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Frühgeschichte

Nach der nur archäologisch zu erhellenden Vorgeschichte erschließt sich die Frühgeschichte Ostfrieslands teils über die Archäologie, teils über fremde z.B. römische Quellen. Die Berichte von Plinius, Tacitus und Strabon sind, obwohl ihre Aussagen über Zahl, Verteilung und Form der Siedlungen recht allgemeiner Natur sind, insofern wichtig, als sie einmal davon Kunde geben, dass die deutsche Nordseeküste schon in der Zeit um Christi Geburt bewohnt war. Plinius berichtet von den Chauken, die unter primitiven Verhältnissen im Wattgebiet zwischen Unterelbe und Unterems lebten. In dieses Gebiet drangen wahrscheinlich während der Völkerwanderung von Osten die Sachsen und von Westen die Friesen ein und nahmen das Küstengebiet in dauernden Besitz.

Frühkarolingische Zeit

Klarer sieht man erst ab der frühkarolingischen Zeit. Damals existierte ein friesisches Großreich, das weite Teile des heutigen Westfriesland, Ostfriesland und Gebiete bis zur Weser umschloss und von Königen beherrscht wurde, deren Namen teilweise überliefert sind. Der bekannteste der Großfriesischen Könige ist wohl Radbod, um den sich viele ostfriesische Sagen und Erzählungen ranken. An vielen Orten wird er z.B. durch Straßennamen geehrt.

Unterwerfung durch Karl den Großen

Das Großfriesische Reich war aber nur von relativ kurzem Bestand und fiel dann mit der Unterwerfung des östlichen Friesland durch Karl den Großen im Jahre 785 an die Franken.

Unter Karl d. Gr. wurde Ostfriesland in zwei Grafschaften geteilt. Zu dieser Zeit setzte auch die Christianisierung durch die Missionare Liudger und Willehad ein. Ostfriesland wurde dann zum Teil dem Bistum Bremen, zum anderen dem Bistum Münster zugeschlagen.

Mit dem Verfall des Karolingerreiches löste sich Ostfriesland aus den früheren Bindungen und es entstand ein Verbund selbständiger, selbst verwalteter Bezirke, die jeweils jährlich als ihre Vertreter so genannte "Redjeven" (Rechtsprecher, Ratsmänner) wählten, die sowohl die Gerichtsbarkeit ausübten als auch die Verwaltung und Organisation ihrer Bezirke regelten. So blieb der im Mittelalter in Europa verbreitete Feudalismus in Ostfriesland unbekannt. Vielmehr verstanden sich die Friesen als freie Menschen, die keiner Obrigkeit verpflichtet waren.

Alljährlich versammelten sich während dieser Zeit der so genannten Friesischen Freiheit, die vom 12. bis ins 14. Jahrhundert währte, Abgesandte der 7 friesischen Seelande am Upstalsboom nahe Aurich, um dort Recht zu sprechen und politische Entscheidungen von überregionaler Bedeutung zu treffen.

Die Ostfriesischen Häuptlinge

Im Verlauf des 14. Jahrhunderts zerfiel die Redjeven-Verfassung zusehends und weitere Ereignisse wie z.B. der Ausbruch der Pest und große Sturmflutkatastrophen sorgten für weitere Destabilisierung der Verhältnisse. Diese Situation machten sich dann einige einflussreiche Familien zu Nutze und schufen ein Herrschaftssystem indem sie als "Häuptlinge" (hovedlinge) die Macht über mehr oder weniger weite Gebiete an sich rissen. Dabei etablierten sie aber weiterhin kein Feudalsystem wie es im übrigen Europa zu finden war, sondern eher ein Gefolgschaftssystem, das älteren Herrschaftsformen germanischer Kulturen im Norden ähnelte indem die Bewohner der jeweiligen Machtbereiche zwar in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Häuptling standen, diesem verschiedentlich verpflichtet waren, im Übrigen aber ihre Freiheit behielten und sich auch anderweitig niederlassen konnten.

Es folgte eine Zeit, geprägt vom ständigen Streit der Häuptlingssippen um Machtbereiche, Einfluss und Vorherrschaft, die erst endete, nachdem um 1430 Edzard Cirksena sich als Anführer eines Bundes der Freiheit durchgesetzt hatte. Ulrich Cirksena, ein Angehöriger eines der letzten einflussreichen Häuptlingsgeschlechter, wurde von Kaiser Friedrich III. in den Reichsgrafenstand erhoben und wurde mit Ostfriesland als Reichsgrafschaft belehnt. Es gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.

