Benutzer:Pingoda33/Johann J. Claßen
== Johann Joseph Claßen
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Johann Joseph Claßen oder Clahsen; auch Hans Claßen (* 28. April 1953 in Oberschledorn / Sauerland), Dichter, Literaturzeitschrift- und Anthologieherausgeber.
Johann J. Claßen, 6. 7. 2006, Lesung
im Caspar-David-Friedrich Museum
auf dem Tag der Wissenschaften,
Arndt-Universität Greifswald
=== Inhaltsverzeichnis
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1 Leben 2 Werk und Wertungen 3 Werke
3.1 Gedichte (Auswahl) 3.2 Gedichtbände 3.3 Prosa 3.4 Hörbuch
4 Auszeichnungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise
Leben
Johann Joseph Claßen wurde am 28. April 1953 in Oberschledorn im westfälischen Hochsauerland an der Grenze zu Hessen geboren. Aufgewachsen in einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, besuchte er nach der Dorfvolksschule und dem Progymnasium der benachbarten Kleinstadt Medebach das Gymnasium Alte Landesschule im 15 Kilometer entfernten nordhessischen Korbach. Dort legte er 1973 das Abitur ab, nach welchem er 1974 das Studium in Deutsch und Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Lörrach in Südbaden begann und 1977 an der Universität Paderborn absolvierte. 22 Jahre lang war er Hauptschulrektor in Arnsberg, wo er, verheiratet mit Johanna Claßen – Weustenfeld, seit 1983 lebt. Damit legte Claßen den Grundstein für den Edelrabe-Literaturpreis, den 2005 der Unternehmer Ulrich Wolfkühler zusammen mit dem Künstler Otmar Alt für die Verleihung auf dieser Literaturschiffahrt stiftete.
Seit 2005 leitet er die (von Herbert Somplatzki initiierten) regionalen Schriftsteller-Begegnungen Sauerland-Masuren, deren Intention es ist, durch Literatur zur deutsch-polnischen Verständigung beizutragen. Unter dieser Prämisse legte er auch die Premiere seines Lyrikbandes Die Glocken Vinetas 2011 nach Hirschberg (Jelenia Gora) in Polen oder hielt 2013 den Festvortrag anläßlich des 225. Eichendorff-Geburtstags an dessen Geburtsort Lubowitz (Lubowice) im Oberschlesischen Eichendorff- Kultur- und Begegnungszentrum (Gornoslaskie Centrum Kultury i Spotkan im. Eichendorffa).
Werk und Wertungen
In den Jahren 1993 und 1994 hatte Claßen zwei Gedichtbände mit Jugenddichtung in herkömmlicher Lyrik herausgegeben, bevor er sich bald darauf modernem Literaturschaffen zu widmen begann. Maßgeblich dafür war die Begegnung und Freundschaft mit Professor Wilhelm Gössmann, Literaturdidaktiker an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und selbst vielveröffentlichender Literat.
Als erstes Ergebnis dieses Dialogs erschien 1999 Claßens Gedichtband Freilandmuseum – Neue Lyrik vom Lande. 2001 folgte Mondlicht fiel auf Blütenstaub – Romantische Spuren, und zehn Jahre danach Die Glocken Vinetas – Gegenwart der Romantik, 2011. „Sprachrhythmus und Wortklang treffen sich mit präziser Suche nach dem richtigen Begriff […], bewahren einen Bilderreichtum, der mühelos Epochen überspringt“, meint dazu die Journalistin und Literaturkritikerin Monika Willer. [3] Ähnlich schreibt auch Wilhelm Gössmann: „Reduzierung auf das klanglich Wesentliche bleibt oberstes Gesetz.“ Dabei geschehe oft „ein kaum merkbarer Gedankenablauf, die Perspektive ändert sich und es kommt zu einer Konfrontation mit etwas zivilisatorisch Neuem“. [4] Eines der bemerkenswerten poetischen Verfahren bestehe darin, „daß typisch romantische Motive mit unserer Wirklichkeit konfrontiert werden und neues Licht sowohl auf die Romantik als auch auf unsere Realität werfen“, hält die Online-Rezensionszeitschrift literaturmarkt.info fest. [5] Zahlreiche Gedichte wurden von dem Schauspieler Klaus-Jürgen Wussow und dem Regisseur Hans-Bernhard Theopold rezitiert, unter anderem für das Hörbuch Spurenfinden (Claßen zusammen mit Mathias Knoll, 2003). 2005 gründete Claßen die Quartals-Literaturzeitschrift Der Edelrabe und gab seit 2007, beginnend mit einem Eichendorff-Gedichtband: Und die Welt hebt an zu singen, einige Anthologien heraus.
Werke
Gedichte (Auswahl)
http://www.poemhunter.com/poem/am-meer-nad-morzem-3-polish-translations
Am Meer
Stumm übers Meer, Wie Windvisionen, Gehen die Glocken Vinetas.
Niemand vernimmt sie. Das Brausen der Brandung Vergräbt ihr Verwehen.
