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Wilhelm Borchers in Aachen

Johannes Albert Wilhelm Borchers (* 6. Oktober 1856 in Goslar; † 6. Januar 1925 ebenda) war ein deutscher Metallhüttenkundler und 1904 bis 1909 Rektor der RWTH Aachen.

Ausbildung und erste Schritte

Wilhelm Borchers besuchte das Realgymnasium seiner Geburtsstadt und studierte von 1875 bis 1876 Chemie an der Universität Greifswald und 1876 bis 1878 an der Universität Erlangen. In Erlangen promovierte er am 2.3.1878 mit Auszeichnung zum Dr.phil.. Anschließend leistete Borchers bis 1879 seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Königlich-Bayrischen Infanterieregiment in München ab. (Später wurde er Oberleutnant der Landwehr.) Danach arbeitete er als Chemiker bei der Chemischen Fabrik von Eugen de Haën bei Hannover bis zum 1. 1. 1882.

1882 ging Borchers in die USA, wo er zunächst die Stelle des Betriebschemikers bei den Cochrane Chemical Works in Boston bekleidete. Wenige Monate später tat er sich mit M. Cutler (Boston) und M. Hall (New York) zusammen. Letzteren kannte er aus München. Sie betrieben die Chemische Fabrik Colonial Chemical Works in West Medford (Mass.). Bei einem ersten Deutschlandbesuch 1885 verlobte er sich und heiratete beim nächsten am 2.8.1886 in Westpreußen Lucie Martha Ottilie Probst, deren Vater aus Goslar stammte. Aus der Ehe gingen 4 Söhne hervor. 1887 kehrte er nach Deutschland zurück und trat erneut bei Eugen de Haën in Hannover-List ein, wo er die Oberleitung für die Herstellung der metallurgischen, maschinellen, elektrischen und feuerungstechnischen Anlagen erhielt.

1889 bis 1890 stellte er seine Erfahrungen zusammen und veröffentlichte das Buch Elektro-Metallurgie[1] , um sich den Weg zur akademischen Laufbahn zu eröffnen. Zu diesem Zwecke trat er bei Eugen de Haën aus und nahm 1891 bis 1892 an der Bergakademie Clausthal ein zweisemestriges Studium der Hüttenkunde auf und bildete sich bei den Harzer Hüttenwerken in Maschinen- und Baukonstruktionslehre weiter. Sein Buch wurde inzwischen ein Erfolg.

Zeit in Duisburg und Aachen

1892 wurde er Lehrer für Metallhüttenkunde und Chemie an der Werkmeisterschule in Duisburg. 1895 übernahm er mit Walther Nernst die Redaktion des Jahrbuchs der Elektrochemie und gab 1896 die 2. stark vermehrte Auflage der Elektro-Metallurgie heraus. Bis 1897 arbeitete er als Lehrer der Chemie und chemischen Technologie an der Maschinenbau- und Hüttenschule in Duisburg. Dort lernte Borchers Fritz Wüst kennen, der ein Jahr vor ihm als Lehrer für analytische Chemie in Duisburg eingestellt worden war.

Zum 1. Oktober 1897 wurde Borchers als außerordentlicher Professor für Metallhüttenkunde, Elektrometallurgie und Lötrohrprobierkunst an die Königliche Technische Hochschule Aachen berufen; nach Verhandlungen mit dem Kultusministerium wurde seine Stelle 1899 in eine etatmäßige Professur umgewandelt. Bereits 1898 richtete er ein kleines provisorisches elektrometallurgisches Laboratorium ein und erreichte, dass nach seinen Plänen ein neues Laboratorium für Metallhüttenkunde und Elektrometallurgie erbaut und 1902 eröffnet wurde. 1899 und 1900 publizierte Borchers gemeinsam mit Wüst zwei Lehr- und Handbücher für Eisenhütten- und Metallhüttenkunde. 1901 setzte er sich dafür ein, dass Wüst zunächst die Vertretung des erkrankten Friedrich Dürre, Professor für Eisenhüttenkunde, übernehmen und zum 1. Oktober 1901 dessen Nachfolge antreten konnte. Dieser schuf das Institut für Eisenhüttenwesen, Metallographie und Materialprüfung, welches vereint mit dem Institut für Metallhüttenwesen und Elektrometallurgie um 1911 das größte Institut für das gesamte Hüttenwesen bildete.

Im Jahr 1900 wurde Borchers vom Kollegium zum Wahlsenator und ein Jahr später von seinen Abteilungskollegen zum Abteilungsvorsteher bestimmt. 1904 wurde er schließlich zum Rektor gewählt und 1907 in seinem Amt bestätigt. Drei große Bauprojekte prägten Borchers Amtszeit: der Bau des Reiff-Museums, der Beschluss zum Bau des Instituts für das gesamte Hüttenwesen und der Ankauf des Bahnhofgeländes Templerbend. In seiner Eigenschaft als Rektor der TH Aachen wurde Borchers 1907 auf Lebenszeit ins preußische Herrenhaus berufen.

