Benutzer:Rita2008/Stolpersteine Treptow-Köpenick

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In der Liste der Stolpersteine in Esslingen am Neckar werden die in Esslingen am Neckar vorhandenen Stolpersteine aufgeführt, die im Rahmen des Projekts des Künstlers Gunter Demnig verlegt wurden.

Die Liste enthält neben der Adressenangabe des jeweiligen Stolpersteins, dem Namen des NS-Opfers und einem etwaigen Bild insbesondere  – soweit verfügbar – einige biografische Informationen.

Adresse Name Leben Bild
Karl-Kunger-Straße 22 (vormals Graetzstraße) Elly Sieburg, geb. Cerf Elly Sieburg * 9. April 1887 als Elly Cerf in Halle (Saale) Sie heiratet wahrscheinlich im Jahre 1910 in Hannover. Im Jahre 1911 wird ihre Tochter Eva geboren. Die Eheleute trennen sich, und Elly Sieburg verlässt Hannover und begibt sich nach Berlin. Ihre Tochter bleibt vorerst in einem Kinderheim in Hannover. In Berlin bemüht sich Elly Sieburg, von Beruf Directrice, für sich und ihre Tochter eine Existenz aufzubauen. Im Jahre 1920 ist sie wirtschaftlich in der Lage, ein Wäsche- und Handarbeitsgeschäft in Treptow, in der Graetzstraße 22, zu eröffnen. Es erweist sich als ein erfolgreiches Unternehmen. Sie kann ihre Tochter nach Berlin holen. Die an das Geschäft angrenzende Wohnung bewohnen Mutter und Tochter gemeinsam. Die so genannten „Rassengesetze“, die am 15. September 1935 verabschiedet werden, bestimmen Elly Sieburg zur Jüdin und der „deutschen Rasse“ nicht zugehörig. Die Tochter, deren Vater nach diesem Gesetz „arisch“ ist, wird so zur „Halbjüdin“. Eva Sieburg nimmt Kontakt zu ihrem Vater auf, von dem sie sich Schutz und Unterstützung verspricht. Der Vater ist freundlich, aber er fühlt keine Verpflichtung gegenüber den beiden Frauen. Mutter und Tochter planen die Auswanderung aus Deutschland. Aber am 9. November 1938 sind sie noch in Deutschland und müssen die so genannte „Kristallnacht“ erleben. Im Verlauf des Überfalls und der Zerstörung ihres Geschäfts sowie ihrer Wohnung, verliert Elly Sieburg nicht nur einen großen Teil ihrer Warenbestände aus dem Geschäft, randalierende Nazis und Nachbarn dringen auch in die Wohnung ein und „bedienen“ sich schamlos. Elly Sieburg wird gezwungen, das Geschäft aufzugeben. Die Wohnung müssen Mutter und Tochter ebenfalls räumen. Sie beziehen eine Wohnung in der Wadzeckstraße 1. Elly Sieburg wird zur Zwangsarbeit verpflichtet, in einer Textilfabrik näht sie Blusen am Band. Sie muss den Gelben Stern tragen und erleidet auch alle anderen diskriminierenden Maßnahmen, denen die Juden ausgesetzt sind. Am 27. Februar 1943 fällt sie der Fabrikaktion zum Opfer. Sie wird vom Arbeitsplatz weg in die Große Hamburger Straße gebracht und dort festgehalten. Der Tochter gelingt es, die Mutter von dort wieder herauszuholen: Am 3. März 1943 wird Elly Sieburg entlassen. Ein Jahr später kann auch die Tochter für ihre Mutter nichts mehr tun. Am 11. Januar 1944 trifft Elly Sieburg im Konzentrationslager Theresienstadt ein. Im Rahmen der Möglichkeiten halten Tochter und Mutter Kontakt. Eva Sieburg schickt Päckchen nach Theresienstadt. Als der Krieg zu Ende ist, die Alliierten den Sieg über die deutsche Wehrmacht errungen haben, ist auch für Elly Sieburg die Befreiung gekommen. Aber sie ist nicht in der Lage, diese Stunden des Glücks zu genießen. Die Jahre der Verfolgung und die Monate der Haft in Theresienstadt haben sie gesundheitlich völlig geschwächt. Im August 1945 wird sie mit einem Krankentransport von Theresienstadt nach Berlin gefahren und in das Martin-Luther-Krankenhaus gebracht. Am 28. Februar 1946 stirbt Elly Sieburg im Krankenhaus.
Puderstraße 22 Arnold Graetz, Jenny Graetz Arnold Graetz, * 13. Februar 1898, Jenny Graetz * 11. April 1894. Es ließen sich nur wenige biographische Aussagen ermitteln. Beide wurden in Ritschenwalde geboren. Jenny hat keinen anderen Geburtsnamen. Es liegt also nahe, dass sie Geschwister gewesen sind. Oder aber Cousin und Cousine. Jenny hat zuletzt bei einer Firma Kurt Seidel in W35 gearbeitet. Das geht aus der Urkunde über die Vermögensbeschlagnahme von 19,66 RM Lohn vom 26. August 1943 hervor. Auch findet man noch Herrn Erich Graetz, ebenfalls in Ritschenwalde geboren am 22. Oktobe1892, der zuletzt in Halensee wohnte und nach Auschwitz deportiert wurde, nämlich am 26. Februar 1943. War er ein weiterer Bruder? Die einzigen Nachweise für Erich und Arnold Graetz sind die Karteikarten; ihre Akten sind nicht überliefert. Das ist das letzte Lebenszeichen von ihr. Sie wurde mit dem 35. Osttransport am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert, Arnold war mit dem 34. Osttransport am 04. März 1943 deportiert worden. Von Arnold Graetz ist das Sterbedatum 08. Mai 1943 vermerkt. Selbst das ist bei Jenny Graetz nicht überliefert. Aber fast zwei Jahre später, noch am 22. Februar 1945 verfasst, mahnt die Oberfinanzkasse des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg die Commerzbank wegen der Einziehung des Bankguthabens. Die Commmerzbank hingegen beteuerte am 17. November 1944, RM 400,-- an die Jüdische Kultusvereinigung Berlin w/Transport Nr.22766/36 als Sonderbeitrag für Abwanderung überwiesen zu haben.
Rethelstraße 6a Leo Lustig, Hedwig Lustig, Selma Gottfeld, Max Seelig, Ingeborg Seelig Im Juni 1933 zog eine junge Familie mit ihrer 9-jährigen Tochter Ingeborg in diesem Hause ein, das erst einige Jahre zuvor neu erbaut worden war. Ihr Vater Leo Lustig war wohl Kaufmann, jedenfalls laut dem Jüdischen Adressbuch für Berlin von 1929, wo er allerdings noch in der Elsässer Straße wohnte. War er, als er hier einzog, schon dem Boykott jüdischer Geschäfte im April 1933 zum Opfer gefallen? Wir wissen es nicht. Und niemand konnte es noch erzählen.

