Benutzer:Pimpinellus/Relaunch Verteidiger des Glaubens

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Verteidiger des Glaubens ist ein deutscher investigativer Kinodokumentarfilm des Regisseurs Christoph Röhl aus dem Jahr 2019. Der Film erzählt die Geschichte Joseph Ratzingers und seine Rolle in dem traditionsreichen Glaubens- und Machtsystem in der Weltzentrale der katholischen Kirche, sowie dessen Wirken im Context zu den Umbrüchen der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts. Die Weltpremiere fand am 14. Mai 2019 auf dem DOK.fest München statt.[1] In den Kinos lief der Film ab Ende Oktober 2019 an.[2]

Inhalt

Der 90-minütige Film zeichnet den Lebensweg Joseph Ratzingers nach, angefangen von seiner Priesterweihe im Jahr 1951 über seine Zeit als Theologieprofessor und Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation bis hin zum überraschenden Rücktritt vom Papstamt im Jahr 2013. Der Film setzt sich mit der über 30jährigen Tätigkeit Ratzingers im Vatikan auseinander und zeigt wie aus dem jungen Erneuerer des Zweiten Vatikanischen Konzils ein Verfechter für den Erhalt einer konservativen katholischen Kirche wurde.[3]Er zeigt wie Ratzinger die katholische Kirche in den letzten 60 Jahren geprägt hat und wie er sie in ihre größte Krise geführt hat. Zahlreiche Interviewpartner in dem Film, die alle innerhalb des klerikalen Systems tätig sind und waren, verdeutlichen durch ihre Aussagen, welche Rolle Ratzinger im weitläufigen Machtsystems des Vatikans spielte, und inwiefern er zum Vertrauensverlust beitrug, unter dem die katholische Kirche leidet.[4] Der Film nimmt auch die engsten Berater und Vertrauten von Joseph Ratzinger in den Blick, und zeigt auf , wie sie in die Verschleierung der globalen Missbrauchskrise und in Korruptionsskandale verwickelt waren. Die Interviewpartner befassen sich kritisch mit dem Bild von Ratzinger als bescheidenen Gelehrten, der Film dokumentiert wie Ratzinger einerseits an dem weltoffenen Aufbruch versprechenden Zweiten Vatikanischen Konzil mitwirkte und zum anderen an der Rückwärtsentwicklung der Kirche wesentlichen Anteil hatte. [5]

Hintergrund

Autor und Regisseur Christoph Röhl hat mit seine Recherchen für diesen Film bereits vor dem Rücktritt Benedikts begonnen. Ausgangspunkt und Background für den Film waren persönliche Kontakte Röhls mit ehemaligen Schülern des Berliner Canisius-Kollegs in Zusammenhang mit dem Missbrauch an der Odenwaldschule, worüber er einen Film machte. Mit den vom Missbrauch Betroffenen an der Odenwaldschule, an der er von 1989 bis 1991 als Englisch-Tutor tätig war, diskutierte er die Parallen zwischen dem Missbrauch an der liberalen reformpädagogischen Odenwaldschule und der katholischen Kirche. Das Thema Missbrauch sollte ursprünglich nur ein Aspekt in dem groß angelegten Film über Joseph Ratzinger sein, wurde aber im Zuge der Filmarbeiten, wie Röhl in seinem Artikel in der Zeitschrift "Stimmen der Zeit" feststellt, zu einem Schlüsselelement der Dokumentation. Den Weg der katholischen Kirche unter Ratzinger erlebte Röhl als eine Sackgasse, die seiner Meinung nach dazu geführt hat, „dass gute und gläubige Menschen mit ihren Wahrheiten diffamiert, diskreditiert, desavouiert, oder, wie es Tom Doyle in meinem Film zum Ausdruck bringt, zugunsten der Hierarchie „aufgeopfert“ wurden“.[6]