Nach seinem Rektorat war er zwei weitere Jahre Prorektor und nahm auch in den folgenden Jahren noch weitere Ämter in der akademischen Selbstverwaltung wahr. Borchers lehrte und forschte bis zu seinem Tode am 6. Januar 1925 an der RWTH Aachen. Das Corps Marko-Guestphalia Aachen verlieh ihm 1913 das Altherrenband ehrenhalber; posthum wurde im Jahre 1929 in Aachen noch eine Straße nach ihm benannt.

Nebenbei interessierte er sich sehr für die Genealogie der Sippe Borchers und gab 1912 eine Zusammenfassung der zusammen mit seinem Vetter Uvo Hölscher[2] durchgeführten Recherchen heraus. Sie enthält auch einen kurzen eigenen Lebenslauf und etliche Kopien eigener Dokumente.[3] Etwa 50 Jahre später ging sein Wunsch in Erfüllung und sie wurden erheblich ergänzt und weitergeführt (nur Blog-Veröffentlichung.)

In dem Lebenslauf wurden einige seiner fachlichen Leistungen angegeben, die ihm wohl als besonders wichtig erschienen: Schon vor 1890 erbrachte er durch seine metallurgischen Versuche den Beweis, dass alle bis dahin für unreduzierbar gehaltenen Metalloxyde durch Kohlenstoff im elektrischen Ofen reduzierbar seien. Außerdem erwies er die Schmelzbarkeit des Kohlenstoffes und die Bedingungen für die Überführung des amorphen Kohlenstoffes in Graphit. Seine und seiner Schüler Erkenntnisse über die Vorgänge bei der Metallgewinnung erschienen Anfangs in der 1894 von ihm begründeten Zeitschrift für Elektrochemie und im Jahrbuch der Elektrochemie. Die Zeitschrift wurde 1900 von der Deutschen Elektrochemischen Gesellschaft (später Bunsen-Gesellschaft) erworben. 1897 verfasste er ein Buch über Elektrische Öfen[4]. Ab 1904 gab er die Zeitschrift Metallurgie[5] heraus, in deren Leitung 1906 auch F. Wüst eintrat. Mit der Gründung der Gesellschaft der Metallurgen und Bergleute 1912 wurde sie von dieser übernommen, in Metall und Erz umbenannt und als Verbandsorgan weitergeführt.

Der später an der TH München tätige Professor für Metallurgie und Metallkunde, Eckard Heinz Borchers, war der jüngste Sohn[6] aus der ersten Ehe von Wilhelm Borchers. Aus der zweiten Ehe am 15.10.1919 in Goslar mit Sophie Wilhelmine Elise Borchers verw. Grumbrecht aus Goslar gingen keine Kinder hervor.

Borchers-Plakette

Zum Ende seiner Amtszeit rief das Kollegium der RWTH Aachen zu Ehren Borchers eine nach ihm benannte Stiftung ins Leben, die am 1. Juli 1909 gegründet wurde. Die zu seinen Ehren gestiftete Borchers-Plakette[7] wird bis heute Doktoranden der RWTH Aachen verliehen, die ihre Doktorprüfung „mit Auszeichnung“ bestanden haben.

Die Plakette ist eine Anstecknadel und zeigt auf der Vorderseite das Porträt von Wilhelm Borchers. Seit ihrer Einführung wurde sie bisher mehrere hundertmal verliehen.[8]

Ehrungen

Siehe auch

Quellen und Literatur

Wikisource: Rcbttr/Wilhelm Borchers – Quellen und Volltexte
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Einzelnachweise

  1. W. Borchers, Elektro-Metallurgie, Die Gewinnung der Metalle unter Vermittlung des elektrischen Stromes, 1. Auflage, Harald Bruhn, Braunschweig 1891, 167 S.
  2. Professor Dr. Uvo Hölscher, Leiter der Stadtarchive Goslar
  3. Wilhelm Borchers (Herausgeber): Borchers – Goslar. 1500-1911. Ein Beitrag zur Geschichte Goslarer Familien, Verlag Wilhelm Knapp, Halle a. d. Saale 1912, 34 S. + Abb., Fotoalbum u. 7 Klapp-Stammtafeln. (Nur die Leinenausgaben enthalten Fotoalbumblätter, aber nicht jede auch Fotos. Kartonierte Ausgaben sind ohne alles.) Ein Standort ist die Bonner Bibliothek der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, Signatur 015 A 005
  4. W. Borchers: Entwicklung, Bau und Betrieb der Elektrischen Öfen, Verlag Wilhelm Knapp, Halle/Saale, 1. Auflage 1897, 2.Auflage 1907
  5. Metallurgie, Zeitschrift für die gesamte metallurgische Technik: Aufbereitung ‐ Metallgewinnung ‐ Metallverwertung unter Ausschluss des Eisenhüttenwesens, Verlag Wilhelm Knapp, Halle a. d. Saale
  6. Stammtafel I, Nr. 30 der Genealogie-Recherchen seines Vaters, dieser selbst Nr. 25
  7. Kurzinfo Borchers-Plakette auf den Seiten der RWTH Aachen
  8. Verleihungen der Borchers-Plakette in den letzten zehn Jahren auf den Seiten von proRWTH – Freunde und Förderer der RWTH Aachen e. V.