Benutzer:Rednaxela1962/Ägyptisch-deutsche Beziehungen

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Ägyptisch-deutsche Beziehungen
Lage von Ägypten und Deutschland
Agypten Deutschland
Ägypten Deutschland

Der folgende Artikel beschäftigt sich mit den bilateralen Beziehungen zwischen den Staaten ⁣⁣Ägypten und Deutschland. Die offiziellen diplomatischen Beziehungen der beiden Länder gehen auf das 19. Jahrhundert zurück, der wirtschaftliche und kulturelle Austausch lässt sich allerdings deutlich weiter zurückverfolgen. Das Auswärtige Amt zählt Ägypten zu den „Schwerpunktländern der deutschen Entwicklungspolitik und der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik“.[1] Für Ägypten zählt Deutschland zu den wichtigsten Wirtschafts- und Handelspartnern.

Geschichte

Bereits im Jahr 1175 besuchte ein Gesandter der Staufer den ägyptischen Sultan Saladin. Im 19. Jahrhundert spielten viele preußische Forscher und Ägyptologen eine wichtige Rolle bei der Wiederentdeckung des kulturellen Erben des Alten Ägyptens. Maximilian I. Joseph, König von Bayern, besuchte Ägypten im Jahre 1838 und 1842 erwarb eine Expedition des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. ägyptische Kulturgüter für Berliner Museen.[2] Ab 1864 gab es einen preußischen Konsul in Kairo. 1878 errichtete das Deutsche Reich ein Generalkonsulat in der ägyptischen Hauptstadt. 1912 findet der deutsche Ägyptologe Ludwig Borchardt die Büste der Nofretete. Während des Ersten Weltkriegs kamen die Beziehungen zum Erliegen und wurden erst nach dem Krieg wieder aufgenommen.

Ägypten brach die diplomatischen Beziehungen zu NS-Deutschland am 4. September 1939 ab, einen Tag nach der britischen Kriegserklärung an Deutschland. Deutsche Staatsangehörige in Ägypten wurden interniert und ihr Eigentum und ihre Geschäfte unter die Obhut eines „öffentlichen Verwahrers für feindliches Vermögen“ gestellt. Im April 1941 sandte König Faruq eine geheime Note an den deutschen Diktator Adolf Hitler, in der er darauf hoffte: „die deutschen Truppen so bald wie möglich siegreich in Ägypten und als Befreier von dem unerträglich brutalen englischen Joch zu sehen“. In seinem Antwortschreiben äußerte Hitler den Wunsch nach der „Unabhängigkeit Ägyptens“.[3] Am 26. Februar 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, erklärte Ägypten dem Deutschen Reich offiziell den Krieg.[4]

1952 entsendet die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit Günther Pawelke einen Botschafter nach Kairo. Zwei Jahre später sendet die Deutsche Demokratische Republik (DDR) einen Handelsvertreter nach Ägypten. Die deutsche Entwicklungskooperation mit dem Land und die Aktivität der Goethe-Institute beginnen ebenfalls in den 1950er Jahren. Im Jahre 1961 wird eine ägyptische Botschaft in Bonn, der Hauptstadt der BRD, eröffnet.[2] In den 1960er Jahren werden die Beziehungen der BRD zu Ägypten von der Zusammenarbeit der BRD mit Israel belastet und zwischen 1965 und 1972 sind die diplomatischen Beziehungen unterbrochen. Stattdessen nimmt Ägypten 1969 offizielle diplomatische Beziehungen mit der DDR auf.

Nach der deutschen Wiedervereinigung werden Deutschland und Ägypten enge wirtschaftliche und politische Partner. Die Anzahl deutscher Touristen im Land steigt an und die Entwicklungszusammenarbeit wird vertieft.[5] 2016 wird in Berlin die erste „Bilaterale Kommission zur entwicklungspolitischen Zusammenarbeit“ abgehalten und 2017 schließen beide Länder ein politisches Abkommen im Bereich der Migration ab.[2] Unter Abd al-Fattah as-Sisi ist Ägypten einer der wichtigsten Abnehmen deutscher Waffen, trotz der schlechten Lage der Menschenrechte im Land.[6]

Wirtschaft

Das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern betrug 2020/21 ca. 5,5 Milliarden US-Dollar.[1] Ägypten ist ein bedeutender Abnehmer deutscher Importe und importiert vorwiegend Maschinen, Fahrzeuge und andere industrielle Güter.[7] Ägypten ist eines der wichtigsten Reiseziele für deutsche Touristen. Im Jahr 2019 kamen 1,8 Millionen deutsche Besucher nach Ägypten, was die Deutschen zur größten Touristengruppe in Ägypten macht.[2]

Deutschland ist für Ägypten ein wichtiger Geber von Entwicklungshilfe und ein bedeutender Investor. Laut dem Auswärtigen Amt sind die Schwerpunkte deutscher Entwicklungshilfe die Bereiche „Beschäftigung für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, einschließlich Privatsektorentwicklung, Wasser- und Abfallwirtschaft sowie erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Daneben stellt Deutschland auch Mittel für den Bau von Grundschulen, Mädchen- und Frauenförderung, Verwaltungsreformen, sowie für die Stadtteilentwicklung zur Verfügung“.[1]

