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Sphenodon punctatus

Sphenodon punctatus

Systematik
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Überordnung: Schuppenechsen (Lepidosauria)
Ordnung: Sphenodontia
Familie: Sphenodontidae
Gattung: Brückenechsen (Sphenodon)
Art: Sphenodon punctatus
Wissenschaftlicher Name
Sphenodon punctatus
(Gray, 1842)

Sphenodon punctatus ist einer der beiden rezenten Vertreter der urtümlichen Gattung der Brückenechsen (Sphenodon).

Merkmale

Sphenodon punctatus wird bis zu 65 Zentimeter lang. Durchschnittlich beträgt die Körperlänge 40 bis 50 Zentimeter, wobei die Männchen etwas kleiner sind als die Weibchen. Der Körper ist massig und wird von kräftigen Beinen getragen. Der Kopf ist verhältnismäßig groß. Am Rücken besitzt Sphenodon punctatus einen Rückenkamm und wird ca. 1 kg schwer.

Nahaufnahme des Kopfes

Besondere Anatomie

Die Rückenwirbel haben einen konkaven Querschnitt. Zwischen den Schläfenknochen, befindet sich ein drittes, nicht sichtbares Auge, auch Scheitel- oder Parietalauge, genannt, welches mit einer dünnen Haut überwachsen ist. Als Funktion wird die Steuerung der inneren Uhr oder die Bildung von Vitamin D vermutet. Als weiteres besonderes Merkmal besitzt Sphenodon punctatus noch freie Rippenpaare am Bauch.

Draufsicht des Schädels. Die kleine Öffnung in der Mitte ist das sogenannte Scheitelauge, welches äußerlich nicht sichtbar ist.

Lebensweise

Sphenodon punctatus ist vor allem dämmerungs- und nachtaktiv. Die Art hat von allen rezenten Reptilien den langsamsten Stoffwechsel und das langsamste Wachstum, welches sich bis zu 60 Jahren oder mehr hinziehen kann. Die Tiere leben vor allem am Erdboden und jagen dort nach Grillen, Käfern, Insektenlarven, Würmern, Schnecken. Jungvögel und Eidechsen gehören ebenfalls zu den Beutetieren. Sphenodon punctatus übertagt in selbst gegrabenen oder in von Sturmvögeln verlassenen Erdhöhlen. Um Fressfeinden zu entgehen, verharren die Tiere regungslos am Boden, wobei die Tarnfärbung das Entdeckungsrisiko reduziert. Die Art erreicht ein für Reptilien hohes Alter. Es wird eine Lebenserwartung von mehr als 150 Jahren angenommen.[1][2]

Lautäußerung

Die Laute der Tiere erinnern an leises menschliches Wehklagen.

Fortpflanzung

Die Geschlechtsreife erreichen die Tiere erst im Alter von 10 bis 20 Jahren. Das Weibchen legt, meist in der Zeit von Oktober bis Dezember – das ist in Neuseeland Frühling bis Frühsommer – bis zu 15 weiße, weichschalige Eier, welche sie in eine selbst gegrabene, flache Grube legt.[3] Der Schlupf der Jungtiere erfolgt erst nach 12 bis 15 Monaten.[1] Dies ist die längste Inkubationszeit aller Reptilien. Für die Art wird eine jährliche Fortpflanzungsperiode im Sommer bis Frühherbst (in Neuseeland ist das Januar bis März) vermutet. Zwischen Paarung und Eiablage können jedoch mehr als drei Jahre vergehen, da jedes Weibchen nur alle vier Jahre seine Eier ablegt.[3] Der Samen kann von den Weibchen gespeichert werden, es sind aber anatomisch keine eigenen Organe dafür vorgesehen.

Jungtier

Verbreitung

Früher kam diese Art auf der ganzen Nordinsel Neuseelands vor. Heute beschränkt sich das Vorkommen auf einige vorgelagerte raubtierfreie Inseln.

Verbreitungskarte von Sphenodus

Lebensraum

Die Tiere leben im Buschwerk oder Unterholz der Vegetation. Die Inseln, auf denen die Reliktpopulationen von Sphenodon punctatus leben, sind ökologische Nischen. Es sind Felseninseln, die Wind und Sturmfluten ausgesetzt sind. Die Pflanzen müssen salztolerant sein. Nur der Guano der dort nistenden Seevögel bietet den Pflanzen ausreichend Nährstoffe. Die Inseln sind feucht und kalt. Die Luftfeuchtigkeit erreicht 80 Prozent, die Temperatur erreicht kaum 20 Grad Celsius und liegt oft um den Gefrierpunkt. Die Brückenechsen sind an diese Verhältnisse angepasst. Von allen wechselwarmen Reptilien benötigen sie die geringste Wärmeaufnahme, um aktiv zu werden. Sie sind auch bei Temperaturen von 7,5 °C bis 12 °C aktiv, die bevorzugte Körpertemperatur liegt jedoch zwischen 16,5 °C und 21 °C. Die Brückenechsen wurden in Gefangenschaft oft zu warm gehalten, da man von anderen Reptilien, vor allem den Schuppenkriechtieren, höhere Wärmeansprüche gewohnt war. Bei Temperaturen von mehr als 24 °C zeigen die Brückenechsen Stressreaktionen, bei mehr als 28 °C können sie sterben, da sie ihre Körperwärme nicht selbst regulieren können.[4]

