Benutzer:Regiomontanus/Bearbeitete Artikel/Cebrennus

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WissensMagazin WissensMagazin 51.833 208.184 Hochgeladen am 02.10.2009

http://facebook.com/WissensMagazin ... Die Spinne, die das Rad 'erfunden' hat. Prof. Ingo Rechenbergs rollende Sahara-Spinne.

Professor Ingo Rechenberg entdeckt am Rand der Sahara eine vermutlich noch unbekannte Spinnenart, die sich rollend, mit den Beinen angetrieben, fortbewegen kann.

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Und wieder einmal bestätigt sich, dass Aufsehen erregende Naturphänomene häufig ganz zufällig, im wahrsten Sinne des Wortes im Vorübergehen bemerkt werden. Professor Ingo Rechenberg vom Fachgebiet Bionik an der TU Berlin ist Ingenieur und hat eine Entdeckung gemacht, die so manchen Biologen neidisch machen dürfte.

Während seines Forschungsaufenthaltes in der Sahara entdeckte er eine Spinne, die vermutlich noch unbekannt ist, und die sich auf eine Art und Weise fortbewegt, wie man sie bislang nur von der Goldenen Radspinne (Carparachne aureoflava) beobachtet hat, die im Südwesten Afrikas in der Namib-Wüste beheimatet ist: Sie kann rollen.

Seit 25 Jahren reist Professor Ingo Rechenberg in die Wüste. Im Süden Marokkos, nahe der algerischen Grenze, schlägt der eingefleischte Sahara-Fan sein Lager auf und beobachtet die Tiere der Wüste. "Für uns Bioniker sind extreme Landschaften deshalb interessant, weil wir dort Lebewesen finden, die sich auf eine besondere Art und Weise an schwierige Lebensbedingungen anpassen müssen", sagt er.

Im Erg Chebbi bei Rissani ist der Professor aus Berlin inzwischen als Monsieur Sandfisch bekannt. Seine Beobachtungen an den schlüpfrigen Echsen, die wie durch den Dünensand zu tauchen scheinen, haben bereits für spannende Erkenntnisse für die Forschung an besonders reibungsarmen Oberflächen gesorgt. Dass es nun vielleicht bald eine Spinne geben wird, die seinen Namen tragen wird, freut Rechenberg ungemein.

"Bereits vor vier Jahren habe ich das Tier zum ersten Mal gesehen, als ich nachts mein Wüstenlager gerade fertig aufgeschlagen hatte", berichtet er. Er fing die ihm unbekannte Spinne ein, um sie genauer zu begutachten. Doch am kommenden Morgen zeigte sich die Nachtspinne wenig kooperativ. Aber Rechenberg glaubte zu erkennen, dass die ermattete Spinne versuchte, ihre acht langen Beine zu einem Rad zu formen um davon zu rollen.

Erst im Jahr 2008 lief ihm das nachtaktive Krabbeltier wieder vor die Füße. Der Professor und sein Mitarbeiter Abdulah Regabi El Khyari glauben ihren Augen nicht zu trauen: Die Spinne faltet ihre Beine zu einem Rad und rollt schnurstracks davon. "So etwas kannte man bisher nur von einer Spinnenart in der Namib-Wüste, nicht aus der Sahara", sagt Rechenberg. Aber im Gegensatz zur südafrikanischen Spinne, die nur passiv eine Düne hinunterkullert, konnte unsere Spinne durch Beinarbeit ihr Rollen beschleunigen.

Ein Anruf beim Bionik-Kollegen Prof. Werner Nachtigall bestätigte seine Vermutung, eventuell einen sensationellen Fund gemacht zu haben. Eine rollende Spinne mit Beinantrieb in der Sahara war unbekannt. Leider starb die Spinne und wurde von einem Skorpion verspeist. Ohne einen in Alkohol konservierten Beweis wäre Rechenbergs Entdeckung wissenschaftlich gesehen wertlos gewesen.

