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Deutsch-Amerikanisches Institut in Heidelberg

Das Deutsch-Amerikanische Institut Heidelberg (DAI) ist eine kulturelle Einrichtung in Heidelberg, die sich dem interkulturellen Austausch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika widmet. Es ist eine von neun gleichartigen Kultureinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland.

Geschichte

Das Institut öffnete im Jahre 1946 als „Amerika-Haus“ mit einer Bibliothek. Von der Bevölkerung erhielt die Einrichtung in den Anfangsjahren viel Zulauf, da die Bibliothek stets aktuelle Exemplare internationaler Zeitungen anbot. Die Nachfrage war so groß, dass ein „Amerika-Haus auf Rädern“ die Landbevölkerung in der Kurpfalz mit Literatur und Presse versorgte. Zu Anfang der 1960er Jahre war der Bestand der Bibliothek bereits auf 17.000 Exemplare angewachsen. 1951 zog das DAI in die Sofienstraße 12, wo es sich noch immer befindet. Dort entstand auch eine erste Arbeitsvermittlung für Studenten, die bei amerikanischen Familien arbeiten wollten. Darüber hinaus fand ein Journalistenseminar statt und man gründete einen Nachrichteninformationsdienst.

Wegweisende Programme, unter anderem zum damals dringlichen Thema Frauenrecht, fanden in den Räumen des Amerika-Hauses statt. Die programmatische Ausrichtung versuchte auch, die teilweise handgreiflichen Anfeindungen von Vietnamkriegs-Demonstranten, die das Haus als Außenstelle der US-Regierung sahen, aufzugreifen. Der neue Direktor des Hauses, Jakob Köllhofer (der das Haus bis heute leitet), lud unter anderem Rudi Dutschke nach Heidelberg ein[1] und in den 1970ern folgten unter anderem auch Podiumsdiskussionen über die Außenpolitik Präsident Carters mit in Heidelberg stationierten US-Soldaten.

Schon damals gab es eine enge Zusammenarbeit mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Noch heute finden viele vom DAI getragene Programme auch in den Räumen der Universität statt. Eins der herausragenden Kulturereignisse fand am 15. Mai 1969 statt: Das Künstlerpaar Christo verhüllte das DAI mit über 1900 Meter weißen Gitterfolienbahnen.[2] Das DAI war damit das erste Gebäude, dass das berühmte Paar verhüllte.

Als mit der von amerikanischer Seite initiierten Umwandlung der Amerika-Häuser in binationale Institute, die gleichermaßen von Amerikanern und Deutschen geführt werden sollten, auch eine Kostenaufteilung anvisiert wurde, schlossen elf der damals 20 Amerika-Häuser im Bundesgebiet. Das Land Baden-Württemberg übernahm jedoch die anfallenden Auslagen der inzwischen in „Deutsch-Amerikanisches Institut“ umbenannten Kultureinrichtung unter Berücksichtigung der Bedeutung für die transatlantischen Beziehungen. Etwas später gründete sich die Schurman-Stiftung, benannt nach dem ehemaligen US-Botschafter und Förderer der Heidelberger Universität Jacob Gould Schurman, die bis heute Trägerverein des Instituts ist.[3] Seit 1986 steht das Institut vollständig unter deutscher Leitung und hat sich immer mehr zu einem Haus der Kultur entwickelt.

Kulturaktivitäten

Festivals

Das DAI ist Veranstalter mehrerer großer Festivals. Dazu zählt seit 2014 das Internationale Gitarrenfestival Heidelberg, in dessen Rahmen u.a. Göran Söllscher und Pepe Romero zu Gast in Heidelberg waren. Das Haus ist außerdem der langjährige Veranstalter der Heidelberger Klavierwoche und seit 2002 des Internationalen Festivals Stummfilm und Livemusik.

Seit 2012 veranstaltet das DAI außerdem das internationale Wissenschaftsfestival Geist Heidelberg. Auf dem Festival sind jedes Jahr unter verschiedener Themensetzung Wissenschaftler, Schriftsteller und Kulturschaffende aus der ganzen Welt zu Gast, darunter mehrere Nobelpreisträger. Zu den Gästen des Festivals gehörten unter anderem bereits Noam Chomsky, Harald Lesch, Albert-László Barabási, Hartmut Michel und Rufus Beck.

Bibliothek

Die Bibliothek des Deutsch-Amerikanischen Instituts beherbergt die größte Anzahl englischsprachiger Medien in der Rheinebene (Bücher, Zeitschriften, Videos und CDs) und ist daher eine wertvolle Basis bei Recherchen zu den unterschiedlichsten Themen.[4]

In der Bibliothek finden zudem viele unterschiedliche Aktivitäten und Seminare statt, es gibt wöchentliche englischsprachige Discussion Groups und sogenannte "Writer's Room"-Workshops, in denen AutorInnen nach US-Amerikanischem Vorbild gemeinsam Fernsehserien konzipieren und schreiben. Das Projekt, das im Rahmen der Auszeichnung von Heidelberg als UNESCO City of Literature begann, fand deutschlandweit Beachtung.[5]

Die Bibliothek des DAI ist außerdem Träger des Programms HD Ink, das nach dem Vorbild der vom Autor Dave Eggers gegründeten Initiative 826 Valencia das Ziel, hat die Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen über die Auseinandersetzung mit Literatur und kreativem Schreiben zu fördern.

Veranstaltungen

Mit mehreren wöchentlichen Veranstaltungen spricht das DAI eine breite Zielgruppe in der Metropolregion Rhein-Neckar an. Dazu gehören Lesungen, Vorträge, Konferenzen, Poetry Slams und Podiumsdiskussionen.

Weitere Angebote

Das DAI ist Träger zweier internationaler, englischsprachiger Kindergärten in den Heidelberger Stadtteilen Altstadt und Neuenheim mit insgesamt 150 Plätzen[6]. Die One World Language School des DAI bietet Sprachkurse und Sprach-Feriencamps für Kinder und Erwachsene auf verschiedenen Niveaus für die Sprachen Englisch, Deutsch und Spanisch an.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Heidelberg muss und soll in Bewegung bleiben". (rnz.de [abgerufen am 3. Februar 2017]).
  2. Christos Verhüllung des Heidelberger DAI
  3. http://dai-heidelberg.de/de/impressum/
  4. Vgl. Haus der Kultur
  5. Urs Humpenöder: „Writers’ Room“: Wir machen unsere Serien jetzt selbst. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. März 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 3. Februar 2017]).
  6. Die Internationalen Kindergärten des DAI - Deutsch-Amerikanisches Institut. Haus der Kultur. In: DAI Deutsch. (dai-heidelberg.de [abgerufen am 3. Februar 2017]).

Koordinaten: 49° 24′ 28″ N, 8° 41′ 38″ O

Kategorie:Kulturdenkmal in Heidelberg Heidelberg Kategorie:Verein (Heidelberg) Kategorie:Gegründet 1946