Systematik

1989 wurde die Population auf Brother Island, die sich durch markante Flecken von denen auf den umliegenden Inseln unterscheidet, durch eingehende DNA-Untersuchen abgespalten. Diese Art trägt jetzt den wissenschaftlichen Namen Sphenodon guentheri.

Besonderheiten

Die nächsten Verwandten von Sphenodon punctatus und Sphenodon guentheri liegen nur als Fossilien vor, welche ein Alter von 170 bis 200 Millionen Jahren haben. Die beiden Brückenechsen stellen daher lebende Fossilien dar.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Durch eingeschleppte Ratten, Hunde, Katzen und Schweine, die die Gelege der Brückenechse während der langen Inkubationszeit von 12 bis 15 Monaten[1] plündern oder die Jungtiere fressen, sowie durch die Umwandlung ihres Lebensraumes in Viehweiden verschwand die Art von der nördlichen Hauptinsel Neuseelands. Sie kommt heute nur noch auf vorgelagerten Inseln in der Cookstraße (wie Stephens Island) und vor der nördlichen Küste vor. Als Schutzmaßnahme gegen diese Gefährdung wurden und werden die eingeschleppten Tiere von diesen Inseln entfernt. Als weitere Maßnahmen gegen das Aussterben wird Sphenodon punctatus, allerdings erst in letzter Zeit, erfolgreich gezüchtet. Im Jahre 2007 erfolgte im Schutzgebiet Karari Wildlife Sanctuary bei Wellington die erste erfolgreiche Wiederansiedlung auf der Nordinsel Neuseelands seit dem dortigen Verschwinden.

Der Bestand wurde 1964 auf 10.000 Tiere geschätzt, durch die erfolgreichen Zuchtprogramme steigt die Anzahl der Exemplare wieder an.

Tuatara im Terrarium im Zoo der Stadt Otorohanga auf der Nordinsel Neuseelands

Quellenangaben

Einzelnachweise

  1. a b c Brückenechse oder TuaTara, Sphenodon punctatus, Fact Sheet des Naturhistorischen Museums Wien. (Abgerufen am 1. Februar 2014).
  2. Associated Press: Echse wird mit 111 Jahren Vater. Frankfurter Rundschau vom 26. Januar 2009. (Abgerufen am 1. Februar 2014).
  3. a b B. Musico: Fortpflanzung von Sphenodon punctatus Animal Diversity Web, 1999. (Abgerufen am 1. Februar 2014).
  4. B. Musico: Habitat von Sphenodon punctatus Animal Diversity Web, 1999. (Abgerufen am 1. Februar 2014).

Literatur

  • Das große Weltreich der Tiere. Planet Media AG, Zug 1992, ISBN 3-8247-8614-1, S. 416–417.
  • David Burine: Faszination Tierwelt. Neuer Honis Verlag, Köln 2000, ISBN 978-3829904780, S. 146.
  • Francesco Slvadori, Pierro Cozzaglio: Seltene Tiere. Unipart Verlag GmbH, Remseck bei Stuttgart 1992, ISBN 3-8122-3077-1, S. 105.
  • Evžen Kůs, Václav Pfleger: Seltene und bedrohte Tiere. Die große farbige Enzyklopädie. Gondrom, 2000, ISBN 3-8112-1830-1, S. 116.
  • Wilhelm Eigner: Enzyklopädie der Tiere. Band 1, Weltbild, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-360-9, S. 248.
  • Miloš Andĕra: Bedrohte Tiere. Dausien, 1998, ISBN 3-7684-2800-1, S. 148–149.
  • Jiří Felix: Tierwelt Australiens und der Antarktis. Artia, Prag 1986, S. 285.
  • Kerstin Viering, Roland Knauer: Bildatlas Bedrohte Tierarten. Naumann Göbel Verlagsgesellschaft mbH, Köln 2012, ISBN 978-3-625-13359-9, S. 237.
  • Mark Carwardine: Guinness Buch der Tierrekorde. Komet, 2000, ISBN 389836-103-9, S. 168.

Weblink

Commons: Sphenodon punctatus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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