Keine zehn Jahre später, am 29. Januar 1943 verließ er auch diese Wohnung nur mit einem kleinen Koffer, keineswegs freiwillig, mit seiner Frau Hedwig, geborene Gottfeld, und kam nicht mehr wieder. Sie wurden mit dem 27. Alterstransport nach Auschwitz deportiert.

Rethelstraße 6a Leo Lustig * 22. August 1886 in Ratibor, Schlesien, letzte Beschäftigung: Arbeiter bei Gustav Genschow, Bouchéstraße, Wochenlohn 30 Reichsmark
Rethelstraße 6a Hedwig Lustig, geb. Gottfeld * 10. September 1885 in Stargard, Pommern, letzte Beschäftigung: Arbeiterin bei Siennig(?) in Weißensee, Generalstr. 8-9, Wochenlohn 16 RM; Beruf Schneiderin, Sammellager: Große Hamburger Straße 26
Rethelstraße 6a Ingeborg Seelig, geb. Lustig * 11. Februar 1924 in Berlin, verheiratet mit dem Schlosser Max Seelig aus Neukölln, letzte Beschäftigung: Bandarbeiterin bei Siemens-Halske, Charlottenburger Ufer 17, Sterbeort Riga
Rethelstraße 6a Max Seelig * 26. April 1921, Geburtsort: Berlin, so genannter „Geltungsjude“, da zwei Großelternteile Juden waren,

wohnhaft seit März 1942 in der Rethelstr. 6a, vorher in Neukölln, Nansenstraße 86, letzte Beschäftigung: Schlosser, Deportation mit dem 18. Transport vom 15. August 1942 nach Riga, 938 Menschen, kein Überlebender

