschaftsverhältnisse. Tatsächlich am 15. März 1806 überantwortete König Maximilian – Bayerischer König von Napoleons Gnaden – das Herzogtum Berg dem französischen Kaiser.

„Herzogtum Berg betreffend: [41]
Wir Maximilian Joseph von Gottes Gnaden König von Bayern usw. urkunden und bekennen: In Folge einer zwischen Seiner Majestät dem Kayser der Franzosen und König von Italien und Uns geschlossenen Übereinkunft geht das von Uns und Unserem Königlichen Hause bisher besessenen Herzogthum Berg an Seine französisch – Kayserliche und Königliche Majestät über. München, den 15. März 1806“

Am gleichen Tage unterzeichnete Napoleon I. im Palast der Tuilerien ein Dekret worin er seinen Schwager Joachim Murat zum Herzog von Kleve und Berg macht[42]. Überall im Lande veranstalten die Gemeinden große Feierlichkeiten zu Ehren des neuen Regenten, so auch in Ratingen. Am 29. März d. J. präsentierte der Feuerwerker Peter Öhm dem Magistrat eine Rechnung in Höhe von 5 Reichstalern und 40 Stüber [43] für sich und seinen Gehilfen wegen der zu den Feierlichkeiten für den neuen Regenten Prinz Joachim Murat abgefeuerten Kanonen. Am 26. März 1806 wurde im Ratinger Magistrat [44] zur Kenntnis genommen:

  • 1 tens die Königlich Bayerische Pflichtentlassung der bergischen Untertanen und der gesamten Dienerschaft im Ratinger Magistrat mit Verweis dieser Personenkreise an „Seine französische Kaiserlich – Königliche Majestät“ vom 21. März d. J.
  • 2 tens das Königlich Bayerische Regierungsabtretungspatent im Herzogtum Berg vom 15. März d. J.
  • 3 tens das französischer Kaiserlich Königlicher Regierungsübertrag vom 15. März im Herzogtum Berg an den Prinzen Joachim Großadmiral von Frankreich
  • 4 tens Verordnung des Prinzen Joachim Herzog zu Kleve und Berg vom 21. März d. J., den Regierungsantritt im Herzogtum Berg betreffend nebst Begleitung vom 24. März d. J.“

Am 02. April d. J. präsentierte der Bürgermeister im Magistrat einen Generalbefehl des Herzogs Joachim: Vom 28. März d. J. Ausschwörung des Huldigungseides nach Beibringen der Eidesformel. Die Eides-leistung sollte am kommenden Samstag [=05. April d. J.] vorgenommen werden. Dazu sei der Magistrat besonders einzuladen. Im Übrigen soll die gehörige Publikation erfolgen. Am 05. April leistete dann der Ratinger Magistrat den vorgeschriebenen Huldigungseid. Die Eidesformel ist nicht im Protokoll enthalten. Aber die Herrschaftsverhältnisse des Herzogtums waren noch nicht zur Ruhe gekommen. Im Juli tagten deutsche Fürsten in Paris und am 12. Juli d. J. begannen die Verhandlungen zur Gründung des Rheinbundes auf Initiative von Napoleon I. . Am 16./17 Juli d. J. erfolgte die Unterzeichung der Rheinbundakte. Diesem Bund traten zunächst 16 deutsche Fürsten bei, darunter auch Prinz Joachim Herzog von Kleve und Berg. Infolge der Schaffung des Rheinbundes, machte Napoleon I. Prinz Joachim zum Großherzog von Berg durch Übereignung des Gebietes der Festung Wesel und Vereinigung mit den Herzogtümern Berg und Cleve. Andere Fürstentümer und Herrschaften kamen dazu [45]. Die dem Rheinbund beigetretenen deutschen Fürsten traten aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation aus. Damit war das Schicksal des sog. Ersten Deutschen Reiches besiegelt. Das Reich löste sich auf. Kaiser Franz I. legte die Krone nieder und nannte sich fortan Franz II Erbkaiser der Österreichischen Lande. Ab Frühjahr 1806 begann auch eine Zeit französischer Verwaltung bei der Post.

„Anordnung von Prinz Joachim, Herzog von Berg vom 27. März 1806 [46] :

  • Artikel I: Das Rechnungswesen der Empfänger und Direktoren des Octroi der Rheinschiffart, sowie die Empfänger und Direktoren des Postwesens, im ganzen Umfange des Herzogthums Berg soll auf der Stelle untersucht werden. Über den Cassa – Bestand wird ein Protokoll abgehalten. Ihre Cassen werden versiegelt und es wird ihnen verboten über irgendeinen Fond, er seye erhoben oder noch zu erheben, ohne eine von Uns kommende Ordre zu verfügen.
  • Artikel 2: Unser Geheimrath ist beauftragt obige Anordnung vollziehen zu lassen.“

Für Ratingen änderte sich an der Postversorgung vorläufig nichts. Postmitarbeiter Wilhelm Lamberz brachte die Post nach wie vor 4 mal die Woche nach Düsseldorf und die dort für Ratingen eingegangene Post nach hier zurück. Aber es war jetzt eine großherzogliche – bergische Postverwaltung in Düsseldorf, die die Geschäfte führte. Zu den primär wichtigsten Maßnahmen des neuen Herrschers gehörte die Umgestaltung der allgemeinen Verwaltung einschließlich der Postversorgung. Prinz Joachim „war erstaunt über die verwickelte Zusam-mensetzung der verschiedenen Behörden und es war seine erste Pflicht diesem Missstand durch Anordnung einer regelmäßigen und einfachen gemeinschaftlichen Verwaltung, Abhilfe zu verschaffen“:

„Verordnung für das Herzogtum Berg vom 14. April 1806 [47] (Auszug)
Nach der Besitznahme unseres Fürstentums … war es Unsere erste Sorge, Uns über die Verwaltung des Landes Bericht erstatten zu lassen. Wir waren über die verwickelte Zusammensetzung der verschiedenen Behörden erstaunt und es war sowohl unsere erste Pflicht … diesem Missstand durch Anordnung einer regelmäßigen und einfachen …. gemeinschaftlichen Verwaltung, Abhilfe zu verschaffen. Wir haben demgemäß beschlossen wie folgt:

  • Artikel 1: Die Herzogthümer Cleve und Berg sind unter einer und der nämlichen Verwaltung vereinigt.
  • Artikel 2: Es werden drei Minister seyn: der erste unter dem Titel von Kanzler Staatssekretär, der zweyte unter dem Titel Finanzminister, der dritte unter dem Titel Minister des Innern.
  • Artikel 3 und 4: (hier ausgelassen)
  • Artikel 5: Der Finanzminister ist mit Allem beauftragt, was folgende Gegenstände betrifft. (u.a.) Post- und Botenwesen, Münze usw. Auf den Vorschlag des Finanzministers werden wir die General- sowohl als besondere Empfänger und Zahlmeister, die Domainen – Verwalter, die Oberforst- sowie die Zoll- und Münzbeamten ernennen (Postbeamte und Botenwesen nicht besonders erwähnt).
  • Artikel 10: Es sollen zu Düsseldorf zwey Hauptkassen seyn

Eine unter dem Namen Steuerkasse empfängt alles, was von dem durch die Stände es sey im Herzogthum Berg oder Cleve, gestimmten Landesauflagen herrühret; Die andere unter dem Namen Domainenkasse empfängt die Einkünfte der Domainen, …. Alle Zolleinkünfte, jene der Schifffahrtsoctroi, d. Posten, d. Stempelgebühr usw.“

Die Auswirkungen dieser Verordnung hatten die Weisung zur Folge, alle in Frage kommenden Behörden aufzufordern, danach zu verfahren. So nahm der Ratinger Magistrat auf seiner Sitzung am 19. Juli 1806 eine Regierungsverordnung vom 17. d. M. [48] zur Kenntnis, wonach zukünftig alle Beschlüsse in Domänen- und Steuer Sachen vom Finanzministerium erlassen und die einschlägigen Berichte an dieses Ministerium abzustatten waren.

Aus der Zeit des Großherzogtums Berg

Ein Hauptanliegen Prinz Joachims Herzog bzw. Großherzog von Berg auf Weisung des französischen Kaisers bestand in der Postreform. Kurz nach seiner Ankunft im Herzogtum Berg im Frühjahr 1806 erhielt er aus Paris den Befehl, die Posten den Beamten der Thurn- & Taxischen Familie abzunehmen, weil Napoleon ihnen keine Verschwiegenheit zutraute. Seit 1807 waren nicht nur Posten im Großherzogtum Berg eingerichtet, sondern sogar bis nach Hamburg ausgedehnt worden, wo die Zusammenfassung des Dienstes in den Händen französischer Bediensteter von höchster politischer Bedeutung war. Es war notwendig den Beamten des Hauses Österreich die englischen Briefe zu entziehen und sie aus Nützlichkeitserwägungen dem „Schwarzen Kabinett“ [Anmerkung 5] zuzuführen [49]. Die Organisation war auch nicht umsonst. So konnte der kaiserliche Sonderkommissar Graf Jacques Claude Beugnot [Anmerkung 6] durch diese Informationen ein umfangreiches Wissen erwerben, welches er ohne Zögern auftragsgemäß nach Paris weiter leitete. Durch den Abschluss anschließender Postverträge wurden die bergischen Posten notwendige Vermittler zwischen Frankreich und den Hansestädten. Die an den deutschen Nordseeküsten ankommenden Briefsendungen blieben somit in französischer Hand. Im Norden Deutschlands hat es Auseinandersetzungen zwischen den militärischen und zivilen Behörden gegeben; die militärischen Dienststellen öffneten die Postbeutel aufs Geratewohl und erhoben unpassende Gebühren. Mit dieser Zensur war natürlich ein Hauptpfeiler gut arbeitender Post, nämlich die absolute Wahrung des Postgeheimnisses, unterlaufen.

Auch Ratinger Post und damit die hiesigen Einwohner und vor allen Dingen die Geschäftsleute liefen Gefahr, hierunter zu leiden. Allerdings gibt es hierfür heute keine Anzeichen mehr. Weder finden sich Hinweise in den Magistratsprotokollen aus jener Zeit noch sind Briefbelege darüber der Nachwelt erhalten. Andererseits entstand für Ratingen der Vorteil, von Düsseldorf bis zu den Hansestädten, eine zügige Postverbindung benutzen zu können. Um die Reorganisation der Post in Gang zu bringen, traf am 15. Mai des Jahres 1806 der Postinspektor DU PREUIL aus Paris ein „um auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen und des Königs von Italien den Postdienst Herzogtum Cleve/ Berg neu einzurichten und als kaiserlicher Kommissar vorläufig die Leitung des Postwesens zu übernehmen“. Daraus kann man ersehen, wie wichtig Napoleon I. die Einrichtung einer optimal funktionierenden Postverwaltung nahm. Außerdem sollte die Post so viel Geld wie möglich für Prinz Joachims Privatschatulle abwerfen. Auch sehr schnell reagierte DU PREUIL, indem er dem Prinzen Joachim nahe legte, eine Verordnung zu erlassen, wonach sämtliche Postbeamte angewiesen wurden, mit allen Mitteln und Kräften den franzö-sischen Kommissar bei der Ausführung seines Auftrages zu unterstützen. Er schlug auch gleich weiter zu, indem er dem in Düsseldorf tätigen Oberpostmeister der Thurn – und Taxischen Post Freiherr von Lilien nicht nur eine Abschrift dieser genannten Verordnung übermittelte, sondern noch eins drauf setzte, indem er ihn wissen ließ, „daß die Thurn und Taxische Post im Großherzogtum Berg zu bestehen aufgehört habe“ und mit der Anweisung, „alle Bücher, Akten und sonstige postdienstlichen Gegenstände dem französischen Kommissar zu übergeben“ [50] und [51]. Zügig nimmt DU PREUIL die weitere Arbeit auf. Schon am 28. August 1806 erließ er eine weit reichende Verordnung wonach es nicht autorisierten Boten verboten wurde Briefe jeder Art zu bestellen [52]. Der Großherzog ist unterrichtet, dass viele Bothen sich auf eine betrügerische Art mit der Versendung der Briefe und Briefpackete, welche sowohl für die Städte Unserer Staaten, als für die fremden Länder bestimmt sind, abgeben; dass sie sogar die Tage und Stunden ihrer Abreise nach ihrem Bestimmungsorte in die Zeitungen setzen lassen; wollen wir einen Missbrauch, der eben so sehr die Ordnung, als dem allgemeinen Interesse zuwider ist, ein Ende machen. Auf den Bericht unseres Finanz – Ministers haben wir beschlossen, und schließen wie folgt

  • Artikel 1: Jeder Bothe jener Gemeinden, welche ihre Briefe nach einem Postamte versenden oder holen lassen, muss mit einem Beglaubigungsschreiben seiner Gemeinde, das vom Verwalter des besagten Postamtes eingesehen und unterschrieben ist, versehen seyn.
  • Artikel 2: Vom 15. September 1806 an, soll jeder Bothe zu Fuß, zu Pferd, oder mit einem Gefähr, er nicht mit einem solchen Schreiben versehen ist, und darauf betroffen wird, dass er Briefe oder Briefpackete, es sey nach Unseren Staaten, oder nach Fremden, trägt, arretiert, vor Unsere Polizey – Richter gebracht, und für das erste Mal zu einer Geldstrafe von 20 Reichsthalern, wovon die Hälfte an Unsere Haupt – Post – Kasse abgegeben wird, und die andere Hälfte jenem zugehören soll, der sich dieses Bothen bemächtigt hat, im Wiederbetretungsfalle aber, zu einer dreymonatigen Gefängnisstrafe verurteilt werden.
  • Artikel 3: Es ist allen Zeitungsschreibern oder Zeitungsdruckern verbothen in ihre Blätter die geringste Nachricht von besonderen Einrichtungen einzurücken, die es auf sich nehmen Briefe oder Briefpaquete nach was immer für einen Bestimmungsorte zu versenden.

Im Übertretungsfalle verfällt jener, der die Nachricht hat einrücken lassen, in eine Geldstrafe von 20 Reichsthalern und in eine gleich große Geldstrafe der Zeitungsschreiber.

  • Artikel 4: Alle Briefe, welche auf Schleichwegen befunden eingebracht werden, werden nach Unserer Haupt – Post – Verwaltung geschickt, gänzlich verworfen und nach den Gesetzen um die bestimmte Zeit verbrannt.
  • Artikel 5: Unser Finanz – Minister ist mit der Vollziehung gegenwärtigen Beschlusses beauftragt, welcher in französischer und deutscher Sprache gedruckt, und bekannt gemacht werden soll. Wir verpflichten besonders Unseren General – Post – Direktor, Unsere Polizey – Offiziere und Unsere Gendarmerie hierauf fleißig zu wachen.

Jetzt änderte sich für Ratingen in der Postversorgung formal einiges, in der Sache selbst nichts. Am 13. September wird im Magistrat obige Verordnung beraten und ein entsprechender Beschluss gefasst. Gnädigste Verordnung aus dem Finanzministerium vom 28. August d. J. Postboten betreffend. Schlicht wurde protokolliert: „ Solle befolgt werden [53].“ Damit dürfte auch Wilhelm Lamberz ein Beglaubi-gungsschreiben erhalten haben, welches er in Düsseldorf vorzulegen hatte. Allerdings ist dieses Papier heute nicht mehr erhalten. 1808 brachte innenpolitisch den Beginn eines Wechsels der alten Bergischen Gemeindeverfassung. Nach französischem Vorbild begann Anfang 13. Oktober 1807 [54] die Einteilung des Landes in Munizipalitäten genannte Großgemeinden: Ihre Beamten, vor allem die (Gemeinde-) Direktoren berief in den größeren Munizipalitäten der Großherzog, in den kleineren der Innenminister. Die Durchführung der Verwaltungs-ordnung brauchte Zeit. Ratingen erhielt erst im Januar 1808 die Munizipalitätsverfassung übergestülpt. Nun nannte sich der Bürgermeister „Maire“, die Schöffen mussten sich Munizipalitätsräte nennen und die Stadtdiener führten die Dienstbezeichnung Munizipalitätsdiener. Aber in der Ratinger Protokollwirklichkeit machte der Stadtschreiber sich das gar nicht so leicht Mal wurde Herman Blind als Mairie Diener (Protokollbuch P 12 Sitzung vom 31. Januar 1810) und mal nach alt hergebrachter Art wieder als Stadtdiener (Protokollbuch P 12 Sitzung vom 11 März 1810) bezeichnet Kehren wir nach dem Ausflug in die Kommunalpolitik wieder zurück zur Post.

Das Beispiel eines Poststückes aus den Anfangsjahren der Großherzoglichen – Bergischen Postverwaltung vom „Großherzoglich – Bergischen General Postamt“ aus Düsseldorf ist nachfolgend (Abb. 5) aus dem Jahre 1808 gezeigt. Es handelt sich hierbei um ein Schreiben nach Duisburg unter „postamtlicher Recom-mandation“, also ein „Einschreiben“ wie wir heute sagen. Zwar geht der Absender aus der Bescheinigung nicht hervor, aber im Jahre 1808 beförderte der Postoffiziant die Briefe noch von Ratingen nach Düsseldorf, daher ist der Absender als Ratinger Bürger nicht auszuschließen. Bemerkenswert ist die Einrichtung der Recommandation bei der Großherzoglichen – Bergischen Post; denn 1815 hat die königlich – preußische Postverwaltung diese Institution wieder aufgehoben. Erst 1821 wurde versuchsweise die sichere Beförderungsmaßnahme in den dann preußischen Rheinlanden wieder eingeführt; später dann auf die gesamte Königlich – Preußische Post übertragen. Das Einschreibverfahren besteht bekanntlich auch heute noch bei der „Deutsche Post AG“

„Ein Schreiben unter Aufschrift an Herrn Doctor Brinkman

in Duisburg

ist unterm heutigen dato zur Beförderung und postamtlichen Recommanda-
tion dahier aufgegeben worden, worüber gegenwärtige ein viertel Jahr gül-
tige Bescheinigung ertheilt wird. Düsseldorf den 7. März 1808

Großherzoglich – Bergisches General Postamt dahier
gefertigt
Bungard
Abbildung 5

Erst musste wieder eine weit reichende Personalie von Napoleon I. getroffen werden, bevor Ratingen seine Postexpedition endlich bekam. Prinz Joachim, im Übrigen einer der tapfersten Generäle Napoleons, hielt es nicht lange in Düsseldorf als Großherzog aus. Sein Ergeiz, angestachelt noch von seiner Ehefrau Caroline, der jüngsten Schwester des französischen Kaisers, trieb ihn weiter. Napoleon I. machte ihn zum König von Neapel und proklamierte ihn auch zum König beider Sizilien.

Der Beginn Ratinger Post

Jetzt war die Stunde gekommen, in der Napoleon selber Großherzog von Berg war. Vom 15. Juli 1808, als Napoleon in Bayonne dem Prinzen Joachim den Thron von Neapel übertrug und sich die Bergische Groß-herzogswürde übergeben ließ, regierte er bis zum 3. März 1809 unumschränkt. Der Kaiser der Franzosen konnte jetzt nach Belieben über dieses Land verfügen. Diese Zeit war innenpolitisch für die Bergische Bevölkerung eine Zeit der Ungewissheit; denn zahlreiche einflussreiche Persönlichkeiten wie der Bergische Staatsrat wollten eine Vereinigung mit Frankreich, z. B. erhofften sich die Kaufleute dadurch einen Fall der Zollschranken vom rechtsrheinischen (Großherzog-lichen) und linksrheinischen (französischem) Gebiet. Bemerkenswert ist, der Entwurf eines Ergebenheitsschreiben mit der verklausulierten Bitte, das Großherzogtum Berg jetzt dem Kaiserreich einzuverleiben stammte von dem aus Frankreich importierten Generalpostdirektor der Posten und Staatsrat DU PREUIL. Daher verwundert es nicht, wenn der Erlaß einer eigenen großherzoglichen Postordnung bis zu diesem Tage fehlte, weil der Generalpostdirektor gerne die französische Postordnung eingeführt hätte. Erst unter der Ägide Napoleons I. als „Kaiser der Franzosen, König von Italien, Beschützer des Rheinbundes, Großherzog von Berg“ fiel auch die Entscheidung über den Erlaß einer eigenen großherzoglichen Postordnung, die sich von der französischen unterschied [55]. Nach einigem Zögern hatte der Kaiser der Franzosen sich dazu durchgerungen.

Die von ihm erlassene Großherzogliche – Bergische Postordnung bestand aus drei Titeln:

  • Der Erste Titel enthielt 13 Artikel und befasst sich mit Portokosten.
  • Der Zweite Titel enthielt 16 Artikel und befasst sich mit „Fahrenden Posten“.
  • Der Dritte Titel enthielt 17 Artikel und befasst sich mit „Extra Posten“.
Abbildung 6

Der 1. Artikel des „Erster Titel“ über die Reitende Post (im französischen Text De la Poste aux Lettres, also Briefpost genannt) ist besonders wichtig für Ratingen. Deswegen soll er hier wörtlich zitiert werden:

„“Mit dem ersten Jänner 1809 [=1. Januar 1809] anzufangen, wird der Dienst der Brief – Post auf allen Post – Ämtern Unseres Großherzogtums, und auf jenen, welche ihre Postverwaltung untergeordnet sind, gleich-förmig seyn.“

Damit ist der Beginn unserer Ratinger nicht städtischen Postverwaltung fest terminiert auf den 01. Januar 1809 und das Ratinger Postamt/Postfiliale/ Postbank – Center – Filiale kann mit Recht heute – 2009 – seinen 200. Geburtstag begehen.

Dies wird auch deutlich, weil bereits am 07. Januar 1809 Wilhelm Lamberz beim Ratinger Magistrat [56] erschien und sich als Postexpeditor der Großherzoglichen – Bergischen Post in Ratingen vorstellte.

„Samstag den 7ten Jänner 1809

Erschiene der vormalige Postbot Lamerz
nunmehriger Post Expeditor macht die
anzeige, obwohl er nun nicht mehr die
amts Briefen nach ddorf [=Düsseldorf] hin und her
zu tragen hätte, sondern sie abholen
und an die Behörden sobald sie mit
der Post angekommen abzuliefern
hätte, so bate er, ihm das vormalige gehalt belassen zu mögen,
Besch[luss]
____________________________________________

Weil der Postbot Lamberz die

amts Briefe nicht mehr nach ddorf, und
retour, sondern nur in hiesiger stadt abzu-
holen, und herum zu tragen hätte so
wird demselben für diese Mühe jährlichs
eine gratification von 5 rh [=Reichstalern] zuerkannt.“

Abbildung 7 Eines deutlicheren Beweises über die Einrichtung der Großherzoglichen – Bergischen Postexpedition in Ratingen bedurfte es nicht. Die Bestätigung ist damit auch erbracht, Wilhelm Lamberz als ersten Ratinger Postexpeditor zu bezeichnen. Des Öfteren wurde in der einschlägigen Literatur Herman Blind als erster Postexpeditor benannt. Dies ist also nicht richtig. Aber Herman Blind wird uns noch sehr eingehend beschäftigen. Mit dieser Eintragung vom 7. Januar 1809 enden auch in den Magistratsprotokollen der Stadt Notizen über Postangelegenheiten. Die Stadt hatte gegenüber ihren Bürgerinnen und Bürgern ihre Schuldigkeit getan. Jetzt nahmen andere Verwaltungen und Organisationen die Zuständigkeit für sich in Anspruch. Grundlage für die Post aber blieb, die politischen Verhältnisse und die gesellschaftlichen Vorstellungen bestimmten in erster Linie das Geschehen. Die Ratinger Post ist mit ihren 200 Jahren Tätigkeit ein sehr gutes Beispiel vor Ort.

Unabhängig von den Angaben in den Magistratsprotokollen sind Angaben über die Ratinger Expedition auch in den amtlichen Unterlagen der Großherzoglichen – Bergischen Posten enthalten. Im TABLEAU des Bureaux d’Expedition des Postes & Messageries relevant des Directions du Grand Duché [57] heißt es unter:

Direktions Expeditions
Düsseldorf Benrad
Kayserswerth
Langenfeld
Mettmann
Rattingen

Im ETAT NOMINATIF [58] – Verzeichnis der Postanstalten vom 02. Juni 1810 ist bei der Postanstalt Ratingen der Postmeister Lambert mit dem Dienstgrad eines „Expediteur“ und einer geleisteten Kaution von 600,- (Währungsart ist nicht angegeben) aufgeführt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Reichstaler oder Gulden.

Nebenstehend kann man einen Brief von der Ratinger Postexpedition vom 08. Juli 1811 sehen. Ratingen hat noch keinen Postabgangsstempel, wie man aus dem handschriftlichen Eintrag „Ratingen“ in der rechten oberen Ecke ersehen kann, weil Postexpeditionen zu der Zeit noch keinen Poststempel benutzen durften. Die Ortsangabe des Postabgangsortes war sehr wichtig, weil sich danach die Portokosten berechneten.

Abbildung 8 Aus Sammlung Dr. Ahrens In der linken oberen Ecke steht die Bezeichnung R.N.1 Dies ist die Abkürzung für die Angabe „Rayon Nr. 1“. Zur weiteren Vereinfachung der Portoberechnungen schloss nämlich am 14. Dezember 1801 Frankreich mit dem Thurn- und Taxischen Reichspostgeneralat einen Vertrag, wonach eine Einteilung des Postgebietes auf deutscher Seite entlang des Rheins in 4 Zonen, „Rayons“ genannt, erfolgte. Die Einteilung begann mit der R.N.1 an der Rheinlinie, und die Gebiete etwa östlich von Hildesheim am weitesten entfernt, trugen die Nummer R.N.4 Auf französischer Seite gab es 5 derartiger „Rayons“. Ebenfalls die Zone „R.N.1“ am Rhein entlang, während Zone Nr.5 im Südwesten Frankreichs am Entferntesten sich befand. Im vorliegenden Fall besonders zu erwähnen ist die Verwendung des Rayonstempel „R.N.1. für Düsseldorf, obwohl die Thurn und Taxische Postverwaltung im Großherzogtum Berg schon längst nicht mehr bestand. Es handelt sich hierbei also um einen nachverwendeten Klassifikationsstempel. Aber auch in der sog. Nachnapoleonische Zeit blieben die Rayons auf beiden Seiten grundsätzlich erhalten. Sie hatten sich als sehr zweckmäßig für die damalige Portoberechnungen erwiesen.

