Benutzer:Rainer Zenz/Boutique
Boutique, Butike, Budike. Bisherige Artikel Boutique und Budike.
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Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache:
- Boutique Sf „kleines (Mode-) Geschäft“ erw. fremd. (15. Jh.). Entlehnt aus frz. boutique, dieses über das Lateinische aus mgr. apotheke „Speicher, Magazin“ (Apotheke). Es bedeutet im 16. Jh. „Lokal, in dem ein Beruf ausgeübt wird“, dann spezieller „Kramladen“. Diese Bedeutung wird ins Deutsche übernommen; sie verschlechtert sich dann aber zu „schlechtes Haus, Bude“; (insbesondere:) „schlechte Gastwirtschaft“. Die heutige Bedeutung beruht auf einer jungen abermaligen Entlehnung aus dem Französischen. Die älteren Bedeutungen sind erhalten in der älteren Form Budike.
Theo Stemmler, Wie das Eisbein ins Lexikon kam - ein unterhaltsamer Gang durch die deutsche Wortgeschichte:
- Auszug S. 119: "Anders die Italiener und Spanier. Erstere bezeichnen mit bottega einen kleinen Laden, während die Spanier mit (...) bodega bis heute an der bereits im alten Rom möglichen Bedeutung 'Weinkeller' festhalten. Im Französischen ist dagegen in boutique die allgemeine Bedeutung 'kleiner Laden' bewahrt, jedoch die spezielle einer Boutique (...) hinzugekommen. Boutique hat's in sich: Es wurde nämlich zweimal ins Deutsche entlehnt. Das Wort wurde bereits im 17. Jh. mit der Bedeutung 'Kleiner Laden', 'Kramladen' ins Deutsche übernommen, wo es zunehmend abwertend gebraucht wurde und ein 'schlechtes Haus', dann auch eine 'billige Gastwirtschaft' bezeichnete. In der Tradition dieser Entlehnung steht unser, in Süddeutschland allerdings weniger gängiges, Budike. In dieses Wort hat sich die pejorativ gemeinte Bude eingemischt - so ist ein aus Bud- und -ique geschachteltes Wort geworden."
Krünitz, Oeconomische Enzyclopädie, Bd. 7, 1. Aufl. 1776
- Boutique, ein Kaufmannsladen; ein Kramladen; eine Kaufmannsbude; eine Krambude; der Ort, wo der Kaufmann und Kramer ihre Waren auslegen und feil haben. (Von ansehnlichen Waarenlagern aber sagt man un Magasin). Siehe Bude, Laden.
- Boutique heißt auch die Werkstätte eines Handwerksmannes; der Ort, wo der Professionist arbeitet. Imgl. der Handwerksladen, wo der Professionist allerley verfertigte Arbeit zum Verkauf ausstellet. Zuweilen bedeutet auch Boutique die Waaren in der Bude. Ferner, eine kleine bretterne Hütte, z. E. eine Marktbude, worin die Krämer auf den Märkten mit Waaren ausstehen. Auch nennt man zuweilen Boutique das sämmtliche Handwerkszeug eines Professionisten. Endlich heißt Boutique auch ein Fahrzeug mit einem Fischhälter zum Transport der Fische.
- Boutiquier nennt der Pöbel einen Krämer.
- Bude, Krambude, Fr. Boutique, nennen die Krämer und Handwerker das Gehäuse von Brettern, welches sie an Jahr= und Wochenmärkten auf dem Markte aufschlagen, um darinnen feil zu haben, zum Unterschiede des in ihren Wohnhäusern alle Werk=Tage offen habenden Kramladens.
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart (1793)
- Laden: (...) In der Bedeutung eines eingeschlossenen Raumes werden nur noch die Boutiquen der Krämer und kramenden Handwerker in den Häusern Läden genannt, wo dieses Wort vornehmer ist als das geringere Bude oder Boutique, aber geringer als das vornehmere Gewölbe.
Pierers Universal-Lexikon (1857)
- Boutique: 1) Bude, Kramladen 2) kleines Haus
Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905)
- Butike (frz. Boutique), Bude, Markt-, Meßbude
- Butiker (vulgär Budiker, frz. Boutiquier), Schenkwirt
Brockhaus Kleines Konversations-Lexikon (1911)
- Boutique: Bude, Kramladen
- Boutiquier: Krämer, Kleinhändler
Handliches Wörterbuch der deutschen Alltagssprache:
- Budike f, kleine Gastwirtschaft, kleine Werkstatt; ärmliches Haus. Aus dem franz. Boutique unter Einfluß von „Bude“ im 18. Jh. Volkstümlich geworden.
Der richtige Berliner in Worten und Redensarten (1882):
- Budike (frz. Boutique, Laden), Schankgeschäft.
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (DDR 1989):
- Kleiner Kaufladen, kleine Kneipe. Das heute üblichere Budike = Kneipe kommt in der 1. Hälfte, Laden in der 2. Hälfte des 19. Jhs., wohl in Anlehnung an Bude, in Gebrauch.
Duden Fremdwörter:
- Boutique: Kleiner Laden für (exklusive) modische Neuheiten. Butike: 1. kleiner Laden. 2. Kleine Kneipe. Butiker: Besitzer einer Butike
Duden Herkunft:
- Butike: „Kramladen, Kneipe“: Im 17. Jh. aus frz. boutique entlehnt, das – wahrscheinlich durch Vermittlung von aprov. botica auf gr. apotheke Abstellraum, Magazin““ zurückgeht. Die volkstümliche Nebenform Budike ist an ‚Bude‘ angelehnt.
Glossarium der berlinischen Wörter und Redensarten, dem Volke abgelauscht (1873):
- Budike: Victualien-Laden, verderbt vom französischen "Boutique"
- Budiker: Speisewirth für die unteren Klassen
- Budiker-Laden: Victualien-Laden
Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I. (1897):
- Budike: Laden mit Lebensmitteln (frz. boutique)
Preußisches Wörterbuch (1974):
- Budike: Wirtshaus niederen Ranges, Laden, kleines Geschäft
- Budiker: Wirt, Ladeninhaber
Pons Wörterbuch der deutschen Umgangssprache (1987):
- Budike: Geschäft, Gastwirtschaft, kleine Werkstatt. Fußt auf frz. boutique = Laden und hat durch Einfluss von "Bude" das t in ein d verwandelt. 1840/50 ff.
- Budiker: 1. Kleinkaufmann 1850 ff. 2. Gastwirt 1850 ff. 3. Kantinenpächter. Seit dem späten 19. Jh.
Das große Lexikon der Hotellerie und Gastronomie (2004):
- Budike: Berliner Ausdruck für eine einfache Gastwirtschaft (Budiker = Wirt)
Internet:
- Erklärung bei Univesität Jena
- Deutsches Fremdwörterbuch, Institut für Deutsche Sprache, S. 464
- Im selben Werk [1] steht auf S. 405 zu Destille - "Kneipe, Branntweinschänke, kleine Gastwirtschaft" - gleichbedeutend mit Budike. zunächst vor allem auf Berlin bezogen. Was zumindest eine eingeschränkte Verwendung von "Destille und Budike" erklären würde.Oliver S.Y. 19:09, 17. Nov. 2008 (CET)