Rethelstraße 6a Gottfeld, Selma * 15. Februar 1881 in Stargard, Pommern, vermutlich die Schwester von Hedwig Lustig
Güldenhofer Ufer 10 Alfred Selbiger, geb. am 16.05.1911 * 16. Mai 1911, Nach dem Abitur studierte er zunächst Medizin. Als es durch die Nazi-Gesetzgebung aussichtslos wurde, als Jude je eine Zulassung zu bekommen, wechselte er zum Rabbiner-Seminar. Bereits 1933 war Alfred in der Jugendbewegung der Berliner zionistischen Vereinigung aktiv. 1938/39 leitete er zusammen mit seiner Frau Erika das Gut Havelberg. Im Sommer 1939 reist er zum Zionistenkongress in die Schweiz. Er kam zurück in das faschistische Deutschland. Er sagte, er wird jetzt in Berlin gebraucht. Mitte 1939 gab es in Deutschland noch 20 Hachschara – Lehrgüter mit etwa 1500 Bewohnern, die sich in den landwirtschaftlichen Betrieben auf ihre Ausreise nach Palästina vorbereiteten. Alfred Selbiger leitete diese Güter. Das Reichssicherheitshauptamt liquidierte und arisierte die meisten Hachschara –Güter. Einige wurden von der SS zu Arbeitslagern umfunktioniert. Alfred arbeitete nun maßgeblich im Palästina–Amt in der Meinickestraße 10, das mit dem britischen Mandatsbehörden in Palästina zusammenarbeitete. Ab Oktober 1939 wurden Einreisevisa für deutsche Juden nicht mehr ausgestellt, denn jetzt waren Großbritannien und Deutschland im Kriegszustand. So organisierte das Palästina – Amt in Berlin die illegale Einwanderung nach Palästina… Von März 1939 bis August 1940 wurden die Illegalen über Wien, entlang der Donau nach Jugoslawien gebracht. Dort gingen sie an Bord von Schiffen, die sie nach Palästina brachten. 1800 vorwiegend junge Juden gelangten so aus Deutschland nach Palästina, andere kamen nie nach Palästina - sie sanken seeuntüchtig im Mittelmeer oder wurden an der Küste Palästinas von den Briten aufgebracht und ins Ungewisse zurückgeschickt. Als das Palästina – Amt von der Gestapo geschlossen wurde, übernahm Alfred eine Stelle in der Personalabteilung der „Reichsvereinigung für Juden“. Ab 1942 arbeitete Alfred auch verdeckt und illegal für die Jugendbewegung Hechaluz, dessen letzter Bundesleiter er war. Als die Gestapo anordnete, dass in den jüdischen Betrieben, Verwaltungen und im Krankenhaus nur noch ein Notdienst aufrecht zu erhalten sei, mussten sich 533 Mitarbeiter der Reichsvereinigung, des Kulturbundes, des jüdischen Krankenhauses sowie deren 328 Angehörige am 22. Oktober 1942 im Sammellager Große Hamburger Straße zur Deportation einfinden, insgesamt also 861 Personen. 20 von ihnen tauchten unter und entzogen sich der Deportation. Die Gestapo nahm dafür 20 führende Mitglieder der Reichsvereinigung und des jüdischen Kulturbunds als Geiseln. Acht von ihnen wurden am 20. November l942 in Sachsenhausen oder in Lichterfelde erschossen. Unter ihnen war Alfred Selbiger, damals 31 Jahre alt.
Güldenhofer Ufer 10 Heinrich Selbiger,
Emma Selbiger, geb. Behr,
Erika Selbiger, geb. Katz
Heinrich Selbiger, * 2. August 1884 war Veteran und hochdekorierter Frontkämpfer der deutschen Armee im 1. Weltkrieg. Er war Lehrer für Geschichte, jüdische Geschichte und Hebräisch. In dieser Tätigkeit unterrichtete er bis zur Schließung aller Jüdischen Schulen im April 1942 in der Mittelschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Große Hamburger Straße. Am 1. Dezember 1942 erfuhr er von der Ermordung seines Sohnes, Alfred Selbiger. Gleichzeitig wurden er, seine Ehefrau Emma Selbiger, * 21. Mai 1885 und ihre Schwiegertochter Erika, * 18. Juni 1914 aufgefordert - zusammen mit den anderen Hinterbliebenen von erschossenen Geiseln - sich als Sühnemaßnahme zur Deportation im Sammellager einzufinden. Alle drei - Heinrich, Emma und Erika Selbiger zogen der Deportation den Freitod vor.

Literatur

  • Stolpersteine in Berlin Treptow-Köpenick eine Dokumentation über 30 Orte des Gedenkens mitten unter uns Eine Dokumentation der VVN-BdA in Treptow-Köpenick

Einzelnachweise


Stolpersteine Treptow-Köpenick