Benutzer:PwieP/Mobilität als Gut
Mobilität als öffentliches Gut ist in einer auf Wachstum ausgelegten Gesellschaft unabdingbar. Die Nutzung verursacht jedoch negative externe Effekte, die durch den Nutzer nicht internalisiert werden.[1] Aber nicht nur für die Wirtschaft ist Mobilität von zentraler Bedeutung, auch für die kulturelle Entwicklung bedarf es der Mobilität.
Mobilität wird im folgenden im Sinne von räumlicher Mobilität eng verknüpft mit dem Begriff Verkehr (jedoch nicht im Sinne der Migrationssoziologie) betrachtet.
Bestandsaufnahme zum Personenverkehr (2013)
Flugzeughersteller, die Automobilbranche, die Bahn und nicht zuletzt die Nutzer reagieren erwartungsgemäß unterschiedlich auf die Umweltproblematik der Mobilität.
Die Bahn und der ÖPNV
Die Bahn kann für sich verbuchen, hinsichtlich der CO2 Bilanz zumeist das günstigste Verkehrsmittel darzustellen – wenn es um einen vollausgelasteten ICE im Fernverkehr geht und man die Fahrten der Passagiere von und zum Bahnhof nicht mitberücksichtigt. Und auch nur, wenn die Bahn Ihren Anteil an „Ökostrom“ wie vorgesehen auf 100% erhöht.[2] Unabhängig aller Fakten und Statistiken verfestigt sich jedoch der Eindruck, dass ein Inter-Regio am Morgen im Berufsverkehr „irgendwie sinnvoller“ ist, als ein Pkw mit einer Person im Stau. Aber auch hier bleiben Zweifel.[3]
Nichts desto trotz ist und bleibt natürlich der öffentliche Personen-Nah-Verkehr - kurz ÖPNV - ein unverzichtbare Säule in der Infrastruktur der Städte und ganzer Regionen im Rahmen zum Teil sehr großer Verkehrsverbünde, wie es sie mittlerweile in allen Bundesländern gibt. So stellt der ÖPNV ein öffentliches Gut dar, dessen Vorhandensein gesetzlich geregelt ist. Der Staat ist verpflichtet im Rahmen der Daseinsvorsorge dieses Gut bereit zu stellen.
Fernbusse
Seit dem 1.Januar 2013 dürfen Fernbusse auch innerdeutsch Fahrgäste befördern. Somit hat die Bahn einen neuen Konkurrenten bekommen. Die Umweltbilanz der Busse ist jedoch fraglich, auch der Zeitaspekt spricht nicht zwingend für dieses Verkehrsmittel.[4] Wie sich das Liniennetz und die Nachfrage nach Fernbussen entwickelt bleibt somit zunächst abzuwarten.
Das Auto
Das Barometer zur Mobilität der Zukunft sieht in Kooperationen verschiedener Verkehrs- und Fahrzeuganbieter und einem virtuellen Fuhrpark die Zukunft der Mobilität – hier vor allem in den Metropolen. Dies bedeutet, dass der Nutzer sich mit Hilfe einer App aus allen verfügbaren Daten und Optionen das optimalste Verkehrsmittel filtern lassen kann. Staus, Benzinkosten, Fahr- und Flugpläne sowie Witterungsbedingungen werden gegeneinander abgewogen und miteinander verrechnet und dem Nutzer so eine Art Mobilitätsempfehlung gegeben. Anbieter sind weder private noch öffentlich Unternehmen, die Studie spricht von Mobilitätsclustern – Mega-Kooperationen zwischen unterschiedlichen Anbietern. In wie fern diese Konzepte auch in dünn besiedelten Landstrichen greifen können, bleibt zunächst offen. Entscheidend erscheint die Erkenntnis, dass das Auto als Statussymbol nicht mehr taugen würde.[5]
Dies kann man sich angesichts der Exponate des jüngsten Genfer Automobilsalons kaum vorstellen. Zukunftsträchtige Ideen, gar eine Antwort auf den Bedarf an individueller Mobilität im Einklang mit gemeinschaftlichen ökologischen Interessen fand man dort nicht. Stattdessen lag das Augenmerk auf PS und Ausstattung – genau das, was nachgefragt und gekauft wird. Elektroautos scheinen keine ernsthafte Zukunft zu haben.[6]
Die Zahlen der Neuzulassungen sind beeindruckend, China und die USA liegen mit 18 bzw. 13 Millionen Fahrzeugen an der Spitze, danach folgen Japan, Brasilien und Deutschland mit rund 3,5 – 4 Millionen neune Fahrzeugen pro Jahr. Hier jedoch sind die Zahlen der Neuzulassungen seit Jahren auf einem recht konstanten vergleichbaren Niveau, in Brasilien an recht moderate Steigerungsraten zwischen 300.000 – und 500.000 Fahrzeugen pro Jahr erkennen, in den USA sind die Zahlen sogar rückläufig.
