Benutzer:Raknete/Johann Gottfried Gangloff

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Johann Gottfried Wilhelm Gangloff (geb. 23.05.1794 in Hohlstedt; gest. 9.11.1837 in Sangerhausen) war ein Weber und Lokalheld, der durch seine erfolgreiche Wilderei und das wiederholte Austricksen der Obrigkeit in der lokalen Bevölkerung Ruhm erlangte.

Gangloffdenkmal Sylda

Leben

Wilderei

Gangloffs Eltern waren Weber, weshalb auch ihm nur der Beruf des Webers offenstand. Die Situation der Weber wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die industrielle Revolution und die Konkurrenz durch die automatischen Webstühle immer schwieriger. Armut und Hunger waren weit verbreitet. Um nicht zu verhungern, blieb vielen Menschen nichts anderes übrig, als Wild zu schießen, was unter den damaligen Gesetzen als Wilderei galt und schwer bestraft wurde. Um sich und seine Familie versorgen begann auch Gangloff, der als hervorragender Schütze bekannt war, zu wildern. Dabei verfolgte er eine besondere Strategie: Er beobachtete die Forstbeamten sehr genau, oft über Tage oder Wochen, um herauszufinden, welche Einstellung diese gegenüber ihrem Dienst hatten. Sein Netzwerk an persönlichen Kontakten kam ihm dabei sehr zu Gute. Außerdem jagte er gemeinsam mit anderen Webern, die sich absprachen. Eine Gruppe lenkte Förster und Gendarmen ab, damit sich die anderen Gruppe in entgegengesetzter Richtung den Wald schleichen konnte.

Die Beute wurde von dem Dorfkrüger, der einen kleinen Kaufmannsladen unterhielt und mit diesem über Land fuhr über die Landesgrenzen bis ins Magdeburgische und Anhaltische verkauft. Von dem Erlös kaufte er Lebensmittel und Munition und brachte sie nach Sylda zurück, wo Gangloff sie unter den Dorfbewohnern verteilte. Wenn die Vorräte wieder zur Neuge gingen, wurde ein neuer Beutezug geplant.

So geschah es eines Tages, dass die Wilderer um Gangloff in das Revier des Grafen Asseburg kamen, als dieser gerade eine Treibjagd veranstaltete. Er hielt die Männer für Treiber und teilte sie zum Drücken ein. Als das erbeutete Wild zusammengetragen wurde, war das Erstaunen darüber, dass das meiste Wild von Kugeln (und nicht durch Schrot von den Gefolgsleuten des Grafen) erlegt worden war, groß. Aber zu diesem Zeitpunkt waren die vermeintlichen Treiber bereits mit einem großteil der Beute verschwunden.

Da Gangloff sehr gute Verbindungen zu den Holzhackern, Dienstmägden, Leinewebern, Gastwirten und in den ersten Jahren seiner Wilderei sogar zum Baron von Asseburg hatte, konnte er in aller Ruhe die Fortbeamten beobachten udn herausfinden, wleche Einstellung diese gegenüber ihrem Dienst hatten.

Er jagte in einem für damalige Begriffe sehr großem Gebiet. Er wilderte in der Gegend um Querfurt und Naumburg, auf der Hainleite, der Schmücke, dem Kyffhäuser, in Herzberg am Harz, im Harz selbst und auch im Hakel. Auf diese Weise konnte ihm über einen langen Zeitraum keine Wilddieberei nachgewiesen werden, so sehr man sich auch darum bemühte. Gangloff wurde in diesen Jahren sogar mehrfach vom Baron von der Asseburg zu Gesellschaftsjagden eingeladen und war dort ein sehr gern gesehener Jagdkamerad.

Gangloff war ein ausgezeichneter Schütze. Das bewies er nicht nur auf den Schützenfesten, sondern auch auf den Gesellschaftsjagden. Er schoss immer mit der Kugel, auf auf Niederwild. Schrotladungen rührte er nicht an. Auch von seinen Söhnen verlangte er Treffsicherheit. Wenn er mit ihnen das Schießen übte, gab er ihnen für jeden Fehlschuss eine Ohrfeige. Wenn er jagde, nutzte er die Höhlen des Unterharzes als Quartier, Versteck, Räucher- und Pökelkammer. Gangloff konnte dank seiner ausgezeichneten Verbindungen zu Fuhrleuten das erlegte Wild unentdeckt verkaufen.