Unter der Herrschaft des später in den Fürstenstand erhobenen Hauses Cirksena entwickelte sich Ostfriesland gesellschaftlich und wirtschaftlich vorteilhaft. Die größte Ausdehnung erreichte die Grafschaft unter Edzard dem Großen, dem bedeutendsten Cirksena-Herrscher, unter dessen Herrschaft auch die Ausbreitung der Reformation in Ostfriesland begann und das Ostfriesische Landrecht konzipiert wurde. In dieser Zeit (1547 - 1625) lebte auch Ubbo Emmius, der bedeutende ostfriesische Humanist, Historiker und Gründungsrektor der Universität Groningen.

Während des Dreißigjährigen Krieges litt Ostfriesland große Not unter der Heimsuchung durch die Truppen des Grafen von Mansfeld. Die einzige Ausnahme bildete Emden, da der kurz zuvor fertig gestellte Emder Wall die Stadt vor der Einnahme durch fremde Truppen schützte.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg

Nachdem die Ordnung wieder hergestellt war, kam es zu einer unvergleichlichen Machtentfaltung der ostfriesischen Stände, die sich damit weitgehend unabhängig vom jeweiligen Landesherrn machten. Dies führte zu vielen Streitfällen aber der Versuch, die landesherrliche Macht wiederherzustellen schlug fehl. Aus der damaligen Vertretung der ostfriesischen Stände ging später die Ostfriesische Landschaft hervor, die noch heute deren Wappen führt, sich inzwischen aber von einer politischen Institution zu einer Einrichtung der Kulturpflege gewandelt hat.

1726/27 kam es zum so genannten Appell-Krieg, der sich in einem erneuten Konflikt zwischen dem Fürsten Georg Albrecht und einem Teil der Stände äußerte, die sich in gehorsame und renitente Stände aufspalteten. Der Fürst ging als Sieger aus diesem Konflikt hervor. Selbst die an der Spitze der renitenten Stände stehende Stadt Emden unterwarf sich. Durch das schlechte Verhandlungsgeschick des Kanzlers von Georg Albrecht, Enno Rudolph Brenneysen, kam es in der Folge jedoch nicht zu einer friedlichen Einigung der an dem Konflikt beteiligten Parteien. Obwohl Kanzler und Fürst eine strenge Bestrafung der Renitenten forderten, wurden diese 1732 vom Kaiser amnestiert. Als Fürst Georg Albrecht am 11. Juni 1734 starb, übernahm Carl Edzard im Alter von 18 Jahren die Amtsgeschäfte als letzter noch lebender Nachkomme von Georg Albrecht. Auch er konnte die Konflikte mit den Ständen jedoch nicht lösen.

Zu dieser Zeit wurden die Weichen für die Machtübernahme Preußens in Ostfriesland gestellt. Eine bedeutende Stellung hierbei nahm die Stadt Emden ein, die nach dem Appell-Krieg politisch isoliert und wirtschaftlich stark geschwächt war. Ziel musste es nun sein, Emden die Stellung als "ständische Hauptstadt" und Handelsmetropole zurückzugeben. Ab 1740 setzte sich in Emden die Meinung durch, dass dieses Ziel mit preußischer Hilfe erreicht werden könnte. Dazu sollte ein Vertragswerk geschaffen werden, das die preußische Anwartschaft in Ostfriesland anerkannte. Die wirtschaftliche Position Emdens sollte durch vertraglich festgelegte Schutzmaßnahmen und Förderungen gestützt und die bestehenden Privilegien der Stadt bestätigt werden. Die Verhandlungen auf preußischer Seite führte der Direktorialrat im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, Sebastian Anton Homfeld, der am 8. November 1740 einen ersten Entwurf über die Verfahrensweise beim Eintreten des Erbfalls vorlegte. Homfeld galt als einer der führenden Vertreter der renitenten Stände. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kam es darauf aufbauend am 14. März 1744 zum Abschluss von zwei Verträgen. Zum einen war dies die Königliche Special-Declarations- und Versicherungsakte, zu anderen die Agitations- und Konventionsakte, in der vornehmlich wirtschaftliche Regelungen getroffen wurden. Des weiteren stütze sich Preußen auf das von Kaiser Leopold I. 1694 ausgestellte Expektanz, das das Recht auf Belehnung des Fürstentums Ostfriesland für den Fall fehlender männlicher Erben sicherstellte. Trotz des Widerstands des Königreichs Hannover sollte sich Preußen im Bemühen um Ostfriesland durchsetzen. Nach dem Tode des letzten Herrschers Karl Edzard aus dem Hause Cirksena übernahm Friedrich der Große die Grafschaft Ostfriesland.