Kein Wort aus den Wogen – Vergaß das Vergängnis Die Stimmen am Grund?
http://www.poemhunter.com/poem/nachtlied
Nachtlied
Eingedenk Goethe, Wanderers Nachtlied
Über allen Gipfeln Himmelsströme Tagesstill –
In allen Wipfeln Schlafes Schweigen Eingekehrt –
Warte, süßer Friede! Mit dem Erwachen Ruhest du auch.
Am Grenzstein
Eingedenk Heinrich Heine, Wintermärchen
Mit dem preußischen Grenzstein Unter den kranken Eichen Verwittert die alte Zeit.
Im achtundvierziger März Trieben die Knospen. Seither wuchert der Wald.
Hier hätte Heine gedichtet: „Ich habe sie immer so lieb gehabt ...“ – Wie lange noch grünen die Eichen?
http://www.poemhunter.com/poem/am-brunnen
Am Brunnen
Eingedenk Wilhelm Müller und Joseph von Eichendorff
Am Brunnen vor dem Tore Endet die Winterreise. Hier stand die Linde.
Nichts Grünes bekränzt Die Fontäne, anonym Steht das Abendständchen
Auf dem verlassenen Markt Und in den kalten Straßen Am Brunnen vor dem Tore.
Mondesanblick
Caspar David Friedrich zugeeignet
Mondesanblick – überall Erwarten Des Zaubers … zwischen Wipfel Und Gestein, den Wald
Erlösend, über Pfad und Wurzel Ruhend … bei Kapelle Oder Kreuz …
Anleuchtend aus Ruinen Wie den Meeren … aus Klippen Mit dem Licht der ganzen Welt!
http://www.poemhunter.com/poem/blaue-blume-novalis-eingedenk
Blaue Blume
Novalis eingedenk
Ahnungsvoll, vor dem Lifestyle-Aufblauen Zwischen den Zahlen und grauen Figuren, Raunt die Alraunenacht.
Das eine, geheime Wort, Wie es wächst und treibt! Das ganze verkehrte Wesen
Fliegt fort in die Mondbahn – Die Blüte, cyan im Licht, Stäubt und stäubt und stäubt …
http://www.poemhunter.com/poem/autumn-approach-herbstnahen-nadej-cie-jesieni-polish-translation
Herbstnahen
Nachtwolken kamen, Brachten vom Bergrand Gedanken aus Sehnsuchtsleid.
Ausstand an Tagen… Der Wagen, beladen Mit Kindheit, fährt heimwärts.
Beim Hause der Vater Sägt auf dem Holzhof Im schauernden Abendwind.
http://www.poemhunter.com/poem/herbstabend-im-dorf-nach-rilke-herbsttag
Herbstabend im Dorf
Rainer Maria Rilke, „Herbsttag“ eingedenk, Wilhelm Gössmann am 80. Wiegenfest
Schwer geht der Tag, die alte Ferne ruht In Farben, die nach Glockenstille schwinden, Und mit den Winden kommt Wolkenschattenflut.
Das Zwielicht tritt versperrend vors Gemach Der Sonne hinterm Horizontgefüge, Ums Tal irrt Dunst, und Abendvogelzüge Streifen übers nachtverschwiegne Dach.
Das Dorf verschweigt bald gähnend jedes Haus, Gebettet schon ans Bachgeräusch der Wiesen. Und in den Häusern läßt es stumm das Fließen Der virtuellen Welten … Kein Hinaus! Kein Himmel! Schweigen, wenn Gestirne grüßen …
http://www.poemhunter.com/best-poems/johann-joseph-clahsen/alte-heimat
Alte Heimat
Eichendorffs eingedenk, mit Poesie Das Vergangene vor Verlust bewahren
Ach, alte Träume dringen aus den Tiefen Der Sehnsucht, die der nahen Nacht entflieht, Von Hügeln, die im Abendtau erschliefen, Aus Tälern, die der Nebeldunst durchzieht.
Da schließen auch im Tale schon die Blumen Erschlafend ihre zarten Kelche zu, Im hohen Grase noch die Heimchen summen, Und drunten rinnt der Bach in schwarzer Ruh’.
Noch schwankend nur die abendlichen Seen, Die Wogen streichen sanft zum Ufer hin, Als küßten sie der Winde lindes Wehen,
Die leiser Fahrt am Dorf vorüber ziehn. Es war, als käm’ aus schwarzen Ährenwogen Das Träumen meinem Herzen zugeflogen.
http://www.poemhunter.com/poem/stern-nach-keats-bright-star
Stern
Nach John Keats: Bright Star
Stern! wäre ich gleich dir beständig nur – Nicht ruhte mehr beständig hehr aus Nacht Mein Blick auf einsam glänzender Natur Und schwände lang hin in Alleinseinspracht.
Nicht ruhte er im Meer, des’ Priesterakt Rein wäscht, was küstenweit des Menschen Werk; Auf Schneenachtsweite nicht, wie keusch und nackt Sie glitzert, angeschmiegt an Moor und Berg.