Postexpeditor Lamberz blieb sehr wahrscheinlich bis zum 31. Oktober 1810 Ratinger Postmeister. Dieses Datum ist bisher nicht verbürgt. Aber weil Herman Blind seinen Dienst bei der Post am 01. November 1810 antrat, wie sich aus den Unterlagen der Oberpostdirektion Düsseldorf heute (2008) im Landesarchiv Nordrhein - Westfalen in Düsseldorf [59] ergibt, ist der Termin des Ausscheidens von Lamberz sehr wahrscheinlich. Im Tableau des Directions des Postes du Grand Duché de Berg, et des Bureaux d’ Expeditions qui en relevant [60] wird unter der Düsseldorfer Direktion bei der Ratinger Postexpedition Herr Blind als Postexpeditor aufgeführt.

Herman Blind stammte aus einer Familie die langjährig für die Stadt Ratingen sich eingesetzt hatte. Schon sein Vater Friederich Blind betätigte sich als Stadtdiener wie das Beispiel aus den Ratsprotokollen vom 12. April 1771 zeigt. Bei der Verteilung von Steuern unter den Bürgern (Steuer Partition) arbeitete Blind senior mit. Dafür erhielten er und sein Kollege Kayser „das gewöhnliche gehalt dem alten herkommen nach beigenohmen“ mit 20 Reichstalern [61]. Nach dem Tode des Vaters arbeitete die Wittib (=Witwe) Blind mit. Wie das Beispiel aus dem Ratsprotokoll vom.05. Juli 1798 [62]zeigt, mühte sie sich redlich ab, um ein wenig Geld zu verdienen. Sie strengte sich auch an, damit einer Ihrer Söhne in die Fußstapfen des Vaters treten konnte. Sie bat den Magistrat am 20. August 1799 [63] ihren Sohn Ludwig, der gerade 18 Jahre erreicht hätte, die Verwaltung der 2. Stadtdienerstelle zu übertragen. Der Magistrat folgte diesem Wunsche und so wurde Ludwig Blind vereidigt. Allerdings blieb er nicht sehr lange; denn 1801 am 15. April [64] stellte er den Posten wieder zur Verfügung, um ins Ausland zu gehen und seine Profession zu erlernen. Zugleich wurde diese Position wieder besetzt mit dem Stadtdiener Buschhausen, „solange bis Witwe Blind einen fähigen Stadtdiener stellen wird“. Außerdem sollte die Witwe Blind den Dienst in der „auswendigen“ Bürgerschaft verrichten. und Buschhausen die Arbeit in der „inwendigen“ Bürgerschaft erledigen. Auch der Lohn erfuhr eine zufrieden stellende Lösung. Frau Blind präsentierte als Nachfolger für ihren Sohn Ludwig ihren jüngeren Sohn Herman, geb. am 11. November 1784 in Ratingen, der auch angenommen wurde. Seine Vereidigung hatte sich aber aus nicht bekannten Gründen hinaus gezögert und erfolgte erst am 17. November 1804 [65]. Herman Blind muß ein sehr geschäftstüchtiger und rühriger aber auch skrupelloser Mensch gewesen sein. Er ließ keine Gelegenheit vorübergehen um mit der Stadt Geschäfte zu machen. Sei es der Verkauf von Heizmaterial [66] oder anderer Mittel. Eckehard Bolenz [36] S. 40 / 41 hat die vielfältigen Geschäfte des Herman Blind aufgezählt. Er betrieb eine Schankwirtschaft, einen Ziegelofen und arbeitete noch als Postexpeditor. Kurzum ein rühriger Mensch. Man kann daher Verständnis zeigen für den damaligen Bürgermeister Gottlieb Zilles, der mit einem Mann nicht auskam, der bereits seit 14 Jahren in der Stadtverwaltung Dienst tat, praktisch bei allen Magistratssitzungen anwesend war und dementsprechende Kenntnisse besaß. Zilles bat Landrat von Lasberg, Blind zu entlassen; was der Landrat auch 1818 tat. Aber Postexpeditor blieb Herman Blind immer noch.

In seine Dienstzeit fallen wieder bedeutsame politische Ereignisse, die auch ihre Auswirkungen auf das postalische Geschehen hatten. Die Machtverhältnisse Napoleons brachen 1813 zusammen [67]. Am 10. November diesen Jahres erschienen vier Kosaken [68] vor Ratingen und wollten für ihren in Wülfrath befindlichen Kapitän wissen, ob noch französisches Militär in der Stadt sei. Auch französischen Branntwein begehrten sie, die unser Munizipalitätsdiener Herman Blind auch bereitwilligst ausschenken ließ auf Kosten der Stadt. Denn nach dem Protokoll noch [68] das am gleichen Tage um 8 Uhr abends geschrieben wurde, bat Blind den Munizipalitätsrat um Zahlung, welche auf dessen Beschluß hin der Stadtrentmeister vornehmen sollte.

Zeit des Generalgouvernements Berg

Damit über den Untergang des Großherzogtums Berg auch keine Unklarheit herrschte, wurde am 14. November d. J. eine Verfügung des Präfekten vom 13. d. M. präsentiert: aus der die Besitznahme des Großherzogtum Berg durch den kaiserl. Russischen General Jusewositsch hervor ging. Diese Präfekten-Verfügung sollte allen Munizipalbeamten zur Einsicht präsentiert und von denselben hierüber das „vide“ (= gesehen) erteilt werden [69]. Das Land wird General – Gouvernement unter dem preußischen Generalmajor Prinz Alexander zu Solms – Lich. Ihn vertrat vom 25. Nov. 1813 bis 31. Jan. 1814 der russische Staatsrat Justus Gruner noch [67]. In Ratingen erfuhr man in der Sitzung vom 27. November d. J. [70] über die Bildung des Generalgouvernements durch eine Weisung vom gleichen Tage. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass aus dem Protokoll nicht hervorgeht, wer die Weisung erlassen hatte. Dies ist für die Ratinger Protokollbücher sehr ungewöhnlich, denn im Allgemeinen wird angegeben, von wem die Verordnung, das Dekret oder die Weisung stammt.

Die Postorganisation änderte sich ebenfalls. Die Großherzogliche – Bergische Postverwaltung hatte aufgehört zu bestehen und die Thurn und Taxischen Post übernahm wieder diese Aufgabe.

„„Da zufolge höherer Bestimmung von heute an die fürstlich Thurn- &. Taxische Lehnsposten in dem hiesigen Lande wieder hergestellt werden, so wird solches und dass die seither bestandene großherzoglich – bergische Postverwaltung sowohl gänzlich aufhört, hierdurch zur allgemeinen Nachricht und zur vorzüglichen Achtung aller ehemaligen bergischen Postbehörden und Offizianten hierdurch bekannt gemacht.““[71]

Einer der ersten postalischen Belegstücke aus Ratingen von dieser Zeit des Generalgouvernements Berg ist eine Briefhülle vom 04. Dezember 1813 [72]. gerichtet an den „Polizey Director tit. Schnabel in Düsseldorf“. Rückseitig das Siegel des Absenders mit den Buchstaben J G B, Abkürzung für Johann Gottlieb Brügelmann.

„Oben stehender Text lautet:
Pol[izey] Direct[tion]
Praes[entiert] 4. Dez[ember] 1813 Nr. 4
Nachrichtlich ad acta

G.
Abbildung 9

Der Inhalt des Schreibens ist leider nicht erhalten geblieben, deswegen können wir heute auch keinerlei Spekulationen darüber anstellen. Noch verwendete der Postexpeditor für die Markierung des Postabgangs „Ratingen“ entsprechend der Großherzoglichen – Bergischen Postverwaltung rote Stempelfarbe. Dies sollte sich ab Sommer 1814 ändern; denn dann kam wieder die alte schwarze Stempelfarbe zum Einsatz. Thurn und Taxis wollte auch mit diesem Wechsel der Stempelfarbe seine Posthoheit demonstrieren.

Abbildung 10 Die Briefhülle aus der Zeit des Generalgouvernements Berg ist in dreifacher Hinsicht bemerkenswert:
1) Der Poststempel ist ein nachverwendeter Poststempel aus der Zeit der Großherzoglichen – Bergischen Postverwaltung; deutlich erkennbar an dem langen „T“ Querbalken.
2) Die Stempelfarbe ist jetzt aber nicht mehr rot sondern schwarz, wie sie im Thurn und Taxischen Postgebiet üblich.
3) Der Brief war an den Grafen von Spee gerichtet. Reichsgraf Franz J. Anton von Spee diente schon im Großherzogtum Berg als „Präfekt“ des Rheindepartements. Bei der Neugliederung der Verwaltung nach Abzug der Franzosen wurde der Reichsgraf „Landesdirektor“ für den Kreis Düsseldorf. Dies blieb er bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1816. Die Fürsten von Thurn und Taxis betrieben vom 1. Dezember 1813 bis 31. Juni 1816 die Post im Generalgouvernement Berg, soweit bestimmte Landesteile nicht von früher her zum Preußischen Königreich gehörten. Damit galten das Thurn- und Taxischen Postregal auch in unserer Stadt. Der Postexpeditor Blind leistete am 7. Xbr [=Dezember] 1813 ebenfalls seinen „gebührlichen Eid“ [73]auf die Fürsten von Thurn und Taxis. Der nebenstehende Text lautet:

„Der Unterzeichnete Post- Expeditor zu Ratingen“ verpflichtet sich zur Treue und Gehorsam gegen die hohen verbündeten Mächte, so wie gegen Se. Durchlaucht den Herrn Fürsten von Thurn und Taxis, und verspricht den Weisungen, der von Höchstdemselben angeordneten und dermalen zu Frankfurt ihren Sitz habenden General-Post-administration in allen seinen Dienstverhältnissen pünktliche Folge zu leisten.“

BECK und FLEITMANN [74] sowie KLAES [75] befassten sich auch mit der Fortgeltung des Großherzoglichen – Bergischen Postrechts während der preußischen Zeit. Beide sind der Auffassung, Bergisches Postrecht hätte Fortgeltung beansprucht bis zu dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des preußischen Postgesetzes von 1852. KLAES meint, insbesondere die im Zweiten Teil der Großherzoglichen – Bergischen Postordnung vom 25. Februar 1809 aufgeführten Artikel 3 und 4 über das Verbot des Transports von Gütern auf den Strecken, die die Post befuhr, wären solange gültig geblieben. BECK und FLEITMANN schreiben nur allgemein von „Bestimmungen“ die in Kraft geblieben wären. Welche dieser Regelungen sie meinten wird nicht ersichtlich. Jedenfalls entfielen z. B. die zu Zeiten des Großherzogtums eingeführte Recommandation (Einschreiben) von Briefen. Es entfiel auch die schon erwähnte rote Farbe der Poststempel und Ersatz durch die typische schwarze Stempelfarbe der Thurn- und Taxischen Postverwaltung und später durch die Preußischen Poststempel. Schon jetzt sei auf Besonderheiten bei den damals so wichtigen Poststempeln zur Preußenzeit hingewiesen. Wir kommen darauf noch zurück.

Wie schon zu Zeiten der Post des Großherzogtum Bergs wird jetzt im Generalgouvernement das Verbot des Transports von Briefen durch nicht autorisierte Boten erneuert. Der General – Gouverneur vom Niederrhein und Mittelrhein veröffentlichte eine Liste des von der Thurn- und Taxischen Postverwaltung herabgesetzten Briefporto – Tarifes. Zugleich wurden die Verwaltungs- Polizei- und Lokalbehörden aufgefordert, „darüber zu wachen, dass keine Boten – Posten welche regelmäßig an gewissen Tagen und bestimmten Orten, oder auch gelegentlich Briefe sammeln, und von einem Orte zum anderen befördern in Zukunft nicht mehr geduldet, sondern vielmehr die Contravenienten zur gesetzmäßigen Strafe gezogen werden.“ [76] Im Gegensatz zu der Zeit des Jahres 1806 als das Großherzogtum Berg den Transport von Postsachen durch „wilde“ Boten verbot und der Ratinger Briefzusteller eine besondere Genehmigung der Stadt hatte, war eine derartige Maßnahme ab 1813 nicht erforderlich, weil Ratingen jetzt seine eigene Postexpedition besaß.

Schon in Zeiten des Generalgouvernements erfolgte die Umbenennung von Munizipalräten: Erstmals erschien im Ratinger Magistratsprotokoll vom Samstag den 18. Dezember 1813 nicht mehr Maire sondern die Bezeichnung H. (=Herr) „Bürgmstr“ (=Bürgermeister) [77]. Ferner tauchte erstmalig in den Magistratsprotokollen die Bezeichnung „Stadt Rath“ für die Gesamtheit der Stadtverordneten auf. Außerdem hieß es statt Präfekt jetzt „Landes Direktor“ [78] (siehe auch Abbildung 10).

Jetzt gingen die Verantwortlichen in Deutschland daran wieder einen Bund zu gründen. Auf dem im Sommer tagenden Wiener Kongress wurde der „Deutsche Bund“ gegründet. Die Bundesakte, in der Zeit vom 08. bis 10. Juni 1815 abgeschlossen, unterzeichneten 35 monarchische Staaten und vier Freie Städte. Allgemein interessant ist die Tatsache, dass auch ausländische Herrscher, wie die dänischen Könige in ihrer Eigenschaft als Herzöge von Schleswig sich beteiligten.

Ratinger Post im Königreich Preußen

Die Wiener Kongress Schlussakte vom 09. Juni 1815 bestimmte schließlich den König von Preußen zum Herrscher über weite Gebiete des Rheinlandes u. a. gehörte auch das ehemalige Großherzogtum Berg dazu. Die Ratinger Postexpedition wurde ab 01. Juli 1817 als „Königlich Preußisches Postwärteramt“ geführt, welches dann ab 1825 wieder Postexpedition hieß.

„(Auszug)
Nachdem Seine Königl. Majestät von Preußen usw.
Mein allergnädigster König und Herr mich Hermann
Blind
Als Postwärter in Ratingen
in Gnaden bestellen und annehmen lassen; Als gelobe und schwöre ich
zu Gott, daß Seine Königl. Majestät ich in unterthänigstem Ge-
horsam, treu und gewärtig seyn, Dero Nutzen und Bestes befördern,
Schaden aber und Nachtheil, so viel an mir ist, abwenden, insonder-
heit die Königliche Post treulich und gebührlich abwarten, Seiner
Königl. Majestät, Dero Räthe und Diener, wie auch der Kauf-
und Privatleute Briefe und Paquete richtig bestellen, selbige in keins
Fremden Hände kommen lassen, sondern solche gehörigen Orts unge-
säumt abgeben und befördern, das bei mir einkommende Brief- oder
Postgeld treulich berechnen, und Seiner Königl. Majestät zum Nach-
theil davon nichts unterschlagen, Dero Königliches und Landesherr-
liches Post – Regal gebührlich beobachten, die Postillions zu ihrer
Schuldigkeit fleißig ermahnen, und mich überall, nach Inhalt meiner Bestallung, und wie es einem getreuen Postwärter wohl anstehet und
gebühret, auch in der Post – Ordnung und Cassen – Edict weitläuftiger
vorgeschrieben ist, in unterthänigstem Gehorsam verhalten will. So wahr mir Gott helfe, durch Jesum Christum.
[Unterschriften von Blind und Oberpostdirektor Maurenbrecher; handschriftliche Notizen von Maurenbrecher sind hier ausgelassen]

Postwärtereid von Herman Blind

Jetzt vereidigte Oberpostdirektor Maurenbrecher in Düsseldorf Herman Blind am 17. März 1817 auf den Preußischen König. Der Letztere stellte 200 Reichstaler Kaution in Form von 4 Staatsschuldscheinen zu je 50 Reichstaler. Ob Blind auch als Postexpeditor bei der Großherzoglichen – Bergischen Post eine Kaution stellen musste, ist nicht überliefert. Jedenfalls hat er nicht die Stadt Ratingen um ein Darlehen ersucht. Als Stadtdiener mit erheblichem Einfluss wäre diese Angelegenheit sicherlich auch vor dem Magistrat verhandelt worden. In den einschlägigen Magistratsprotokollen befindet sich aber kein entsprechender Hinweis.

In Preußen hießen die kleinsten Einheiten der Postverwaltung nicht Postexpeditionen, sondern Postwärterämter. Sie wurden durch Privatleute nebenher geführt. In der postgeschichtlichen Literatur wird über diese kleinsten Einheiten der preußischen Postverwaltung sehr wenig berichtet, was wohl mit der geringen Stellung innerhalb der Post zu tun haben mochte [79]. Was allerdings bedeutet, dass grundsätzlich die Postwärterämter im Königreich Preußen schon ab 1689 in den einschlägigen Postverordnungen Erwähnung fanden. Postwärter mussten vor Dienstantritt auf den König von Preußen einen Eid schwören, in dem auch die Hauptpflichten eines Postwärters standen. Nachdem dies geschehen, erhielten sie vom Generalpostamt zu Berlin eine Bestallungsurkunde. Diese Urkunde zählte nicht nur die Reche und Pflichten der Postwärter auf, sondern auch deren Besoldung. Letztere bestand aus einem festen Jahresgehalt. Nebeneinnahmen (Emolumenta) wie Anteile an den Briefbestellgeldern gab es nicht.

Herman Blind blieb bis zum 31. April 1824 im Amt. Dann erfolgte seine Suspendierung wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Das ist deswegen besonders erwähnenswert, weil nach BOLENZ [80] Blind „bereits vor Gericht erscheinen musste“ [so Bürgermeister Gottlieb Zilles in einem Beschwerdebrief an den zuständigen Landrat mit Entlassungsforderung für Blind]. Im Jahre 1824 fiel Herman Blind bei der Königlich – Preußischen Regierung zu Düsseldorf auf, weil er beschuldigt wurde, an der Steuerhinterziehung der Kaufleute Quenell und Zilles beteiligt gewesen zu sein. Der Steuerrat Jobs bezifferte die verkürzten Steuereinnahmen auf 871 Reichstaler, 10 ¼ Schillinge einschließlich 435 Reichstaler Gold [81]. Um welchen der Brüder Zilles Daniel oder Gottlieb es sich handelte ist in den Postakten nicht weiter verbürgt. Jedenfalls tauchen beide Brüder schon 1807 als kleine Baumwollunternehmer in der Steuerliste auf [82]. Weil aber Gottlieb Zilles von März 1816 bis Mai 1818 eine Funktion als Bürgermeister gehabt hatte und er 1818 mit dafür sorgte, Blind aus dem Amt als Stadtdiener zu entlassen, so ist ein illegaler Einfuhrsteuererlass, der zu einer illegalen Bereicherung des Zilles geführt hätte, durch Blind für Gottlieb Zilles eher unwahrscheinlich. Am 1. Mai 1824 nahm der Postschreiber Otto vom Ober – Postamt zu Düsseldorf eine Verhandlung beim Ratinger Postwärteramt auf, nachdem am Tage zuvor Herman Blind von seinem Dienstposten als Postwärter suspendiert worden war. Ein Auszug aus den im Landesarchiv Nordrhein - Westfalen zu Düsseldorf befindlichen Unterlagen ist höchst aufschlussreich. Daher soll nachfolgend ein Teil des Textes vom 01. Mai d. J. näher aufgezeichnet werden [83]:

„Zufolge des, aus dem Grund der hohen General – Post – Amts Verfügung vom 18. März c. durch den Herrn Ober Post Direktor Maurenbrecher in Düsseldorf dem Unterzeichneten gewordenen Auftrags, begab sich derselbe[gemeint ist Postschreiber Otto] hierhin, um den, mit der Verwaltung des königlichen Postwärter Amts hierselbst beauftragten Postwärter p. Blind in Folge seiner vor dem Königlichen Ober Post Direktor Herrn Maurenbrecher in Düsseldorf unter dem 15ten v. M. abgegebene Erklärung, daß er versäumte mehrere aus dem Auslande an Quenell und Zilles eingegangene Packete dem Königl. Steuer Amt zu Ratingen der gegebenen Vorschrift zuwider nicht angemeldet zu haben, einstweilen nur bis .... Nähere hohe Verfügung von seiten eines hochpreislichen General – Post – Amts ab officio zu suspendieren und Verhandlung folgenden Inhalts darüber aufzunehmen.

Der p. Blind wurde demnach seines Amts aus dem Grund der angeführten Order in folgender Gestalt provisorisch entnommen. zuvörderst wurde dazu geschritten, den Kassenbestand aufzunehmen. Laut beiliegender Abrechnung mit dem königlichen Ober Post Amt in Düsseldorf ..... ... sich pro April c. die total Steuern von 43 Rthlr. [=Reichstaler] 2….. [Schilling], welche zur königlichen Ober – Post – Kasse nach Düsseldorf abzuliefern sind.
Nach der beiliegenden Abrechnung mit dem Königlichen Post Amt in Mülheim ad pro April c hat der Vendant [Angeschuldigte] p. Blind dieser zu empfangenen 8 Rthlr.[=Reichstaler] 19 Sgr.[=Silbergroschen] 3 ch [=Pfennig] in Summa. Außerdem fand sich bei der Post – Kasse weiter nichts zu bemerken als daß demnach nur der Dienstführung des p. Blind von der Königlichen Kalkulatur nach ... zu ziehende Defekte von demselben bezahlt werden müsse, wozu er sich auch bereitwillig erklärt hat. Außerdem fanden sich noch folgende zum Dienst gehörige Gegenstände vor, als:

    • 1) Geldscheinbücher von den Zeiträumen von 1816 bis 1824
    • 2) 66 Stück mit fortlaufender Nummer versehene Geldscheine
  • In der Registratur:
    • 1) 42 Stück den Dienst betreffende Verordnung wie sie in der Beilage speziell aufgeführt stehen.
    • 2) Sämtliche Taxen für das In- und Ausland
    • 3) Ein Copii Manual für abgehende Briefe und Gelder
    • 4) 4 Bogen unbeschriebener Post...(unleserlich)

Weiter will p. Blind keine Gegenstände dieser Art in Händen haben, wenigstens erinnere er sich augenblicklich nicht daran noch zu besitzen.

  • An Inventarien Stücken fanden sich hier folgende vor:
    • 1) 1 Postwappen
    • 2) 1 Postsiegel
    • 3) 3 Bände der Darstellung des Postwesens von Mathias (?)
    • 4) 1 Ortsstempel ohne Datum und sonstigem Zubehör
  • Die übrigen Gegenstände welche sich hier hätten noch vorgefunden sollen als:
    • 1) 1 Exemplar der Postordnung
    • 2) 1 dito der Extra Postverordnung
    • 3) 1 .... (unleserlich)
    • 4) 1 Waagen – Balken mit hölzernen Schalen
    • 5) 6 Gewichtsstücke bis 30 Pfund
    • 6) 1 Gewichts Einsatz bis 1 Pfund
    • 7) dem Zubehör zum Ortsstempel

fanden sich nicht vor und erklärte p. Blind diese Gegenstände teils nicht empfangen zu haben teils sich aber zu der Wiederbeschaffung bereit. Sollten sich auch in der Folge noch Gegenstände welche zum Dienst gehören sich anfinden, so will derselbe sie unverzüglich ausliefern für jetzt erinnere er sich aber keines Stückes der Art ... als des oben angeführten. ..... (Weitere Erklärungen wg. nicht bezahlter Steuern)...

gez. Herm. Blind
Otto
Postschreiber“

Zu diesem Untersuchungskomplex gehört auch das nachfolgende Schreiben, welches der Düsseldorfer Ober – Post – Direktor Maurenbrecher an das Generalpostamt nach Berlin geschickt hatte. Die damalige preußische Postverwaltung war völlig zentralistisch organisiert. Selbst Einzelfälle, die gut vor Ort hätten gelöst werden konnten, mussten in Berlin entschieden werden. Erst im Jahre 1850 trat eine Änderung durch die Gründung der Oberpostdirektionsbezirke ein. Dann löste man Einzelfälle, wie bei unserem Herman Blind, ortsnah.

„Abschrift [84] :
Hochpreisliches General – Post Amt !
Düsseldorf, d. 2ten Mai 1824
Die Untersuchung der dem
Postwärter Blind in Ratingen
angeschuldigten Steuer –
Defraudation betreffend
ad No 8291,d.d. 18ten März c.