Ostfriesland unter preußischer Herrschaft

Die nun folgende Zeit preußischer Herrschaft brachte für Ostfriesland einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung, verstärkte Öffnung nach außen und vielerlei Neuerungen. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Moorkolonisierung und die Gründung der Fehnsiedlungen.

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt wurde Ostfriesland in das Königreich Holland und damit in den französischen Machtbereich eingegliedert. 1810 kam es als Departement "Ems-Oriental" ("Osterems") unmittelbar zum französischen Kaiserreich. Nach der Niederlage Napoleons und des Zusammenbruchs seiner Herrschaft, kam es in den Jahren 1813 bis 1815 erneut zum Einzugs Preußen in Ostfriesland. Ostfriesische Soldaten nahmen während dieser Zeit an den Schlachten von Ligny und Belle-Alliance (Waterloo) teil. Die Hoffnungen Ostfrieslands preußisch zu bleiben, wurden jedoch mit dem Wiener Kongress 1814/15 enttäuscht. Nach dem Abtreten Napoleons sollte in Wien eine neue territoriale Ordnung Europas begründet werden. Preußen wurde ein Teil des Großherzogtums Warschau, nämlich Posen, zugesprochen. Außerdem erhielt Preußen noch Vorpommern, Westfalen und die Rheinprovinz, musste Ostfriesland jedoch an das Königreich Hannover abtreten. Federführend hierbei war England, das die Festsetzung Preußens an der Nordseeküste verhindern wollte. Dazu heißt es in Artikel 27 der Schlussakte des Wiener Kongresses: "Der König von Preußen tritt an den König von Großbritannien und Hannover das Fürstentum Ostfriesland ab unter den Bedingungen, die im Artikel 5 über die Emsschiffahrt und den Handel im Emdener Hafen gegenseitig festgelegt sind. Die Stände des Fürstentums werden ihre Rechte und Privilegien behalten." Die dann folgende Zeit war geprägt von Stillstand und teilweisem Rückschritt. Deshalb waren die Ostfriesen froh, als ihr Land mit der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen 1866 wieder preußisch wurde und sich daraus tatsächlich umgehend ein Entwicklungsschub ergab.

Ostfriesland im Deutschen Reich

Mit der Reichsgründung Deutschlands am 18. Januar 1871 durch die Proklamation Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser, wurde Ostfriesland in den konstitutionell-monarchistischen Bund aus 22 Einzelstaaten und drei freien Städten eingebunden und stand somit nicht mehr nur unter preußischen Einfluss.

Nationalsozialismus

Machtübernahme

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler. Bei den Wahlen im März konnte die NSDAP in Ostfriesland ein Ergebnis von 47,5 % erzielen, in Oldersum sogar fast 70 %. Die „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten wurde mit „Ermächtigungsgesetz“, „Arierparagraph“ und Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung, Bücherverbrennungen und Zensur, Verbot der Gewerkschaften und Verhaftungen von politischen Gegnern eingeläutet. Demokratische Politiker wurden, wie schon 1932 begonnen, mit Verleumdungskampagnen aus dem Amt gedrängt: in Leer wählte Bürgermeister Dr. vom Bruch nach massiven Vorwürfen und Drohungen im Mai 1933 den Freitod, im Oktober wurde Emdens Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Mützelburg bedrängt und nach körperlichen Misshandlungen durch Nationalsozialisten im wahrsten Sinne des Wortes „aus dem Rathaus geworfen“. Aufgrund der bestehende Verhältnisse nach der „Machtergreifung“ wurden nun überall in Deutschland Verbände und Vereine nach dem „Führerprinzip“ geleitet, jüdische Mitglieder wurden hinausgedrängt. Es gab Veränderungen in der öffentlichen Verwaltung, die freie Wirtschaft wurde eingeschränkt. Auch in Ostfriesland kam es zu einer kleinen Veränderung in der Verwaltung. Es zählte nun zum Gau Weser-Ems der NSDAP.