Nein – gleich beständig ruhte dauerhaft Der Blick auf meines Liebchens weißer Brust: Wie hingebettet sie sich hebt und strafft,
Bereit auf immer der versüßten Lust, Nur diesem Atmensakt ganz nah devot Zu ruhen – oder schwinden in den Tod.
Gedichtbände
Die Glocken Vinetas, Bergstadtverlag Görlitz, 2011 http://www.schlesische-schatztruhe.de/index.php?cat=c194_Gedichte-Gedichte.html
Ich fühle mich so fern und doch so nah (Arnsberg 1993) (Gedichte) Yggdrasil heißt die Esche am Urdbrunnen (Arnsberg 1994) (Balladen und Sprechgedichte) Ich fühle mich so fern und doch so nah (Klagenfurt 1996) (2. veränderte Auflage) Freilandmuseum. Neue Lyrik vom Lande (Arnsberg 1999) (Lyrik, ill. von Kiril Malkow) Landschaft, Lyrik, Literatur (Arnsberg 2000) (Lyrik, im Wechsel mit Prosa von Mathias Knoll, ill. von Hartmut Lübbe) Mondlicht fiel auf Blütenstaub (Frankfurt a. M. 2001) (Lyrik und Essays) Spurenfinden, (Hörbuch, Arnsberg 2003) (Lyrik, im Wechsel mit Prosa von Mathias Knoll, rezitiert von Hans-Bernhard Theopold, begleitet von Wolfgang Bargel, Gitarre) [6] Die Glocken Vinetas (Görlitz 2011) (Lyrik mit einem Nachwort von Monika Willer) [7]
Prosa
Wie ein erstarrter Schrei (Hagen 1995) (Erzählung) [8]
Auszeichnungen
Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur 2005 Der Edelrabe Literaturpreis 2005 [9]
Literatur
avv (Verfasserkürzel), Romantische Grenzüberschreitungen, in literaturmarkt.info. Online-Rezensionszeitschrift (vormals Ixlibris), Gedichtbände, o. O., 24. 9. 2003 Prof. Dr. Wilhelm Gössmann, Die stilistischen Merkmale in Freilandmuseum von Hans Claßen, in: Festschrift im Nachgang zum 60. Geburtstag von Johann J. Claßen, hg. von Dr. Monika Salmen, Arnsberg 2014 Monika Masarczyk, Es war, als hätt’ der Himmel die Erde still geküßt, in: Oberschlesische Stimme, Jg. 25, Nr. 6 (275), 2013 Yvonne Pioch, Hans Claßen: Man kann als Autor nicht darauf warten, dass man entdeckt wird, Frankfurter Literaturverlag (Internetportal: Haus der Literatur, Autorenporträt), Frankfurt a. M. 2006 Johannes Rasim, Eichendorffgedenkfeier in Lubowitz und in Tost, in: Schlesien heute, Jg. 16, Nr. 175, Görlitz 2013 Julia Reinard, Reise in die Romantik, in: Mitteldeutsche Zeitung, Weißenfels Burgenland, 26. 9. 2013 Dr. Monika Salmen (Hrsg.), Festschrift im Nachgang zum 60. Geburtstag von Johann J. Claßen, Arnsberg 2014 Dr. Grzegorz Supady, Die Glocken Vinetas, in: Festschrift im Nachgang zum 60. Geburtstag von Johann J. Claßen, hg. von Dr. Monika Salmen, Arnsberg 2014 Dr. Monika Willer, Nachwort, in: Johann Joseph Claßen, Die Glocken Vinetas, Görlitz 2011
Weblinks
Ausgewählte Gedichte
http://www.poemhunter.com/johann-joseph-clahsen http://lyrikwelt.de
Autorenporträt
http://www.haus-der-literatur.com/autorenportrait/classenportrait.html http://www.nrw-literatur-im-netz.de/datenbank/autoren/214-classen-hans.html
Romantik und Gegenwart: Konfrontation als poetisches Verfahren
http://www.literaturmarkt.info/cms/front_content.php?idcat=78&idart=282 http://www.mz-web.de/weissenfels/vortrag-reise-in-die-romantik,20641108,24453920.html
Deutsch-polnische Verständigung durch Literatur
http://www.agdm.pl/images/stories/nachrichten/AN-2007-11.pdf http://www.agdm.pl/images/stories/nachrichten/AN-2007-11.pdf http://www.dfkschlesien.pl/index.php/post/show/idpost/370
Christine-Koch-Gesellschaft
http://www.christine-koch-gesellschaft.eu http://www.med-easy.de/blog/?p=2552
Gedichtbände im Bergstadtverlag
http://www.schlesische-schatztruhe.de/index.php?cat=c194_Gedichte-Gedichte.html http://www.schlesische-schatztruhe.de/index.php?cat=c117_Joseph-von-Eichendorff-Joseph-von-Eichendorff-117.html