18 Beilagen

dem gegenüber aufgeführten hohen Befehl zufolge habe ich selbst die Untersuchung wegen der dem Postwärter Blind in Ratingen angeschuldigten Steuer – Defraudation geleitet und die anliegenden Verhandlungen darüber aufgenommen, und in Folge derselben den Blind, da er der angeschuldigten Steuer – Defraudation nur verdächtig, einstweilen ab officio suspendieren und die Verwaltung des Postwärter Amts anderswo unterbringen suchen, und dem Einwohner und Gastwirt Franz Wisinger in Ratingen provisorisch übergeben müssen. Im Anfange der Untersuchung habe ich den p. Blind wirklich schuldlos in dieser Sache gehalten; wenigstens nicht glauben können, daß er absichtlich in derselben gefehlt. Wie sich dieselbe aber im Laufe der Untersuchung gestaltet, ist dieses nicht mehr zu glauben. Im Gange sind nach dem vorliegenden Auszuge aus dem Auslande zu Ratingen angekommenen und der Anmeldung auf dem Steueramt unterworfen gewesen

13 Pakete an Quenele in Ratingen
1 Paket an Zilles in Ratingen
5 Ballen an Wolf poste restante in Ratingen

Wenn nun auch wie jetzt mehr als wahrscheinlich kein’s von allen diesen Stücken dem Steuer Amt angemeldet, so ließe sich wohl annehmen, daß hierin der p. Blind aus Unachtsamkeit und Unkunde gefehlt, und weile er die Sache an und für sich, für nicht so wichtig gehalten; es ist dieses aber bei dem benehmen das p. Blind jetzt nicht mehr wahrscheinlich macht, wäre er durch allerlei Lügen sich herauszuziehen gesucht und besonders bei den am 15., 18. und 22. September v. J. unter der Adresse an Wolf eingegangenen Ballen. Diese Ballen waren, wie sich in Folge der Untersuchung s. Anlage No 6 [Anlage nicht mehr vorhanden] ergeben, von dem hiesigen seit .... [unleserlich d. Transcriptor] von hier entwichenen jüdischen Kaufmann Rothschild in der vorjährigen Herbstmesse von Frankfurt unter der Adresse Wolf nach Ratingen poste restante abgesandt worden. Dieser p. Wolf stand als Handlungsgehilfe im Dienste des erwähnten Rothschild. Der p. Blind welcher während der Untersuchung mehrmals aufgefordert worden, sich über die Ablieferung dieser Ballen an Wolf auszuweisen, bliebe immer dabei, daß dieser ihm völlig unbekannt sei, bis er endlich, jedoch nachdem ich erst selbst auf den Gedanken gekommen, ob es nicht etwa der hiesige Jude Rothschild gewesen, die derselbe, wie aus der gegen das Postwärter Amt zu Kaiserswerth eingeleitete ähnlichen Untersuchung bekannte sich ebenfalls unter einem anderen Namen Pakete zu Kaiserswerth hätte adressieren lassen und ich dem p. Blind dieses bemerkt, mit der Nachricht zu mir kam: daß er den Wolf hier in der Stadt gefunden und derselbe bei jenem Rothschild in Diensten stehe. Dieser Wolf wurde nun zu mir beschieden. Derselbe bestätigte in seiner ersten Erklärung, s. Anlagen No 6 und 7 [Anlage nicht mehr vorhanden; der Transcriptor]: die Behauptung des p. Blind: daß er die 5 Ballen in Ratingen in Empfang genommen und daß sie von einem Steuer – Beamten, den er aber nicht zu nennen wüßte jedes mals wären untersucht worden. Das Benehmen des Juden bei seiner Vernehmung vergrößerte meinen durch die Erklärung des Quenele s. Anlage No 4 [Anlage nicht mehr vorhanden; der Transcriptor]) in der Wahrheit der vom p. Blind gemachten Äußerungen, erregten Verdachts. Ich nahm daher den p. Wolf am nächsten Tage nach seiner abgegebenen Erklärung noch einmal vor, - und da gestand derselbe ohne weiteres – s. Anlage No8 [Anlage nicht mehr vorhanden; der Transcriptor] daß seine Erklärung darum falsch und er vom p. Blind dazu beredet worden sei; = daß das Unter Steuer Amt zu Ratingen von der Ankunft dieser Ballen unterrichtet, und daß sie von einem Steuerbeamten eröffnet worden = indem dieses niemals geschehen. Der p. Blind erscheint also in dieser Sache als ein sehr verworfener und boshafter Lügner, und ist nun wohl nicht mehr daran zu zweifeln: daß seine Aussagen hinsichtlich der Pakete an Quenele ebenso unwahr sind, als die der Ballen an Wolf betreffend. Ich habe es für unnötig gehalten den p. Blind nun noch weiter in dieser Sache zu vernehmen, und ihm die nachträgliche Erklärung des p. Wolf vorzuhalten, da der Tatbestand so weit festgestellt ist, daß er sich zu einer gerichtlichen Anklage und Untersuchung eignet, und ohne diese nicht weiter in derselben vorgenommenen, wenigstens nichts bestimmtes entschieden werden kann – und sende ich daher in den anlagen die nur zur Einsicht mitgeteilten Piecen ganz gehorsamst zurück. Die bei der Dienst – Suspension des p. Blind aufgenommenen Verhandlung, so wie die bei der provisorischen Übergabe des Postwärter Amts an den p. Wisinger lege ich ebenfalls gehorsamst hier vor. – Der p. Wisinger ist ein braver Mann und mir schon längst als solcher bekannt. Der Postschreiber Otto ist zwei Tage zu Ratingen bei dem p. Wisinger gewesen, um ihn gehörig im Dienste einzuweisen. Zur Deckung seiner Dienst – Kaution hat er 200 Rthlr. bei der hiesigen Ober – Post – Kasse deponiert, - um für diesen Betrag, wenn ein hochpreisliches General – Post – Amt ihn definitiv als Postwärter zu Ratingen zu ernennen geruhen würde, einen Staatsschuldschein anzuschaffen. Wie die Sachen liegen, und ich den p. Blind bei dieser Gelegenheit kennen lerne – glaube ich nicht, daß wie auch die gerichtliche Untersuchung ausfallen möge, er wieder zum Postdienst herangezogen werden könne – er scheint dabei jetzt dem Trunke ergeben zu sein, und genießt er überhaupt das Zutrauen des Publikums nicht mehr in dem Maße als der Postdienst es erfordert. Im Falle der definitiven Entlassung des p. Blind erlaube ich mir den Wisinger als seinen Nachfolger und zwar mit dem nämlichen fixen Gehalt von 40 Rthlr. jährlich und die Belassung des Bestell-Dreiers – wie ihn der p. Blind bezogen, gehorsamst in Vorschlag zu bringen.

Maurenbrecher [Anmerkung 7]

Im Juli des Jahres 1824 musste Herman Blind wegen seiner Beihilfe zur Steuerhinterziehung einen Fragebogen [85] ausfüllen aus dem einige berufliche Einzelheiten hervorgehen. So ist dort sein Geburtsdatum „Ratingen, 11. November 1784“ und seine Schulkenntnisse mit „Lesen, Schreiben, Rechnen“ angegeben. Ein Vermerk datiert die Postanstellung auf den 01. 11. 1810. Dieses Datum erklärt auch die Amtszeit des ersten Ratinger Postexpeditors Wilhelm Lamberz vom 01. Januar 1809 bis zum 31. Oktober 1810. Im obigen Schreiben vom 02. Mai 1824 kündigte sich schon Blind’s Nachfolge als Postexpeditor an: Gastwirt Franz Wisinger, geboren im Jahre 1788 [86] in Ratingen. Von ihm ist der „Postwärter Eyd“ als Original erhalten geblieben [87]. Die Bestallung für den jetzigen Postwärter wurde am 25. August 1825 zu Frankfurt ausgestellt. In einem weiteren Schreiben des Oberpostdirektors Maurenbrecher an das „Hoch-preisliche General – Post – Amt“ in Berlin vom 04. August 1825 [88] berichtete er über die Verhandlung im Hinblick auf die definitive Anstellung des provisorischen Postwärters Wisinger vom 28. Juli 1825 (Auszug) Text der Beilage:

„Verhandelt zu Düsseldorf den 28. Juli 1825
Dem heute erschienenen Gastwirt und provisorischen Postwärter Wisinger in Ratingen wurde eröffnet:
Wie ein hochpreisliches General – Post –Amt der hohen Verfügung vom 12ten d. M. ad No 21.200 zufolge geneigt, ihn in der Eigenschaft als Postwärter nunmehr zu bestätigen; daß dieses jedoch nur unter den allgemeinen Bedingungen geschehen könne nach welchem er Wisinger

1. mit dem seitherigen Postwärtergehalt von vierzig Reichstalern jährlich ohne weitere
Emolumenta sich begnügen und daraus die vorkommenden Ausgaben als Miete, Holz,
Licht pp. Bestreiten
2. eine sechs monatliche Aufkündigung seines Dienstes die auch ihm frei stehe sich
gefallen lassen müsste. Der p. Wisinger erklärte, daß er den hier ihm vorgehaltenen
Bedingungen sich gehorsamst unterwerfe.

Diese Verhandlung ward hierauf vorgelesen, genehmigt und unterzeichnet.

c.c.f. Franz Wisinger
Maurenbrecher“

„Nachdem Seine Königl. Majestät von Preußen pp.
Mein allergnädigster König und Herr, mich
Franz Wisinger
Als [unleserlich] Postwärter in Ratingen in Gnaden bestellen und annehmen lassen, als gelobe und schwöre ich zu Gott, daß Seiner Königl. Majestät ich in unterthänigstem Gehorsam, treu und gewärtig seyn, Dero Nutzen und Bestes befördern, Schaden aber und Nachtheil, so viel an mir ist, abwenden, insonderheit die Königliche Post treulich und gebührlich abwarten, Seiner Königl. Majestät, Dero Räthe und Diener, wie auch der Kauf- und Privatleute Briefe und Packete richtig bestellen, selbige in keines Fremden Hände kommen lassen, sondern solche gehörigen Orts ungesäumt abgeben und befördern, das bei mir einkommende Brief- oder Postgeld treulich berechnen, und Seiner Königl. Majestät zum Nachtheil davon nichts unterschlagen, Dero Königliches und Landesherrliches Post – Regal gebührlich beobachten, die Postillions zu ihrer Schuldigkeit fleißig ermahnen, und mich überall, nach Inhalt meiner Bestallung, und wie es einem getreuen Postwärter wohl anstehe und gebühret, auch in der Post – Ordnung und Kassen – Edict weitläuftiger vorgeschrieben ist, in unterthänigstem Gehorsam verhalten will.
So wahr mir Gott helfe, durch Jesum Christum.

Franz Wisinger

Daß der p. Wisinger diesen Eid in Gegen-
Wart des Unterzeichnenden abgelegt und unterschrieben
Bescheinigt Düsseldorf 26. May 1824
Der Ober Post Direktor
Maurenbrecher

Postwärter Eyd [Siegelrest]“

Abbildung 13 Postwärtereid von Franz Wisinger vom 26. Mai 1824

Vermutlich stand Franz Wisinger bei dem Oberpostdirektor Maurenbrecher in einem hohen Ansehen. Denn der Letztere versuchte in seinen Schreiben an die vorgesetzte Behörde in Berlin auch eine Gehaltserhöhung für den neuen Postwärter zu erwirken. Hatte man nämlich seinem Vorgänger, Herman Blind, neben 40 Reichstalern Gehalt auch noch die Briefbestellgelder zugestanden, so entfielen ab 1825 durch ein neues preußisches Postregulativ diese vollständig. Die Briefbestellgelder machten im Jahr ungefähr 20 Reichstaler aus. So wollte Maurenbrecher dem neuen Postwärter von Ratingen 60 Reichstaler Jahresgehalt zugestehen. Die Begründung für diese Gehaltserhöhung wirft ein aufschlussreiches Licht auf das damalige Postaufkommen in unserer Stadt. Im Durchschnitt erreichten Ratingen bzw. gingen von hier jährlich 6000 Briefe ab. An Geldüberweisungen fielen ca. 18 bis 20.000 Reichstaler für den öffentlichen Bereich an und ebenso viele Beträge für Private. Die Leistungen des Postwärters waren „also so ganz unbedeutend nicht“ wie Maurenbrecher schrieb. Die Reitpost ging von Ratingen 4mal wöchentlich abends gegen 8 Uhr ab, und die Fahrpost von Osnabrück 2mal wöchentlich ebenfalls abends. Allerdings war das Generalpostamt zu Berlin recht knauserig und bewilligte lediglich die schon erwähnten 40 Reichstaler ohne jede Nebeneinnahmen von Seiten der Post. Natürlich betraf dies nicht die Einnahmen des Franz Wisinger als Gastwirt. In diesem Zusammenhang ist auch interessant, warum gerade das Augenmerk des Oberpostdirektors zu Düsseldorf, Maurenbrecher, auf den Gastwirt fiel. GALL [89] hat mit seinem Beitrag im Buch zum „Bürgertum in Deutschland“ bei der geschichtlichen Aufarbeitung einer sehr bekannten südwestdeutschen Familie darauf hingewiesen, dass zur damaligen Zeit kaum jemand von den öffentlichen Dingen so ein klares Bild gewann und stets so gut informiert war, wie derjenige, der in seiner Gaststätte, auf dieser „Informationsbörse“, fast stets zugegen war: der Gastwirt. Es war daher kein Zufall, dass Gastwirte sehr häufig als Posthalter fungierten. Darüber hinaus spielten sie auch bei der politischen Vertretung der frühen „bürgerlichen“ Gesellschaft eine große Rolle. Auch das Letztere traf für Franz Wisinger zu. Er war seit dem 02. Juli 1824 Gemeinderat der Stadt Ratingen, wie sich aus einer Liste vom 06. April 1828 des damaligen Landrat des Landkreises Düsseldorf von Lasberg über die Ratinger Gemeinderäte ergibt. Als Bemerkung heißt es in dieser Liste, Franz Wisinger würde Rücksicht auf das Wohl der Stadt Ratingen nehmen. Deshalb nimmt es auch nicht Wunder, wenn Maurenbrecher in seinem schon zitierten Schreiben vom 02. Juni 1825 an das Generalpostamt zu Berlin Wisinger beschrieb als „zwar nicht sehr gewandt, doch treu, zuverlässig und voll guten Willens und darum von den Ratinger Einwohner sehr geschätzt“ [90]. In dieses Bild passt auch Franz Wisingers Mitgliedschaft bei einer Ratinger Schützenbruderschaft. 1827 wurde er Schützenkönig, wie die silberne Plakette in der Kette des Schützenkönigs im Museum der Stadt Ratingen beweist. Alles in Allem leistete dieser Postwärter in seiner Blütezeit (Im Alter von ca. 36 Jahren), als eine bedeutende und einflussreiche Persönlichkeit für Ratingen viel. Er starb im sechsundvierzigsten Lebensjahr bereits am 21. April 1834 in Ratingen im Hause Nr. 33 noch [86]. Dieses Haus befand sich an der Oberstraße, etwa neben dem heutigen Café Feit. Es besteht heute nicht mehr.

Überschlagen wir jetzt einige durchaus bemerkenswerte Zeitabschnitte. Am 29. Februar 1845 wurde eine Kontrolle durch das Ober – Post – Amt zu Düsseldorf vorgenommen. Dabei fehlten wichtige Stücke. Darunter auch ein „neu aufgeschnittener Brief Aufgabe Stempel“. Erst bei der Nachkontrolle am 8. März 1845 war er wieder vorhanden und wurde auch im Protokoll abgebildet.

Welcher der beiden Postaufgabestempel allerdings der ältere oder der jüngere ist, geht aus dem Protokoll [91] nicht hervor. Allein durch heute bekannte Belege in verschiedenen Sammlungen kann man entnehmen, dass der größere Stempel der neuere war. 1850 erfolgte die bedeutungsvollste Reorganisation der königlichen – preußischen Post seit der Große Kurfürst Wilhelm I von Brandenburg 1649 den Befehl erteilte, Verwaltung und Betrieb des Postwesens seien vom Staat zu übernehmen. Die Reform war eine notwendige Anpassung an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung im Preußischen Staat wie auch die Folge, dass nach dem Wiener Kongress durch die Vereinigung zahlreicher neuer Gebietsteile mit dem preußischen Reiche ein ganzer bunter Strauß der verschiedensten Postverwaltungen zur Vereinheitlichung zwang [92]. Jetzt wurden Ober – Post – Direktionen eingerichtet, sämtliche Postanstalten unterstanden ihnen. Letztere wurden nach bestimmten Grundsätzen klassifiziert und zwar in Postämter und Post – Expeditionen. Nach Maßgabe ihres Geschäftsumfanges und ihrer sonstigen Bedeutsamkeit wurden sie eingerichtet. Die Leiter der Expeditionen Zweiter Klasse führten die Bezeichnung Post – Expediteur und, soweit es anging, übernahmen geeignete Ortseinwohner den Dienst als Nebenstelle auf Kündigung. Hierzu gehörte auch die Postexpedition von Ratingen.

Nach Franz Wisinger kam der Kommunal - Steuereinnehmer Constantin Braun, der die Postexpedition in sein Haus Düsseldorfer Straße verlegte, in dem sich heute die Konditorei Bös auch schon wieder 100 Jahre befindet. Er wechselte sich mit seinem Sohn Clemens Braun ab.

Pakettransport und Personenbeförderung

Für Päckereien (=Pakettransporte) und Personenbeförderung war die Postkutsche auch in Ratingen unentbehrlich. Die ehemalige Königliche – Preußische Posthalterei Ratingen befand sich an der Ecke Kreuzstraße / Mülheimer Straße. Der Besitzer Josef Schmitz starb 1859. Sein Sohn Josef Schmitz jr. war sein Nachfolger. Er starb 1872. Der Ehemann der Tochter Katharina Schmitz übernahm Gastwirtschaft und Posthalterei [93].

Abbildung 15 Posthalterei Ratingen, Kreuzstraße Ecke Mühlheimer Straße [94] Von hier aus fuhren die Postkutschen nach Kalkum, Velbert und Werden von 1836 bis 1902. Die Strecke nach Düsseldorf entfiel alsbald durch Änderung der Transporttechnik. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verdrängte das damals moderne Verkehrsmittel Eisenbahn die Postkutsche mehr und mehr. Das preußische Eisenbahngesetz von 1838 lieferte hierfür die Grundlage [95]. Die Konstruktion von Eisenbahnpostwagen, ausschließlich für die Post bestimmt, beschleunigte den Prozess. Die Ratinger Bevölkerung konnte die Eisenbahn nutzen und ihre Post direkt in die Briefschlitze der Bahnpostwagen einwerfen. Eine beachtliche Beschleunigung der Briefweiterleitung war damit verbunden.

Abbildung 16 Soweit eine Postbearbeitung in den Waggons stattfand, erhielten die Postkarten und Briefe eigene Bahnpoststempel, wie das obige Beispiel (Abbildung 16) eines Irrläufers nach Homberg aus dem Jahre 1853 [96] zeigt. Da es viele Orte mit der Bezeichnung Homberg in Deutschland gab und gibt, musste lediglich die Bezeichnung „Homberg“ in die Irre führen. 1870 erfolgte die Eröffnung der Bahnlinie nach Düsseldorf und damit hörte die Posthalterei in der Mühlheimer Straße auf, diese Strecke mit ihrem Pferde bespannten Postwagen zu befahren. Auch hier hat die technische Entwicklung nicht halt gemacht. Heute ist längst der Transport von Post mit der Eisenbahn eingestellt. Lastkraftwagen und Flieger sind das Transportmittel der heutigen Zeit. Gott sei Dank wird der Flughafen Düsseldorf nicht mehr für diese nächtlichen Flüge eingesetzt. Lediglich in der Zeit von 1960 bis 1970 [97] mussten große Teile von Ratingen den Nachtfluglärm erdulden.

Ratinger Post zur Zeit des Norddeutschen Bundes

Dieser zum Teil stürmischen naturwissenschaftlich / technischen Entwicklung im 19. Jahrhundert mit ihren vielfältigen politischen Veränderungen ging die Postorganisation als Schrittmacher voran. Aber das war nur die eine Wirkung der Postorganisation. Ferner gingen von der damaligen Post die stärksten Anregungen und Antriebe für die Schaffung eines einheitlichen deutschen Staatswesens aus [98]. Norddeutsche Staaten schlossen sich 1868 ohne wesentliche Aufgabe Ihrer Eigenständigkeit zusammen zum Norddeutschen Bund. Für die Post allerdings hatte dieser Zusammenschluss eine weit reichende Folge. Preußen gelang es, den einzelnen deutschen Staaten mit ihren eigenen Postverwaltungen nahe zu legen, ihre postalischen Selbständigkeiten aufzugeben und sich im „Norddeutschen Postbezirk“ zu vereinen. Dieser Zusammenschluss war das Werk Otto von Bismarcks und des preußischen Generalpostmeisters Heinrich Stephan. Letzterer war einer der bedeutendsten Köpfe der Postpolitik. Er ist auch heute noch bei Menschen, die sich mit Post näher beschäftigen, als großer deutscher Postreformator bekannt. Er wurde nach 1871 Generalpostmeister der kaiserlichen Reichspost und Staatssekretär im Reichskanzleramt unter Otto von Bismarck. Nach außen war der „Norddeutsche Postbezirk“ deutlich sichtbar gekennzeichnet unter anderem durch die Schaffung eigener Briefmarken.

Abbildung 17 Das links stehende Beispiel zeigt einen Viererblock der ¼ Groschen Marke, verwendet und abgestempelt in Ratingen. Das ergab ein Gesamtporto von 1 Groschen für einen Brief bis 1 Loth (= 15 Gramm) oder für Correspondenz-karten. Diese Postgebühr galt vom 1. Januar 1868 bis 31. Dezember 1874 [99]. Die Königliche Preußische Hofbuchdruckerei zu Berlin erhielt den Auftrag zum Druck der Briefmarken.

Für Industrie und Handel war das Zusammengehen der einzelnen staatlichen Postverwaltungen von weittragender Bedeutung, weil eine Vielzahl von Postschranken fort fiel. Auch das Gebiet der bekanntlich seit 1806 privaten, ehemals kaiserlichen Lehnspost des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, gehörte dazu, weil das Königreich Preußen für 3 Millionen Taler dem Fürsten die Post abkaufte. Eine Kaufsumme, die Thurn und Taxis für viel zu gering hielt. Wenn es nach den Beratern des Hauses Thurn und Taxis gegangen wäre, hätte Preußen 10 Millionen Taler zahlen müssen. Immerhin umfasste dieses Postgebiet in Deutschland als drittgrößter Bereich eine Bevölkerungszahl von über dreieinhalb Millionen Menschen. Aber der Preis, den Preußen zahlte, war ein politischer. Allerdings würden nähere Einzelheiten hierüber den Rahmen dieser Abhandlung sprengen [100].

Von der beträchtlichen Erweiterung des Postgebietes profitierten selbstverständlich auch die Ratinger Bürgerinnen und Bürger. Natürlich finden sich auch heute noch Briefumschlagsbelege mit diesen Briefmarken entwertet mit Ratinger Poststempeln. Es sind interessante Zeitzeugen. Dies gilt ganz allgemein für erhaltene Briefbelege sie sind immer stumme Zeitzeugen aus denen aber viel heraus gelesen werden kann.

Ratingen und die Deutsche Reichspost

Am 4. Mai 1871 trat die Verfassung des Deutschen Reiches in Kraft. Jetzt erfolgte eine Umbenennung der nun kaiserlichen Post in „DEUTSCHE REICHSPOST“. Ratingen blieb zunächst Postexpedition II. Klasse, führte aber die neue Bezeichnung „KAISERLICHE POSTEXPEDITION“.

Von den zahlreichen Nachfolgern als Postexpeditoren soll hier Postmeister Röper erwähnt werden, der von 1872 bis 1876 die Geschicke der Ratinger Post leitete. Vermutlich stammt von ihm auch die Ratinger „Chronik, Beitrag zur Statistik der Kaiserlichen Postverwaltung in Ratingen“. Von ihr befindet sich eine Ablichtung auch im Stadtarchiv Ratingen [101]. Genau lässt sich die Urheberschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ermitteln, denn in der Chronik selbst ist kein Hinweis auf den Verfasser der Arbeit vorhanden. Weil aber eine Verfügung des General – Postamtes, Berlin, vom 07. Juni 1874 die Führung umfangreicher statistischer Hefte seitens der Postanstalten über ihren Amtsbereich forderte, kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass die Eintragungen in dieser Chronik bis 1876 von Postmeister Röper selbst stammen.

Abbildung 18

Nach dieser Zusammenstellung hatte im Jahre 1874 der Ratinger Ortsbestellbezirk 3144 Seelen, der Landbestellbezirk 4840 Seelen. Außer den Bürgermeistereien Ratingen und Eckamp gehörten damals Teile von Hubbelrath und Kaiserswerth zum Ratinger Postbezirk. Welches Ansehen Herr Röper genoss, ergibt sich aus einer Notiz der Ratinger Zeitung vom 22. November 1876. Danach erfolgte die Beerdigung des Postmeisters Röper unter großer Anteilnahme der Bevölkerung [102]. Ein ganz anderes Verhalten der Menschen als heute, wo wir doch eine sehr starke Anonymisierung zu unserer Postverwaltung erlebt haben. Eine Entwicklung die in dieser Richtung leider weiter gehen wird. Eine Anpassung an die langsame wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung in Ratingen wird ebenfalls deutlich durch die Umwandlungen, die die Ratinger Postexpedition erfuhr: 1872 wird sie in eine Postverwaltung umgestaltet. Wie die Ratinger Zeitung vom 5. Januar 1876 berichtete, erhielt unsere Stadt damals durch die Vereinigung des Telegraphenamtes mit dem Postamt ein „Kaiserliches Postamt“ als Postamt 2. Klasse.

Eine weitere Aufwärtsentwicklung ergab sich durch die Höherstufung zum Postamt 1. Klasse ab 1905. Zeichen für den gestiegenen Geschäftsumfang durch die positive wirtschaftliche Entwicklung Ratingens. Ein weiteres herausragendes Ereignis für die Ratinger Post im Laufe ihrer Geschichte stellte die Stadtratssitzung am 02. Januar 1905 dar. Bürgermeister Jansen berichtete über die nach fast zweijährigen Verhandlungen zur Entscheidung gekommene Frage, wo das neue Postgebäude errichtet werden sollte. Die Einweihung erfolgte bereits am 29. März 1906 an neuer Stelle in der Kronprinzenstr. (heute Poststraße). Dort befindet sich auch heute noch die Postanstalt unter einer Bezeichnung, die der heutigen Struktur entspricht.