Anschuldigungen

Im Jahr 1834 wurde der Leichnam des Revierjägers Carl Stief im Wald aufgefunden. Er war mit einer Ladung Schrot erschossen worden. Da Stief aus seiner Abneigung gegen Gangloff in der Öffentlichkeit keinen Hehl gemacht hatte und stets versucht hatte, Gangloff bei der Wilderei zu stellen, fiel der Verdacht auf Gangloff. Gangloff kam in Untersuchungshaft in das Gefängnis Sangerhausen, wurde aber aus Mangel an Beweisen entlassen / ist geflohen.


Tod

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Das Sterberegister von 1837 vermerkte zu seinem Tode lapidar: „Am 9. November Vormittags um zehn Uhr starb Gottfried Wilhelm Gangloff, …, welcher wegen Verdachts der Tötung eines Menschen bei hiesigem Inquisitoriate in Haft und Untersuchung befindlich gewesen und hat Frau und Kinder hinterlassen. Er starb an den Folgen einer beigebrachten Schusswunde. Beerdigung war gratis.“

https://harz-saale.de/johann-gottfried-wilhelm-gangloff-ein-beruhmter-wilderer-im-harz-und-dem-harzvorland/


http://www.wissenswertes.ausflugsziele-harz.de/ausflugsziele-sehenswertes/harzer-persoenlichkeiten/wilderer-gangloff-sylda.htm


http://www.sv-1819-sylda.de/geschichte.html


https://www.mz-web.de/hettstedt/heimatgeschichte-im-harz-todesschuss-am-kuhberg-3335144

Rezeption

Unter Zeitgenossen

Schon zu Lebzeiten wurde Gangloff als Volksheld verehrt; nach seinem Tod gab es den bis dato größten Trauerzug in Sylda. Sein Wirken war nur lokal bekannt. Erst später wurden Lieder und legenden gedichtet.


Gegenwart

Schützenverein Sylda bezieht sich in seiner Tradition auf den Wildschütz und zeigt auf seiner Webseite ein Gruppenbild aus dem Jahr 1895, auf dem auch ein Nachfahre von Gangloff zu sehen sein soll[1].

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Literatur

  • Günter Ricke: Gangloff der Wildschützenkönig. Kosmos 1997, ISBN 978-3440084922

Medien

  • Otto Göttler und Sepp Raith: Aufbegehren führt zu Kopfverlust. Die Lieder aus dem Programm über das Leben und Sterben des Mathias Kneißl. 2004, Audio-CD (LC 07975)
  • Verfilmung Mathias Kneißl von Reinhard Hauff im Jahr 1970, mit Hans Brenner, Gustl Bayrhammer, Eva Mattes und Ruth Drexel
  • Verfilmung Das stolze und traurige Leben des Mathias Kneißl von Oliver Herbrich im Jahr 1979/80
  • Georg Ringsgwandl, Titel Kneißl, Album Staffabruck, 1993
  • Biografische Verfilmung Räuber Kneißl (2008) von Marcus H. Rosenmüller
  • Animationskurzfilm Drei Knödel für Kneissl der Hochschule für Film- und Fernsehen Potsdam-Babelsberg & FR-Entertainment (2010)
  • Hörspiel Mutter Kneißl Bayerischer Rundfunk 1976, 98 Minuten Stereo von Fritz Meingast. Regisseur Wolf Euba. Mit Elfie Pertramer und Hans Brenner
  • Musical: Räuber Kneissl-Revival – Das Musical, Hofspielhaus, München, 2020

Weblinks

Einzelnachweise

Kategorie:Wildschütz Kategorie:Geboren 1794 Kategorie:Gestorben 1837 Kategorie:Mann

  1. Schützenverein Sylda 1819 e.V. Abgerufen am 17. Januar 2021.