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Der Pojaz
Der Pojaz, zugleich auch Übername der Hauptfigur, wurde als typischer Bildungsroman 1905 von Karl Emil Franzos geschrieben. Dieser Entwicklungsroman handelt von einem konservativ jüdisch aufgezogenen Zögling (Sender), der, je älter er wird, umso stärker spürt, dass er aus Anfangs für ihn unerklärlichen Gründen nicht in die streng gläubige jüdische Gemeinde gehört.
Inhalt: (Kapitel 1 bis 28)
In Barnowiz soll der aussergewöhnliche Junge Senderko von seiner Ziehmutter, Rosel Kurländer, zu einem anständigen, jüdischen Jungen erzogen werden. Sie bekam die Aufgabe, sich um Sender zu kümmern von seiner leiblichen Mutter, die gerade nach der Geburt gestorben ist. Rosel soll den Jungen so aufziehen, dass er niemals dem Beruf seines Vaters folgte, denn dieser war ein in ganz Galizien bekannter Schnorrer. Im Dorfe geniesst der Pojaz keine grosse Beliebtheit, da er während seiner Jugend den Bewohnern immer wieder listige Streiche spielt. Als er eines Tages in Czernowitz durch ein Zufall ein Theater besucht, entdeckt er sein vererbtes Talent als Komödiant. Für diesen Beruf ist es jedoch erforderlich, ein "Deutsch" zu sein, doch die deutsche Sprache ist dem jüdischen Jungen verboten. Darum begibt er sich heimlich auf die Suche nach einem deutschen Lehrer.
Nachdem sein erster Lehrer gestorben ist, ergibt sich die Möglichkeit, in einer christlichen Klosterbibliothek deutsche Bücher selbständig zu lesen. Senders Deutschkenntnisse reichen jedoch nicht aus, um die hoch stehende Literatur zu lesen und zu verstehen. Von seinem unbändigen Fleiss getrieben verbringt er etliche Stunden in der Klosterbibliothek. Die dort herrschende Kälte ist der Auslöser für eine immer stärker werdende Krankheit. Frau Rosel, die nichts von seinem Berufswunsch und von seinem schlechten Gesundheitszustand weiss, macht sich indes auf die Suche nach einer heiratswilligen Frau. Pojaz vergrault jedoch jedes Mädchen mit seinem unmöglichen Benehmen.
Aus Angst, dass Sender dem Beruf seines Vaters nachgehen könnte, hat Rosel ihm im Glauben gelassen, seine richtige Mutter zu sein. Dies führt zu Problemen, als in Czernowitz die Rekrutierung ansteht. Als einziges Kind einer Wittfrau, wägt er sich in Sicherheit, keinen Militärdienst leisten zu müssen. Das Ganze eskaliert, als Rosel einen Brief betreffend der Rekrutierung Senders erhält. Trotz all ihrer Bemühungen gelangt der Brief in Senders Hände. In der Anwesenheit des Rabbis und Rosel. Völlig aufgebracht empört er sich über den Brief und bricht anschliessend zusammen. Nun ist für alle klar, dass Sender Deutsch kann. In seiner Wut verstösst ihn der Rabbi.
Als Folge seines Zusammenbruches ist Sender längere Zeit ans Bett gefesselt. In der Zwischenzeit besorgt der Marschallik Sender einen neuen Ladungsschein auf den Namen Sender Kurländer, so dass keine weiteren Zweifel über seine Herkunft aufkommen. Ebenfalls sucht der Marschallik das Gespräch mit dem Rabbi, um eine mildere Strafe für Sender zu erlangen. Schliesslich einigen sie sich auf folgende drei Punkte:
- Abbitte für die Kränkung, welche er dem Rabbi zugefügt hat.
- Er muss mit einem Schwur auf die Thora geloben, nie wieder ein deutsches Buch anzurühren.
- Während zwei Jahren muss er täglich fünf Psalmen sagen
Zuletzt besorgt er ihm noch eine Stelle beim Winkelschreiber Dovidl als deutsche Schreibkraft. So ist gewährleistet, dass Sender weiterhin deutsch lernen kann. Nach seiner nicht für möglich gehaltenen Genesung tritt Sender seine neue Stelle an. Durch einen glücklichen Zufall, gewinnt Sender im Lotto mit 300 Gulden einen grossen Betrag, welche auch seine Theaterhoffungen neu aufleben lassen. Durch den nun alltäglichen Umgang mit der deutschen Sprache, fühlt er sich nun gewappnet, schwierigere Werke zu lesen. Deshalb tritt er erneut mit Fendko in Kontakt um wieder in die Klosterbibliothek gehen zu können. Dort trifft er auf einem älteren Mönch, welcher sich bereit erklärt, Sender mit der Wahl der Bücher zu helfen. Während einer sehr emotionalen Deutschstunde, hört sie ein benachbarter Mönch und die Beiden werden entdeckt. Sie kommen mit einem blauen Auge davon.
Wie durch ein Wunder verliebt sich Sender in die schöne Malke. Zum ersten Mal stellt er eine soziale Beziehung über die Liebe zur Schauspielerei, denn er ist sich praktisch sicher, dass er sie heiraten wird und malt sich eine gemeinsame Zukunft aus. Da erfährt er, dass sie sich heimlich und unsterblich in ihren Deutschlehrer verliebt. Er versucht mit dem Gedanken an seine Theaterzukunft über den Kummer hinwegzukommen. Zu seiner Überraschung erhält er einen Brief von Nadler, dem Theaterdirektor von Czernowitz, der ihn endlich in sein Theater einlädt. Somit bereitet er sich auf seine Abreise vor. Niemand soll von seinen Plänen wissen. Trotzdem besucht er noch einmal alle seine Bekannten, um innerlich Abschied zu nehmen. Zudem schreibt er Rosel einen Abschiedsbrief.
In einer stürmischen Nacht macht er sich auf den Weg nach Czernowitz. Jedoch zwingt in diesen heftigen Sturm in die Knie. Sender ist gezwungen, in eine nahe liegende Kapelle zu flüchten. Zurück kann er nicht mehr, da er sich seine heiligen Löckchen abgeschnitten hat. In dieser einsamen Nacht bieten ihm ein zugelaufener Hund und sein Gebetsbüchlein Unterstützung. Als er nicht mehr an eine Hoffnung glaubt, rettet ihn der Richter von Miaskowka mit seiner Kutsche. In seinem Dorf findet Sender Unterschlupft, um neue Kraft für die Reise zu gewinnen.