Ratinger Post in der Zeit von 1918 bis 1945

Der erste Weltkrieg und die damalige Nachkriegszeit brachten auch für die Ratinger Postverwaltung viel Unbill mit sich. Die Sanktionsmaßnahmen der Belgier und Franzosen in der Zeit von 1919 bis 1925 führten zu Schwierigkeiten bei der Postversorgung. So berichtete beispielsweise die Ratinger Zeitung vom 4. Januar 1919 über die Postsperre: „Seit dem 1. Januar 1919 besteht infolge Sperrung des Cölner Brückenkopfes bis auf weiteres keine Postverbindung mehr zwischen dem rechtsrheinischen Teile des Ober – Postdirektionsbezirks Düsseldorf und dem linksrheinischen von belgischen Truppen besetzten Gebiets.“

Während dieser Jahre verhandelte das Düsseldorfer Polizeigericht unter anderem gegen den Ratinger Postdirektor Saenger [103]. Angeklagt, dem französischen Militär die Abgabe von Postwertzeichen verweigert zu haben, verurteilte das Gericht den Postbeamten in Anbetracht seiner verantwortlichen Stellung zu 600.000 Mk. Geldstrafe. Dieser Betrag erscheint uns Heutigen sehr hoch. Wir müssen aber berücksichtigen, wie damals die Geldinflation Deutschlands Wirtschaft zerrüttete. So kostete im Dezember 1923 ein Normalbrief zu 20,0 g im Fernverkehr 100 Milliarden Papiermark! Bei der erfolgten notwendigen Geldumstellung bedeutete die Abwertung von 10 Milliarden Papiermark den Betrag von einem Rentenpfennig. Vor einer derartigen Inflation fürchtet man sich auch in unserer Zeit noch.

Abbildung 19 Für weite Teile der Ratinger Bevölkerung bedeutete dann 1926 die Jubiläumsfeier zum 650jährigen Bestehen unserer Stadt ein wichtiges Ereignis. Auch die Ratinger Post lieferte ihren Beitrag mit einem Sonderstempel dazu. Es war der erste Sonderstempel der hiesigen Postverwaltung. Bemerkenswert die Bezeichnung „Alte Bergische Hauptstadt“. Ein Hinweis auf die Ratinger Geschichte. Denn noch bis in die Zeit des Großherzogtum Berg galt Ratingen neben Düsseldorf, Lennep und Hückeswagen als „Hauptstädte“; wobei diese Bezeichnung nicht Regierungssitz bedeutete, sondern lediglich die Tatsache, neben den genannten anderen drei Städten im Bergischen Landtag die Interessen der städtischen Bevölkerung zu vertreten. .

Ratinger Post nach dem Zweiten Weltkrieg

Machen wir jetzt einen Sprung in das Jahr 1945. Der Zweite Weltkrieg ging zu Ende. Ratingen war die letzte Stadt im so genannten „Ruhrkessel“ [104] [105] [106] die sich am 17. April 1945 bedingungslos den amerikanischen Truppen ergab.


„Übersetzung:
Ratingen, April 17th 1945
Der zuständige Kommandeur der Deutschen Streitkräfte hat sich entschieden, dass die Stadt Ratingen nicht zu verteidigen ist.
Ich biete sie die Übergabe an.
Ich bitte um Barmherzigkeit für diese Stadt und ihre Einwohner.

Der Bürgermeister der Stadt Ratingen

Siegel der Stadt i. V. Schmidt
Ratingen Nr. 12“
Abbildung 20 Kapitulationsurkunde der Stadt Ratingen vom 17. April 1945 [107]

Der Postverkehr wurde sofort eingestellt. Ratingen gehörte ab 05. Juni 1945 zur britischen Zone. Erst langsam erholte sich die Stadt von den Kriegsschäden und Kriegsfolgen. Bombenangriffe und Artillerie-beschuss verschonten das Postamt. Montag d. 2. Juli 1945 durfte das Postamt wieder öffnen. Der Postdienst war noch sehr beschränkt auf Postkarten für jedermann, Briefe für Behörden, Industrie, Handel sowie Banken. Die allmähliche Normalisierung des gesamten Postverkehrs dauerte noch bis Anfang Dezember 1948 [108].

Kommunale Neugliederung der Stadt Ratingen und der Angerlandgemeinden

Ein wichtiger Zeitabschnitt für die Stadt Ratingen begann 1975 infolge der kommunalen Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Mönchengladbach Düsseldorf / Wuppertal durch Gesetz des Landes Nordrhein – Westfalen vom 10. September 1974; Inkrafttreten: 01. Januar 1975. Auf Grund dieser Regelung reagierte die Deutsche Bundespost und änderte auch die Postleitzahlen der Stadt Ratingen mit den jetzt zugehörigen Angerlandgemeinden [109] [110] [111]:

Alte Postleitzahl Neue Postleitzahl
403 Ratingen 403 Ratingen 1
403 Ratingen – Tiefenbroich 403 Ratingen 2
Ratingen – West 403 Ratingen 3
4032 Lintorf 403 Ratingen 4
4035 Breitscheid 403 Ratingen 5
4033 Hösel 403 Ratingen 6
403 Ratingen 6 403 Ratingen 7
4031 Homberg– Meiersberg 403 Ratingen 8

Wie aus diesem Artikel über die Ratinger Postgeschichte ersichtlich, stellen bei der Post Veränderungen und Anpassungen geradezu die Regel dar. So wurde am 1. April 1977 der Verwaltungsdienst aus dem Postamt Ratingen 1 ausgegliedert. Ratingen verlor seine Stellung als Verwaltungspostamt an das Postamt Mettmann 1. Die Oberpostdirektion versetzte den seit 1967 das Ratinger Amt leitende Postamtsrat Klose nach Mettmann, um ihn gleichzeitiger zum Postoberamtsrat zu befördern.

Die Postprivatisierung

1990 erfolgte die Wiedervereinigung der beiden Deutschen Staaten: Bundesrepublik Deutschland und DDR. Weil beide Länder eigene Postverwaltungen hatten, mussten sie zusammengeführt werden. Dies geschah in den Jahren 1993 bis 1998 (Inkrafttreten der Postreform III am 01. Januar 1998) durch die Postreformwerke II und III [112] und [113]. Auch die vierstelligen Postleitzahlen zur Vereinfachung des Postverkehrs mussten daran glauben. Seither haben wir bis auf den heutigen Tag fünfstellige Postleitzahlen. Die mit den Reformen verbundene Abkehr von den bisherigen staatlichen Strukturen durch Privatisierung der Post führten auf Grund des „Gesetzes zur Umwandlung der Unternehmen der Deutschen Bundespost“ zur Rechtsform der Aktiengesellschaft (Postumwandlungsgesetz PostUmwG) zu den Gründungen: „Deutsche Post AG“, „Deutsche Telekom AG“, und „Deutsche Postbank AG“. In Ratingen hatte dies zur Folge, dass sich unsere 200 Jahre alte Posteinrichtung jetzt „Postbankfinanzcenter“ nennt.

Über den Sinn einer Privatisierung der Postdienstleistungen mag man mit Recht streiten. Allerdings ist diese Auseinandersetzung nicht neu; denn sie bestand schon auf hohem Niveau im 19. Jahrhundert. So befasste sich bereits die preußische Regierungs-Instruktion vom 26. Dezember 1808 mit weit reichenden Liberalisierungen (Teil der sog. Stein – Hardenberg’schen Reformen). Auch die staatliche Postverwaltung stand zur Disposition. Über eine Privatisierung dachten die damals Verantwortlichen ebenfalls nach. Allerdings kam man damals zu einem völlig anderen Ergebnis als heutzutage. Die erwähnte Instruction aus dem Jahre 1808 (§ 57) bestimmte nämlich, beim Postwesen von dem Grundsatz auszugehen, „dass das Institut der Posten mehr einem staatswirtschaftlichen als einem finanziellen Zweck habe; letzterer zwar nicht zu vernachlässigen, jedoch im Collisionsfall dem ersten untergeordnet sei müsse“ [114].

Heute geht man genau den umgekehrten Weg. Den fiskalischen Dingen wird größtmögliche Priorität eingeräumt. Daher macht diese einschneidende Umorganisation der Posteinrichtungen den Erlass einer Verordnung zur Sicherstellung des Postwesens Verordnung (Postsicherstellungsverordnung) [115] sowie die Postuniversaldienstleistungs- – Verordnung (PUDLV) vom 15. Dezember 1999, BGBl. I vom 21. Dezember 1999 [116] notwendig, damit die Bevölkerung in den dünn besiedelten Gebieten nicht ihre Postversorgung verlor, weil für die drei genannten Unternehmen ausschließlich Gesichtspunkte der Gewinnmaximierung im Vordergrund stehen konnten und öffentlich rechtliche Notwendigkeiten nicht beachtet wurden. Dennoch kam auch Ratingen nicht an einschneidenden Umorganisationen vorbei, die allerdings nicht so sehr unsere Ratinger Posteinrichtung betraf, sondern vor allem die Posteinrichtungen der früheren Angerlandgemeinden und Ratingen – Tiefenbroich: Schließung der Postfiliale in Ratingen – Tiefenbroich 40880 Ratingen 2, Alter Kirchweg 3 und Eröffnung der Postfiliale bei NOVO als„shop in shop“ Daniel – Goldbach – Str. 21 40878 Ratingen 1 [117]. Rühmlich zu erwähnen ist der zügige Brieftransport innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland. Die meiste Post erreicht nach einem Tag ihren Empfänger. Allerdings gibt es auch Schwachpunkte. Wie die Verbraucher von postalischen Leistungen die örtliche Umorganisation auch betrachteten, machten immer wieder Zeitungsberichte, Abbildung 21

insbesondere in der „Rheinische Post“ deutlich. Besonders viele Leserbriefe beschäftigten sich mit dem so genannten „Post – Klau“. Briefe die in Briefkästen eingeworfen wurden, deren Leerung seit 27. Oktober 1997 nicht mehr unter Verantwortung des Postamtes Ratingen 1 erfolgte, sondern unter der Ägide des Briefzentrum 40 in Langenfeld vorgenommen wird, verschwanden. Ein Ersatz dafür leistete die Post nicht, weil derartige Maßnahmen nur bei Briefen mit Zusatzleistungen rechtens sind. Bei einem Versorgungsbereich von 525 Quadratkilometern mit etwa 1 Million Einwohnern und der postalischen Bearbeitung aller Sendungen aus den Briefkästen dieser Region ist kaum etwas anderes zu erwarten. Denn zu bewältigen sind ca. 1,1 Millionen Briefe als Eingangspost und 2,3 Millionen Briefe im Ab- und Durchgang! Hierbei muss festgestellt werden, einen Ersatz für Briefe ohne Zusatzleistungen, wie z. B. Einschreiben, Wertbrief usw. gab es bei der Post auch früher nicht. Um sicheren Brieftransport zu gewährleisten, hatte schon die Thurn- und Taxische Post das Recommandationsverfahren (=Einschreibverfahren) eingeführt. Lediglich die Königlich – Preußische Post ging von dem Grundsatz aus, bei ihr gebe es keine Verluste. Ihre preußischen Postbeamten wären absolut integer. Erst ab 1821 begann auch bei der Königlichen – Preußischen Post ein Umdenken, indem auch bei ihr das Rekommandationsverfahren eingeführt wurde. Dieses Verfahren als Einschreiben gibt es heute noch.

Abbildung 22

Aktueller Stand der Folgen einer Privatisierung ist, die Belieferung von Sendungen durch zahlreiche Postbriefboten anderer privater Unternehmen. Wie wird die Postlandschaft in Ratingen aussehen, falls zum nächsten Jubiläum unserer ersten Posteinrichtung ein Bericht erscheinen wird? Wird unser Jubilar überhaupt noch bestehen? Die Abbildung links zeigt eine Mitarbeiterin eines neuen privaten Postunternehmens bei der Briefbestellung in Ratingen. Die Zufriedenheit der hiesigen Bevölkerung mit den Post-Filialen lässt auch 2008 noch zu wünschen übrig, wie eine nicht repräsentative Umfrage der „Rheinische Post“ vom 30./31. Oktober 2008 zeigte. Die Frage lautete: Post-Filialen: Sind Sie mit dem Service zufrieden? So haben Sie abgestimmt: Ja 24 Prozent; nein 76 Prozent.

Das Postamt von Ratingen - Mitte

Das kaiserlich – deutsche, das republikanisch – deutsche Reichspostamt, das Bundesrepublikanische Postamt, schließlich die Centerfiliale Ratingen der „Deutsche Post AG“ und heute das Postbankfinanzcenter.

Ausschnitt aus Ansichtspostkarte vom Kunstverlag Max Leib, Köln Hansaring 87 (ca. 1904)

Am 20. März 1883 wurde das Postamt in das dem Bauunternehmer Holzapfel aus Düsseldorf gehörige, nach von der Postbehörde festgestellten Zeichnungen und Verträgen neu erbaute Haus auf die Bahnstraße verlegt und für Rechnung des Amts angemietet; der Mietvertrag lief Ende März 1898 ab, wurde dann aber bis Ende März 1906 verlängert. (Aus Beihefte zur Statistik der Kaiserlichen Postverwaltung in Ratingen ab 1874)

Abbildung 23

Immer an derselben Stelle früher Kronprinzenstraße, dann Speestraße, heute Poststraße im Bild [118]

                                                         Abbildung 24                                           Ansichtspostkarte

Das Kaiserlich – deutsche, das republikanisch – Deutsche Postamt in der damaligen Kronprinzenstraße ca. 1910

                                                      Abbildung 25                                             Foto: Tappeser

Das gleiche Postamt der Deutschen Bundespost in der Poststraße ca. 1960

                                                            Abbildung 26                                                                Foto: Ahrens 

Das gleiche Postamt heute geführt unter dem Namen „Postbankfinanzcenter“ Sommer 2008

Fernmeldeeinrichtungen

Der sehr langsam beginnende Aufschwung der Ratinger Wirtschaft führte in Ratingen zur Einrichtung einer elektromagnetisch betriebenen Telegraphenstation erst im Jahre 1863.Die Postverwaltung richtete sie ein, um diese Station anschließend mit dem Postamt zu verbinden [119]. Der Blick zurück lässt uns Heutige immer wieder in Erstaunen versetzen, was aus der Einführung des elektrischen Stromes zur Nachrichtenüber-mittlung alles geworden ist. Telefon, Handy, Fernsehen, PC usw. usw. Auf diesem Gebiet der Kommunikation wird es auch in Zukunft noch spannend bleiben. Für die Telegraphie wurde am 1. August 1880 eine neue Oberleitung Nr. 740 Fpp zwischen Ratingen und Lintorf in Betrieb gesetzt. Diejenige nach Homberg bei Ratingen am 7. Mai 1888. Am 23. Januar 1890 ist in unserer Stadt erstmalig eine Fernsprech - Vermittlungsstelle eröffnet worden. Die ins Leben gerufene Städtische Fernsprecheinrichtung nebst der Fernsprech – Verbindungsanlage Düsseldorf – Ratingen benutzten zunächst 8 Teilnehmer [119]. Damals war ein Telefonanschluss eine teure Angelegenheit. Jährlich 200 Goldmark musste ein Teilnehmer dafür berappen [120]. Aus persönlichen Schilderungen von Ange-hörigen des Telegraphen- / Fernmeldebauamtes [121] können wir uns etwa ein Bild machen wie vor 1920 in Ratingen das Aufgabengebiet der Telegraphie der Deutschen Reichspost aussah. Das Telegraphenamt befand sich in Düsseldorf und unterhielt u. a. in Ratingen einen Bautrupp. Ein Bautrupp umfasste 10 bis 12 Telegraphenarbeiter mit einem Telegraphenvorarbeiter unter der Leitung eines Bautruppführers. Ihre Aufgabe bestand „hauptsächlich in der Herstellung, Verlegung und Unterhaltung von Telefonanschlüssen, der Bau von Kabelaufführungspunkten auf Dächern, der Neubau von oberirdischen Linien an Dachgestängen über Dächer und an Bodengestängen entlang von Landstraßen und deren Instandhaltung“ Auf der Abbildung 23 kann man auf dem Dach des damaligen Ratinger Postamtes in der Bahnstraße ein Dachgestänge erkennen.

Abbildung 17 Foto: Kreimer Auf der Abbildung 17 sehen wir den Ratinger Telegraphenarbeiter Heinrich Kreimer ganz links im Bild bei der Verlegung einer oberirdischen Telegraphenleitung im Jahre 1931. Beim Bautrupp Ratingen war auch der Telegraphenfacharbeiter Max Boltenburg, der von 1914 bis zu seiner Einberufung zum Kriegsdienst im I. Weltkrieg 1916 am Bau vieler oberirdischer Fernlinien beteiligt war. Er hat 1963 in einem persönlichen Bericht einen unmittelbaren Eindruck über die damaligen Arbeitsbedingungen gegeben 105): Am 29. September 1914 fing ich im Telegraphenbautrupp Ratingen, und zwar als Telegraphenarbeiter, an. Unterkunft und Lager waren im Ratinger Postamt. Zu dieser Zeit bestand der Bautrupp aus 10 Mann und einem Vorarbeiter. Unsere Arbeitszeit begann des Morgens 7 Uhr bis des Abends 7 Uhr. Morgens ¼ Stunde Kaffeepause, 1 ½ Stunde Mittag, nachmittags ¼ Stunde Pause. Tageslohn: 1,80 Reichsmark. Und so zogen wir mit einer Werkzeugkarre und Ziehkarre von einer Bahnlinie zur andern, von einer Landstraße zur andern Landstraße. Arbeiteten wir an den Bahnlinien, hatten wir Unterkunft in den Bahnwärterhäuschen. Arbeiteten wir an Fernlinien, die an Landstraßen entlang liefen, fanden wir Unterkunft bei Bauern oder Privatleuten, oder es wurde ein Mannschaftszelt aufgeschlagen. Ein Lötofen diente zur Wärme. Telefonanschlüsse wurden damals in unserem Bautrupp wenig eingerichtet.“ Nicht immer zur Freude der Mitarbeiter der Deutschen Reichspost mussten sie auch mutwillige Beschädigungen beseitigen. So berichtete der „Allgemeine Anzeiger für Ratingen und Umgebung“ am 13. August 1902 [122] über entsprechende Handlungen:

„ Die Reichstelegraphen- und Fernsprech – Anlagen sind oft vorsätzlichen oder fahrlässigen Beschädigungen, namentlich durch Zertrümmerung von Isolatoren mittels Steinwürfe, durch das Auflassen von Papierdrachen in der Nähe der Anlagen, durch Anfahren von Telegraphenstangen usw. ausgesetzt. Da hierdurch die Benutzung der Anlagen gehindert oder gestört wird, so machen wir auf die einschlägigen Vorschriften des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich aufmerksam. § 317: Wer vorsätzlich und rechtswidrig den Betrieb einer zur öffentlichen Zwecken dienende Telegraphenanlage dadurch verhindert oder gefährdet, daß er Theile oder Zubehörungen derselben beschädigt oder Veränderungen daran vornimmt, wird mit Gefängnis von einem Monat bis zu 3 Jahren bestraft .§ 318: Wer fahrlässiger Weise durch eine der vorbezeichneten Handlungen den Betrieb einer zu öffentlichen Zwecken dienenden Telegraphenanlage verhindert oder gefährdet wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu neunhundert Mark bestraft. § 318a: Unter Telegraphenanlagen im Sinne der §§ 317 und 318 sind Fernsprechanlagen inbegriffen. – Demjenigen, der die Thäter vorsätzlicher oder fahrlässiger Beschädigungen derart ermittelt und zur Anzeige bringt, daß sie zum Ersatze oder zur Bestrafung herangezogen werden können, wird im Einzelfalle Belohnung bis zu 15 Mark aus der Postkasse gewährt. Die Belohnungen werden auch dann bewilligt, wenn die Schuldigen wegen jugendlichen Alters oder aus sonstigen Gründen nicht haben bestraft werden können, sowie, wenn die Beschädigung noch nicht wirklich ausgeführt, sondern durch rechtzeitiges Einschreiten verhindert worden ist, der gegen die Telegraphenanlage geübte Unfug aber soweit feststeht, daß die Bestrafung der Schuldigen erfolgen kann“.

Ausführlicher konnte die Ermahnung in der Zeitung wahrlich nicht gebracht werden. Ein Zeichen wie auch damals schon Unfug aus Überschwang getrieben wurde. Der steigende Aufgabenumfang machte eine Anpassung der Verwaltungsorganisation notwendig, die nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte. Die im März 1920 vom Reichspostministerium erlassenen „Richtlinien für die Neugestaltung d. Telegraphenbaudienstes“ sahen allgemein die Einrichtung von Telegraphenbauämtern vor. Ihr wesentliches Merkmal war die Zusammenfassung des ganzen praktischen Baudienstes bei diesen Ämtern, so dass die Oberpostdirektionen (OPDn) nur diejenige Verwaltungsarbeit verblieb, die zur einheitlichen Leitung dieses Dienstes notwendig war. Für Ratingen ergab sich keine Veränderung. Nach wie vor gab es den Baubezirk I mit Sitz in Mettmann und Bautrupps u. a. auch in Ratingen.

Abbildung 18 Die Abbildung 18 zeigt den Bautrupp Ratingen Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts während des 25jährigen Dienstjubiläums seines Bautrupp-führers Max Weggen (in der vorderen Reihe in der Mitte), „verstärkt“ um einige Gäste aus anderen Bautrupps. Der 2. von rechts (in der vorderen Reihe) ist Max Boltenburg, der wie Max Weggen einen Beitrag für die Chronik unseres Amtes (Fernmeldeamt 3 Düsseldorf) geschrieben hat. Ebenfalls in der ersten Reihe sitzt links Wilhelm Kirsch, der damalige Vorarbeiter im Bautrupp Ratingen noch [123].

Aber nicht nur die Verwaltungsorganisation verlangte nach Veränderungen. Auch in der Mitarbeiterausbildung ging die Reichspostverwaltung neue Wege. Hatte die Reichspost bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts für ihren Telegraphenbauarbeiterbereich entweder ungelernte Arbeiter eingestellt oder solche mit Handwerkerausbildungen wie Schlosser, Tischler, Dachdecker, Klempner usw. so reichten diese Vorbildungen nicht mehr aus. Deswegen hatte die Deutsche Reichspost die Ausbildung als Telegraphen- baulehrlinge eingeführt. Beim Telegraphenbauamt Düsseldorf begann am 01. April 1925 der erste Lehrgang zum Telegraphenbauhandwerker. Der Ratinger Bürger Heinrich Kreimer war einer von 10 ersten Telegraphenbaulehrlingen, die damals ihre Ausbildung begannen. Auf der Abbildung 19 sieht man sie in der Werkstoffbearbeitungs- und Apparatewerkstatt des Telegraphenbauamtes Düsseldorf. In der Bildmitte Telegraphendirektor Heim, der damalige Amts-vorsteher und Lehrherr. Der Ratinger Heinrich Kreimer sitzt ganz rechts und ist sehr beschäftigt. Abbildung 19 Foto: OPD Düsseldorf

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Dieses Zitat kann man auch auf den Telegraphendienst bei der Deutschen Reichspost zitieren; denn aus der ältesten erhalten geblieben vollständigen Übersicht über die Organisation des Telegraphenbaudienstes vom 31. Dezember 1933 kann man die Verlegung des Außenbezirks I von Mettmann nach Ratingen entnehmen:

Tabelle 1 Auch der Zweite Weltkrieg konnte die stürmische Fortentwicklung dieses Dienstzweiges der Post, jetzt der Deutschen Bundespost nicht hemmen.

Abbildung 20 Abbildung 20 zeigt einen Ausschnitt aus dem geographischen Zuständigkeitsbereich des Fernmeldebauamtes Düsseldorf am 01. November 1955. Die Karte bildet die FBauAbt Düsseldorf Nord (= Fernmeldebauabteilung Düsseldorf Nord) ab. Dazu gehören Ratingen, Lintorf, Krummenweg und bestimmte Ortsteile von Düsseldorf, wie zum Beispiel Derendorf. Diese Organisation war neu. Mit der Gründung der FBauAbt D:dorf Nord fiel der Baubezirk I (Düsseldorf Land mit D’dorf – Gerresheim, - Kaiserswerth, Ratingen und Mett-mann fort. Allerdings währte diese Organisation nur 9 Jahre. Ab 01. Januar 1964 galt eine erneut den weiter steigenden Anforderungen angepasste Organisation. Das Fernmeldebauamt Düsseldorf wurde in die Fernmeldeämter 2,3 und 4 aufgeteilt. Ratingen fiel nun in die Zuständigkeit des Fernmeldeamtes 3 Düsseldorf.

Infolge des bei der Post überall gestiegenen Arbeitsanfalls genügte auch das Postamt in Ratingen nicht mehr den Anforderungen. Es musste modernisiert werden. 1964 begann der Umbau und die „Rheinische Post“ berichtete am 19. Februar 1964 ausführlich darüber. Bei dem in 2 Bauabschnitten gegliederte Neubau machte der 2. Bauabschnitt den Bauleuten und Technikern große Schwierigkeiten. Dieser Bauabschnitt betraf das alte Postamt. Hierin befand sich im Ersten Stock die gesamte Telefonvermittlungsstelle für Ratingen und dem Amtsbereich. Schließlich „erfanden“ die Bautechniker eine raffinierte Lösung, indem sie den gesamten Wählersaal auf Stelzen brachten, so dass der Betrieb während der gesamten Bauzeit nicht unterbrochen werden musste.