Beseitigung der Arbeitslosigkeit

Durch das vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich konnte die Reichsregierung Gesetze erlassen. Zwei Jahre später verbesserte sich scheinbar die wirtschaftliche Lage. Das schon in der Weimarer Republik begonnene Konjunkturprogramm wurde von den Nationalsozialisten in Ostfriesland erheblich ausgebaut. Noch am 1. Januar 1933 hatte Ostfriesland 21888 Arbeitslose zu vermelden, zum Jahresende 1935 waren es noch 248 und bis 1938 sank die Zahl auf 31, was auch der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht geschuldet war, die Aurich, Emden und Leer zu Garnisonsstädten machte.

Unterdrückung und Repression

Presse

Gleich nach Ihrer Machtübernahme gingen die Nationalsozialisten dazu über, die Medien aus- bzw. Gleichzuschalten. Die Gleichschaltung der deutschen und ostfriesischen Presse vollzog sich mit geringem Widerstand. Allerdings gingen aufgrund der erzwungenen Uniformität die Leserzahlen stark zurück, erst im Zweiten Weltkrieg stiegen das Informationsbedürfnis der Bevölkerung und somit die Verkaufszahlen wieder. Um negative Reaktion insbesondere des Auslands auf die nationalsozialistische Auslegung der Pressefreiheit zu verhindern, wurde eine begrenzte Meinungsvielfalt inszeniert, indem den verbliebenen bürgerlichen Presseerzeugnissen differenziertere Äußerungen vor Allem zur Politik erlaubt wurden. Unter der gleichgeschalteten Presse nahm für Ostfriesland die Ostfriesische Tageszeitung „OTZ“ eine Vormachtstellung ein, unabhängige Informationen waren kaum noch zu bekommen.

Jüdische Bevölkerung

Schon in den 20er Jahren stachelte Pastor Ludwig Münchmeyer aus Borkum mit antisemitischen Hasstiraden das Publikum auf, und die aus der Arbeiterschaft bzw. dem Handwerk stammenden Agitatoren fanden aufgrund ihrer beruflichen wie sozialen Nähe zum Proletariat vor allem in den größeren Orten gute Resonanz. Dies führte auch in Ostfriesland zur Bildung zionistischer Gruppen, die ihre Zukunft in Palästina sahen. Die überwältigende Mehrheit der Juden blieb jedoch in Ostfriesland und war ab 1933 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten schutzlos ausgeliefert. Ostfriesland ist dabei ein Spiegel der Ereignisse im übrigen Deutschen Reich. Zunächst wurden jüdische Geschäfte boykottiert und Juden aus den Vereinen ausgeschlossen. Der nächste Schlag war die „Reichskristallnacht” vom 9. auf den 10. November 1938. Die Synagogen in Ostfriesland wurden vom aufgebrachten Mob niedergebrannt. Erhalten ist heute nur noch die Synagoge von Dornum, welche am 7. November 1938 an einen Tischler verkauft wurde. Alle Juden wurden zusammengetrieben und verhaftet, Frauen und Kinder jedoch bald wieder entlassen. Die männlichen Juden verschleppten die Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Die jüdischen Gemeinden waren nun nicht mehr Körperschaften öffentlichen Rechts, sondern wurden nun als “jüdische Kultusvereinigungen e.V.“ in das Vereinsregister eingetragen. Die Zahl der Juden ging von 2336 im Jahre 1933 auf 697 im September 1939 zurück. Im Februar 1940 befahl die Gestapo schließlich allen Juden, bis zum 1. April des Jahres Ostfriesland zu verlassen. Die ostfriesischen Juden mussten sich andere Wohnungen innerhalb des deutschen Reiches (mit Ausnahme Hamburgs und der Linksrheinischen Gebiete) suchen. Ostfriesland wurde für judenfrei erklärt und war es de facto auch. Reste der jüdischen Bevölkerung konnten im jüdischen Altersheim in Emden ihr Leben fristen, bis auch sie 1942 deportiert wurden. Nur ein kleiner Teil der jüdischen Bevölkerung konnte sich durch rechtzeitige Emigration retten, der Großteil ist in den Konzentrationslagern umgekommen. Genaue Zahlen liegen hierzu jedoch bis heute nicht vor.

