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Erich Claßen
Erich Claßen (* 01.07.1973 in Düren, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Prähistoriker und Landesarchäologe des nordrhein-westfälischen Landesteils „Rheinland“[1].
Werdegang
Erich Claßen studierte von 1992 bis 1999 Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie/Archäologie der römischen Provinzen und Geologie/Paläontologie in Köln[2]. Die 1998 abgegebene Magisterarbeit[3] beschäftigte sich, wie auch die 2006 abgeschlossene Dissertationsschrift[4] mit Siedlungen der sog. Bandkeramik, der ersten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas. Für die 2007 verteidigte Dissertation wurde er im gleichen Jahr mit dem Archäologie-Preis[5] der Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier ausgezeichnet und 2012 wurde die Druckfassung seiner Doktorarbeit mit dem Offermann-Hergarten-Preis der Universität zu Köln gewürdigt.
Claßen hat als Feldarchäologe während und nach dem Studium Erfahrungen in Deutschland, Frankreich, Portugal, Ägypten und Namibia von der Altsteinzeit bis in die Neuzeit gesammelt. Von 2005 bis 2007 war er als wissenschaftlicher Volontär in der Abteilung Bodendenkmalpflege des Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt tätig. Ab Oktober 2007 leitete er die Dienststelle Ingolstadt des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Im Oktober 2010 übernahm er als Referatsleiter die Betreuung der vorgeschichtlichen Sammlung an der Archäologischen Staatssammlung München. Im Mai 2013 wechselte Claßen zum LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und leitete dort die für das östliche Rheinland zuständige Außenstelle Overath. Zum 1. Januar 2019 hat Erich Claßen die Leitung des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland übertragen bekommen und ist seit dem Landesarchäologe für das Rheinland.
Außerdem war Claßen einige Jahre in der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. sowie als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Neolithikum[6] bei den Altertumsverbänden aktiv.
Arbeitsschwerpunkte
Im Fokus seiner wissenschaftlichen Tätigkeit stehen landschaftsarchäologische, sozialarchäologische und methodologische Fragestellungen, der Schwerpunkt liegt dabei auf den steinzeitlichen Perioden der Urgeschichte, insbesondere dem frühen Neolithikum. In seiner Dissertation hat er eine Gruppe von 15 Sieldungen der Bandkeramik ausgewertet, die im rheinischen Braunkohlenrevier ausgegraben wurden und sich dabei auch mit den Schwierigkeiten auseinadersetzen müssen, die denkmalpflegerische Maßnahmen für die wissenschaftliche Auswertung mit sich bringen.[7][8] Methodisch hervorzuheben ist aber insbesondere die Anwendung von Verfahren der sozialen Netzwerkanalyse, die Claßen erstmals in der deutschsprachigen Archäologie einsetzte.[9][10]
Als Archäologe in der Bodendenkmalpflege hat er sich aber auch mit Themen anderer Epochen auseinandergesetzt.[11] Als besondere Entdeckungen, für deren Untersuchung er maßgeblich verantwortlich war, sind die mittelbronzezeitlichen Grabhügel von Ilmendorf (Oberbayern)[12][13], die spätbronzezeitliche Höhenbefestigung bei Erberich (Rheinland)[14][15], die hallstattzeitlichen Gräber von Ilmendorf (Oberbayern)[16][17] und Otzing (Niederbayern)[18][19][20] oder die römischen Kalköfen bei Sand (Rheinland)[21][22] zu nennen.
Schriftenauswahl
- (mit Thotsten Uthmeier, Andreas Pastoors und Gerd-Christian Weniger) Kriterien zur denkmalpflegerischen Evaluation von paläolithischen und mesolithischen Oberflächenfundplätzen. In: M. Aufleger/P. Tutlies (Hrsg.) Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 27 (Bonn 2018).
- (mit Nadia Balkowski und Robin Peters) The older LBK site of Niederkassel-Uckendorf revisited. In: T. Kerig/K. Nowak/G. Roth (Hrsg.) Alles was zählt... Festschrift für Andreas Zimmermann. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie (285) (Bonn 2016) 79–92.
- Siedlungen der Bandkeramik bei Königshoven. Rheinische Ausgrabungen 64 (Darmstadt 2011).
- (mit Barbara Fritsch, Veit Dresely und Ulrich Müller) Die linienbandkeramischen Gräberfelder von Derenburg „Meerenstieg II“ und Halberstadt „Sonntagsfeld“, Lkr. Harz. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 92/2008, 2011, 25–229.
- (mit Christian Reepmeyer und Andreas Zimmermann) ’Bandkeramik’ stone tool production and social network analysis: a case study. In: B. Marwick/A. Mackay (Hrsg.) Keeping your Edge: Recent Approaches to the Organisation of Stone Artefact Technology. BAR International Series (2273) (Oxford 2011) 85-96.