Abbildung 21 Sonderblatt der Deutschen Bundespost In den späten Abendstunden am 2. Juni 1987 wurde in Ratingen – Beerenkothen die erste digitale Orts-vermittlungsstelle im Bereich des Fernmeldeamtes 3 Düsseldorf [124] eingerichtet. Ingenieure und Techniker der Fernmeldeämter 1 und 3 Düsseldorf, des Fern-meldeamtes Duisburg und der Firmen SEL und Siemens arbeiteten intensiv. 5.400 Telefonanschlüsse konnten auf diese Weise vom Postamt Ratingen, Poststraße auf die neue Vermittlungsstelle umgeschaltet werden. Die Inbetriebnahme der digitalen Ortsvermittlungsstelle Ratingen – Beerenkothen im Bereich des Fernmelde-amtes 3 Düsseldorf leitete die Digitalisierung des Fern-sprechnetzes bei uns ein. Dies konnte nur gelingen, weil die Ratinger Lokal-politik, vertreten durch Bürgermeister Ernst Dietrich, sowie die Stadtverwaltung Ratingen repräsentiert durch den damaligen Stadtdirektor Dr. Blechschmidt und Johann Kemper als Leiter des Fernmeldeamtes 3 mit viel Einsatzfreude die Errichtung vorangetrieben hatten.

Der Streifzug durch die Fernmeldeeinrichtungen in Ratingen soll abgeschlossen werden mit der Einrichtung des Telefonladens in der Ratinger Innenstadt, Oberstraße 20, am 13. März 1981. Weil dieses Geschäft in bester fußläufiger Einkaufslage lag und eine alteingesessene Buchhandlung verdrängte, gab es in der Ratinger Presse mächtig „Zoff“. Besonders hervor tat sich dabei das „Ratinger Wochenblatt“. Bereits am 14. August 1980 erschien ein kritischer Kommentar als „ratinger brief“ [125]. Der Streit entzündete sich am Mietpreis des Ladens. Das Monopolunternehmen Post würde seine Marktmacht einsetzen, um einen kleinen mittelständischen Geschäftsmann aus seinem Ladenlokal zu verdrängen, so hieß es sinngemäß. Natürlich ließ dies die Post nicht ruhen und die Pressestelle des Fernmeldeamtes 3 Düsseldorf erwiderte mit einer entsprechenden Mitteilung. Aber dieses Ereignis ist schon lange her.

Rundgang durch die Postgeschichte der Angerlandgemeinden

Die Einführung des Landpostdienstes in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts war eine der Glanzleistungen der damaligen Reichspost unter Leitung des Generalpostmeisters Heinrich von Stephan 109). Der Aufbau geschah in den Jahren 1871 bis 1880 und dazu führte die Post ab 01. Mai 1871 die Postagentur ein, die nebenberuflich ortsansässigen Postagenten leiteten. Der Landpostdienst beinhaltete einerseits die Zustellung der Postsendungen und andererseits die Einsammlung von Postsendungen zur weiteren Ableitung. Sie hatten praktisch dieselben Leistungen und Obliegenheiten wie die Postämter, jedoch eine wesentlich einfachere Struktur. Mit dieser Verdichtung des Postnetzes einher ging die Verkleinerung der Bestellgänge der Landbriefträger. Eine zweite die Post fördernde Maßnahme war der Fortfall des Landbestellgeldes auf Grund des Gesetzes über das Posttaxwesen vom 28. Oktober 1871. Als dritte Maßnahme fand eine ständige Vermehrung der Landbriefkästen statt. Im ganzen Deutschen Reich gab es 1872 17.242; 1877 schon 23.657 Landbriefkästen . Die Folgen des verlorenen Ersten Weltkrieges hatten auch für den Landpostbetrieb einschränkende Maßnahmen zur Folge. So berichtete die „Ratinger Zeitung“ vom 12. Juli 1923 über die Postbestellung auf dem Lande: „Die Postversorgung auf dem platten Lande hat schon vor dem Kriege bedeutende Zuschüsse erfordert, die bei der früheren Wirtschaftslage des Deutschen Reiches erträglich waren, zumal sie durch die Überschüsse in den Städten ausgeglichen wurden. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen hat sich dieses Missverhältnis noch mehr zu Ungunsten des Landes verschoben, da der Postverkehr auf dem Lande stärker zurück gegangen ist als in den Städten, andererseits aber auch in den Städten keine Überschüsse mehr erzielt werden, die zum Ausgleich führen könnten. Unter dem Zwange der wirtschaftlichen Notlage des Reiches mussten und müssen fernerhin die Verkehrseinrichtungen der Post erheblich eingeschränkt werden. Bei dem Postamt Ratingen wird von jetzt an die Postbestellung auf dem Lande an Sonntagen in der Weise beschränkt, dass die Wohnstätten, die außerhalb des Weichbildes der Stadt gelegen sind, an Sonntagen keine Bestellung mehr erhalten. Bei der Postagentur Homberg b. Ratingen ist die Postbestellung nach dem Lande an Sonntagen gänzlich eingestellt worden.“ An einzelnen Beispielen der Angerlandgemeinden kann man den Erfolg der damaligen Ausbreitung der Postleistungen in der Fläche gut erkennen, wie z. B. Hösel, Homberg und Lintorf. Allerdings ist die Zahl der Landbriefkästen im Einzugsbereich des Ratinger Postamtes heute nicht mehr feststellbar.

Breitscheid

Die „Rheinische Post“ berichtete am 20. Dezember 1952 über den Neubau einer Vermittlungsstelle Krummenweg für Breitscheid und Hösel. Die Zeitung sprach anerkennend über die Leistungen des Telegraphenbautrupps. Am 03. November 1961 wurden die vierstelligen Postleitzahlen zur Zustellungsvereinfachung eingeführt. Dabei erhielt Breitscheid als selbständige Angerlandgemeinde die amtliche postalische Bezeichnung „Breitscheid (Bz. Düsseldorf)“ und die Postleitzahl (PLZ): 4035 [126]. Die Kommunale Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Mönchengladbach Düsseldorf / Wuppertal durch Gesetz des Landes Nordrhein – Westfalen vom 10. September 1974, in Kraft getreten am 01. Januar 1975 brachte für die Angerlandgemeinden vielfältige Änderungen, die damals nicht nur Freude auslösten. Dies ist auch heute noch völlig verständlich. Als Folge trat postalisch eine Änderung der Postleitzahlen ein. Aus „Breitscheid Bz. Düsseldorf“ mit der PLZ 4035 wurde „403 Ratingen 5“. Auch diese Bezeichnung blieb nur kurze Zeit, denn bereits ab März 1975 wurden die dreistelligen PLZ auf eine vierstellige PLZ gebracht: „4030 Ratingen 5“ [127]. Im August 2003 schloss das Postamt 40885 Breitscheid 5 auf der Grundlage der Post – Universaldienstleistungsverordnung vom 15. Dezember 1999 [116]. Dafür eröffnete eine Postagentur im Supermarkt REAL,- Breitscheid An der Hoffnung 125 in einem Tabakstand als „shop in shop“. Nach einer persönlichen Mitteilung der Verkäuferin im Tabakstand eröffnete die Postagentur ihren Betrieb am 17. November 2003.

Eggerscheidt

Dieser damals selbständige Ort ist 1961 noch nicht im Postleitzahlenverzeichnis aufgeführt. Erst im Postleitzahlenverzeichnis aus dem Jahre 1975. Eggerscheidt wird 403 Ratingen 7 und 1975 4030 Ratingen 7. Am 31. Januar 1997 Schließung der Postfiliale nunmehr mit der fünfstelligen PLZ 40883 Ratingen 7 Am Schluchtor 4. Die Post schloss sie nicht ganz ersatzlos. Doch eine stationäre Filiale wie in anderen Ortsteilen kam nicht zustande. Vielmehr versah ein motorisierter sog. „Zusteller mit Annahmebefugnis“ seinen Dienst. 13 Aufgaben wie z. B. Verkauf von Briefmarken, Annahme von Briefsendungen (einschl. Päckchen), Postbank Angelegenheiten oder Verkauf von Telefonkarten [128] gehörten dazu.

Hösel

Die Ratinger Zeitung berichtete vom 19. April 1876 über die mögliche Einrichtung einer Postagentur in Hösel. In ähnlicher Weise wie sie schon in Lintorf und Homberg eingerichtet worden waren unter Verwaltung der Ratinger Postanstalt. Der Aufbau eines Landpostdienstes durch Schaffung der Postagen-turen, die vorwiegend nebenberuflich durch Ortseinwohner betrieben wurden, erfolgte im Deutschen Reich ab 1871 [129] und [130]. In der Zeit von 1934 bis 1945 / 46 befand sich in Hösel in der Heiligenhauser Straße 54 die Postnebenstelle „Bruch über Ratingen“. Ein gelber Postwagen versorgte täglich von Ratingen aus die Posthalterin Frau Witwe Laupenmühlen, mit den eingegangenen Postsachen [131]. Weiter können wir der Ratinger Zeitung vom 18. Mai 1873 den Verkehr von Botenposten zwischen Hösel Bahnhof und der Postexpedition II. Klasse Krummenweg entnehmen. Ob die Botenpost nur gelegentlich oder auf Grund geregelter Zustellzeiten ging ist nicht überliefert. Als Angerlandgemeinde erhielt Hösel bei der Einführung der vierstellig gegliederten Postleitzahlen die PLZ „4033 Hösel“. Nach der schon beschriebenen Kommunalen Neugliederung 1974/75 erhielt Hösel die postalische Kennung „403 Ratingen 6“, dann „4030 Ratingen 6“. Ab 01. Juli 1993 erhält Hösel die neue fünfstellige Postleitzahl „40883 Ratingen 6“. Wie schon bei den allgemeinen Angaben über Fernmeldeeinrichtungen erläutert, verlegte die Post die in den Anfangsjahren der Telegraphie und Telefonie überirdisch geführten Telefonkabel mehr und mehr unterirdisch. In Hösel stellte die Postverwaltung durch Verlegung eines 100- und eines 70-paarigen Kabels im Januar 1952 auf unterirdische Verkabelung um [132] und [133]. Am Sonnabend, den 27. April 2002 schloss die Postfiliale Hösel. Sie war eine von 5000 Filialen der „Deutsche Post AG“, die aus Gründen der Rationalisierung fortfiel. Stattdessen eröffnete in der Lotto – Toto – Annahmestelle von Margret Doppstadt in Hösel, Bahnhofstr. 70 wieder wie vor über 100 Jahren eine Postagentur, die jetzt schon wieder an anderer Stelle ihre Arbeit aufgenommen hat [116] [134].

Homberg bei Ratingen

Ab August 1872 erhält Homberg eine Postagentur [135] und [119], die zum 01. Oktober 1957 in ein Zweigpostamt umgewandelt wird [136] Im Januar 1876 erfahren die Leser der „Ratinger Zeitung“ die Nachricht über die Rechnungsführung für die Postagenturen Homberg und Lintorf durch das Postamt Ratingen. Am 26. Januar 1922 berichtete die „Ratinger Zeitung“ über die Postsachenbeförderung zwischen Ratingen und Homberg bei Ratingen. Danach fand ab 27. Januar [1922] nur noch täglich einmal und zwar vormittags eine Postsachenbeförderung zwischen Ratingen und Homberg bei Ratingen statt. Tabelle 2

ab Uhrzeit an Uhrzeit
Homberg 6.40 Uhr vormittags Ratingen 7.25 Uhr vormittags
Ratingen 8.10 vormittags Homberg 8.50 Uhr vormittags

Dieser Verkehr dauerte nicht lange, denn bereits zum 01. September 1922 wurde die private Personenbeförderung wieder eingestellt. Daher kann man sich gut vorstellen, welche Freude im dortigen Ort herrschte, als die Bevölkerung die Einrichtung einer Kraftpostlinie etwa ab Mai (28.Mai) 1925 erfuhr, wie die Schulchronik von Homberg – Meiersberg 1877 – 1958 [137] berichtete. So heißt es: „Die lang ersehnte Kraftpostlinie Velbert – Heiligenhaus – Homberg – Ratingen wird eröffnet. Täglich verkehren 12 Wagen, je 6 nach Ratingen und zurück. 3 Wagen fahren durch bis Velbert, die übrigen nur bis Heiligenhaus. Der beste Beweis wie begehrt dieses Verkehrsmittel ist, ist wohl die starke Inanspruchnahme seitens der Bewohner Meiersberg ab Station „Hofermühle“ und „Zur Straße“ und seitens der Bewohner Hombergs ab Station „Zur Krone“, „Karpenhaus“ und „Schlagbaum“. Die einfache Fahrt nach Ratingen ab Station „Zur Krone“ kostet 50 Pfennig; pro km 10 Pfennig.

                                                                          Abbildung 22

Der auf obigem Fahrschein [138] – abgebildet mit Vorder- und Rückseite – angegebene Fahrpreis von 40 Pfennig stimmt mit dem Preis in der Schulchronik nicht überein. Allerdings kann aus dem Fahrschein nicht entnommen werden, zu welchem Zeitpunkt er ausgegeben wurde. Es gibt auch noch Fahrscheinbelege zum Preis von 60, 90 Pfennigen und 1 RM 10 Pfg. Auch sie können im Augenblick zeitlich nicht zugeordnet werden.

Eine weitere Zeitungsnotiz in der „Ratinger Zeitung“ vom 12. Februar 1924 spricht von der Umwandlung der Postagentur Homberg bei Ratingen und machte die Verminderung der Postdienstleistungen auf dem platten Lande, die bereits 1923 angekündigt worden war, sehr deutlich.. „Die Betriebsverhältnisse bei der Postagentur in Homberg werden zum 1. März [1924] ab vereinfacht. Feste Dienststunden werden nicht mehr abgehalten. Postsendungen, Telegramme und Gesprächsanmeldungen werden weiter angenommen, jedoch dürfen Postanweisungen, Zahlkarten und Wertsendungen nur bis zum Einzelbetrag von 1000 Rentenmark oder einem entsprechenden Betrag in Reichswährung aufgeliefert werden. Mit der Zustellung von Postsendungen, der Ausgabe von Wertsendungen und mit der Auszahlung von Post- und Zahlungs- Anweisungen sowie von Rentenbeträgen hat die Postagentur keine Befassung mehr. Der Zustellbezirk wird unter den Postanstalten in Ratingen, Heiligenhaus und Hubbelrath aufgeteilt. Die Gemeinde Homberg wird von Ratingen bestellt. Beim hiesigen [Ratinger] Postamt sowie bei der Postagentur in Homberg und den betreffenden Landzustellern kann Näheres über die Zuteilung der einzelnen Wohnstätten erfahren werden.“

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg etwa zwischen 1921 und 1925 war auch für Homberg von der französischen Besatzung geprägt als Ausfluss des „Ruhrkampfes“. An dieser Stelle bleibt nur die vorläufige Schließung der Postagentur Homberg bei Ratingen durch französische Besetzung am 07. März 1923 zu erwähnen [139]. Die Post unterlag strengen Zensurbestimmungen. Wann die Agentur Homberg wieder für den deutschen Postdienst freigegeben wurde, lässt sich aus den im Stadtarchiv Ratingen erhaltenen Zeitungen nicht mehr entnehmen. Machen wir jetzt einen großen Zeitsprung ins Jahr 1945. Der Zweite Weltkrieg war zu Ende gegangen. Ratingen und auch Homberg bei Ratingen kapitulierten als letzte Städte im sog. „Ruhrkessel“. Die Ruhrkesselschlacht betraf die Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Model. Nähere Einzelheiten kann der einschlägigen Literatur entnommen werden [104] bis [106]. Nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutete die Beseitigung der Kriegsschäden eine enorme Aufgabe. So berichtet der Leiter des Fernmeldebauamtes 3 Düsseldorf J. KEMPER [140] über die Wiederaufnahme des Telefonverkehrs. Zerstörungen im Bereich waren ähnlich wie in Mettmann. Dort waren zum Teil die Luftkabelstrecken auf Hunderten von Metern zerstört oder vom Militär abtransportiert. Gelitten hatten hauptsächlich die Gebiete von Hösel, Homberg, Lintorf und auch Angermund. Der Bautrupp war mit der Einsammlung von Baugerät, Beseitigung von Störungen und mit der Sicherung eines umfangreichen Lagers der Luftnachrichtentruppe beschäftigt. Der Einsatz des Ortskabelmessbeamten konnte erst ca. 2 Wochen später nach Inbetriebnahme der Vermittlungsstelle erfolgen. Die Zeit des Wiederaufbaus begann und machte große Fortschritte. Die Einführung der Postleitzahlen schuf für Homberg (b. Ratingen) und Meiersberg die PLZ 4031. Daraus wurde 1974/75: 403 Ratingen 8, es folgte 4030 Ratingen 8. Heute ist die Postleitzahl 40882 Ratingen 8. Am 31. Mai 1999 schlug auch der Postfiliale in Homberg bei Ratingen die letzte Stunde. Sie wurde ebenfalls in eine Agentur umgewandelt, die sich in einem Schreibwarengeschäft mit Lotto – Annahmestelle, Ostring 1a, einrichtete. Ihr erster Arbeitstag: 01.Juni 1999 [141].

Abbildung 23 Sammlung Ahrens, Dr. Friedrich Krummenweg: Krummenweg, zwischen Breitscheid und Lintorf gelegen, war sogar ab 01. Mai 1829 eine Postexpedition. Diese Postexpedition wurde nach 1839 aufgehoben, nach 1865 wieder gegründet als Postexpedition II. Klasse. Endgültig zum 31. Dezember 1875 geschlossen. An ihre Stelle trat die Postagentur Lintorf ab 01. Januar 1875 [142]. Poststempel: Krummenweg 29. (Monat unleserlich) (18)74 3-4 N

=== Lintorf: === Der Ort, im Regierungsbezirk und Kreis Düsseldorf gelegen, hatte ab 01. Januar 1876 eine Postagentur mit der Amtsbezeichnung „Postagentur Lintorf Reg. Bez. Düsseldorf“. Die Agentur befand sich im Hause Jungholz, der früheren Angermunder Straße 2, heute Lintorfer Markt. Ab Ende 1882 wurde der Name von der Postverwaltung in „Lintorf (Rheinland)“ geändert. Ferner verfügte dieser Ort auch über eine Station der Speldorfer – Troisdorfer Eisenbahn. In der Station selbst befand sich auch eine Eisenbahn – Telegraphen – Stelle, die für das Publikum geöffnet war.

Das für die Post neu erbaute Gebäude wurde zum 01. Oktober 1902 seiner Bestimmung als Postamt III. Klasse übergeben. Die Übergabe des Postamtes und die Abnahme des Amtsgebäudes fanden am 02. September [1902] durch einen Oberinspektor aus Düsseldorf statt. Als Postmeister fungierte Postverwalter Heinrich Heinz aus Krefeld. Landbriefträger waren Peter Keusen, August Hollenberg und Friedrich Feldhausen. Sie versorgten die Lintorfer Bevölkerung zweimal täglich mit Post. 1934 zog das Postamt um zur Duisburger Straße 16 und 1962 verlegte man das Postamt auf Lintorfs Hauptgeschäftsstraße, die Speestraße. Am Montag, d. 22. August 1988 wurde das neue Postamt „Im Kreuzfeld“ 20 eröffnet 131). Dort befindet sich die Filiale auch noch 2009. 1988 beschäftigte das Lintorfer Postamt neben dem Leiter 12 Zusteller, 6 Schalterbeamte, 3 Teilzeitkräfte, 1 Raumpflegerin. Dazu kamen ab 01. November 1988 5 Zusteller für Breitscheid. Leiter 1985 Postbetriebsinspektor Willi Münz, Vorgänger waren Kurt Tappeser, Franz Mendorf, Peter Kuhles. Die Postleitzahlen für Lintorf machten analoge Änderungen durch wie bei den anderen Angerlandgemein-den. Heutige PLZ: 40885 [119] und [143] [144] [145]. Postfiliale Ratingen – Lintorf, Im Kreuzfeld 20

                            Abbildung 24    Foto: Dr. Ahrens, Ratingen
Amtsvorsteher Postamt Ratingen [146]
Name Dienstbezeichnung Zeitraum
Lamberz, Wilhelm Postexpeditor 01. Januar 1809 bis 31. Oktober 1810
Blind, Hermann Postexpeditor / Postwärter 01. November 1810 bis 31. April 1824
Wiesinger, Franz Postwärter / Postexpeditor 01. Mai 1824 bis 30. September 1830
Braun, Constantin Postexpeditor 01. Oktober 1830 bis 13. September 1834 (?)
Braun, Clemens Postexpeditor 14. September 1834 bis  ?
Verwaltung der Postexpedition durch
Braun, Constantin Postexpeditor 28. Januar 1845 bis 31. April 1845
Mund, Steuerempfänger / Postexpeditor 06. Mai 1846 bis April 1849 (?)
Krengel, Adolf Postexpeditor 14. April 1849 bis 11. August 1852
Boltze Postexpeditor 1852 (?) bis 1870
Becker Amtsvorsteher 1870 bis 1872
Röper Postmeister 1872 bis 1876
Hambruch Postmeister 01. 04. 1877 bis 31. 03. 1905
Hahn Postdirektor 01. 04. 1905 bis 31. 07. 1912
Hansberg Postdirektor 01. 08. 1912 bis 30. 04. 1917
Lensing Postdirektor 01. 05. 1917 bis 31. 01. 1923
Saenger Postdirektor 01. 03. 1923 bis 31. 07. 1929
Nordheim Postamtmann 01. 08. 1929 bis 30. 09. 1935
Köhler Oberpostmeister 01. 11. 1935 bis 30. 04. 1944
Schuk Oberpostmeister 01. 05. 1944 bis 30. 11. 1949
Schrader Oberpostmeister 01. 12. 1949 bis 1. 05. 1954
Schlüter Oberpostmeister 01. 06. 1954 bis 21. 06. 1959
Kempken Oberpostmeister 22. 06. 1959 bis 13. 06. 1960
Schäfer Postamtmann 14. 06. 1960 bis 03. 07. 1963
Brüggemann, Josef Postoberinspektor 04. 07. 1963 bis 02. 02. 1964
Klose, Günter Postamtsrat 03. 02. 1964 bis 31. 03. 1977
Brüggemann, Josef Betriebsleiter 01. 04. 1977 bis 31. 08. 1983
Busch Postamtmann 01. 09. 1983 bis  ?

Epilog

Herzlicher Dank

Meiner Ehefrau, Eva, will ich diese Arbeit widmen, weil sie unter meiner unermüdlichen Tätigkeit sicher viel erdulden musste. Hierfür glaube ich mich entschuldigen zu müssen; dennoch: ohne Ausdauer, Geduld und viel Fleiß lässt sich im Leben nichts erringen. Dieser Artikel hätte nicht erscheinen können, wenn der Autor nicht vielfältige fachliche Hilfe erfahren hätte. Allen voran will ich meine Dankbarkeit dem Leiter des Ratinger Stadtarchivs Archivar J. Schulz – Hönerlage ausdrücken. Die im Stadtarchiv schlummernde einschlägige Literatur wäre mir nicht erschlossen worden. Auch seine Hilfe bei Transcriptionen der Ratinger Magistratsprotokolle aus der Zeit um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert muss dankend erwähnt werden. Sehr viele Informationen kamen von der Post. Für den Bereich Telekommunikation gab mir Herr Leitender Postdirektor a. D. Dipl. Ing. J. Kemper, ehemaliger Amtsvorsteher des Fernmeldeamtes 3 zu Düsseldorf das nötige Rüstzeug. Herr Werner Diederichs leistete als Sprecher der Postsenioren hilfreiche Koordination. Auch der Witwe des ehemaligen Postamtmann K. Tappeser und dessen Tochter Frau Elefteriadis sei an dieser Stelle mein Dank ausgesprochen für die Überlassung von Fotographien aus dem Ratinger Postalltag. Vielfältige Postliteratur bekam ich von Herrn Postamtmann a. D. Hans Ahrens, Mettmann, die für mein Hintergrundverständnis von großem Wert sind. Herr J. Pauli, heute Mitarbeiter des Postbankfinanzcenter Ratingen überließ mir Fotoreproduktionen von seinem früher bei der Post beschäftigten Vater, Fotos, die Geschichte erst menschlich machen. Auch hierfür meinen herzlichen Dank. Sehr habe ich mich gefreut für die Überlassung des Buches von Ch. Schmidt „Le Grand – Duché de Berg“, übersetzt von Oberpostdirektor a. D. A. Brass durch H. Schildein, Ratingen. Bilder von Heinrich Kreimer, Telegraphenfacharbeiter aus Ratingen, erhielt ich von seinem Sohn Karl – Heinz Kreimer. Dies rechne ich ihm hoch an.

Erläuterungen / Anmerkungen

  1. Zugleich 20. Beitrag zur Ratinger Postgeschichte
  2. Gaugreben Ferdinand Theodor Kaspar Franz, Freiherr von geb. 1743, gest., 1785 als Kurfürstlicher Geheimrat und Kämmerer zu Düsseldorf; aus HOGREBE, Karl „Die Sauerländer Gogreven – Stammes- und Heimatgeschichte durch 7 Jahrhunderte“, 1939 Satz und Druck der Josefs – Druckerei, Bigge – Ruhr; vorhanden in: Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Signatur; Hx 474
  3. Die Rechtschreibung und der Gebrauch von Wörtern der damaligen Zeit stimmen mit unserer heutigen Art und Weise nicht überein. Es sind keine Druckfehler!
  4. Hauptapanagial – Rezeß = Hauptzahlungs – Vergleich; von Apanage = regelmäßige Zahlungen an Nichtregierende Mitglieder eines Fürstenhauses zur Sicherung des Lebensstandards
  5. Die „Schwarzen Kabinette“ waren eine französische Erfindung und dienten in Frankreich schon seit Richelieus Zeiten der Postkontrolle französischer Untertanen.
  6. Beugnot: Jacques Claude, Comte de geb. 1761 in Bar-sur-Aube. 19.07.1808 ernannte Napoleon I. den Grafen Beugnot zum „Sonderbeauftragten für die Inbesitznahme der Herzogtümer Berg und Cleve, von Münster und Mark“. Später nach der vollen Bourbonen Restauration in Frankreich erhielt er den Titel eines Staatsministers ohne Portofolio. 1830 wurde er Peer of France durch Karl X. Louis – Philippe machte ihn zum Generaldirektor der Manufakturen und des Handels (siehe auch Literatur Nr. 39b) S 72 ff) gest. 24. Juni 1835.
  7. Die Familie Maurenbrecher erhielt 1668 das erste Postprivileg am Niederrhein. Die Posthalterei befand sich zunächst auf der Zollstraße im Hause der heutigen Gaststätte „En de Canon“ in Düsseldorf. Über der dortigen Tür befindet sich noch das Maurenbrechersche Wappen, eine vor einer Mauer stehende Kanone. Später befand sich die Posthalterei auf dem Burgplatz, der Flinger Straße, schließlich Poststraße 1. Der letzte Posthalter Peter Wilhelm Maurenbrecher starb 1861 als preußischer Oberpostdirektor.