Produktion

Christoph Röhl standen für die Recherchen und für seine Filmarbeit die Türen des Vatikans offen. Viele Weggefährten Ratzingers, Experten und enge Vertraute wie Georg Gänswein ließen sich interviewen, aber auch Kritiker des emeritierten Papstes. Interviewpartner sind Klaus Mertes, Erzbischof Georg Gänswein, Doris Wagner, Tony Flannery, Wolfgang Beinert, Hermann Häring, Christa Pongratz-Lippitt, Thomas P. Doyle, Erzbischof Charles Scicluna, Xavier Léger, Pablo Perez Guajardo, Emiliano Fittipaldi, Marie Collins. Er konnte vor Ort sowohl vor als hinter den Kulissen drehen, feierliche Messen und kirchliche Zeremonien, und er erhielt Zugang zu rarem Archivmaterial, konnte aus Unmengen historischem Material schöpfen. Der Film weist eine durchgehend stringente Dramaturgie auf, die Off-Kommentare zwischen den Interviews und dramaturgisch geschickt aneinandergereihten Szenen spricht in der deutschen Fassung der Tatort-Kommissar Ulrich Tukur. Produzent des Films ist die http://www.realfictionfilme.de/menu/index.php

Rezeption

In den einchlägigen Medien wird Röhls Film insgesamt als eine „analytisch weit ausgreifende Erzählung“ wahrgenommen.[7] Katholische Medien wie [8] des Erzbistums München und Freising setzen sich einerseits kritisch mit den Kernaussagen des Films auseinander, stellen andererseits die dokumentarische Qualität des Films nicht in Frage. Thomas Stöppler schreibt „Der Film spart nicht mit Kritik und zeichnet kein objektives, aber deshalb nicht minder sehenswertes Bild des emeritierten Papstes“.[9] Im Vatikan-Magazin schreibt Guido Horst: „Der Porträt-Film „Verteidiger des Glaubens“ von Christoph Röhl über Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. zeichnet das Bild eines Gescheiterten und heftet es wie einen Zerrspiegel an eine vermeintlich überholte Kirche, die nun abtreten muss“.[10] Kirchliche und der katholischen Kirche nahestehende Medien sehen Röhls Film als geeignet, „den Druck auf die (innerkirchliche) Öffentlichkeit zu erhöhen, den man braucht, um mit einer „Reformation 2.0“ starten zu können“. Einige Kritiken wägen die Stärken und Schwächen des Films ab, so schreibt Gerd Felder in dem katholischen Online-Magazin „Kirche-und-Leben“: „Die größte Stärke des neuen Films, seine Fokussierung auf das Scheitern Benedikts und seines Kirchenbilds, ist zugleich seine Schwäche: Den Anspruch, ein Ratzinger-Porträt abzuliefern, wird der teilweise mit großartigen Aufnahmen und erhellenden Beobachtungen glänzende Film nicht gerecht“.[11] Zur Machart des Werks schreibt Thomas Lassonczyk in filmstarts.de: „Sehr aufwendig realisierter Dokumentarfilm über Aufstieg und Niedergang des deutschen Papstes Benedikt XVI., der kaum ein gutes Haar am Vatikan und der katholischen Kirche lässt. Sehr gelungen, selbst wenn der Film in der Umsetzung dem im Fernsehen allgemein üblichen Stil-Prinzip der Talking Heads folgt.“[12]

Kritik pro

Die den Film insgesamt positiv einstufenden Kritiken tun dies insbesondere im Hinblick auf die kritische Auseinandersetzung mit den Widersprüchen der Ära Ratzinger. So stellt der durchaus nicht als kirchenkritisch bekannte Bayerische Rundfunk in seinem Bericht zur Uraufführung fest: „Die Botschaft am Ende des Films ist klar: Mit Benedikt ist nicht nur ein Papst, sondern eine ganze Ära gescheitert. Seine Kirche als monarchistisch-autoritäres Gebilde ist am Ende – zumindest in den Augen vieler Gläubiger“.[13]
Die von den Jesuiten herausgegebene Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ stellt unter dem Titel „Ratzingers blinder Fleck“ fest: „Christoph Röhl zeichnet das Bild einer tragischen Persönlichkeit, der es stets um die Wahrheit und um die heilige katholische Kirche ging, die dabei aber den Blick für die Krisen der Zeit verlor“.[14] In DOMRADIO.de, einem Sender in Trägerschaft des Bildungswerkes der Erzdiözese Köln[15] schreibt Christoph Renzikowski „Röhl hält den Pontifex aus Bayern nicht nur für persönlich gescheitert, sondern sieht ihn zugleich exemplarisch als einen bestimmten Typ von Kirchenmann, der die Institution retten will und dabei das Leid der Opfer ausblendet. Eine einseitige Sicht, aber eine, der man sich in ihrer stringenten Darbietung nur schwer entziehen kann.“