Verbände und Organisationen

Schon bald nach der Machtübernahme erklärten die Nationalsozialisten den 1. Mai als „Tag der nationalen Arbeit“ zum Feiertag und planten Landesweit große Kundgebungen, so auch in Ostfriesland. Unmittelbar danach schlugen die Nationalsozialisten los: Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter wurden verhaftet. Ostfriesland stellte dabei keine Ausnahme dar. Zeitgleich mit dieser Verhaftungswelle fanden ab dem 2. Mai 1933 überall im Deutschen Reich Durchsuchungen und Beschlagnahmungen bei Gewerkschaften und oppositionellen Parteien statt. Im Ostfriesland beschlagnahmten die Nationalsozialisten vom 12. bis zum 17. Mai 1933 Geldmittel und Inventar sozialdemokratischer Ortsvereine und des Reichsbanner. Aber auch andere Organisationen, die den oppositionellen Parteien nahe standen und deswegen ebenso als „staatsfeindliche Organisationen“ eingestuft wurden, waren Opfer dieser Welle der Repression. Das Ergebnis der Aktion war die faktische Ausschaltung der Opposition, deren politische Arbeit nicht mehr möglich war, da ihnen die materielle und personelle Basis entzogen worden war. Weiterhin zeigte die Aktion der Bevölkerung deutlich, wie gefährlich es war, sich politisch gegen die NSDAP zu betätigen.

Nachträglich, d. h. erst nachdem man sie de facto zerschlagen hatte, wurde die SPD am 24. Juni 1933 verboten, weil sie „als staatsfeindliche Organisation anzusehen“ sei. „Sämtliche Mitglieder der SPD, die heute noch den Volksvertretungen und Gemeindevertretungen angehören, sind sofort von der weiteren Ausübung ihrer Mandate auszuschließen, weil ihre Weiterbetätigung eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit darstellt.“

Ostfriesische Landschaft

Bereits seit 1928 war die Auflösung der Ostfriesischen Landschaft gefordert worden. Ab 1935 wurde die Auflösung der Landschaft in Person des Oberpräsidenten in Hannover verstärkt weiter betrieben. Die Gauleitung in Oldenburg hielt demgegenüber an einer Erhaltung der Ostfriesischen Landschaft fest, dachte dabei aber an eine Umwandlung in eine Institution für (nationalsozialistische) kulturelle Zwecke. Dem setzte die Ostfriesische Landschaft nichts entgegen, wollte Sie doch unter allen Umständen bestehen bleiben. Von Widerstandsrecht und friesischer Freiheit, wie sie am Ende des 16. Jahrhunderts formuliert und mobilisiert worden waren, keine Spur mehr. Die Nazifizierung der Landschaft begann und fand 1942 ihren Höhepunkt in einer völlig neuen Verfassung, welche die Landstände selbst beschlossen. In dieser Verfassung wurde das Führerprinzip adaptiert und Berufungsverfahren sowie Ehrenamt konstituiert. Jetzt bekamen aber auch breite Bevölkerungskreise eine Möglichkeit zur Mitarbeit, denn Vorschläge für die Berufung der Mitglieder der Landschaftsversammlung konnten nicht nur von den ostfriesischen Dienststellen der NSDAP sowie den Gemeinden, Städten und Kreisen, sondern auch von den ostfriesischen Heimatvereinen und allen Ostfriesen gemacht werden, womit der Institutionalisierung und Professionalisierung der landschaftlichen Kulturarbeit durch Schaffung von Einrichtungen und Heranziehung von Fachleuten der Grundstock gelegt wurde. Dennoch bleibt zu erwähnen, dass die Einbindung der Ostfriesischen Landschaft in die Nationalsozialistische Herrschaft ausgeprägter war als anderswo.

