Benutzer:RiemannStud/Epistola pro auxilio adversus paganos
{{Wikipedia:Redaktion Chemie/PROLOG |BILD=TU Darmstadt Logo.svg |TITEL=Übung: Landesausbau östlich der Elbe – das Beispiel Brandenburg |INHALT=Dieser Artikelentwurf entsteht als Studienleistung im Sommersemester 2012 im Rahmen der Übung „Landesausbau östlich der Elbe – das Beispiel Brandenburg“ zu einem Thema des hochmittelalterlichen Landesausbaus der Region. Die Übung findet am Fachbereich 2 der TU Darmstadt statt und wird von Martin Bauch geleitet; die technische Betreuung innerhalb der Wikipedia übernimmt Michael Sander.
Hilfe: Allgemeines • Stilistische Hinweise • Quellenangaben allgemein • Literaturangaben • Einzelnachweise/Fußnoten • Externe Links • Interne Links • Allgemeine Formatierung }}
Das erste Konzept zu einem Kreuzzug gegen die Wenden wurde im Namen von Adalgot von Magdeburg verfasst und ist bekannt unter dem Titel "Epistola pro auxilio adversus paganos (slavos)", was übersetzt soviel heißt wie "Aufruf zum Kreuzzug gegen die heidnischen Slawen", oft auch als Aufruf zum Wendenkreuzzug 1108 bezeichnet. Die einzige bekannte Abschrift der Quelle liegt unter der Signatur Hs.794 in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt. Die Abschrift stammt ursprünglich aus dem Kloster Grafschaft.
Der Aufruf 1108
Es wird angenommen, dass der Aufruf von einem flandrischen Geistlischen um 1108 verfasst wurde. Hinter dem Aufruf stehen laut der Quelle mehrere geistliche sowie weltliche Fürsten aus Sachsen, die sich an Fürsten aus Flandern, Lothringen und dem Rheinland wenden. Aufgerufen wird zur Christianisierung der heidnischen Slawen und der Rückgewinnung der durch die Slawen besetzten Gebiete östlich der Elbe. Hauptsächlich wird über die Gräueltaten der Slawen aufgrund ihrer heidnischen Religion berichtet; im Mittelpunkt steht der blutige Kult um den slawischen Gott Pripegal.
Verfasser
Als Verfasser wird ein flandrischer Geistlicher, der im Dienst des Erzbischofs von Magdeburg stand, angenommen. Gestützt wird diese These durch die besondere Hervorhebung der Flamen in der Quelle. Graf Robert von Flandern wird z.B. als einziger mit "ehrwürdig" betitelt, alle anderen Personen erhalten keine vergleichbaren Attribute. Ein weiterer Hinweis auf einen Flamen als Verfasser gibt die Nennung von drei flämischen Geistlichen: Bertulf, Lambert und Tankred waren nicht bekannt genug um von einem nicht-flämischen Verfasser in der Quelle genannt zu werden.
Datierung
Bei der Datierung auf 1108, legen die Historiker Amtserhebungs- sowie Todesdaten zu Grunde. Vergleicht man die Erhebungen und Tode der gennanten Personen in der Quelle so stellt man fest:
- 1107 wurden der als Verfasser genannte Adalgot von Magdeburg und der als Empfänger genannte Reginhard von Halberstadt in ihr Amt eingesetzt.
- 1111 starben der als Verfasser genannte Bischof Walram von Naumburg und der als Empfänger genannte Graf Robert II. von Flandern
- König Heinrich V. hielt sich nur in den Jahren 1106-1109 auf längere Zeit in Sachsen auf
Daraus folgt, dass die Quelle im Zeitraum von 1107 bis 1109 verfasst worden sein muss.
In der Quelle wird außerdem der 16. Mai als Datum zur Sammlung in Merseburg genannt, laut Quelle sollte auch der König dort zugegen sein. Nachweislich bekannt ist, dass König Heinrich V. am 30. Mai 1108 in Merseburg zugegen war [1], was das Jahr 1108 als Verfassungszeitpunkt annehmen lässt.
Forschungskontroverse
Die Quellle "Epistola pro auxilio adversus paganos" hat eine Forschungskontroverse unter Historikern ausgelöst. Es wird darüber gestritten, ob es sich dabei um einen echten Aufruf zu einem Kreuzzug handelt, der Text nur eine private Stilübung eines Mönches war oder gar eine Fälschung ist.
Für einen echten Aufruf sprechen die sehr gute zeitliche Übereinstimmung der als Verfasser und als Adressaten genannten Personen in der Quelle sowie die nachweisliche Anwesenheit von Heinrich V. am 30. Mai in Merseburg, also zeitnah zum in der Quelle gennanten Datum, dem 16. Mai. Für eine private Stilübung spricht die ungewöhnliche Reihung der Adressaten, man findet den Erzbischof von Köln erst an fünfter Stelle obwohl er als Kurfürst normalerweise als erster genannt werden sollte. Ein weiterer Punkt ist, dass dem Aufruf keine Konsequenzen folgten, es zumindest keine Quellenbelege für einen Feldzug gegen die Wenden im Jahre 1108 gibt. Eine Fälschung wurde im 18. Jahrhundert angenommen, wegen der bereits oben erläuterten ungewöhnlichen Reihung der Adressaten und der Benennung des unbekannten wendischen/slawischen Gottes Pripegal. Die ungewöhnliche Adressatenreihung wird inzwischen aber auf eine geographische Linie zurückgeführt, die von Sachsen als Ursprungsgebiet der Quelle nach Flandern läuft. Über einen Gott namens Pripegal ist zwar nichts bekannt, aber die Quellenlage zur slawischen Religion ist allgemein sehr schlecht. Pripegal könnte ein regionaler Nebengott oder auch eine regionaler Name für eine der Hauptgottheiten sein.
Einzelnachweise
Literatur
- Beumann, Helmut: Kreuzzugsgedanke und Ostpolitik im hohen Mittelalter, in: Historisches Jahrbuch, Bd. 72, 1953, S.112-132
- Herrmann, Jan-Christoph: Der Wendenkreuzzug von 1147, Frankfurt am Main 2011.
- Knaus, Hermann: Grafschafter Handschriften in Darmstadt, in: Wiegel, Josef (Hg.): Grafschaft. Beiträge zur Geschichte von Kloster und Dorf, Grafschaft 1972, S.95-105.
- Knoch, Peter: Kreuzzug und Siedlung. Studien zum Aufruf der Magdeburger Kirche von 1108, in: Jahrbuch für Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, Bd. 23, 1974, S.1-33.
- Krabbo, Hermann: Eine Schilderung der Elbslawen aus dem Jahre 1108, in: Brackmann, Albert(Hg.): Papstum und Kaisertum, Aalen 1973, S.251-262.
Edition
- Kehr, Paul Fridolin(Hg.): Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg I, Magdeburg 1899, p. 75 n. 91