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Fabrische Beziehung
Unter einer fabrische Beziehung, manchmal auch als fabrisches Bisystem bezeichnet, versteht man eine Interaktion zweier biologischer Arten, bei der Produkte oder Hinterlassenschaften der einen Art von der anderen Art weiterverwendet werden. Meist ist die Nutzung zeitlich verschoben.
Anders als beim Parasitismus, der zu den Antibiosen gezählt wird, schädigt die nutzende Art die andere nicht. Die fabrische Beziehung stellt also eine Probiose dar, bei der zumindest eine der beiden Partnerarten einen Nutzen ziehen kann, ohne dabei der anderen zu schaden (Parabiose). Anders als bei der Symbiose ist die Beziehung aber nicht zum wechselseitigen Vorteil.
Herkunft des Begriffs
Der Begriff entstammt den Arbeiten des russischen Zoologen und Ökologen Wladimir Nikolajewitsch Beklemischew, der die Beziehungen tierischer und pflanzlicher Arten innerhalb einer Biozönose analysierte.[1] Er unterschied vier Typen von Beziehungen zwischen biologischen Arten:[2]
- trophische Beziehungen (von griech. τροφή (trophe) „Ernährung“), in der es um den Nahrungserwerb einer Art auf Kosten einer anderen geht,
- phorische Beziehungen (griech. φορος „Träger”), bei der eine Art die andere verbreitet
- topische Beziehungen (griech. τόπος „Ort“), bei der die eine Art Einfluss auf die Siedlungsbedingungen einer anderen durch Änderung der physikalischen oder chemischen Umwelteigenschaften nimmt
- fabrische Beziehung (lat. faber „Handwerker“ bzw. fabricatio „Herstellung“, „Bau“), bei der eine Art aus Ausscheidungen oder Hinterlassenschaften einer anderen Art etwas baut (z. B. ein Nest).
František J. Turček leitet die fabrische Beziehung von der topischen ab, da es dabei meist um die Hinterlassenschaft von Arten geht, mit denen diese ihr Biotop bereits verändert haben.[3] Auch die phorische Beziehungsgruppe lässt sich nach der Ansicht Turčeks aus der topischen herleiten. Auch wenn die vier Beklemischewschen Beziehungsgruppen manchmal als zu schematisch angesehen werden,[4] hat das Konzept auch in der neueren ökologischen Literatur vielfach Eingang gefunden.
Beispiele
Von der zeitlichen Abfolge her betrachtet kann das fabrische Bisystem zu den Metabiosen gezählt werden, d. h. eine Art ist abwesend oder vielleicht zum Zeitpunkt der Nutzung ihrer Hinterlassenschaft durch die andere Art schon tot. Es handelt sich nicht nur um ökologische Beziehungen zwischen Tierarten, sondern auch zwischen Tieren und Pflanzen.
- Manche Einsiedlerkrebse leben in verlassenen Schneckenhäusern von Meeresschnecken.
- Einige Ameisenarten und manche Arten der Mauerbienen wie Osmia aurulenta nutzen die Gehäuse von Landlungenschnecken als Brut- und Wohnraum.
- Waldameisen verwenden zum Bau eines Ameisenhügels die abgefallenen Blätter der Nadelbäume.
- Meisen brüten bevorzugt in von Spechten geschaffen und dann verlassenen Nisthöhlen.
Einzelnachweise
- ↑ V. N. Beklimishev: On classification of biocoenological (simphysiological) interactions. In: Bulletin MOIP, Section Biology 56/5, S. 3-30, 1951
- ↑ Alexei Sharov: V. N. Beklemishev, Baltimore 1996
- ↑ František J. Turček: Ökologische Beziehungen der Vögel und Gehölze. Vydavatelštvo Slovenskej Akadémie Vied (Verlag der Slowakischen Adademie der Wissenschaften), Bratislava 1967, S. 16
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Literatur
- V. N. Beklimishev: On classification of biocoenological (simphysiological) interactions. In: Bulletin MOIP, Section Biology 56/5, S. 3-30, 1951