Repression der Bevölkerung am Beispiel Moordorfs

Schon in der Weimarer Republik gehörte Moordorf zu den Hochburgen der Kommunisten, die über 50 % der Stimmen bei den Reichs- und Landtagswahlen erhielten. Der KPD Ortsverband von Moordorf war der zeitgrößte in Ostfriesland nach Emden. Bei den Reichstagswahlen am 6. November 1932 hatte die KPD 48 % der Stimmen im Ort erhalten. „Die Mehrzahl der Moordorfer Einwohner war vor der Machtübernahme der NSDAP. marxistisch und kommunistisch eingestellt und ist es zum Teil noch.“ 1934 waren 24 Kommunisten verhaftet und 1937 noch einmal 10 ins KZ eingeliefert worden. Nach 1933 wurden die Kommunisten von den Nationalsozialisten stark verfolgt. Sie wurden als arbeitsscheues, asoziales, minderwertiges und vorbestraftes Gesindel angesehen und hatten entsprechende Repressalien zu ertragen. Moordorf wurde „auf Anregung des Reichsbauernführers“, „von Fachkräften bearbeitet“. Horst Rechenbach wird mit dieser Aufgabe befasst und kam schnell zu dem Ergebniss, dass „Ein Teil der Kolonisten ... gar nicht erst den Versuch (machte), eine feste landwirtschaftliche Existenz zu gründen.“ Es „ist festzustellen, dass es sich hier um das Beispiel einer völlig verfehlt angelegten ländlichen Siedlung handelt. ... Es waren ... asoziale Elemente des eigenen Volkes.“ Er erstellt einige Statistiken über Alkoholismus, Kriminalität, Schwachsinn und Verschuldung und erklärt: „Es ist überflüssig zu betonen, dass die besonders minderwertigen Familien sich durch die größten Kinderzahlen auszeichnen.“ Unter Anwendung des gleich nach der Machtübernahme Hitlers eingeführten eugenischen Sterilisationsgesetzes wurden viele Moordorfer unter Berücksichtigung der Statistiken und Fragebögen Rechenbachs zwangssterilisiert.

Widerstand

Dieser Bereich muss noch Aufgebaut werden

Reaktion der Bevölkerung

Die Reaktion der Ostfriesischen Bevölkerung auf die nationalsozialistischen Gewaltmaßnahmen unterschied sich nicht von der restlichen Bevölkerung des deutschen Reiches. Entweder man schaute weg, oder integrierte sich in das neue politische System. Sehr rasch identifizierte man sich mit den Machthabern, schien es doch so zu sein, dass auf die Versprechungen der Parteien in der Weimarer Republik nun Taten folgten und die Bevölkerung in Arbeit brachte. Unter dem Druck der Repression wandten sich viele Sozialdemokraten und Kommunisten von ihren früheren Parteien ab und schon 1934 konnte die Gestapo Wilhelmshaven berichten, dass auch ehemalige „Anhänger und Funktionäre (der SPD und KPD) in der Zwischenzeit umgestellt und Mitglieder der SA und der NSBO geworden (seien).“

Der Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur

Ostfriesland ist erst in den letzten Kriegstagen von alliierten Truppen erreicht worden. Am 30. April drangen die ersten kanadisch englischen Truppen in Leer ein, bis zum 2. Mai erreichten Sie Oldersum und Großefehn. Aurich wurde am 4. Mai auf Druck der Bevölkerung kampflos übergeben, nachdem diese die Sinnlosigkeit des Widerstandes erkannt hatte. Ostfriesland wurde nach der Kapitulation der Wehrmacht in den Niederlanden und Nordwestdeutschland zum Internierungsgebiet für die westlich der Weser in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten.


Zeitgeschichte

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem besonders die Stadt Emden und das preußische Wilhelmshaven unter heftigem Bombardement gelitten hat, geriet Ostfriesland unter britische Besatzung. Im Jahre 1945 sollte das gesamte Ostfriesland im Rahmen desBakker-Schut-Plans von den Niederlanden annektiert werden. Aufgrund des Wiederstandes der USA und Großbritanniens wurde dies jedoch verhindert.


Seit 1946 ist Ostfriesland Teil des neugegründeten Landes Niedersachsen. 1978 wurde der Regierungsbezirk Aurich, der Ostfriesland umfasste, mit den Bezirken Osnabrück und Oldenburg im Regierungsbezirk Weser-Ems zusammengefasst. Im Jahre 2004 wurden im Zuge einer Verwaltungsreform alle Regierungsbezirke und damit auch der Bezirk Weser-Ems aufgelöst. Für kulturelle Belange in Ostfriesland ist die Ostfriesische Landschaft verantwortlich.