Zum Glück gelang es Rechenberg, in anstrengenden Nachtwanderungen zwei weitere "Roll-Spinnen" zu fangen. Eine Spinne wird in Alkohol konserviert, die andere kommt lebend mit nach Berlin. Spinnenexperte Peter Jäger am Senckenberg-Institut konnte das konservierte Exemplar als Männchen der Gattung Cebrennus zuordnen.

"Ob es sich tatsächlich um eine neue Art handelt, kann man zweifelsfrei erst nach der Untersuchung eines weiblichen Tieres der gleichen Art feststellen", erläutert Rechenberg. Ob die zweite, bei ihm zuhause lebende Spinne tatsächlich weiblich ist, weiß Rechenberg noch nicht. Zumindest hat er sie optimistisch "Ariadne" getauft.

Ob die Spinne also künftig als Cebrennus rechenbergii an ihren Entdecker erinnert, bleibt noch abzuwarten. Ihre Eigenschaft auf ebenem Untergrund rollen und auch laufen zu können, findet Rechenberg mindestens genauso spannend.

"Auf einem geeigneten Untergrund ist Rollen deutlich Energie sparender als Laufen", sagt der Ingenieur. Und hofft nun auf Inspiration für ein Vehikel, das sich sowohl laufend als auch fahrend fortbewegen kann. "So ein System zu entwickeln, wäre zum Beispiel für eine Marsmission interessant" sagt er. Bis ein solches Konstrukt tatsächlich gebaut wird, wird noch viel Zeit vergehen.

Gemeine Kräuselspinne

Gemeine Kräuselspinne

Systematik
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae)
Familie: Kräuselspinnen (Dictynidae)
Gattung: Dictyna
Art: Gemeine Kräuselspinne
Wissenschaftlicher Name
Dictyna arundinacea
(Linnaeus, 1758)

Die Gemeine oder Gewöhnliche Kräuselspinne (Dictyna arundinacea), auch Wiesenlauerspinne genannt, ist eine Webspinne innerhalb der Familie der Kräuselspinnen (Dictynidae). Sie ist die Typusart der Gattung Dictyna und somit der gesamten Familie.[1] Der deutschsprachige Trivialname Gemeine Kräuselspinne deutet darauf hin, dass diese Spinne eine der häufigsten Arten der Kräuselspinnen ist.

Merkmale

Die Körperlänge der Gemeinen Kräuselspinne beträgt bei Männchen 2 bis 3 Millimeter, bei Weibchen 2,5 bis 4,5 Millimeter.[2] Der gesamte Körper ist dunkelbraun und mit weißgrauen und braunen Haaren bedeckt. Die Härchen lassen ein charakteristisches Muster auf dem Hinterkörper (Opisthosoma) entstehen, dessen vorderer Abschnitt aus einem dunklen, länglichen Fleck besteht, der in der Mitte meist eingeschnürt erscheint. Daran schließen mehrere, nach hinten zu kürzer werdende Querbalken oder Winkelflecken an. Der erste dieser Querbalken hat an seinen Enden meist charakteristische, nach vorne weisende Spitzen. Diese Zeichnung kann bei älteren Exemplaren wegen des Abriebs der Härchen verwaschen erscheinen.[3]

Die Beine sind dunkelbraun, stellenweise mit undeutlichen, hellen oder dunklen Ringeln. Die Unterseite von Coxen und Schenkel sind mit weißen Härchen überzogen. Die Spitzen der Tarsen sind dunkel gefärbt. Das Cribellum ist wie bei allen Mitgliedern der Gattung Dictyna ungeteilt, wodurch sich diese von anderen Gattungen der Kräuselspinnen, beispielsweise Nigma unterscheiden.[4]