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Literatur / Quellen

  1. Magistratsprotokoll der Stadt Ratingen vom 19. Juni 1727
  2. 100 Jahre Oberpostdirektion Düsseldorf 1850 bis 1950, Düsseldorf 1949 Seite 18
  3. Magistratsprotokoll Stadt Ratingen v. 23. September 1780 Signatur STAR P 7 1770 - 1787
  4. Briefcopiermanual der Großherzoglich - Bergischen Postverwaltung im Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland Amkt. Zeichen 4166 vom 2. Dezember 1808 - 4. Februar 1809
  5. Magistratsprotokoll Stdt Ratingen vom 7. Februar 1809, Signatur STAR P12 vom 30. Oktober 1805 - 1810
  6. Werner Münzbergs Thurn und Taxis-Poststationskatalog, Lassleben, Kallmünz 1967, S. 230.
  7. Veröffentlichungen im 19., 20. und 21. Jahrhundert:
      • RÖPER, Postmeister begonnen in „Chronik, Beitrag zur Statistik der Kaiserlichen Postverwaltung in Ratingen“ [etwa ab 1874] Abdruck vorhanden im Stadtarchiv Ratingen
      • ANONYMUS, „Das Ratinger Postamt 140 Jahre alt“ in Rheinische Post vom 17. 12. 1949
      • ANONYMUS, „Sie brachten vor fünfzig Jahren die Post“ in Rheinische Post vom 17. Mai 1951
      • ANONYMUS, „Kaiser schenkte silberne Peitsche“ in Rheinische Post vom 31. August 1955
      • ANONYMUS, „Bis 1902 erklang das Posthorn“ in „Rheinische Post“ vom 09. Dezember 1949
      • GERMES, Jakob, Nachlass unveröffentlichte handschriftliche Notizen aus den Postakten der Reichspostdirektion Düsseldorf von 1817 bis 1847 und 1850 bis 1855 im Stadtarchiv Ratingen NK 2 – 7
      • GERMES, Jakob (J. G.) Verschiedene Themen zur Ratinger Postgeschichte I bis X in Rheinische Post vom 11. April 1967 bis 03. Juni 1967
      • KLEIN, Hans Gerd „Was wissen Sie über Ratingen“ in Preußen Studien März 1993 Nr. 54 S.17
      • PETRY, Dr., Johannes, „Die Post in Ratingen“ in Alt-Ratingen 8, (1926) S. 38/39
      • WEIDLE, Helmut, Heimatkundliche Sammlung von Briefbelegen und anderen postalischen Stücken 1987
      • WEIDLE, Helmut, Postgeschichtliche Aufzeichnungen des Postamtes Ratingen „Sammlung Weidle“ Stand 1985
      • WILLNAUER, Petra Ratinger Post – ein Rückblick in Rheinische Post vom 24. Januar 2009
      • AHRENS, Dr. Friedrich (Auswahl)
        • „Muster ohne Werth“ von Johann Gottfried Brügelmann vom September 1797 in Rundbrief der Bundesarbeitsgemeinschaft Philatelistische Postgeschichte in Nordrhein – Westfalen (im BdPh. e. V.) e. V. 29. Jhrgg. Nr. 97 Okt. 2006 S. 127 ff.
        • Vom „Silberboten“ zum Brief 2000 – 725 Jahre Stadt Ratingen – herausgegeben von den Briefmarkenfreunden Ratingens 1962 e. V. einschließlich Ausstellung 08. 09. 2001 im Foyer des Rathauses und im Museum der Stadt Ratingen
        • Der Ratinger Silberbote, Städtische Dienstleistungskultur im ausgehenden Mittelalter Ratinger Forum 2007 S.73 ff.
        • „Ratinger Blitz Brief“ in Merkur – Briefe Zeitschrift d. Studiengruppe Moderne Privatpost i. d. Arge Privatpost – Merkur Abteilung II „Die abgeschlossene Anstalt“ Nr. 5, 2. Jahrgang, Dezember 2001, S. 163/67
        • „Franz Wisinger Gastwirth und Postexpeditor dazu“ in Ratinger Forum Heft Nr. 9 2005 S. 157 ff.
        • „Tabellarische Übersicht über Schließung und Umwidmung Ratinger Postfilialen 01.01.1997 bis 10.04.2006“ in Rundbrief der Bundesarbeitsgemeinschaft Philatelistische Postgeschichte in Nordrhein – Westfalen (im BdPh. e. V.) e. V. 29. Jhrgg. Nr. 96 Juli 2006 S. 102
        • „Handbuch und Katalog Absenderfreistempel 20. Jahrhundert Ratinger Behörden, Industrie- und Handelsunternehmen sowie Freie Berufe“ ca. 340 Seiten ca. 2.600 Abbildungen ISBN 3-9334-4575-0 vorgestellt auf der „Internationale Briefmarken – Börse Sindelfingen“ anlässlich des dortigen Beitrages „Postgeschichte – live in Sindelfingen“
        • „Dumeklemmer Post aus Ratingen“ Beitrag über die Verwendung von R und V Zetteln in Ratingen, Ausstellung „R- und V – Zettel im Wandel der Zeiten“ aus Anlaß des 50. Jahrestages der Arge „R+V – Zettel“ e.V. im BdPh e.V. Oktober 1999 in Suhl
        • R – Zettel „4032 Lintorf b. Ratingen“ in Berichte der „Arbeitsgemeinschaft ‚R+V – Zettel’ e. V.“ im Bund Deutscher Philatelisten e. V. (BdPh e. V.) Nr. 150, August 2004 (2) S. 2733
        • Kleine Reminiszenz an Eggerscheidter Postgeschichte in „vor Ort“ Zeitschrift für Hösel und Eggerscheidt, Dezember 2006, Januar/Februar 2007 S. 50/51
  8. LOTZ, Wolfgang Deutsche Postgeschichte – Essays und Bilder – 1989 Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, Berlin S. 8
  9. Original der Stadterhebungsurkunde im Ratinger Stadtarchiv (Übersetzung aus der lateinischen Schriftsprache durch Stadtarchiv Ratingen)
  10. Geschäftsordnung der Stadtverwaltung Ratingen, In Kraft getreten am 01. August 1957, Druck St. Ruffing, Ratingen
  11. Zitiert nach: STEPHAN, Heinrich Preußische Postgeschichte von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart (1858) nach amtlichen Quellen Berlin 1859, Verlag der Königlichen Geheimen Ober – Hofdruckerei, (R. Decker) S. 805 Unveränderter Nachdruck R. v. Decker’s Verlag Heidelberg 1987, S. 51
  12. Postkonvention zwischen Churpfalz und dem Reichspostgeneralat der Fürsten von Thurn und Taxis 1743, Fürstlich Thurn und Taxisches Zentralarchiv Regensburg
  13. siehe AHRENS, Dr., Friedrich „Muster ohne Werth“ unter Nr.1)
  14. FEUSER, Peter und MÜNZBERG, Werner „Deutsche Vorphilatelie“ Spezialkatalog und Handbuch, Peter Feuser Verlag Stuttgart 2000, Seite 227
  15. DAMMER, Martin und SUER, Hans „Hundert Jahre Oberpostdirektion Düsseldorf“, Düsseldorf 1949, Seite 18
  16. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen (9a).
  17. Ratinger Magistratsprotokolle P 7 1770 – 1787, P 8 1787 – 1796 Ratinger Stadtarchiv Signatur P7 und P8; insbesondere vom 21.05., 11.06, 20.06, 30,06, 07.07, 18.07, 28.07, 27.08, 21. 09, 22.12, 31.12. 1770; 23.02, 28.05. 1771; 01.02, 02.05. 1772; 16.04. 1773; 18.06, 20.06 1774; 27.02, 25.07. 1776; 01.02, 04.03, 06.05, 18.05. 1780; 06.11.1781; 31.08, 14.12. 1782; 18.01, 17.05. 1783; 30.03, 28.05. 1785; 01.02, 08.04, 26.07, 18.08. 1786; 24.03. 1787; 13.02, 20.03, 28.04, 27.11. 1790; 11.06. 1794; 02.05. 1795
  18. Magistratssitzung vom Samstag den 20ten März 1790 Ratinger Stadtarchiv Signatur P8 Blatt 77 recto
  19. Magistratssitzung vom Samstag den 8ten Mai 1784 Ratinger Stadtarchiv Signatur P7 Blatt 340 vers
  20. Magistratssitzung vom Mittwoch den 18ten Juni 1800 Ratinger Stadtarchiv Signatur P10 Blatt 3 vers
  21. Auszug aus der Post – Carte (= Postlandkarte) des Lütticher, Cölner, Münster und Paderborner Distrikts der Thurn und Taxischen Post Postlandkarte gezeichnet vom thurn- und taxischen Postbeamten Hendschel und stammt aus dem sog. Hendschel – Atlas. Entstehungsjahr 1792 oder 1793, Fürstlich Thurn und Taxiches Zentralarchiv Regensburg
  22. Magistratssitzung vom Mittwoch den 25ten Juni 1800 Ratinger Stadtarchiv Signatur P10 Blatt 5 vers
  23. siehe PETRY, Dr., Johannes „Die Post in Ratingen“ unter Nr.1)
  24. Magistratssitzung vom Mittwoch den 2ten Juli 1800 Ratinger Stadtarchiv Signatur P10 Blatt 4 recto
  25. Magistratssitzung vom Samstag den 5ten Juli 1800 Ratinger Stadtarchiv Signatur P10 Blatt 6 vers
  26. Magistratssitzung vom Mittwoch den 13ten August 1800 Ratinger Stadtarchiv Signatur P10 Blatt 18 vers
  27. PFEIFFER, Helmut, „St. Sebastiani – Bruderschaft Ratingen, Urkunden und Dokumente, Klartext Verlag, Essen 2008, Farbbildteil S. 37
  28. Gesuch des städtischen Postboten Wilhelm Lamberg [richtig Lamberz d. A.] Akte Stadt Ratingen Nr. 74 Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf
  29. Magistratssitzung vom Samstag den 25ten Mai 1805 Ratinger Stadtarchiv Signatur P11 Blatt 225 recto
  30. Magistratssitzung vom Samstag den 23ten Dezember 1804 Ratinger Stadtarchiv Signatur P11 Blätter 188 recto und vers
  31. Zitiert nach: STEPHAN, Heinrich Preußische Postgeschichte von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart (1858) nach amtlichen Quellen Berlin 1859, Verlag der Königlichen Geheimen Ober – Hofdruckerei (R. Decker) S. 805 Unveränderter Nachdruck R. v. Decker’s Verlag Heidelberg 1987, S. 319 und 326
  32. Zitiert nach: SCOTTI, J. J., Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg sowie Großherzogtum Berg galten; Düsseldorf 1821, Bd. II, S, 917 ff. Nr. 920
  33. Zitiert nach: THAMER, Hans-Ulrich „Buonaparte – Bonaparte – Napoleon.“ Vom Parteigänger der Revolution zum Kaiser in: Napoleon, „Tricolore und Kaiseradler über Rhein und Weser“, Böhlau – Verlag Köln – Weimar – Wien 2007 S. 11
  34. REDLICH; Otto R., DRESEN, Arnold, PETRY, Johannes „Geschichte der Stadt Ratingen – von den Anfängen bis 1815, Ratingen 1926 Ratinger Zeitung Buchdruckerei und Verlag
  35. Dito, 2. neu bearbeitete Auflage, April 2004
  36. a b BOLENZ, Eckhard; MÜNSTER-SCHROER, Erika; SCHULZ-HÖNERLAGE, Joachim u.a.“ Ratingen Geschichte 1780 bis 1975, Hrsg.: Verein für Heimatkunde und Heimatpflege Ratingen e. V., Essen 2000
  37. Magistratssitzung vom Samstag den 9ten November 1805 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 4 recto
  38. Magistratssitzung in Ratinger Stadtarchiv insbesondere Sign. P8 (1787 – 1796) und P9 (1796 – 1800)
  39. Magistratssitzung vom Samstag den 4ten Januar 1806 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 4 recto
  40. Magistratssitzung vom Mittwoch den 26ten Februar 1806 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 27 vers
  41. Zitiert nach: SCOTTI, J. J., Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg sowie Großherzogtum Berg galten; Düsseldorf 1821, Bd. II, S, 983. Nr. 2859
  42. Zitiert nach: SCOTTI, J. J., Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg sowie Großherzogtum Berg galten; Düsseldorf 1821, Bd. II, S, 985 Nr. 2860
  43. Magistratssitzung vom Samstag den 29ten März 1806 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 37 vers
  44. Magistratssitzung vom Mittwoch den 26ten März 1806 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 36 vers
  45. Zitiert nach: STEPHAN, Heinrich Preußische Postgeschichte von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart (1858) nach amtlichen Quellen Berlin 1859, Verlag der Königlichen Geheimen Ober – Hofdruckerei (R. Decker) S. 805 Unveränderter Nachdruck R. v. Decker’s Verlag Heidelberg 1987, S. 358
  46. Zitiert nach: SCOTTI, J. J., Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg sowie Großherzogtum Berg galten; Düsseldorf 1821, Bd. II, S, 987. Nr. 2864
  47. Dito Bd. II S. 993 bis 99 Nr. 2882
  48. Magistratssitzung vom Samstag den 19ten Juli 1806 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 66 recto
  49. Zitiert nach: SCHMIDT, Charles „Le Grand – Duché de Berg Das Großherzogtum Berg 1806 - 1813“ – Eine Studie zur französischen Vorherrschaft in Deutschland unter Napoleon I. – übersetzt von KELLERMANN, Lothar, Neustadt/Aisch 1999 S.300
  50. Zitiert nach BRASS, Alfred in: SCHMIDT, Charles „Le Grand – Duché de Berg Das Großherzogtum Berg 1806 - 1813“ – Eine Studie zur französischen Vorherrschaft in Deutschland unter Napoleon I. – übersetzt von BRASS, Alfred, Wuppertal 1987
  51. MÜNZBERG, Werner „Das Großherzogtum Berg als Rheinbundstaat von 1806 – 1813, Seehaupt 1982 S.87/ 90
  52. Zitiert nach: SCOTTI, J. J. Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg sowie Großherzogtum Berg galten; Düsseldorf 1821, Bd. II S. 1028 Nr. 2914
  53. Magistratssitzung vom Samstag den 13ten September 1806 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 75 vers
  54. Zitiert nach: SCHMIDT, Charles „Le Grand – Duché de Berg Das Großherzogtum Berg 1806 - 1813“ – Eine Studie zur französischen Vorherrschaft in Deutschland unter Napoleon I. – übersetzt von KELLERMANN, Lothar, Neustadt/Aisch 1999 S.467
  55. MÜNZBERG, Werner „Das Großherzogtum Berg als Rheinbundstaat von 1806 – 1813“, Seehaupt 1982 Anhang 47 bis 53
  56. Magistratssitzung vom Samstag den 7ten Jänner 1809 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blatt 250 recto
  57. Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf – Postakt 4166 – Briefkopie Nr. 6004 zitiert nach MÜNZBERG, Werner „Das Großherzogtum Berg als Rheinbundstaat von 1806 – 1813“, Seehaupt 1982 Anhang 56
  58. Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf – Postakt 4171 – Briefkopie Nr. 9813 zitiert nach MÜNZBERG, Werner „Das Großherzogtum Berg als Rheinbundstaat von 1806 – 1813“, Seehaupt 1982 Anhang 56
  59. Akten im Landesarchiv Nordrhein - Westfalen der Oberpostdirektion Düsseldorf 49
  60. Fürst. Thurn und Taxis Zentralarchiv Regensburg – Postakt 3333 zitiert nach MÜNZBERG, Werner „Das Großherzogtum Berg als Rheinbundstaat von 1806 – 1813“, Seehaupt 1982 Anhang 60 / 61
  61. Magistratssitzung vom Veneris den 12ten April 1771 Ratinger Stadtarchiv Signatur P7 Blätter 33 recto und vers
  62. Magistratssitzung vom Donnerstag den 5ten Juli 1798 Ratinger Stadtarchiv Signatur P9 Blätter 232 vers und 233 recto
  63. Magistratssitzung vom Dienstag den 20ten August 1799 Ratinger Stadtarchiv Signatur P9 Blätter 332 vers und 333 recto
  64. Magistratssitzung vom Samstag den 15ten April 1801 Ratinger Stadtarchiv Signatur P10 Blatt 88 vers
  65. Magistratssitzung vom Samstag den 17ten November 1804 Ratinger Stadtarchiv Signatur P11 Blätter 178 recto und vers
  66. Magistratssitzung vom Mittwoch den 30ten Dezember 1807 Ratinger Stadtarchiv Signatur P12 Blätter 214 vers und 215 recto
  67. a b MÜNZBERG, Werner „Das Großherzogtum Berg als Rheinbundstaat von 1806 – 1813“, Seehaupt 1982, Seite 78
  68. a b Magistratssitzung vom 10ten November 1813 Ratinger Stadtarchiv Signatur P13 Blätter 54 vers, 55 recto und vers
  69. Magistratssitzung vom 14ten November 1813 Ratinger Stadtarchiv Signatur P13 Blatt 56 recto,
  70. Magistratssitzung vom 27ten November 1813 Ratinger Stadtarchiv Signatur P13 Blätter 58 vers und 60 recto
  71. Zitiert nach: SCOTTI, J. J., Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg sowie Großherzogtum Berg galten; Düsseldorf 1821, Bd. III, S, 1524 Nr. 3455
  72. Beleg aus Sammlung Ahrens, Dr. Friedrich ex Sammlung Weidle, Helmut, Ratingen
  73. MÜNZBERG, W. „Das Großherzogtum Berg 1806 – 13“, Anhang 71: Verzeichnis der Diensteydes Reverse der Bergischen Post – Beamten“; Seehaupt im September 1982; zitiert nach Fürst Thurn u. Taxis – Zentralarchiv Regensburg – Postakt 3334 –
  74. BECK, Dr. Wilhelm und FLEITMANN, Wilhelm in: Beiträge zur Geschichte der Post in Westfalen (1969), „Briefstempel und Gebührenvermerke der Post des Großherzogtums Berg 1806 – 1813“ S. 64 Ziff. 14
  75. KLAES, Silke „Die Post im Rheinland“ Recht und Verwaltung in der Franzosenzeit in: Rechtsgeschichtlichen Schriften Bd.14, Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2001, S. 258 ff. und dort angegebene Literatur
  76. Zitiert nach: SCOTTI, J. J., Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg sowie Großherzogtum Berg galten; Düsseldorf 1821, Bd. III, S, 1706 Nr. 3701
  77. Magistratssitzung vom 18ten Dezember 1813 Ratinger Stadtarchiv Signatur P13 Blatt 62 vers
  78. Magistratssitzung vom 15" März 1814 Ratinger Stadtarchiv Signatur P13 Blatt 69 recto
  79. BÜCKEN, Peter „Die Postwärterämter im preußischen Postwesen, in: Preußen Studien für Philatelie und Postgeschichte April 1990 S. 111 ff.
  80. BOLENZ, Eckhard; MÜNSTER-SCHROER, Erika; SCHULZ-HÖNERLAGE, Joachim u.a.“ Ratingen Geschichte 1780 bis 1975, Hrsg.: Verein für Heimatkunde und Heimatpflege Ratingen e. V., Essen 2000, S. 41
  81. Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf, Zweigstelle Kalkum (1995); Archivsignatur: Oberpostdirektion Düsseldorf 49 Schreiben an das Königliche hochlöbliche General – Post – Amt zu Berlin vom 26. 02. 1824
  82. BOLENZ, Eckhard; MÜNSTER-SCHROER, Erika; SCHULZ-HÖNERLAGE, Joachim u.a.“ Ratingen Geschichte 1780 bis 1975, Hrsg.: Verein für Heimatkunde und Heimatpflege Ratingen e. V., Essen 2000, S. 56
  83. Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf, Zweigstelle Kalkum (1995); Archivsignatur: Oberpostdirektion Düsseldorf 49 Schreiben an das Königliche hochlöbliche General – Post – Amt zu Berlin vom 01. Mai 1824
  84. Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf, Zweigstelle Kalkum (1995); Archivsignatur: Oberpostdirektion Düsseldorf 49 Schreiben an das Königliche hochlöbliche General – Post – Amt zu Berlin vom 02. 05. 1824
  85. Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf, Zweigstelle Kalkum (1995); Archivsignatur: Oberpostdirektion Düsseldorf 49 Schreiben an das Königliche hochlöbliche General – Post – Amt zu Berlin vom 19. 07. 1824
  86. a b Sterbeurkunde Nr. 38 des Franz Wisinger vom Jahre 1834 Stadtarchiv Ratingen
  87. Original des Postwärter Eides von Franz Wisinger im Stadtarchiv Ratingen
  88. Landesarchiv Nordrhein - Westfalen Düsseldorf, Zweigstelle Kalkum (1995); Archivsignatur: Oberpostdirektion Düsseldorf 49 Schreiben an das Königliche hochlöbliche General – Post – Amt zu Berlin vom 04. 08. 1825
  89. GALL, Lothar, Das Bürgertum in Deutschland, Berlin 1989, S. 84ff.
  90. BOLENZ, Eckhard; MÜNSTER-SCHROER, Erika; SCHULZ-HÖNERLAGE, Joachim u.a.“ Ratingen Geschichte 1780 bis 1975, Hrsg.: Verein für Heimatkunde und Heimatpflege Ratingen e. V., Essen 2000, S. 45
  91. Bericht des Ober – Post – Amtes zu Düsseldorf an das General – Post – Amt zu Berlin: Die bei der Übergabe der Postexpedition in Ratingen an den Constantin Braun gefehlt habenden Inventarien - Stücke betreffend ad No 4970 vom 25ten Februar c. [=1845] 1 Beilage [fehlt]
  92. Zitiert nach: STEPHAN, Heinrich, Preußische Postgeschichte von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart [1858] Nach amtlichen Quellen Berlin 1859, S. 703, 706, 724, 719; Verlag der Königlichen Geheimen Ober – Hofdruckerei (R. Decker) Unveränderter Nachdruck R. v. Decker’s Verlag Heidelberg 1987
  93. Rheinische Post vom 09. Dezember 1949 Stadtarchiv Ratingen (dort unrichtige Angabe des Todesjahres von Wilhelm Lipgens)
  94. Abbildung aus „Die Quecke“ Nr. 67 November 1997
  95. Königlich Preußische Gesetzessammlung S. 513 Zitiert nach: STEPHAN, Heinrich, Preußische Postgeschichte von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart [1858]; Nach amtlichen Quellen Berlin 1859, Verlag der Königlichen Geheimen Ober – Hofdruckerei (R. Decker) S. 682 Unveränderter Nachdruck R. v. Decker’s Verlag Heidelberg 1987
  96. Aus Sammlung Dr. F. Ahrens: Brief aus Siegen, Empfänger in Homberg b. Ratingen unbekannt vom 2. August 1853. Ratingen großer Zweikreis - Stempel
  97. KÖCKRITZ, M., LANGE, A., PHILIPP, R., Katalog und Handbuch „Nachtluftpost“ in Deutschland, Dresden/Kornwestheim Dezember 1999 S. 17 u. 25
  98. SAUTTER, Karl, Geschichte der Deutschen Post Teil 2 Geschichte der Norddeutschen Bundespost, Unveränderter Nachdruck 1952, gedruckt in der Bundesdruckerei Berlin
  99. MICHEL Deutschland – Spezial 2005, Band 1 S. 310; Schwaneberger Verlag GmbH
  100. PIENDL, Max, „Thurn und Taxis 1517 – 1867“, Zur Geschichte des fürstlichen Hauses und der Thurn und Taxischen Post; Heft 1 / 67 des Archiv für deutsche Postgeschichte 1967 S. 92
  101. Chronik, Beitrag zur Statistik der Kaiserlichen Postverwaltung“ Abdruck im Stadtarchiv Ratingen Sign. Postakten
  102. Ratinger Zeitung vom 22. November 1876 Stadtarchiv Ratingen
  103. Ratinger Zeitung vom 30. Mai 1923 Stadtarchiv Ratingen
  104. a b WHITING, Charles, „ ´45 Das Ende an Rhein und Ruhr“, Helios Verlags- u. Buchvertriebsgesellschaft, Aachen
  105. MUES, Willi „Der Grosse Kessel“. Erwitte April 1984
  106. a b MESCHENMOSER, Alfred, „Der Ruhrkessel 22. März – 17. April 1945“ – eine zeitgeschichtlich – philatelistische Betrachtung – in Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde „Rhein – Donau“ Heft Nr. 91
  107. Kapitulationsurkunde des Bürgermeisters von Ratingen vom 17. April 1945 mit Unterschrift des Beigeordneten Schmidt und kleinem Dienstsiegel; Siehe Stadtarchiv Ratingen Archivnummer 2 – 813d
  108. STROBEL, Wolfgang, „Die Aufnahme des Postverkehrs in Deutschland nach der Besetzung 1945 bis 1950“; erschienen im Eigenverlag des Verfassers 7. unveränderte Auflage 2003 ab S. 51
  109. Gesetz und Verordnungsblatt des Landes Nordrhein – Westfalen vom 02. Oktober 1974 S.892; § 13 Inkrafttreten des Gesetzes zum 01. Januar 1975
  110. Schreiben des Postamtes Ratingen 1 vom 09. Oktober 1975
  111. Verfügung Nr. 222 Postleitzahlen und postamtliche Zahlen; Amtsblatt BMPF Nr. 45 vom 27. März 1975 S. 427
  112. Pressemitteilung der „DEUTSCHE BUNDESPOST und Informationen durch die Ratinger Presse z.B. Westdeutsche Zeitung vom 02. Juli 1993; Ratinger Wochenblatt vom 22. 07. 2000 <ref name=(96c)> Postgesetz vom 22. Dezember 1997 BGBl. I S. 3294 u. a. Geändert durch 3. Gesetz zur Änderung des Postgesetzes vom 16. August 2002 (BGBl. I S. 3218)
  113. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen (96c).
  114. Zitiert nach: STEPHAN, Heinrich Preußische Postgeschichte von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart (1858) Nach amtlichen Quellen Berlin 1859, Verlag der Königlichen Geheimen Ober – Hofdruckerei (R. Decker) Unveränderter Nachdruck R. v. Decker’s Verlag Heidelberg 1987 S.379 <ref name=(98)> Verordnung zur Sicherstellung des Postwesens (Postsicherstellungsverordnung) (BGBl. I 1996 S.1535)
  115. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen (98).
  116. a b c Post – Universaldienstleistungs-Verordnung – PUDLV BGBl I 1999 S. 2418 Geändert durch Gesetz v. 30. Januar 2002 BGBl. I S. 572
  117. Postalische Einschreibebelege Sammlung AHRENS, Dr. Friedrich, Ratingen
  118. * Nr. 24: Ansichtskarte ca. 1910 Sammlung AHRENS, Dr. Friedrich, Ratingen
    • Nr. 25: Fotoaufnahme Postamtmann TAPPESER, Kurt †, Ratingen
    • Nr. 26: Fotoaufnahme AHRENS, Dr. Friedrich, Ratingen
  119. a b c d RÖPER, Postmeister begonnen in „Chronik, Beitrag zur Statistik der Kaiserlichen Postverwaltung in Ratingen“ [etwa ab 1874] Abdruck vorhanden im Stadtarchiv Ratingen
  120. Kemper, Johann, „Geschichte des Telegraphenbauamtes / Fernmeldebauamtes / Fernmeldeamtes 3 Düsseldorf“ in Postgeschichte am Niederrhein Heft 2 / (19)85, S. 5
  121. dito S. 7
  122. Ratinger Zeitung vom 13. August 1902 im Stadtarchiv Ratingen
  123. dito S. 8
  124. FA 3 [FA = Fernmeldeamt], Hausmitteilungen – Sonderausgabe – Nr. 12a; Düsseldorf, Dezember 1987 „2. Juni 1987 Erste digitale Ortsvermittlungsstelle im Bereich des Fernmeldeamtes 3 Düsseldorf in Ratingen – Beerenkothen“
  125. SCHLÄDER, Jürgen in ratinger wochenblatt vom 14. August 1980
  126. Verfügung Nr. 640 Postleitzahlen Amtsblatt BMPF Nr. 126 vom 03. November 1961 S. 1197 ff.
  127. Verzeichnis der Postleitzahlen 1975; herausgegeben vom BMPF und bearbeitet beim Posttechnischen Zentralamt in Darmstadt
  128. Schreiben der „Deutsche Post AG“ vom 21. April 1997 Gesch. Z. 360 – 4 an die Ortsarbeitsgemeinschaft der Verbraucher Ratingen e. V.
  129. SAUTTER, Karl ibidem S. 152/3 und 386
  130. Zit. nach KÜSTER, Jürgen „Der Landpostdienst, eine erfolgreiche Einrichtung“ in: Kommunikation im Kaiserreich, Katalog der Museumsstiftung Post und Kommunikation 1997 Band 2 S. 211 ff. ; Gesamtherstellung Edition Braus, Heidelberg ISBN 3-89466-211-5
  131. Zit. nach KUWERTZ, H. „Aus den Aufzeichnungen des Höseler Lehrers Peter Vogel“ (Fortsetzung) in: „Die Quecke“ Dezember 2002 Nr. 72, S.70
  132. Kemper, Johann, „Geschichte des Telegraphenbauamtes / Fernmeldebauamtes / Fernmeldeamtes 3 Düsseldorf“ in Postgeschichte am Niederrhein Heft 2 / (19)85, S. 49
  133. ANONYMUS in Rheinische Post vom 03. Januar 1952
  134. „Westdeutsche Zeitung“ vom 26. und 30. April 2002
  135. Amtsblatt der Deutschen Reichspostverwaltung Nr. 56 vom 31. Juli 1872 zit. nach MÜNZBERG, W. PREUSSEN, Postgeschichte und Postanstalten 1649 – 1923 Teil I / A S. K 307
  136. Landesarchiv Nordrhein – Westfalen Düsseldorf, Zweigstelle Schloss Kalkum; Arch. Sign. Oberpostdirektion Düsseldorf 1060 / 1109 Akten aus der Zeit von 1946 bis 1957
  137. MÜNSTER, Erika, „Aus den Schulchroniken Homberg – Meiersberg 1877 – 1958“; Schriftenreihe des Stadtarchivs Ratingen Reihe C Band 4 S. 62
  138. Fahrscheine aus Sammlung Ahrens, Dr. Friedrich, Ratingen
  139. Ratinger Zeitung vom 08. März 1923; Stadtarchiv Ratingen
  140. Kemper, Johann, „Geschichte des Telegraphenbauamtes / Fernmeldebauamtes / Fernmeldeamtes 3 Düsseldorf“ in Postgeschichte am Niederrhein Heft 2 / (19)85, S. 36
  141. Westdeutsche Zeitung vom 21. 05. 1999
  142. Verordnung der Oberpostdirektion Düsseldorf vom 29. Dezember 1875 Nr. 1675 Postamtsblatt Nr. 25 v. 15.11.1829, Postamtsblatt Nr. 35 v. 31.12.1831, Postamtsblatt Nr. 43 v. 29.09.1865: Zit. nach: MÜNZBERG, W. : PREUSSEN, Postgeschichte u. Postanstalten 1649 – 1923, Teil I / A S. K 381
  143. Verordnung der Oberpostdirektion Düsseldorf vom 29. Dezember 1875 Nr. 1675 Amtsblatt der Deutschen Reichspostverwaltung Nr.16 vom 05.04.1902; Zit. nach: MÜNZBERG, W. PREUSSEN, Postgeschichte u. Postanstalten 1649 – 1923, Teil I / A S. K 415
  144. Ratinger Zeitung vom 27. September 1902 Stadtarchiv Ratingen
  145. ANONYMUS, „Die neue Post für 13 000 Lintorfer“ Rheinische Post vom 20. August 1988
  146. Zahlreiche Literaturstellen

