Benutzer:Port(u*o)s/Gebäudenamen

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Anlässlich einer Diskussion über die Lemmatisierung von Flughäfen (oder Flugplätzen, so genau kenne ich mich da nicht aus) möchte ich hier ein paar Gedanken oder Thesen zur Namenswahl von Gebäuden formulieren. Diese stellen meinen eigenen Standpunkt dar, sind also nicht per Beleg irgendwie im Sinne einer offiziellen Richtlinie verifizierbar. Ich hätte mit so einer Richtlinie aber auch Schwierigkeiten, dazu vielleicht mehr unten.

Gebäude‚namen‘

  1. Bauwerke haben üblicherweise keine Namen. Sie werden nicht getauft (im Gegensatz zu Schiffen), sie werden auch nicht namentlich irgendwo registriert (im Gegensatz zu Firmen, Vereinen oder sonstigen Institutionen). Es gibt also keine Urkunde oder Plakette, wo man nachlesen kann, wie das Gebäude denn heisst.
  2. Historisch hatten Bauwerke oft Namen. Bevor es Hausnummern gab, hiessen die Häuser: Haus zum Rüden, Fallender Brunnenhof, Zum Goldenen Hirsch, Arzbergmühle. Oft liess sich aus dem Namen sogar die Funktion erkennen.
  3. Wenn Bauwerke Namen erhalten, dann oft zu Marketingzwecken. Diese Zwecke können ganz unterschiedlich sein, extrinsisch wie intrinsisch. So werden beispielsweise Einkaufszentren oft benannt, der Name steht dann auf einer Webseite und aussen am Haupteingang. Das Alexa (Einkaufszentrum) in Berlin heisst so, weil der Betreiber das entschieden hat, nicht etwa, weil da Alexa drin ist (vielmehr ist da genau dasselbe drin wie im Sihlcity in Zürich oder im Milaneo in Stuttgart: Nämlich fünfzig bis zweihundertfünfzig Läden, verteilt um drei bis fünf strategisch gesuchte Ankermieter (ein Elektronikgrossverteiler, ein Lebensmittelsupermarkt und ein Discounter, Klamottenramsch und Fressecke). In die gleiche Kategorie fallen Sportstadien.
  4. Andere Bauwerke erhalten hilfsweise Spitznamen. Die Schwangere Auster, das Zaha-Hadid-Haus: Das sind so journalistische Behelfe. Ich halte es für kaum möglich oder sinnvoll, Gebäude danach zu lemmatisieren. Oder kann es jemandem einleuchten, etwa in den Biografieartikel der planenden Architektin zu schreiben: «Nach dem Zaha-Hadid-Haus in Wien plante sie den Zaha-Hadid-Bau an der Nürnberger Messe, nachdem sie einige Jahre zuvor schon mit dem Zaha-Hadid-Haus in Berlin gescheitert war»? Nein, das sind alles Projektionen der Journalisten, die man zur Benennung der Artikel nicht heranziehen sollte (natürlich darf man darauf hinweisen, auch z.B. mittels Weiterleitungen).
  5. Hilfsweise werden Bauwerke oft nach den sie beherbergenden Institutionen benannt. Was drin ist, steht auch drauf. So weit, so (meist) sinnvoll: Die Institution des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof sitzt in einem Gebäude von O. M. Ungers, das man sinnvollerweise als Bundesanwaltschaft bezeichnet, das Kunsthaus in Zürich, ein mitgliederstarker Verein, hat seine Sammlung in einem Gebäude untergebracht, den man - man ahnt es - Kunsthaus Zürich nennt. Analogerweise sollte man das Gebäude der Pestalozzischule in Bildungshausen und die Paracelsusklinik in Krankenheim benennen: Das Gebäude heisst jeweils so wie das, was dort passiert (im Schulgebäude befindet sich eine Schule, im Klinikgebäude befindet sich eine Klinik).

Bezeichnung von Gebäuden

Nach dem eben gesagten wird unschwer verständlich, dass Architekten jedenfalls keine Experten für die Benamung von Gebäuden sind, insofern ist das hier auch keine Expertise, sondern schlicht und einfach meine Meinung:

  • Gebäude haben oft mehrere unterschiedliche Bezeichnungen. Diese rühren aus den unterschiedlichen Funktionszusammenhängen her, in denen sie beschrieben werden. So wird der Bahnhof Dietikon im Facility Management der SBB z.B. mit AN_DT (für Aufnahmegebäude Dietikon) bezeichnet. Ich hoffe, wir sind uns einig, dass das kein sinnvolles Lemma wäre. Welche Bezeichnung das Gebäude beim Architektenbüro hatte, weiss ich leider nicht, ich halte es hier aber für sinnvoll, das Gebäude nach seiner Hauptfunktion zu lemmatisieren (auch wenn man einwenden könnte, dass die Hauptfunktion ein Wohnhaus sei, gemäss dem Löwenanteil des Bauvolumens). Jedenfalls wird im Artikel vorrangig ja sowieso die Bahnhofsfunktion beschrieben, und nicht die unterschiedlichen Nutzungen seines Aufnahmegebäudes.
  • Ich denke, man sollte sich fragen, ob der Artikel überhaupt (überwiegend) ein Gebäude beschreibt. Ich will da nicht päpstlicher sein als der Papst: Auch ein Gebäudekomplex kann (für Wikipedias Artikelbestand) ein Gebäude sein. Aber beim Universitätsspital Zürich, das aus Hunderten von Einzelbauwerken besteht (von denen einige architektonisch oder architekturhistorisch bedeutend sind und eigene Artikel verdienen), gilt das natürlich nicht. Auch beim Flughafen Zürich bin ich da skeptisch: Das 50er-Jahre-Hauptgebäude der Brüder Oeschger, überformt durch mehrfache Inkrustationen, Anbauten und neue Terminals teils bedeutender Architekturbüros, der Flugzeughangar von Theo Hotz – eigentlich wären das, wenn man es unter architektonischer Sicht betrachtet, mehrere Artikel. Aus funktionaler Sicht dagegen ist es nur ein Artikel: Im Wesentlichen der über die Betreibergesellschaft. Und aus dieser Sicht ist ja auch der Artikel glücklicherweise geschrieben.
  • Ich denke, man sollte Gebäude (und Gebäudekomplexe) so lemmatisieren, wie man sie sinnvollerweise bezeichnet. Wenn man also einen Brief dort hin schreiben will, was kommt dann in die erste Zeile?