Ähnliche Arten

Die Gemeine Kräuselspinne kann mit anderen Arten derselben Gattung, beispielsweise mit der Heckenlauerspinne (Dictyna uncinata), verwechselt werden. Diese hat jedoch nur drei statt fünf Haarstreifen auf dem Voderkörper. Dictyna pusilla ist deutlich kleiner als die Gemeine Kräuselspinne. Die sicherste Unterscheidungsmethode ist eine mikroskopische Untersuchung der Geschlechtsorgane.[4]

Vorkommen

Die Gemeine Kräuselspinne ist fast in der gesamten Holarktis verbreitet, sie ist in Europa, Asien und Nordamerika zu finden. Nur in Indien und Südostasien scheint sie zu fehlen.[4] In den meisten Regionen ihres Verbreitungsgebietes ist sie die wohl häufigste cribellate Spinne. Die Art bewohnt sonnige und offene Stellen, beispielsweise Heide und Wegränder, genauso auch Feuchtwiesen und Trockenrasen.[3]

Lebensweise

Die Gemeine Kräuselspinne baut ihr unregelmäßiges Fangnetz bevorzugt an der Spitze abgestorbener, vorjähriger Pflanzen, beispielsweise Besenheide, Johanniskraut oder Dost, die aus der umgebenden Vegetation hinausragen. Etwa in der Mitte, meist an einer Verzweigung der Pflanze, baut die Spinne ihren zentralen und dicker gesponnenen Schlupfwinkel und webt von dort aus nach außen führende, lockere Fangfäden.[5] In seiner Gesamtheit betrachtet, erinnert das Netz an das der Kugelspinnen, auch Haubennetzspinnen genannt. Anders als bei diesen dienen aber anstelle von Klebetröpfchen die mit Kräuselwolle umgebenen Fangfäden dem Festhalten der Beute. Mit dem Calamistrum, einer kammartigen Struktur am Metatarsus des letzten Beinpaares, werden die vom Cribellum erzeugten Kräuselfäden auf die Fangfäden aufgekämmt. Die in das Netz fliegenden Insekten verfangen sich in der Fangwolle. Sie werden von der alarmierten Spinne mittels Gift gelähmt, auch wenn sie wesentlich größer als diese sind.[4]

Die Spinne selbst verbirgt sich meist im Schlupfwinkel. Sie deponiert hier auch ihre linsenförmigen, weißen Eikokons. Vier bis sechs solcher Gelege können pro Jahr herstellt werden.[5] Die Weibchen können von März bis in den späten Herbst beobachtet werden,[2] die Männchen bis August. Hauptpaarungszeit ist in mittleren Breiten im Sommer, im Süden entsprechend früher. Die Männchen sterben bald nach der Begattung, ihre Lebenszeit nach der Reifehäutung ist nur sehr kurz.[4]

Einzelnachweise

  1. Dictyna arundinacea. In: World Spider Catalog. Version 16, Naturhistorisches Museum Bern, 2015, abgerufen am 28. Mai 2015
  2. a b W. Nentwig, T. Blick, D. Gloor, A. Hänggi, C. Kropf: Dictyna arundinacea. Beschreibung und Verbreitungskarte bei araneae –- Spiders of Europe, Version 05.2015, abgerufen am 28. Mai 2015
  3. a b Heiko Bellman: Der Kosmos Spinnenführer. Über 400 Arten Europas. Kosmos Naturführer. Kosmos (Franckh-Kosmos), 1. Auflage, Stuttgart 2010, S. 216 ISBN 978-3-440-10114-8
  4. a b c d e Nicolaj Klapkarek: Wiesenlauerspinne - Dictyna arundinacea Artenprofil bei www.natur-in-nrw.de, abgerufen am 28. Mai 2015
  5. a b Heiko Bellman: Kosmos Atlas Spinnentiere Europas. Über 1000 Fotos. Kosmos (Franckh-Kosmos), 3. Auflage, Stuttgart 2006, S. 42 ISBN 978-3-440-10746-1