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Anhang

Chronik Beihefte zur Statistik Der Kaiserlichen Postverwaltung in Ratingen (vermutlich von Postmeister Röper 1874 begonnen)

aus: Dokumente zu: Postgeschichte Ratingens, Oberpostdirektion Düsseldorf, Manfred Pauls In Times New Roman Schrift transkribiert von Dr. F. Ahrens, Ratingen 08.September 2008

Heutiger Standort der Ablichtung im Stadtarchiv Ratingen Signatur 6 B / 4 (Seite 1)

I. Beschreibung des Postorts

1. Geographische Lage des Orts. Gründung desselben (Herleitung seines Namens) und die Hauptmomente seiner Geschichte

Die Stadt Ratingen liegt auf dem 51 17’ 51’’ geographischer Breite; die geographische Länge ist in Bogen 4 32’ 3’’, also 18M 4 S in Zeit östlich von Paris und 26 M 10 S westlich von Berlin, 20S östlich der Düsseldorfer Sternwarte. Die hiesige Uhr muss also 20S mehr als die Düsseldorfer und 26 M 10 S weniger als die Berliner Uhr zeigen. Die Höhe über Düsseldorf beträgt gegen 70 Meter. Die Entfernung vom Rhein 8 Kilometer. Die Bürgermeisterei erstreckt sich im Osten bis zur ersten Höhe des bergischen Gebirges, im Westen in die Rheinebene, im Süden gehört dazu das hier erweiterte Thal der Schwarzbach, dagegen ist nach Norden die Grenze nahe der Städte diesseits des Angerbachs.- Zum Landbestellgebiet gehören außer dem Gebiete der beiden Bürgermeistereien Ratingen und Eckamp, Theile der Bürgermeisterei Hubbelrath und Kaiserswerth; im Jahre 1874 wurde nach etlichen (?) Erhebungen: für den Ortsbestellbezirk: 3 144 Seelen

                                          für den Landbestellbezirk: 4 800    
                                  zusammen:  7 989 Seelen ermittelt

(andere Handschrift) Nach der Zählung von 1875 hat Rtg. 5311 Einwohner (darunter 4384 katholische, 888 evangelische, 39 jüdischen Glaubens) in 634 Wohnhäusern. (Seite 2) Ratingen in älteren Urkunden Rattingia, führt im Wappen den bergischen rothen Löwen, mit blauer Krone im silbernen Feld, der mit der einen Pranke ein rad hält; wohl eine Anspielung auf den Namen. Es wird jedoch der Name der Stadt nicht vom Worte „Rad“ herzuleiten sein, die Bezeichnung Roth, Rod, Rade in Ortsnamen bedeutet ein durch Menschenhand, von Baum und Busch gereinigten Stück Landes der dem Ackerbau gewonnen ist, die Endung „ingen“ vom Griechischen „“ soviel als Herkunft und Angehörigkeit; mit „Ratingen“ bezeichnet man demnach die Bewohner jener von ihnen in dem weiten fränkischen Königsforste geschaffenen und bebauten Lichtung, die eben als Waldlichtung noch viele Jahrhunderte bestand. Über eine Gründung Ratingens als Stadt ist nichts bekannt, in der für diese Gegenden vorgeschichtlichen Zeit bestand der Ort schon, im Anfang des achten Jahrhunderts taucht derselbe in Legende und Sage zugleich auf.

Als der heilige Suitbert im Anfang des 8ten Jahrhunderts an den Rhein zog, soll Ratingen bereits mit Mauer und Thurm beringt gewesen sein. Der britische Glaubensbote kam, sagt die nach jedem Kinde bekannte Legende, den heidnischen Bewohnern das Evangelium zu verkündigen, er betrat die Stadt durch das Düsseldorfer Thor, ward jedoch von (Seite 3) den „hartnäckigen“ Männern, die seine Worte nicht hören wollten, fortgetrieben. Aus dem Lintorfer Thor nun wollten seine Freunde nach Kaiserswerth ziehen, aber man stieß und drängte ihn fort und schlug das Thor heftig zu, dass dem heiligen Mann ein Daumen breit gequetscht ward In dem im Jahre 1879 abgebrochenen Thor – Thurme zeigte man da, wo die That geschehen noch den Stein, den der Daumen eingedrückt haben sollte. Vor der Stadt meldet die Legende dann weiter; bis nach Kaiserswerth erstreckte sich ein großer Wald; wo jetzt der Tiefenbruch liegt, führte die Straße beim heutigen Sackerhof an einem Schloss vorbei. Am „Rade“ genannt. Der heilige Suitbert bat hier um ein Almosen. Die „Gottlosen“ aber versagten solches und vertrieben ihn. Nun erhob der heilige Mann seine Stimme und verfluchte das Schloss, welches alsbald im Meer versank. Seit jener Zeit heißen die vom Sackerhof bis heute „Die Gottlosen“. Die Ratinger aber, dem Kennzeichen nach jetzt ein breiter platter Daumen ist, die „Hartnäcker“.

Das Jahr 708 ist das erste, welches die noch sagenhafte Geschichte nennt. Ein Herzog der Sachsen Namens Bruno übernachtete hier mit großem Gefolge. Zwischen ihm und dem Herrn des Orts entspann sich ein Streit, in Folge dessen er den letzteren und zwei Knechte tötete; im Zorn über diese That aber erhoben sich die Einwohner und erschlugen den Herzog mit seinem ganzen Gefolge. (Seite 4) Auf die Kunde von dem Geschehenen zerstörten die Sachsen Ratingen von Grund aus.

In der Mitte der Stadt, da wo Kirche und Rathaus sich erheben, stand in jenen Tagen die Burg; die Herren von Ratingen bald urkundlich dominus, bald agnastus genannt, sind wahrscheinlich in der Mitte des zwölften Jahrhunderts ausgestorben. Die Stadt muss damals bereits denselben Umfang gehabt wie jetzt, weil das zur Befestigung erforderliche Wasser des Sandbach nicht höher geleitet werden konnte; Ratingen war seines Umfanges wegen schon bei seiner Anlage castum und vicus, bald wieder auch urbs genannt. Von der Düssel bis zur Ruhr war urkundlich bis ins zwölfte Jahrhundert alles Wald; diese ein fränkischer Königsforst, stand mit den eingestreuten Orten und deren Insassen unter dem „comes palatinus Caesaris insulae – Kaiserswerth; unter den namhaft gemachten Orten wird auch Ratingen genannt; die Freiheiten und Rechte der „Herren von Ratingen“ werden demnach wohl nur sehr geringe gewesen sein. Vierhundert und vierzig Jahre nach der vorhin genannten Zeit, tritt die Geschichte der Stadt in eine durch vorhandene Urkunden beleuchtete Periode. Adolph V, Graf von Berg, erhielt 1178 von Kaiser Otto IV. zum Dank für die von ihm bei der streitigen Kaiserwahl gegen Philipp von Schwaben geleistete Hilfe Stadt und (Seite 5) Burg Ratingen zu Lehen – 1147 war die Kunst Klingen zu schmieden im zweiten Kriegszuge von Damaskus mitgebracht und ward in der neuen Besatzung des Grafen, der vor D… gefallen ist, eingebürgert. Die neue Kunst war in der waffenfrohen Zeit der Kreuzzüge bald ein lohnender Erwerbszweig, auch Pantzer und Harnische wurden gefertigt mit denen Händler das Land weit und breit durchzogen.

Ratinger Kaufleute wurden unter anderem bei einer solchen Reise 1276 in der Gegend von Kreuznach geplündert; über diese Wegelagerei entspann sich mit dem Burggrafen von Stromberg (?) eine Fehde. Der Graf Adolf VII von Berg ( nicht Adolf VII. , sondern Adolf V. d. R.) und seine Gemahlin Elisabeth Gräfin von Berg gaben unterm 12tem Dezember 1276 der Stadt Ratingen einen mit wohl erhaltenen Siegeln noch vorhandenen Freiheitsbriefe in dem eine Stadtverfassung, Steuer und Zollfreiheit und eigenes Gericht verliehen wurde. Die Verwaltung ward einem Bürgermeister und 8 Schöffen (1301 in einer neuen bestätigten Urkunde von Graf Wilhelm I nur 4 Schöffen) übertragen, deren jährliche Ergänzung aus 3 vorgeschlagenen Candidaten der Graf sich vorbehielt. Das Bestätigungsrecht bestand urkundlich noch 1668. Die Bürgermeister und die 8 Schöffen bildeten das Gericht. (Seite 6) 1811 als Napoleon das französische Recht einführte, gab es noch 4 Schöffen. Im Februar des folgenden Jahres – 1277 – verlieh derselbe Graf den Bürgern das Recht zum Vortheil der Stadt eine Accise anzuordnen und wieder aufzuheben, behielt sich aber dabei vor, wenn die Stadt sein würde, die von Fremden erhobene Accise für seine Rechnung einnehmen zu lassen.

Dem Landesherren, der nicht in Ratingen wohnen wollte, lag wenig an der Erhaltung der Burg; mehr an der Wehrhaftmachung und Hebung der Stadt. Es ist nicht unwahrscheinlich; dass die Burg in den folgenden Jahren wenigstens teilweise abgebrochen und an deren Stelle die katholische Kirche, die aus dieser Zeit stammt, erbaut worden ist. Die Streitigkeiten König Albrecht I. mit den rheinischen Erzbischöfen von Mainz und Cöln von denen namentlich die letzteren eine Erwerbung der Herrschaften von Berg, Jülich und Mark im Auge behielten, wurden von den Grafen von Berg mit ausgefochten; in dieser Fehde plünderten im Jahre 1305  die Cölner die Stadt Ratingen, behielten diese aber nicht, dieselbe verblieb dem Grafen von Berg.

Ob diese Plünderung oder welche andere Ursache der Grund zu dem Fortzuge der Panzerschmiede  „Slypermeyster“ nach Solingen war, ist nicht bekannt, jedenfalls fand diese Übersiedlung im 14ten Jahrhundert statt, denn auf mehreren Urkunden findet sich aus dieser (weiter Seite 7 d. R.) ————————— acta genannt werden: 1 Waffenschmied, 2 Panzerschmiede, 3 Ringelpanzerschmiede (?), und 4 Messerschmiede. Die 4 Innungen bildeten eine Zunft. Nach dem Nationalen Wochenbl. Nr. 52 1875 fand eine andere Eroberung &. Plünderung durch Cölner Kriegsleute 1406 unter Herzog von Cön … 370 statt, wobei Ratingen „in Flammen aufging. ———— (Seite 7) dieser Zeit die Bemerkung, diese Rente ist von den Slypermeystern „den Gasthausmeystern transportirt“; es hatte also ein Verkauf der Rente der Zunft stattgehabt und ward diese demnach aufgelöst. Während die Kunst- und Waffenschmiede in Solingen den Grund legten zu der noch heute blühenden Messer- und Stahlwarenfabrication, war ihr Fortzug für Ratingen, das ohne Grundbesitz, auf die Tüchtigkeit seiner Bürger im Handwerk angewiesen war, ein beklagenswerther Verlust, denn ein neuer Industriezweig … dem Orte nicht. Ackerbau ward von den …bürgern, die nur wenig Land besaßen, in geringerem Umfange betrieben und die Ansprüche, die die Gemeinde an den Eingaben(?) machte, waren hoch. Im Anfang des 14. Jahrhunderts wird von dem Herzog von Berg für weitere Befestigung der Stadt Ringe … und nach einer vorhandenen Urkunde verordnet im Jahre 1472 Bürgermeister, Schöffen, Rath und die Zunftmeister mit Zustimmung des Herzogs Gerhard von Jülich und Berg, dass sowohl zünftige als auch andere Bürger, „Harnisch, Pantzer, Hundskugel und eisernen Hut“ haben sollten. Zwei Rittmeister haben die wehrhaften Bürger, über die eine zweimalige Schau jährlich gehalten wird, anzuführen. Wenn auch der Verlust seines Kunstgewerbes dem Orte die Quelle (Seite 8) Quelle seines Wohlstandes genommen hatte, so stand doch Ratingen im fünfzehnten Jahrhundert noch auf dem Gipfel seiner Blüthe und seines Ansehens, um den in den folgenden Jahrhunderten immer wieder durch Kriege und Wirren der Zeiten, langsam mehr und mehr zu sinken. Jetzt lieh die Stadt ihrem Landesherren mehrfach hohe Summen oder verbürgte sich für noch bedeutendere, ohne aber für diese Leistungen verhältnismäßige Erwerbungen zu machen oder werthvolle Freiheiten sich zu erringen, wozu die Zeit noch angethan gewesen wäre. Eine hervorragende Persönlichkeit auf dem Bürgermeistersitze oder im Rathe hat es aber auch zu damaliger zeit wohl nicht gegeben, denn keinen Manne hat eine dankbare Nachwelt bewahrt; die Geschlechter kommen und gehen, bedeutendes wird weder erworben noch hervorgebracht.

Die häufigen Gelddarlehn und Bürgschaften hatten dann auch wie erklärlich ihre gefahrvollen Seiten; im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts war die Stadt in einen Prozess wegen Schuld verwickelt, in Folge dessen das Reichs – Kammer – Gericht die Reichsacht verhängte; Kaiser Maximilian hob dieselbe jedoch nach Ordnung der Angelegenheit mit den Cölner Gläubigern bereits (Seite 9) bereits 1505 wieder auf.

1510 ist dann die Stadt in „ihrer Gewerblichkeit“ so zurückgekommen, dass sie ihre „Thürme, Thore, Mauern und Wälle“ vernachlässigte; zur Wiederaufhilfe derselben verlieh Herzog Wilhelm mehrere Privilegien im Amte Angermund. Die neu errichtete Accise Einkünfte sollten wiederum zum „Baue“ – zur Befestigung der Stadt verwendet werden. Die von Herzog Wilhelm 1549 im bergischen eingeführte Reformation unterdrückte bestrafte den Herzog in dem er ihm Geldern nahm, die Religions – Händel brachten hier viel Schaden und Nachtheil. Inzwischen hatte sich die Stadtverfassung von 1276 bzw. 1301 erweitert. Ende des sechzehnten Jahrhunderts finden wir zwei Bürgermeister, einen regierenden, der am Holzfahrtstage anfangs Mai gewählt wurde, und einen ruhenden, den des abgewichenen Jahres. Dem Bürgermeister stehen zwei Beigeordnete zur Seite, die vorzugsweise den Stamm Schöffen fuhren; die ursprünglichen 8 Schöffen werden jetzt „Rath“ genannt, der sich in einen Alt- und Jung-Rath theilte. Außerdem bestanden noch „die Vierundzwanzig“; welche die Interessen der Bürgerschaft in den Rathsversammlungen wahrnahmen. Bürgermeister, Schöffen und Rath bildeten das Stadtgericht, dem ein landesherrlicher Richter (Seite 10) Richter präsidierte; letzterer leitete nicht allein die Prozesse, sonder fällte auch das Urtheil. Für die Außen – Städter bestand in Brüggen ein Freigericht.

Der „Dreißigjährige Krieg“ brachte der Stadt und ihren Bürgern harte Drangsale, namentlich wird das Jahr 1641 als ein schweres genannt, da der Kaiserliche Obrist Menter Ratingen mit seinen Truppen besetzt hielt. Pfalzgraf Philip Wilhelm, Herzog zu Jülich, Berg etc. bestätigte 1661 den vier bergischen „Hauptstädten“, die in der Urkunden nach ihrem Alter stets in derselben Reihenfolge genannt werden, nämlich Lennep, Ratingen, Düsseldorf und Wipperfürth, die eine mittelbare Landstandschaft, neben der directen Erhebung der Steuern und Stadtgefälle den Rathsverwandten ward ihr eximirter Gerichtsstand 1672 bestätigt.

So genannte „Vorstädte“ (Vorwirten (?)) bestanden hier bis in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts; weil ihre Unterhaltung und Restauration zu kostspielig ward, ließ der Magistrat sie abreißen. Die letzten Reste von Wohlstand vernichtete das achtzehnte Jahrhundert. Von 1701 bis 1714 während des spanischen Erbfolge Krieges folgte ein fremder Heerhaufen dem anderen. (Seite 11) Das nahe Kaiserswerth ward belagert und auch Ratingen bis aufs Äußerste durch Kriegssturm und Requisitionen erschöpft. Am 27. August 1738 war eine große Feuersbrunst. Dann aber folgten im siebenjährigen Kriege die schwersten Zeiten (nach dem hiesigen Stadtbuch), so dass sich die Stadt kaum wieder erholen konnte. Die Stadt ohne nachhaltige Erwerbsquellen, ohne Industrie und Handel war jetzt soweit gesunken, dass sie kaum noch eine Stadt zu nennen war. Die mächtig aufstrebenden Städte der Nachbarschaft, namentlich Düsseldorf, waren der Grund zu dem „Kränkeln, Abmagern und Absterben“ des alten Frankendorfes oder Städtchens, welches sich im Mittelalter einer gewissen Blüthe und soliden Wohlstandes erfreut hatte. Doch zum völligen Absterben hat es nicht kommen sollen. Unserem Jahrhundert war es vorbehalten, neues Bluth in die alten Adern zu gießen und eine bessere Zeit wenigstens anzubahnen. Über die pfalz – bergische Zeit ist nichts von Belang zu berichten. 1806 trat Bayern Berg an Frankreich ab und Ratingen ward französisch. 1815 kam Ratingen an Preußen und damit auch bessere Tage. Die Schätze des Bodens, Marmor und Thon, wurden weiter erschlossen und nutzbar gemacht, Arbeiter fanden Verdienst und neue Stadttheile entstanden.

(Seite 12) Im Jahre 1774 hatte Ratingen 1673 Einwohner

Im Jahre 1776 1611 Einwohner

             1823	  3365         
             1826           	  3570         
             1829	  3691         
             1830	  3736         
             1837	  3907         
             1838	  3949         
             1841	  3896         
             1842	  4037         
             1844	  4054         
             1845	  4060         
             1848	  4194         
             1849	  4196        
             1850	  4328         
             1863	  5280         
             1867           	  5143         
             1868	  5185         
             1869	  5166         
             1870	  5197         
             1871	  5257         
             1872	  5190         
             1873	  5270         
             1874	  5163         
             1875	  5317         
             1878	  5317         
             1880	  5261         	Bad……	  7145 Einwohner
             1885	  5586         	     	  7060          
             1890	  6578         	     	  8285           
             1895    	  7879          	     	  9477          
             1900	10.595         	     	12426         


(Seite 13) Im Landbestellbezirk liegt: Homberg, wo eine Postagentur 1872 eingerichtet ist; die weithin sichtbare romanische Kirche ist aus dem 11ten oder 12ten Jahrhundert. Ferner: Die alte Burg „Gräfgenstein“, sehr schön und hoch über dem prächtigen Angerthal belegen und endlich: Die Burg „Haus zum Haus“ mit starken theils sehr wohl erhaltenen vier Thürmen im Quadrat erbaut; das vor der Burg errichtete Thor ist aus der Zopf – Periode. - 1568 ist Diet. V. d. Horst wegen seiner Gemahlin Elisabeth von Haus „Erbgrundherr und Holzgraf der Ratinger Gemarken“, 1626 hatte ein anderer D. von Horst die Burg „zum Haus“ in Besitz. Des später errichteten Vorbaues wegen hieß die Burg nach dieser Zeit „Haus zum Haus“

————o———— (andere Handschrift d. R.) Zu der Zeit vom 2ten bis einschließlich 8ten September 1877 hielt das Königliche 7te Armeecorps seine große Herbstübung theilweise in unmittelbarer Umgebung von Ratingen ab. Am letzten Manövertage mittags 1 Uhr trafen, zu Wagen vom Manöverfelde kommend, Seine Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm I. und Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin Augusta am hiesigen prächtig geschmückten Bergisch – Märkischen Bahnhofe ein, jubelnd empfangen von einer begeisterten, nach mehreren Tausend zählenden Menschenmenge. Im (Seite 14) Im glänzenden Gefolge Seiner Majestät des Kaisers wurden bemerkt und lebhaft begrüßt, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs, Ihre Königliche Hoheiten, die Prinzen Carl und Friedrich Carl; ferner die General Feldmarschälle Graf von Moltke und Freiherr von Manteuffel. Nach kurzem Aufenthalte setzten die Allerhöchsten, Höchsten und Hohen Herrschaften die Reise nach Benrath mittelst dreier Extrazüge fort.