2018 wurde der Solarpark Benban, eines der größten Solarkraftwerke der Welt, eröffnet. Er wurde zum überwiegenden Teil von der Bayerischen Landesbank finanziert[8] und von dem Berliner Bauunternehmen IB Vogt gebaut.[9] Im Mai 2022 erhielt Siemens Mobility einen Auftrag zum Bau eines Hochgeschwindigkeitszugnetzes in Ägypten mit einem Volumen von 8,1 Milliarden US-Dollar.[10]

Bildung und Kultur

Im Jahr 1873 wurde die Deutsche Evangelische Oberschule in Kairo gegründet. Das 1959 unterzeichnete deutsch-ägyptische Kulturabkommen ist der wichtigste Rahmen für die Organisation der deutsch-ägyptischen Kulturbeziehungen.[2] Die Deutsch-Ägyptische Gesellschaft Bonn-Kairo e.V. wurde 1980 zur Förderung der kulturellen Beziehungen gegründet.[11] Die German University in Cairo wurde 2002 gegründet und arbeitet eng mit deutschen Bildungseinrichtungen zusammen. Es gibt in Ägypten sieben deutsche Außenschulen mit knapp 4000 Schülern. Goethe-Institute befinden sich in Kairo und Alexandria.[1]

Knapp 400.000 Ägypter lernen die Deutsche Sprache.[1]

Migration

2017 lebten knapp 77.000 Ägypter in Deutschland.[12] 2012 wurde die Zahl der in Ägypten lebenden Deutschen auf 10.000 Personen geschätzt.[13] Bekannte Deutsch-Ägypter sind der Autor Hamed Abdel-Samad, die Sänger Andreas Bourani und Adel Tawil und der Fernsehmoderator Aiman Abdallah.

Militärische Zusammenarbeit

Der ehemalige Wehrmachtsgeneral Wilhelm Fahrmbacher half ab 1949 als Militärberater beim Aufbau der Streitkräfte Ägyptens, welche im auch im frühen 21. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Politik des Landes spielen. In den 1960er Jahren war der ehemalige SS-Standartenführer Ferdinand Brandner an Entwicklung und Bau des ägyptischen Kampfflugzeugs Helwan HA-300 beteiligt.[2] Im 21. Jahrhundert wurde Ägypten eines der wichtigen Zielländer deutscher Rüstungsexporte. Im Jahr 2021 allein wurden Rüstungsexporte in Höhe von vier Milliarden Euro genehmigt, was knapp die Hälfte aller deutschen Rüstungsexporte dieses Jahres waren.[14]

Diplomatische Standorte

Ägypten hat eine Botschaft in Berlin sowie Konsulate in Frankfurt am Main und Hamburg. Deutschland hat eine Botschaft in Kairo und ein Konsulat in Alexandria.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Ägyptisch-deutsche Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Auswärtiges Amt: Deutschland und Ägypten: bilaterale Beziehungen. Abgerufen am 29. September 2022.
  2. a b c d e f Deutsch-ägyptische Beziehungen - pangloss.de. Abgerufen am 29. September 2022.
  3. Hitler. Biographie. Siedler, München 2015, ISBN 978-3-8275-0060-1
  4. The Department of State Bulletin. Office of Public Communication, Bureau of Public Affairs, 1945 (google.de [abgerufen am 29. September 2022]).
  5. “Egyptian-German relations are Witnessing an unprecedented Boom on the Various Levels”. Abgerufen am 29. September 2022 (englisch).
  6. RedaktionsNetzwerk Deutschland: Rüstungsexporte nach Ägypten: Botschafter sieht Vertrauensbeweis. Abgerufen am 29. September 2022.
  7. Egypt (EGY) Exports, Imports, and Trade Partners | OEC. Abgerufen am 29. September 2022 (englisch).
  8. Martin Jendrischik: Benban-Solarpark: Sechs Millionen Solarmodule für eine Million Haushalte. In: Sauber in die Zukunft. 30. März 2020, abgerufen am 29. September 2022 (deutsch).
  9. In der Wüste von Ägypten wächst einer der größten Solarparks weltweit. In: Der Spiegel. 28. Oktober 2019, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. September 2022]).
  10. Mike Szymanski: Ägypten und seine "Freunde in Deutschland". In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 29. September 2022.
  11. Deutsch-Ägyptische Gesellschaft Bonn-Kairo e.V. Abgerufen am 29. September 2022.
  12. 9.5 million Egyptians live abroad, mostly in Saudi Arabia and Jordan. In: Egypt Independent. 1. Oktober 2017, abgerufen am 29. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  13. Germans in Egypt: Mirror to a Society in Flux - Qantara.de. Abgerufen am 29. September 2022 (englisch).
  14. deutschlandfunk.de: Deutsche Waffen für Ägypten - Roll (SWP): „Unsere Grundsätze für Rüstungsexporte funktionieren nicht“. Abgerufen am 29. September 2022.