Benutzer:RalfDA/Ruhm aus Kelsterbach

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Der Ruhm aus Kelsterbach ist eine Sorte des Kulturapfels (Malus domestica). Der Apfel ist eine hessische Lokalsorte aus dem Rhein-Main-Gebiet um Kelsterbach, südlich von Frankfurt. Die Sorte wurde von der Aktion „Hessische Lokalsorte des Jahres[1] zur Streuobstsorte des Jahres 2018 gewählt, um das pomologische kulturelle Erbe in Hessen zu erhalten. Hierzu werden Jungbäume von kooperierenden Baumschulen angezogen und für Neupflanzungen angeboten.


Sie soll um 1900 auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei gestanden haben. Nach den Aufzeichnungen des Hofheimer Pomologen Richard Zorn, der die Sorte 1934-39 als „Schöner aus Kelsterbach“ erstmals beschrieb, handelt es sich um einen Streifling, der zu den Tafel- und guten Wirtschaftsäpfeln zählt. In den 1940er Jahren taucht die Sorte im Sortenverzeichnis der Provinz Hessen-Nassau auf – bei den Erzeugerhöchstpreisen der Ernte 1942 in der Preisgruppe III.

Der „Kelsterbacher“ wurde u. a. 1944 bei der Wertprüfung von Lokalsorten in Groß-Umstadt geprüft. Heute sind nur noch Altbäume in der Landschaft zu finden.


Standort und Anfälligkeit

Die Ansprüche an Boden und Klima scheinen gering zu sein, gedeiht auch noch auf sandigen Böden. Die Sorte kommt bis in mittlere Höhenlagen im Odenwald vor. Sie ist robust und widerstandsfähig, insbesondere gegen Schorf. Es sind keine besonderen Anfälligkeiten bekannt.

Wuchs und Pflege

Der „Kelsterbacher“ wächst kräftig, Leitäste schräg aufrecht, später waagerecht, die Bäume werden groß, hoch und breit, häufig neigen sich die Bäume in eine Richtung (schiefer Stamm). Ein regelmäßiger Auslichtungsschnitt fördert die Fruchtqualität und hält die Statik in der Waage.

Ertrag und Verwendung

Der Ertrag ist hoch und regelmäßig. Die Sorte zählt zu den Tafel- und guten Wirtschaftsäpfeln. Es lässt sich auch ein guter sortenreiner Saft/Apfelwein daraus erzeugen. Durch die angenehme Säure auch für andere Verarbeitungsformen zu verwenden.

Reife

Die Früchte reifen im Oktober, sie hängen lange fest am Baum (späte Baumreife), die Genussreife beginnt im Dezember und reicht bis März, wobei die Haltbarkeit auch noch länger reicht (Wintersorte).

Verwechslersorten

Gewürzluiken, Rote Sternrenette. In der Zeitschrift „Das Gartenjahr“ (7/1949) findet sich die Sorte in einem Bericht von H. Schmidt über Hessische Lokalsorten. Laut Schmidt handele es sich um einen beachtenswerten Tafelapfel, der mit dem ‘Salzburger Rosenstreifling’ identisch sein soll. Eine Identität mit dem ‘Salzburger Rosenstreifling’konnte bisher nicht bestätigt werden. Wahrscheinlich handelt es sich um eine noch ältere Sorte, zumal sie auf der EUROPOM 2006 in Naumburg von den Belgiern als „Limburger Bellefleur“ ausgestellt wurde.

Herkunft und Verbreitung

Fruchtbeschreibung Baumbeschreibung

Form und Größe

Form ungleichmäßig rund, mittelbauchig, ungerippt, mit schwachen Falten um den Kelch (im Querschnitt ähnlich Gewürzluiken), zum Kelch stärker zulaufend, Größe mittelgroß.

Schale

Glatt und trocken, teils glänzend, im Lager schwach fettig werdend, Grundfarbe auf der Schattenseite hellgelb bis locker gestreift, überwiegend von Deckfarbe überzogen, leuchtend hellrot, gestreift bis flächig-verwaschen, zahlreiche rostartige Schalenpunkte (ähnlich Rote Sternrenette), Bildung von Korkwarzen möglich, Schale druckfest.

Kelchseite

Kelchgrube flach bis leicht eingesenkt, Kelch teils von feinen Falten und Anflügen von Rost umgeben, klein, geschlossen, Kelchblätter schmal, kurz bis mittellang, am Grunde sich berührend, zusammengedrängt.

Stielseite

Stielgrube mitteltief bis tief, eng, mäßig grünbraun berostet, Stiel kurz, dick, am Ende verdickt oder ganz fleischig.

Kernhaus

Kernhaus mittig, Achsenhöhle geschlossen bis leicht geöffnet, Kernkammern mäßig eng, Wände ohren- bis bohnenförmig, leicht gerissen, Gefäßbündellinien flachzwiebel- bis herzförmig, Kerne vollkommen ausgebildet, zahlreich, rundlich-breit, hell kastanienbraun.

Fruchtfleisch

Weißlich, fest, später mürbe werdend, anfangs kräftige Säure, im Lager ausgewogen süß-sauer, saftig, leicht gewürzt und aromatisch.

Literatur

Informationen zu alten Obstsorten finden Sie im Internet unter www.pomologen-verein.de und in der Broschüre „Erhaltenswerte Obstsorten für Hessen“. Unterstützer der Kampagne 2018: Pomologen-Verein e. V. Landesgruppe Hessen Regionale Obstsorten erhalten Hessische Lokalsorte 2018 • Zorn, R.: Apfelsorten, Bd. 1, Hofheim 1934-39 (unveröffentlichte Aufzeichnungen) • Sortenverzeichnis der Provinz Hessen-Nassau „Erzeugerhöchstpreise der Ernte 1942“, im Amtsblatt der Regierung zu Kassel, Kassel 26.9.1942, S. 150 (Preisgruppe III, 2. Lokalsorten) • Schmidt, H.: in einem Bericht über Hessische Lokalsorten..., in „Das Gartenjahr“, Jg. 4, 7/49, Geisenheim 1949 • Kahl/Scheibel: Erhaltenswerte Obstsorten für Hessen. Hrsg. Pomologen-Verein e.V., Landesgruppe Hessen, Aßlar 2016

  1. http://pomologen-verein.de/hessen.html Website des Pomologen-Vereins – Landesgruppe Hessen