(Seite 15) I. Beschreibung des Postorts 1. Geographische Lage des Orts, Gründung desselben (Herleitung seines Namens) und die Hauptmomente seiner Geschichte.

(Seite 16) 2. Beschaffenheit des Bodens, auf welchem der Ort sich erhebt, sowie die Umgegend in geologischer Beziehung (Baumaterial);

Wasserverhältnisse, namentlich mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand (Epidemien);

Etwaige klimatische Besonderheiten.

Im westlich von Ratingen sich ersteckenden Rheinthal ist der Boden angeschwemmtes Land, welches hier zum größten Theil aus einem milden sehr fruchtbaren Lehm besteht; die Stadt soweit sie noch mit Mauern umgeben ist, steht auf einem Hügel von Grauwackenschiefer. Die letzten Ausläufer des Uebergangsgebirges aus demselben Gestein bestehend, umschließen den Ort nach Norden, Osten und Süd – Osten; im Westen und Süd – Westen liegt die weite Rhein Ebene. Nördlich und südlich der Stadt befindet sich „Kohlenkalk“ ein blaugrauer, weiß geäderter seiner Brüchigkeit wegen zu monumentalen Zwecken nicht brauchbarer Marmor, der in mehreren größeren Tag – Bauten für Kunststraßen und zum Brennen von Kalk gefördert wird. Zwischen dem Marmor sind nicht selten schöne kristallinische Quarzgebilde eingefügt. An größeren, mit bloßem Auge sichtbaren Versteinerungen kommen hier hauptsächlich vor: murchisonia murchisonia ist eine Meeresschnecke, keine Muschel d. R., stringocephalus stringocephalus ist eine Brachiopode, keine Muschel d. R. und andere Muscheln, an Fischen dipterus usw. Der an der Oberfläche der Regel nach bald verwitternde Grauwackenschiefer hier „Rottel“ genannt, bildet eine ziemlich magere Bodenkrume, die bei gehöriger Bearbeitung und guter Düngung einen mäßigen Ertrag liefert.

Reiche Thonlager geben das Material zu ausgezeichneten blauen Dachziegeln; Mauersteine erden in großer Anzahl, jetzt auch feuerfeste Steine in einer neuen Fabrik gebrannt; große nahe der Stadt belegene Waldungen enthalten das schönste Bauholz, so dass Bau Materialien verhältnismäßig billig und leicht zu haben sind.  Die Wälder in der Stadt bestehen größtentheils aus Buchen und Tannen, weniger aus Eichenbäumen. Als Trinkwasser wird fast ausschließlich das in reichlicher Menge vorhandene Brunnenwasser benutzt, welches jedoch wegen seines Gehalts an kohlen- und schwefelsaurem Kalk zum Kochen weniger geeignet ist. Zum Waschen wird nur Regen bzw. Bachwasser verwandt. Auf den Gesundheitszustand glaubten einige hier bisher einen nachtheiligen Einfluss des Wassers nicht finden zu dürfen; neuere Untersuchungen lassen aber namentlich die Güte des Wassers im „Oberdorf“ stark bezweifeln. Epidemien haben, wenn solche eingeschleppt, einen günstigen Verlauf und ansteckende Krankheiten bis dahin der Stadt fern geblieben. Die Einwohner rühmen gern die besonders günstigen Gesundheitsverhältnisse und die auch klimatisch angenehme Lage der Stadt, die von Berg und Wald geschützt, den kalten Winden keinen Zutritt gestattet.

(Seite 17)

3. Sprach- und Religionsverhältnisse der Einwohner

Der Sprache nach gehören die Einwohner Ratingens zu den Ober- oder Hochdeutschen, und zwar zu dem Stamme der Franken, doch ist die hiesige, niederrheinische Mundart mit vielen niederdeutschen Wörtern vermischt. Östlich der Stadt macht sich der Einfluss der westphälisch – niedersächsischen Mundart mehr als im Rheinthal geltend. Die Einwohner der Stadt gehören zu 9!10 der katholischen und zu 1/10 der unierten Kirche an, einschließlich des Landbestellbezirks stellt sich das Verhältnis etwas anders, und zwar wie 1,5 zu 6,5. Die etwa 300 Seelen starke lutherische Gemeinde trat 1817 der Union bei, das kleine in der Düsseldorfer Straße belegene Gotteshaus wird jetzt bewohnt. Die evangelische Kirche, ein geschmackloser Bau in Bruchstein stammt aus der Mitte des 17ten Jahrhunderts, das Geläute – in Paris preisgekrönt – ist neu. Der Thurm, ein schlanker Ziegelbau, ist 1856 errichtet. Die nicht unbedeutende katholische Kirche, in schönen Verhältnissen ausgeführt, stammt aus der letzten Zeit des 13ten oder Anfang des 14ten Jahrhunderts; die Monstranz ist kunstgeschichtlich berühmt. Das Geläute wird am ganzen Niederrhein mit Recht gerühmt, die alten sehr großen Glocken sind ihrerseits klangvoll und haben einen tiefen harmonischen Ton. Im Jahre 1809 ist das Minderbruder (Minoriten) Kloster aufgehoben und dient jetzt zu Schulzwecken. Das Kloster der Schwestern vom hl. Franz verpflegt Kranke jeder Confession.

4. Pferderace, welche hauptsächlich in Benutzung

Die Pferde Anzucht ist in hiesiger Gegend sehr unbedeutend, in nächster Nähe der Stadt sieht man keine Füllen. Als Reit- und Wagenpferde werden solche der Münsterländischen und Eifeler Racen, als Karrenpferde die des schweren brabender Stammes gehalten. Von letzteren sieht man oft schöne, ungemein starke Thiere. ————o———— ad 2. Die Barometerhöhe ist so ziemlich der Düsseldorfs entsprechend, wo man bei siebenjähriger Beobachtung bei 7651 Noticen im Mittel 28,001 Pariser Zoll fand; die größte Höhe betrug 28,71, die kleinste 27,03. Der Reaumur = Thermometer ergab bei 7647 Beobachtungen  8,342. Dabei war der niedrigste Thermometerstand -17, der höchste 3..  Während derselben Zeit kamen auf 71 ganz heitere, 96 ganz bedeckte, 198 Tage mit warmem Wetter vor. Regen: 109 Tage, Schnee 13, Nachtfrost 33; 26 Tage beständiger Frost das Thermometer unter 0; 10 Tage Gewitter, 3 Tage Sturm, 2 Tage Hagel, 12 Tage Nebel und 1 Tag ward Reif ber… Regen in 10 Jahren im Mittel 20 Pariser Zoll.

(Seite 18)

5. Verkehrsgeschichte des Ortes

     Entwicklung seines Handels und seiner Gewerbe (Zahl der Buchhandlungen;
     Hauptnahrungszweige der Einwohner;
     Hauptsächliche Bezugs- bzw. Absatzgebiete des Orts und seiner Umgebung.

Bereits im Mittelalter bestand eine Handelsstraße von Cöln über Düsseldorf nach Münster, welche ursprünglich sich an Ratingen vorbeizog, dann durch die Stadt selber ging. Kaiser Heinrich IV. verlieh 1065 bestimmte Wiesen, Äcker, Forsten bei Ratingen die „Cölnische Landstraße“ entlang usw. dem Stift Kaiserswerth. Diese Straße mit ihrem reichen Verkehr wird eine nicht unbedeutende Erwerbsquelle gewesen sein, denn die Gastwirte konnten, wie oben gesagt, nach dem beklagenswerthen Fortzuge der Waffen – Schmiede deren Besitz ankaufen (Punkt 6). Diese wichtige Straße, der Weg von Cöln nach Hamburg war bis auf die jüngste Zeit – (Cöln – Mindener Bahn über Ratingen prospectirt, dann wegen Renitenz größerer Eigenthümer 5 Kilometer vorbeigeführt) – und ist es noch in mancher Beziehung durch ihren Fuhrverkehr die Ursache, dass der Ort lebenskräftig blieb. Heut zu Tage finden einige vierzig Schank- und Gastwirthschaften ihre besten Kunden in den Karrenfuhrleuten, die Kalk, Steinkohlen, Pulver und dergl. Güter nach Düsseldorf, Mühlheim a. d. R. vorfahren. Aus demselben Grunde ist noch jetzt das Geschäft der Schmiede und Sattler ein lohnendes, in jüngster Zeit hatten auch die Bauhandwerker reichlichen Verdienst. Die übrigen Handwerke sind, wenn auch sämtlich vertreten, augenscheinlich weniger lohnend. Der Kleinhandel ernährt eine größere Zahl von Personen, die Manufakturwaren Handlungen leiden unter der Concurrenz von Düsseldorf. Die Papier-, Dachziegel, Spinnerei- und Wattefabriken sowie die Marmor Industrie stammen größtentheils aus diesem Jahrhundert. Die Bahnverbindungen bergisch – Märkische, Rheinische und Cöln – Mindener lassen einen weiteren Aufschwung dieser Werke hoffen. Die letzten Jahre weisen eine stetige Verkehrssteigerung nach.

Der Kleinverkehr beschränkt sich auf die Umgebung, über die Handelsbeziehungen der Industrie allen folgt das Weitere unter (Seite 24) Eine Zeitung erscheint im Orte. Dagegen gibt es keine Buchhandlung. Ein großer Theil der Einwohner ernährt sich als Fabrikarbeiter. (Andere Handschrift d. R.) Seit dem 11. Dezember 1897 hat Ratingen eine elektrische Straßenbahn nach Düsseldorf.

(Seite 19)

6. Behörden und Militärverhältnisse

Behörden sind außer der kaiserl. Postverwaltung die nachstehenden hier zu verzeichnen:

  • 1. Königl. Bürgermeisterei Ratingen,
  • 2. Königl. Bürgermeisterei Eckamp,
  • 3. Königl. Friedensgericht Amtsgericht
  • 4. die Communal Cassen, davon eine fürs Bürgermeisteramt Ratingen, zwei für Eckamp
  • 5. Königl. Kreissteuer Cassen (andere Handschrift d. R. seit 1889 eingegangen)
  • 7. (fehlt d. R.)
  • 8. (andere Handschrift d. R.) Königl. Katasteramt seit 1. 7. 1902
  • 9. (andere Handschrift d. R.) Reichsbanknebenstelle seit 10. 10. 1900

Eine Garnison ist in Ratingen nicht vorhanden; die Landwehrleute gehören zum 4ten Westphäl. Landwehr Regiment N 77. 2. Batal. – Die jungen militärpflichtigen Leute werden fast sämtlich in Mühlhausen im Elsass beim 17. Regiment eingestellt; aus der Umgebung in Erfurt und Posen. ————o———— (Der nachfolgende Abschnitt 7. ist mit Einschiebungen versehen und daher recht unübersichtlich. Zum besseren Verständnis sind diese Einschiebungen in die richtige Reihenfolge gebracht d. R.)

7. Sonstige die Eigenthümlichkeit des Orts bezeichnende Angaben

Ratingen ist innerhalb der Ringmauern gebaut.; schöne Häuser der Vorzeit sind, wenn es solche gab, nicht mehr erhalten. Starke teilweise doppelte durchgehends zur Hälfte der ursprünglichen Höhe abgetragene Mauern mit wehrhaften Thürmen, die jetzt der Epheu umspannen, umgeben die Stadt. Der so genannte „Dicke Thurm“ hat zehn Fuß dicke Mauern und zwei starke Gewölbe, die Bekrönung ist von allen Thürmen abgemacht, nur ein kleinerer Thurm jüngeren Ursprungs, der wie das abgebrochene Lintorfer Thor schon in der Franzosenzeit als Contrevenients – Gefängnis diente ist bedacht. Die Stadt bildet einen Übergang zwischen zwei Bauarten, der des fränkischen und des niedersächsischen Volks….in der Rhein Ebene herrscht die fränkische Form des Hauses vor, dasselbe hat ein ausgesprochen bürgerliches Ansehen [Ansehen?], ist kleiner aber fester, kleiner aber fester, durchweg von Stein gebaut, die Fenster sind hell und freundlich, die Ställe sind von den Wohngebäuden getrennt. Östlich in den Bergen findet man noch überwiegend das niedersächsische Haus, das größere Gebäude umschließt Stall und Scheuer. Die Häuser sind nicht massiv in Ziegelbau, sondern in Fachwerk ausgeführt, statt gebrannter Steine verwendet man Luftziegel, oder die Wandtafeln sind mit Strohumflochtenen und Lehm beworfenen Hölzern gefüllt, die man wiederum zum Schutz gegen die Feuchtigkeit mit Schieferplatten behangen hat. Sichtbare Balken sind gestrichen, die Querhölzer und Sprossen der kleinen Fenster und deren Läden erhalten einen leuchtend grünen Anstrich. Derartige Häuser kommen in allen alten bergischen Orten vor, in den Städten fehlen selbstverständlich Ställe jetzt unter demselben Dach. In Ratingen findet man Häuser beider Art aus dem vorigen Jahrhundert, und noch ältere; das schöne bürgerliche Wohnhaus findet man aber auch in den Bergen namentlich bei …das niedersächsisch – bergische Haus in der Ebene nicht. Der Martinsabend wird wie in Düsseldorf von den Kindern mit Lampen Umzügen gefeiert. Weihnacht wird nicht mit Christbäumen – die vor wenigen Jahren noch ganz unbekannt waren – verherrlicht, sonder still begangen, eine Kinderbescherung findet „auf St. Nicolaus“, dem 6. Dezember statt. Zur Fastnacht ist die Carnevalszeit voll heiteren Vergnügens und alte Bräuche die theilweise nur hier zu finden sind noch in Übung.

(Seite 20)

II. Beschreibung der Postanstalt

8. Gründung der Postanstalt, Geschichte derselben

Namen der Vorsteher der Postanstalt

Im Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde im Herzogthum Berg und fast zur selben Zeit in Chur – Cöln Posten eingerichtet; es ist nicht unwahrscheinlich, dass in Ratingen um diese Zeit eine Thurn- und Taxische Postanstalt angelegt ist. Doch ist solches hier nicht mehr festzustellen, jedenfalls ward diese Postanstalt in der so genannten französischen Zeit (1806) nach französischem Muster eingerichtet und ihr gleichzeitig ein Relais unterstellt, es waren aber nicht allein der Relais Aufseher, sondern auch die wirklichen Postbediensteten Privat Personen. Im Jahre 1815, bei der Übernahme der Post durch Preußen, wurde zunächst eine Postexpedition 2ter Classe eingerichtet; nachdem der Verkehr sich mehr und mehr gehoben hatte, wurde letztere 1872 in eine Postverwaltung umgewandelt.

Das Porto kam auf im Jahre:

1864 3209 Thaler 1875 14066 M 1883 22532 M 1891 49050 M
1866 2966  1876 12894  1884 23654  1892 51034  1899 78783 M
1869 3015  1877 13550  1885 24146  1893 51191  1900 84355 
1870 3319  1878 16254  1886 25970  1894 52266  1901 87431 
1871 3311  1879 16899  1887 26747  1895 53752  1902 80086 
1872 3700  1880 18937  1888 30708  1896 59463  1903 80915 
1873 3980  1881 21216  1889 37064  1897 66991 
1874 4633  1882 21922  1890 45487  1898 73448 

Im Jahre 1863 ward eine Telgraphen Station eingerichtet und auf die Postanstalt verbunden. Am 1. August 1880 wurde die neu installierte (?) Oberleitung Nr. 740 ….. zwischen Ratingen und Lintorf in Betrieb gesetzt. Die nach Homberg bei Ratingen am 7. Mai 1888. Am 23. Januar 1890 ist hier eine Fernsprech - Vermittlungsstelle eröffnet worden. Die ins Leben gerufene Städt. Fernsprecheinrichtung nebst der Fernsprech – Verbindungsanlage Düsseldorf – Ratingen benutzten zunächst 8 Teilnehmer. Die Namen der Vorsteher sind:

Blind
Wiesinger Joh. Franz
Braun
Mund
Krengel Postexpediteur
Boltze desgl. Bis 1870
Becker desgl. 1870 – 1872 ( 1/5)
Röper Postmeister 1872 bis 1876 (gestorben am 18. Novbr.1876)
Hambruch Postmeister 1877 – 31/3 1905 – 28 Jahre
Hahn Postdirektor ¼ 1905 – 31/7 (19)12
Hausberg Postdirektor 1/8. (19)12 – 30/4. (19)17
Lensing   1/5. (19)17 – 31/1. (19)23
Saenger   1/3. (19)23 – 31/7. (19)29
Nordheim Postamtmann 1. 8. (19)29 – 30. 9. (19)35
Köhler Oberpostdirektor 1. 11. (19)35 – 30. 4. (19)44
Schuck 1. 5. (19)44 – 30. 11. (19)49
Schrader 1. 12. (19)49 – 31. 5. 1954
Schlüter 1. 6. 1954 –

(Seite 21)

9. Geschichte der Postverbindungen des Orts

    Fremdenverkehr, soweit derselbe auf die Benutzung der Posteinrichtungen von Einfluss ist.

Anfang des 17ten Jahrhunderts (schon 1608) liefen 3 unter Thurn und Taxischer Verwaltung eine Post zwischen Cöln und Hamburg, die Ratingen berührte, ob solche aber Briefe für Ratingen mit befördert hat, ist nicht mehr nachzuweisen, jedoch wohl anzunehmen. Unter Murat fuhr bereits täglich eine Post von Düsseldorf über Ratingen, Kettwig, Werden nach Essen. Weiter berührten Reit- und Fahrposten den Ort.

Im Jahre 1823 fuhren nach mündlicher Auskunft älterer Leute wöchentlich zweimal Posten von Düsseldorf über Mülheim a. d. Ruhr nach Münster durch, während die Post nach Essen von Düsseldorf nach dem vorerwähnten Gang beibehielt. 1872 bestand hier eine zweimalige tägliche Personen Post Verbindung nach Düsseldorf, ebenso ging dreimal an jedem Tag eine Post nach Kaiserswerth, zweimal nach Kettwig (Kurs Düsseldorf – Essen bzw. Werden) und einmal nach Heiligenhaus bzw. Velbert.

Nach der im Februar 1872 erfolgten Eröffnung der Unter – Ruhrtal – Bahn sind die Personen Post Kurse Düsseldorf – Ratingen bzw. Werden und Essen aufgehoben, auch ward bald die von Df. (?) die Post nach Heiligenhaus einem dortigen Privaten zur Beförderung übertragen, so dass augenblicklich ein kaiserlicher Postwagen nur noch auf der Route Ratingen – Calcum – Kaiserswerth besteht. Seit der jüngsten Zeit hat diese Post einen täglich viermaligen Gang erhalten. Die im Monat November 1874 bahnpolizeilich abgenommene Strecke Spelldorf – Troisdorf wird für Postzwecke nicht benutzt. Der Fremdenverkehr ist hier ein unbedeutender; Vergnügungsreisende, die Wald, Berg und sonstige Naturschönheiten sehen wollen, fahren regelmäßig von Düsseldorf durch bis Kettwig oder weiter, jedoch zu … .

10. Nachrichten über das Postgebäude

Wie auch heutigen Tags war es auch früher den Vorstehern überlassen, die für Unterbringung der Postanstalt erforderlichen Räume zu beschaffen. Und ist daher ein ständiger Wechsel in den Posthäusern natürlich. So hatte die Postexpedition früher ihre Diensträume in dem jetzt Ww. Strucksbergischen und in dem Herrn Kirchgässer’schen, darauf in dem zurzeit Herrn v. Eigen gehörigen Gasthof, welche Gebäude sämtlich in der Oberstraße belegen sind. Seit nunmehr 10 Jahren befindet sich die Postanstalt in demselben Gebäude welches von dem Herrn Straahlen (?) oder Straeßen (?) d. R. vor einem Jahre angekauft ist; der erneuerte Miethsvertrag läuft noch bis zum 1ten Mai 1880 bez. bis Ende März. Am 20. März 1883 wurde das Postamt in das dem Bauunternehmer Holapfel aus Düsseldorf gehöriges, nach von der Postbehörde festgestellten Zeichnungen und Verträgen neu erbautes Haus auf der Bahnstraße verlegt. Da bereits für Rechnung des Amts…. angemiethet; der Miethsvertrag läuft Ende März 1898 ab. Derselbe ist bis Ende März 1906 verlängert.

…Unrecht, denn das Angerthal, vom Walde abgesehen, bietet sehr schöne Punkte. Geschäftsreisende ziehen vor in benachbarten großen Städten zu übernachten und nehmen hier nur kurzen Aufenthalt; nur zwischen dem Kaiserswerther Diakonissen Hause und … einem nicht über Besitz mit Gärten…..am Abhang des Angerthals findet ein …. Verkehr statt … nach Kaiserswerth von Einfluss ist. ———— Am 1. October 1897 wurde die hiesige Posthalterei aufgehoben; an Stelle der Postwagen zwischen Kaiserswerth und Ratingen werden die vom Unternehmer Wicherweg (?) in Kaiserswerth unterhaltene Privat – Personenfuhrwerke zu Postzwecken der genannten Arten benutzt. Vom 20. October 1899 ab ist das Privat – Personenfuhrwerk nach Heiligenhaus aufgehoben, dagegen verkehrt ein solches zwischen Ratingen und Homberg …. (Seite 22)

11. Charakterzüge des Brief- und des Fahrpostverkehrs, z. B. nach welchen Gegenden derselbe vorzugsweise gerichtet ist; ob und welche besondere Gewerbe sich hauptsächlich an dem Packet- und Geldverkehr betheiligen; ob viel Postverkehr mit dem Auslande stattfindet und speziell mit welchen Ländern.

Klein – Industrielle, wenn man von einer Anzahl für Langenberger Geschäfte arbeitende Seidenweber absieht, giebt es in Ratingen nicht. Die hier bestehenden Geschäfte, die in Frage kommen, gehören mit Ausnahme der Brügelmannschen Spinnerei, deren Bureaux in Düsseldorf sich befinden, zu den Fabrik Anlagen mittlerer Größe; alle Werke erzeugen Artikel, die mit der Post nicht wohl versendbar sind. Es sind nämlich die hiesigen Fabrikationszweige: Papier in allen Arten, namentlich: Brief, Schreib- und besonders Couvert Papier (eine Fabrik); Druckpapier (eine Fabrik); Packpapier (neu und zwar die größte Anlage) und eine neue desgl.) Strohdeckel(?) - Papier. Ferner 11 Fabriken zur Anfertigung von Dachziegeln, namentlich von blauen und glasierten, sowie von feuerfesten Steinen, ferner die Kalk und Marmor Industrie, Watten Fabriken und eine Maschinenfabrik. (Eingefügt mit anderer Handschrift d. R.): unleserlich …...bei der Stadt in Cromford ist eine Baumwoll-Spinnerei…mit 400 Arbeitern, 3000 Spindeln, 300 mechanischen….., Kesselfabrik mit 300...Spiegelglasfabrik mit …

Alle diese Geschäfte arbeiten nur auf größere Bestellungen und lassen sich auf den Kleinverkehr nicht ein. In Folge dessen beschränkt sich der Postverkehr der vorgenannten Geschäfte fast lediglich auf den Briefverkehr, denn auch der Geldverkehr dieser Correspondenten ist ein verhältnismäßig geringer und zwar aus folgendem Grunde: Dachziegel f. und Papierfabrikanten, namentlich letztere arbeiten fast ständig für Engrossisten in den benachbarten großen Handelscompagnien, Cöln und Elberfeld gehen die Fabrikate auch vielfach außerhalb Deutschlands nach Belgien, den Niederlanden und England so ist dieser Verkehr doch ein … und Zahlungen werden vielfach nur bei den Bankhäusern in den vorgenannten Städten sowie in Düsseldorf aufgegeben(?). … … … … … … … Geschäftszweige sind auch die Ursache, dass gegen (?) die Nachbarstädte …verkehr ein geringerer, der Eisenbahn Güterverkehr ein verhältnismäßig anderer (?).-

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12. Angabe der im Orte erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften

Angabe der im Orte hauptsächlich gelesenen Zeitungen.

In Ratingen erscheint wöchentlich zweimal eine freisinnige „Ratinger Zeitung“ mit entschieden nationaler Richtung; das Blatt hat wenig Abonnenten. Die verbreiteste Zeitung in der Stadt ist das ultramontane Düsseldorfer Volksblatt, auf dem Lande daneben die Düsseldorfer Volkszeitung und die Neußer Zeitung. Neben einer großen zahl von Blättern aller Richtungen, wird die Kölnische Zeitung in 23 Exemplaren und die Kölnische Volkszeitung in (Zahl ausgelassen d. R.) Exemplaren gehalten; auch die Abonnements auf die Familienblätter Gartenlaube, Daheim usw. sind verhältnismäßig groß (?).