In Indien – auf Platz 7 der Statistik – hat sich die Anzahl der Neuzulassungen in den vergangenen 10 Jahren vervierfacht, in China wurden 2011 neunmal so viel Fahrzeuge zugelassen wie 2000 – dies zeigt, wie viel Potential an gewünschter individueller Mobilität in diesen Ländern steckt.
So sehen sich die großen Metropolen Peking und Shanghai in China schon gezwungen, die Anzahl an Neuzulassungen zu beschränken. Peking setzt bei der Vergabe neuer Kennzeichen auf ein Lotteriesystem[7], in Shanghai werden Kennzeichen für neue Fahrzeuge versteigert.[8] Gleichzeitig verfügen Peking und Shanghai jedoch über die größte und am schnellsten wachsenden U-Bahn Systeme der Welt.
Luftverkehr
Im interkontinentalen Fernverkehr ist das Flugzeug ohne ernsthafte Konkurrenz, wenn man einmal von Kreuzfahrtschiffen und speziellen Containerschiffen absieht, die jedoch in erster Linie touristischen Charakter und keine infrastrukturellen haben. Die problematischen ökologischen Auswirkungen des Flugverkehrs sind unstrittig. Flugzeughersteller versuchen hierauf zu reagieren. Um den CO2 Ausstoß am Boden einzudämmen, laufen erste Versuche die Flugzeuge beim Rollen von und zur Start- bzw. Landebahn alternativ anzutreiben – also nicht mit Kerosin und den Triebwerken sondern durch ein von Brennstoffzellen angetriebenes elektrisches Bugrad.[9]
Alternativen zu Kerosin im Flugbetrieb werden ebenfalls getestet, hier vor allem das sogenannte Bio-Kerosin, welches auf pflanzlicher Basis hergestellt wird.[10]
Aber auch technische Lösungen wie Winglets/Sharklets - Konstruktionen an den Enden der Tragflächen, die Wirbelschleppen, die zu einem Unnötigen Abbremsen des Flugzeuges und somit zu höherem Energieverbrauch führen, vermeiden - neue Leichtbaustoffe wie CFK oder neue anderen Rumpfkonstruktionen sollen helfen, den Treibstoffverbrauch zu verringern und somit die Umweltbilanz des Flugzeuges positiver zu gestalten.[11] Darüber hinaus ist mit den Sharklets ein steilerer An- und Abflug möglich. Dies soll zu einer Verringerung der Lärmemission führen.[12]
Weitere Verfahren zur Eindämmung des Fluglärms sind in der Diskussion und Erprobung. Neue Anflugrouten werden diskutiert, für den Flughafen in Frankfurt am Main im Verbund mit den angrenzenden Bundesländern. Ebenfalls ein Mittel gegen die Lärmemission könnte ein neues Anflugverfahren sein, das Continuous Descent Approach (CDA). Hierbei gleiten die Flugzeuge ohne Schub der Landebahn entgegen. Der Vorteil: sie sparen Kerosin und verursachen weniger Lärm, der Nachteil – dieses Verfahren kann nur dann angewendet werden, wenn genügend Zeit zwischen den Landungen ist – es müssen also die Abstände zwischen den anfliegenden Flugzeugen erhöht werden. Am DLR-Institut für Raumfahrttechnik wird an den Turbinen getüftelt. Ziel ist es, Schall mit Gegenschall zu eliminieren. Bei quasi stillen Triebwerken bliebe dann nur das Geräusch, welches der Wind bzw. die Luft erzeugt, wenn sie am Fahrwerk und dem Rumpf vorbei strömt. Diesem Thema widmet sich das DLR-Institut für Aerodynamik. All diese Verfahren sind aktuell noch Zukunftsmusik, die jedoch bereits geprobt wird.[13]
Der Konsument
Was kann der Konsument selbst tun, um die negativen Auswirkungen von Mobilität zu minimieren - wie also verantwortungsbewuust und trotzdem mobil sein?