Kritik contra

Joseph Ratzinger nahestehende Medien und Personen üben sowohl an der Machart des Films als auch am Inhalt Kritik. So nennt der langjährige Wegbegleiter Ratzingers Georg Gänswein, Kurienerzbischof und Präfekt des Päpstlichen Hauses, den Film eine „Sauerei“ und „Debakel“, weil Joseph Ratzinger als Verantwortlicher für die Missbrauchsfälle in der Kirche hingestellt werde.[16] Er könne vor diesem „geschickt gemachten“, „nicht objektiven“, „miserablen“ Film nur warnen, sagt Gänswein.
Der Papstbiograph Peter Seewald kritisiert in der Tagespost, dass der Film, „um die krude These vom gescheiterten Papst durchzuhalten, der im Grunde für den ganzen Missbrauch und damit für die Krise der katholischen Kirche verantwortlich sei“, verschweige, „dass Ratzinger bereits als Präfekt die entscheidenden Weichen für den Kampf gegen den Missbrauch gestellt habe und die Null-Toleranz-Politik gegenüber kirchlichen Missbrauchstätern auch als Papst konsequent fortgeführt und rund 400 Geistliche suspendiert hat“. [17] Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn übt etwas zurückhaltendere Kritik und sagt, wer behaupte, der frühere Kurienkardinal Joseph Ratzinger habe sich dem Thema nicht gestellt, erkenne die Fakten nicht an.[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Filmvorstellung: Verteidiger des Glaubens. dokfest.de, 14. Mai 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  2. Spielplan und Kinotrailer „Verteidiger des Glaubens“. realfictionfilme.de, abgerufen am 26. November 2018.
  3. Daniel Sponsel: Verteidiger des Glaubens, Inhalt. filmportal.de, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  4. Jörn Schumacher: Das System Ratzinger: Machterhalt durch Schweigen und Leugnen. pro-medienmagazhin.de, 27. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  5. Eric Leimann: Wir waren Papst, aber es hat nichts gebracht. prisma.de, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  6. Christoph Röhl: Ratzingers blinder Fleck. Herder/Stimmen der Zeit, 1. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  7. Christoph Renzikowski: Mit ruhigen Bildern auf der Seite der Reformer. domradio.de, 15. Mai 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  8. Headpage von mk-online. mk-online.de, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  9. Thomas Stöppler: Neuer Dokumentarfilm über Benedikt XVI. mk-online.de, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  10. Guido Horst: Die alte Catholica steht am Pranger. vatican-magazin.de, 29. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  11. Gerd Felder: Film „Verteidiger des Glaubens“: Benedikt XVI. als Gescheiterter. kirche-und-leben.de, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  12. Thomas Lassonczyk: Verteidiger des Glaubens: Kritik der Filmstarts-Redaktion. filmstarts.de, 25. Juli 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  13. Tragischer Held? Neue Doku diskutiert Scheitern Benedikts XVI. br.de, 17. Mai 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  14. Christoph Röhl: Ratzingers blinder Fleck. Herder/Stimmen der Zeit, 1. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  15. Impressum DOMRADIO. Domradio.de, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  16. Film über Benedikt XVI. ist Sauerei und Debakel. kirche-und-leben.de, 18. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  17. Seewald hält Benedikt-Dokumentation für „unseriös“. die-tagespost.de, 29. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  18. Wiener Kardinal reagiert auf neuen Dokumentarfilm über Benedikt XVI. katholisch.de, 29. Oktober 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.