- Rekonstruktion bandkeramischer Siedlungen auf Grundlage heterogener Datenbestände. In: J. Kunow (Hrsg.) Braunkohlenarchäologie im Rheinland (Weilerswist 2010) 41–44.
- (als Hrsg. mit Thomas Doppler und Britta Ramminger von) Familie - Verwandtschaft - Sozialstrukturen: Sozialarchäologische Forschungen zu neolithischen Befunden. Fokus Jungsteinzeit – Berichte der AG Neolithikum 1 (Loogh 2010).
- (als Hrsg. mit Hans-Jürgen Beier, Thomas Doppler und Britta Ramminger von) Varia neolithica VI - Neolithische Monumente und neolithische Gesellschaften, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 56 (Langenweißbach 2009).
- Settlement history, land use and social networks of Early Neolithic communities in Western Germany. In: D. Hofmann/P. Bickle (Hrsg.) Creating communities (Oxford, Oakville, CT 2009) 95–110.
- (als Hrsg. mit Alexandra Krenn-Leeb, Hans-Jürgen Beier, Frank Falkenstein und Stefan Schwenzer von) Varia neolithica V: Mobilität, Migration und Kommunikation in Europa während des Neolithikums und der Bronzezeit, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 53 (Langenweißbach 2009).
- Verfahren der „Sozialen Netzwerkanalyse“ und ihre Anwendung in der Archäologie. Archäologische Informationen 27/2, 2004, 219–226.
Einzelnachweise
- ↑ Wechsel an der Spitze der rheinischen Bodendenkmalpflege. Abgerufen am 15. August 2019.
- ↑ Erich Claßen | Curriculum Vitae. Abgerufen am 15. August 2019.
- ↑ Erich Claßen: Der linearbandkeramische Siedlungsplatz Frimmersdorf 122, Erftkreis. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Erich Claßen: Die bandkeramische Siedlungsgruppe bei Königshoven. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Stiftung Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier. Abgerufen am 15. August 2019.
- ↑ http://ag-neolithikum.de/. Abgerufen am 15. August 2019.
- ↑ Erich Claßen: Rekonstruktion bandkeramischer Siedlungen auf Grundlage heterogener Datenbestände. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Andreas Zimmermann: Laudatio für Erich Claßen anlässlich der Verleihung des Archäologiepreises. Abgerufen am 15. August 2019.
- ↑ Erich Claßen: Verfahren der Sozialen Netzwerkanalyse und ihre Anwendung in der Archäologie. In: Archäologische Informationen. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Anna Collar, Tom Brughmans: Collar, A., Coward, F., Brughmans, T., & Mills, B. J. (2015). Networks in Archaeology: Phenomena, Abstraction, Representation. Journal of Archaeological Method and Theory, 22/1: 1–32. DOI: 10.1007/s10816-014-9235-6. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Erich Claßen | LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland - Academia.edu. Abgerufen am 15. August 2019.
- ↑ Erich Claßen: Bernstein, Bronze, Glas und Gold aus mittelbronzezeitlichen Grabhügeln. In: Natur und Mensch. Jahresmitteilungen 2011 der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e. V., 27-40. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Geisenfeld: Bernsteincollier aus Bronzezeit. Abgerufen am 18. August 2019.
- ↑ Erich Claßen: Gelüftete Geheimnisse in Odenthal-Erberich. In: Rheinisch-Bergischer Kalender 2019. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Guido Wagner: „Archäologietour“: Schutzwall in Odenthal stammt aus der Bronzezeit. 6. Januar 2018, abgerufen am 18. August 2019 (deutsch).
- ↑ Erich Claßen: Fürstin-Priesterin-Händlerin: Wer bin ich in der Hallstattzeit? (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Ilmendorf: "Spektakuläre" Grabfunde. Abgerufen am 18. August 2019.
- ↑ Erich Claßen: Regulär und doch aussergewöhnlich - Eine hallstattzeitliche Bestattung mit Zuggeschirr von Otzing, Lkr. Deggendorf. In: Vorträge des 31. Niederbayerischen Archäologentages. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Grab aus der Eisenzeit: Der Hallstattmann von Otzing. Abgerufen am 18. August 2019.
- ↑ Videos. Abgerufen am 18. August 2019.
- ↑ Erich Claßen: Eine Kalkbrennerei der römischen Kaiserzeit in der germania magna. In: Archäologie im Rheinland 2015, pp. 142-144. (academia.edu [abgerufen am 15. August 2019]).
- ↑ Guido Wagner: Archäologie in Bergisch Gladbach: Römische Spuren im tiefen Lerbacher Wald. 10. Dezember 2014, abgerufen am 18. August 2019 (deutsch).