Ist allein Konsumverzicht – also weniger „mobil sein“ sein - eine mögliche Lösung? Mobilität wie wir sie heute kennen, ist jedoch vielleicht viel eher Ausdruck einer Entwicklung - Bedürfnispyramide auf der zweithöchsten Stufe der Selbstverwirklichung? Wäre dann Konsumverzicht nicht ein gesellschaftlicher Rückschritt? Und hat Konsumverzicht angesichts aufstrebender Wirtschaftsnationen wie China, Indien etc. überhaupt einen Effekt? In Asien und Südamerika besteht ein Konsumpotential, welches so gewaltig zu sein scheint, dass Konsumverzicht einiger weniger in seinen Auswirkungen wie ein Tropfen auf einen heißen Stein wirkt.
Für den Konsumenten ist die Wahl des vermeintlich am geringsten die Umwelt belastenden Verkehrsmittels eine Möglichkeit. Hier gibt es im Internet Hilfestellungen, die die Wahl des Verkehrsmittels mit Hinblick auf den CO2-Ausstoss erleichtern sollen. Dagegen stehen zumeist wirtschaftliche Überlegungen, Zeitaspekte und die individuellen Budgetbeschränkungen, die gerade bei Privatpersonen eine große Rolle spielen.
Bliebt also die Alternative eines „sparsamen Umgangs“ mit Mobilität. Ist es sinnvoll eine kurze Strecke mit dem Auto zu fahren oder könnte man auch das Fahrrad nehmen, fliege ich oder fahre ich mit der Bahn? Fahre ich alleine mit dem Auto oder nehme ich („wenigstens“) noch jemand mit? [14]
Einzelnachweise
- ↑ Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Internalisierung externer Effekte, online im Internet: [1] Abgerufen am 20. März 2013.
- ↑ Kröger, Michael „Ökostrom-bahnfahren soll grüner werden“ aus spiegel-online vom 29.11.2012 [2] Abgerufen am 20. März 2013.
- ↑ „Klimabilanz der Bahn“ aus FAZ Sonntagszeitung vom 14.10.2007 [3] Abgerufen am 20. März 2013
- ↑ Gent, Martin für den WDR vom 20.09.2012 [4] Abgerufen am 20. März 2013
- ↑ Kempkens, Wolfgang „Die Zukunft liegt im Mobilitätspool“ aus zeit online vom 13.12.2012 [5] sowie [6] Abgerufen am 20.März 2013
- ↑ Breitlinger, Mathias „Mehr PS als Ideen“ aus zeit online vom 06.03.2013 [7] sowie Pander, Jürgen „Autosalon Genf 2013:Vollgas voraus – aber wohin?“ aus spiegel online vom 03.03.2013 [8] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ Dahm, Carolin „Peking verlost die Autozulassung“ Autonews, N24 vom 28.08.2012 [9] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ Bergander, Constantin „China wiegt Blech mit Gold auf“ aus motor.talk.de vom 31.01.2013 [10] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ Kopp, Martin und Maaß, Stephan „Flugzeuge rollen ohne Düsenantrieb zum Start“ aus die Welt vom 06.08.2011 [11] sowie Lehnert, Josephine „Klimaschonend Fliegen – erste Elektromotoren im Flugzeug „ auf http://www.cleanenergy-project.de vom 15.02.2012 [12] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ „Biokerosin bewährt sich im Flugbetrieb „ auf dlr.de vom 09.03.2012 [13] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ Klempert, Oliver „Energie sparen mit Flugzeugen“ aus die welt vom 15.03.2009 [14] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ „Lufthansa holt ersten A320 mit Sharklets ab“ auf airliners.de vom 01.03.2013 [15] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ Dilba, Denis „Höher, steiler, leiser„ auf newscientist.de vom 18.03.2013 [16] Abgerufen am 20.03.2013
- ↑ „Die Mobilität unser höchstes Gut?“ auf dieeinsparberater.de [17] Abgerufen am 20.03.2013